Hautpoult

[109] Hautpoult (spr. Opuh), 1) F., war vor der Revolution Rittmeister bei einem Regiment Jäger zu Pferde, wurde bald darauf Oberst, commandirte mit Auszeichnung bei Fleurus, wurde nachher Brigadegeneral u. commandirte bei der Avantgarde der Sambre- u. Maasarmee; er zeichnete sich bes. bei Altenkirchen 1796 aus, verlor seine Stelle durch Jourdan, erhielt sie jedoch wieder; commandirte 1805 in Deutschland ein Corps Cavallerie, zeichnete sich bei Austerlitz aus u. st. 1807 bei Eylau an seinen Wunden. 2) Anna Marie von Montgerauld von Coutances, Gräfin H., geb. 1760 in Paris, Tochter des königlichen Schatzmeisters, heirathete frühzeitig den Grafen Beaufort, emigrirte Anfangs der Revolution in die Schweiz, kehrte kurz vor dem Tode ihres Gatten 1795 nach Frankreich zurück, vermählte sich dann mit dem Grafen Karl von H., von dem sie sich aber bald wieder trennte: sie schr. unter dem Namen Beaufort, Poesien, Abhandlungen zum Unterrichte der Jugend u. viele Romane, u.a.: Zelia; Das Kind aus dem Soufleurloche; Childerich; Seferine; Clementine; Athenäum für Damen; Arundel, Handbuch der älteren u. neueren Literatur für junge Damen; Die Bewohner der Ukraine; Handbuch der Literatur für beide Geschlechter; Erzählungen u. Novellen der Großmutter etc.; 3) Maria Constant Fidèle Henri Amand, Marquis von H., geb. 1780 im Schlosse Lasbordes in Languedoc. Durch die Revolution in die dürftigsten Umstände versetzt, diente er in einem Dorfe bei Versailles eine Zeitlang als Gärtnerbursche, kam dann in das Gymnasium zu Versailles, trat in die dasige Reiterschule, besuchte später die Polytechnische Schule in Paris u. kam 1802 in die Artillerie- u. Ingenieurschule zu Metz. 1803 in die reitende Artillerie aufgenommen, war er beim Occupationsheer in Hannover u. 1805 unter Murat bei Ulm u. Austerlitz. In Spanien (1808) zum Stabsmajor der Artillerie erhoben, führte er mehrere wichtige Expeditionen aus; 1809 bei Wagram verwundet, wurde er von Napoleon auf dem Schlachtfelde zum Gardecapitän ernannt u. seit 1811 von Spanien aus vom Kaiser bei verschiedenen Missionen nach Frankreich, Deutschland u. Polen gebraucht; 1812 begleitete er Napoleon nach Rußland, wo er in Moskau zum Reichsbaron ernannt wurde. 1813 zum Oberstlieutenant der alten Garde ernannt, befehligte er bei Lützen u. erhielt während des Waffenstillstandes abermals militärische u. diplomatische Sendungen. Nach Napoleons Abdankung war er einer der ersten, welche Ludwig XVIII. huldigten, u. zog sich nach des Kaisers Rückkehr von Elba auf sein Landgut bei Blois zurück. Nach der zweiten Restauration reorganisirte er die reitende Artillerie des Königs, wurde 1819 Maréchal de Camp, 1823 Generalinspecteur in den Pyrenäen u. später Generalinspector der königlichen Artillerie- u. Militärschule Frankreichs. Beim Ausbruche der Julirevolution 1830 hielt er treu bei Karl X., vertheidigte das Invalidenhotel, schickte am 4. Aug. seine Entlassung ein u. zog sich auf sein Landgut zurück. 1833 wurde er auf kurze Zeit Hofmeister des Herzogs von Bordeaux in Prag, ging dann zurück nach Frankreich, entsagte seitdem gänzlich dem politischen u. öffentlichen Leben u. st. 15. Januar 1853 in Paris. 4) Alphonse Henri, Graf von H., Bruder des Vorigen, geb. 1789 in Versailles, trat 1805 in die Militärschule zu Fontainebleau; wurde 1806 Unterlieutenant u. nahm Theil an den Schlachten von Jena, Eylau u. Friedberg; ging 1808 mit nach Spanien u. avancirte in der Campagne in Portugal 1811 zum Capitän, nahm Theil an dem Rückzuge an dem Ufer des Tago u.[109] wurde bei Salamanca 1812 gefangen u. nach England abgeführt, wo er bis nach dem ersten Pariser Frieden blieb. Nach seiner Rückkunft nach Paris wurde er beim Generalstabe angestellt. In den 100 Tagen blieb er den Bourbonen treu, kam als Bataillonschef unter den Befehl des Herzogs von Angoulème, commandirte im Dromedepartement u. wurde nach der zweiten Restauration Oberst. Im Spanischen Feldzuge 1823 war er Commandant des dritten Regiments der königlichen Garde, wurde 1828 Generalmajor u. 1830 Director des Kriegswesens. Im Juni d. I. wurde er zum Präsidenten des Wahlcollegiums im Andedepartement u. zu Carcassone zum Deputirten gewählt. In den Julitagen suchte er als Adjutant des Marschalls Marmont die Truppen für die königliche Sache zu erhalten u. ging dann mit dem König nach St. Cloud u. Versailles, kehrte aber, als Karl X. nach England überschiffte, nach Paris zurück. Ohne sich der Regierung Ludwig Philipps anzuschließen, nahm er bis zur Auflösung der Kammer von 1831 au den Verhandlungen Theil 1832 zog er sich auf seine Besitzung Saint-Papoul im Andedepartement zurück, wurde 1834 vom Arrondissement Montpellier zum Vertreter gewählt, 1838 zum Commandanten der 11. Militärdivision, 1841 zum Generallieutenant, 1842 zum Obercommandant zu Saint Omer u. im November d. I. zum Oberbefehlshaber der 8. Militärdivision zu Marseille befördert. Von der Provisorischen Regierung des Februar 1848 außer Activität gesetzt, zog er sich wieder auf seine Besitzung im Andedepartement zurück, wurde jedoch hier 1849 zum Repräsentanten in die Gesetzgebende Versammlung gewählt u. im October d. I. zum Oberbefehlshaber des Occupationsheeres in Rom ernannt. Doch ging er nicht dahin ab, denn am 31. October wurde er Kriegsminister u. provisorischer Minister des Auswärtigen. Am 22. Octbr. 1850 als Kriegsminister entlassen, übernahm er die Oberstatthalterschaft in Algerien, wurde aber im April 1851 abberufen. Nach Paris zurückgekehrt, stimmte er in der Nationalversammlung im Juli d. I. für die Verfassungsrevision u. gegen den Quästorenantrag. Beim Staatsstreiche erklärte er sich für Ludwig Napoleon u. ging bald darauf in diplomatischer Mission nach Madrid. Zurückgekehrt, wurde er Großreferendar des Senats.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 109-110.
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