Saint-Arnaud

[762] Saint-Arnaud (spr. Sängt Arnoh), Jacques Leroy de S.-A., geb. 1796 in der Gascogne, studirte in Paris, ohne etwas zu lernen, u. trat 1816 als Unterlieutenant in die Gardes du corps ein, erhielt aber schon nach wenigen Jahren den Abschied u. trieb sich liederlich umher, saß einmal im Gefängniß, war sogar eine Zeitlang unter dem Namen Florival Schauspieler; 1830 sollte er mit dem 51. Regiment nach Guadeloupe gehen, aber die Julirevolution hielt ihn in Paris zurück, u. nachdem er eine Zeitlang geheimer Beaufsichtiger der Herzogin von Berry in Blaye gewesen war, trat er 1831 in Pau in die Fremdenlegion u. ging 1836 nach Algier, wo er alle Züge der Franzosen bis 1851 mitmachte u. sich namentlich bei dem Angriff auf den Berg Mouzaia, in dem Zuge nach Großkabylien, durch Aufhebung der Blockade von Médéah, bei der Belagerung von Quaresenis u. bei den Gefechten von Djebel-Krenenca u. Sidi Abbas auszeichnete. 1837 war er Capitän, 1840 Bataillonschef, 1842 Oberstlieutenant u. 1844 Oberst u. Commandeur der Subdivision Orleansville geworden, u. nachdem er den arabischen Häuptling Bu-Maza 1846 gezwungen hatte sich ihm zu ergeben, wurde er 1847 Maréchal de camp. Beim Ausbruch der Februarrevolution 1848 war er in Paris, erklärte sich für die Republik u. ging dann wieder nach Orleansville, wo er nun sein zügelloses Leben etwas einschränkte; 1850 erhielt er das Obercommando in der Provinz Constantine u. reorganisirte das durch die Affaire in der Zaatscha erschütterte Land u. züchtigte auf einer längeren Expedition die aufständischen Stämme. 1851 wurde er Divisionsgeneral u. im Juli Commandeur der zweiten Division der Armee von Paris u. am 3. Decbr. 1851 Kriegsminister. In dieser Stellung entwickelte er eine ungemeine Thätigkeit, nahm wesentlichen Antheil an dem Staatsstreich vom 2. Dec. 1851, blieb Kriegsminister u. war einer der 5 Generale, welche im Falle eines plötzlichen Todes des Prinzen die oberste Spitze der Regierung bilden sollten; wurde im December 1852 zum Maréchal de France ernannt u., ohne dadurch seine Functionen als Kriegsminister einzustellen, am 27. Januar Senator u. im Januar 1853 Großstallmeister des Kaisers, welchen er während des Sommers u. Herbstes nach Lille, Metz, St. Omer u. ins Lager von Boulogne begleitete; im März 1854 gab er das Portefeuille des Kriegsministeriums ab u. zog sich nach Hyères zurück; im April 1854 übernahm er den Oberbefehl über die französische Armee im Orient, schiffte sich 1. Mai in Marseille ein, kam am 9. Mai in Constantinopel an, ging von da nach Varna u. am 5. Septbr. nach der Krim, wohin auf seinen Rath der Kriegsschauplatz verlegt worden war u. wo er 14. Sept. landete. Nach der Schlacht an der Alma legte er, von der Cholera befallen, am 26. Septbr. das Commando nieder, schiffte sich am 28. nach Constantinopel ein u. st. unterwegs am 29. Septbr. Sein Bruder gab heraus seine 1831–54 geschriebenen Lettres du Maréchal de Saint-Arnaud, Par. 1855, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 762.
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