Von der Reck

[897] Von der Reck (von der Necke), eine der Evangelischen Confession folgende, zu den ältesten Geschlechtern Westfalens gehörige Familie, welche sich von da weit ausgebreitet hat, 1437 in den Freiherrnstab erhoben wurde u. das Stammschloß [897] Reck in der Grafschaft Mark bis zur Mitte des 18. Jahrh. besaß. Goddart v. d. R. erlangte durch seine Gemahlin Neisa, Erbtochter des Grafen Diederich zu Volmerstein (in Westfalen) nach Aussterben des Hauses Volmerstein 1415 die Reichsherrlichkeiten Heesen u. Steinfurt, die volmersteinsche Lehnscurie u. andere Besitzungen, welche sein Sohn Diederich erbte, welcher der Stammvater des seit 1817 gräflichen Hauses dieses Geschlechts wurde: I. Von der Recke-Volmerstein; dieses Haus ist in Westfalen (Mallinkrodt, Werdringen u. Obernhoff), der Rheinprovinz (Berge u. Reckenburg) u. Schlesien (Herrschaft Craschnitz u. die Rittergüter Louisdorf u. Pavelschewe) begütert u. hat zum jetzigen Chef: 1) Grafen Friedemir, Sohn des 1857 verstorbenen Grafen Gotthardt, geb. 30. Aug. 1818, ist seit 1848 mit Marie geb. v. Kotzau auf Thurm vermählt. Außerdem blüht das Geschlecht in einem freiherrlichen Hause: II. Von der Reck, getheilt in folgende Linien: A) Ältere Hauptlinie, zu Stockhausen, jetziger Chef: 2) Freiherr Karl, Sohn des 1816 verstorbenen preußischen Justizministers Freiherrn Friedrich Eberhard, geb. 1793, ist preußischer Geheimer Rath, Erbmarschall des Fürstenthums Minden u. Domcapitular zu Brandenburg u. seit 1819 mit Luise geb. Gräfin Gronsfeld-Diepenbroik zu Limburg-Sontheim vermählt; sein Sohn Wilhelm, geb. 1819, ist preußischer Landrath. B) Jüngere Hauptlinie: a) Zweig in Kurland, aus ihm ist berühmt: 3) Elisabeth Charlotte Constantia, gewöhnlich Elisa von der R., Tochter des 1785 verstorbenen Grafen Johann Friedrich von Medem, geb. 20. Mai 1754 auf dem Gute Schönburg in Kurland, Stiefschwester der Herzogin Dorothea von Kurland. Eine unglückliche Heirath mit dem Freiherrn von der R. (1771), welche erst nach sechs Jahren gelöst wurde, vermehrte ihre große Reizbarkeit u. gab dem frommen Grundgefühl ihres Wesens eine starke Richtung zur Mystik, welche sich steigerte, als 1777 ihre Tochter u. bald darauf auch ihr Bruder Friedrich von Medem, dem sie größtentheils ihre Bildung verdankte, starben. Sie schenkte daher den Vorspiegelungen des berüchtigten Cagliostro bei seiner Anwesenheit in Mietau (wo sie sich seit der Trennung von ihrem Gemahl aufhielt) über die Möglichkeit, mit geliebten Verstorbenen in Rapport zu treten, Glauben u. wurde erst 1784, als sie das Karlsbad brauchte, im Umgange mit Spalding, Teller, Zöllner, Nicolai, Bürger, Bode, den Brüdern Stolberg u. And. von ihren mystischen Ideen geheilt. Ihre Schrift, Der entlarvte Cagliostro, Berl. 1787, welche damals viel Aufsehen machte, wurde auf Befehl der Kaiserin Katharina in das Russische übersetzt, u. Elisa von dieser nach Petersburg eingeladen u. mit dem Nießbrauch des Gutes Pfalzgrafen in Kurland beschenkt. Hier lebte sie eine Zeit lang in einem einfachen Hause als Lehrerin u. Pflegerin junger Mädchen. Kränklichkeit nöthigte sie 1796 diesen Aufenthalt zu verlassen; sie lebte bis 1801 in Dresden, bis 1804 in Berlin, bis 1806 in Italien, dann in Leipzig u. Berlin, seit 1819 bleibend in Dresden, im Sommer abwechselnd in Löbichau bei Altenburg u. in Karlsbad u. st. 13. April 1833 in Dresden. Ihr Gesellschafter war ihr früherer Reisegefährte Tiedge. Sie schr. noch: Etwas über den Oberhofprediger Stark in Darmstadt, Berl. 1788; Leben Neanders, ebd. 1803; Gedichte, 3. Aufl., ebd. 1815: Reise nach Italien, ehd. 1815, 4 Bde.; Familienscenen, Lpz. 1826; Gebete u. religiöse Betrachtungen, Berl. 1826. Vgl. Eberhard, Blicke in Tiedge's u. Elisa's Leben, ebd. 1844. Jetziger Chef ist: 4) Freiherr Matthias Diedrich Reinhold, geb. 1791. b) Zweig aus Kurland stammend, dessen Chef: 5) Freiherr Heinrich, geb. 1797, ist preußischer Major a. D. c) Zweig in Westfalen, welcher 1677 in den Freiherrnstand erhoben wurde u. zum dermaligen Chef hat: 6) Freiherrn Ferdinand, geb. 1830, ist preußischer Lieutenant a. D. d) Zweig in Dänemark, gestiftet von dem 1710 als Major in dänische Dienste getretenen Freiherrn Diedrich Adolf, hat zum jetzigen Chef: 7) Freiherrn Detlev, geb. 1817, ist dänischer Hauptmann in der Artillerie u. Chef der 12 Feldbatterie. e) Zweigvonder Reckvonder Horst, seit 1677 freiherrlich, mit dem jetzigen Chef: 8) Freiherrn Friedrich Gustav, geb. 1769, ist Generalsuperintendent des Fürstenthums Lippe; sein Sohn, August Ludwig, ist preußischer wirklicher Geheimer Oberregierungsrath, Director der zweiten Abtheilung des Handelsministeriums u. Mitglied des Gerichtshofes zur Entscheidung der Competenzconflicte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 897-898.
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