Winkler

[269] Winkler, 1) Johann, s. Winckler. 2) Paul, mütterlicher Neffe von Andreas Gryphius, geb. 1630 zu Großglogau in Schlesien, studirte. seit 1649 die Rechte in Frankfurt a/O., trat 1657 in dänische Kriegsdienste, wurde 1659 Rath u. Amtssecretär über die freiherrlich Carolathschen Güter u. prakticirte seit 1664 in Breslau als Advocat, wo er auch 1672 Agent des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg wurde, welcher ihn 1678 zum Rath u. Residenten in Breslau ernannte; er starb 1686 in Breslau. Er war Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft, als welcher er den Namen der Geübte führte, u. schr. die Satire: Der Edelmann, Frkf. 1696; u. Guter Gedanken Drei Tausend, Görl. 1685. 3) Johann Joseph, geb. 23. Dec. 1670 in Luckau, war erst Nachmittagsprediger an St. Petri in Magdeburg, machte als Feldprediger die Feldzüge in den Niederlanden u. in Italien mit, wurde dann Domprediger in Magdeburg, 1703 Inspector des Holzkreises, 1714 Oberprediger am Dom, 1716 auch Consistorialrath u. starb 11. Aug. 1722 in Magdeburg. Er nahm Theil an den Unionsverhandlungen zwischen Lutheranern u. Reformirten, wozu er das Arcanum regium schrieb, u. dichtete auch mehre geistliche Lieder. 4) Gottfried Ludwig, geb. 1767 in Leipzig; wurde 1789 Professor der Rechte daselbst, später Oberappellationsgerichtsrath u. 1839 Geheimerath in Dresden, wo er die Hauptredaction der Gesetzsammlung besorgte; er starb 5. Sept. 1856 in Dresden u. schr.: Über die Rechtswohlthat der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die eheliche Gütergemeinschaft, Lpz. 1794; Über die willkürliche Verkleinerung der Bauergüter, ebd. 1794 (Preisschrift); Repertorium des kursächsischen u. Lausitzer Lehnrechts, Lpz. 1800; Anleitung zur Führung des Injurienprocesses, ebd. 1801; Hand[269] buch des sächsischen peinlichen Processes, ebd. 1802; besorgte die dritte Fortsetzung des Codex Augustens, Dresd. 1824; u. gab heraus: Hommel, Pertinenz- u. Erbsonderungsregister, 5. A. Lpz. 1794. 5) Karl Gottfried Theodor, pseudonym Theodor Hell, geb. 9. Febr. 1775 zu Waldenburg im Schönburgischen; studirte in Wittenberg Jurisprudenz, wurde 1796 beim Stadtgericht in Dresden angestellt, 1801 Canzellist bei dem Geheimen Archiv u. 1805 Geh. Archivregistrator, später Geh. Secretär u. nach der Rückkehr von einer Reise nach Frankreich u. Italien 1813 Secretär bei der vom König von Sachsen zurückgelassenen Regierungscommission u. Redacteur des Generalgouvernementsblatis; während des russisch-preußischen Gouvernements war er kaiserlich-russischer Hofrath u. Intendant des von ihm organisirten Dresdner Theaters; er wurde 1814 Verwalter der Hofbühnen in Dresden u. Leipzig, 1815 Theatersecretär, 1816 Secretär bei der Akademie der Künste u. 1824 königlich sächsischer Hofrath; seit 1825 führte er auch die Regie der Italienischen Oper bis zu deren Ende u. starb als Vicedirector der musikalischen Kapelle u. des Hoftheaters am 24. Sept. 1856. Am bekanntesten ist er als Herausgeber der Abendzeitung (seit 1817 bis 1843) u. als Übersetzer mehrer, bes. französischer belletristischer Schriften, namentlich von Bühnenstücken, so des Unglücksvogels v. d. Genlis, Dresden 1801, der Lusiaden des Camoens, gemeinschaftlich mit Fr. Kuhn, ebd. 1807, des Mazeppa von Byron, ebd. 1820, u. der von Planche gedichteten Oper Oberon, ebd. 1826 etc. Als Originaldramatiker zeigte er sich 1805 in dem Strudelköpfchen u. 1806 in Bianca von Toredo; auch lieferte er ein Dramatisches Vergißmeinnicht, Dresd. 1823–34. Zahlreiche Beiträge schrieb er zu Taschenbüchern; auch gab er selbst die Penelope, seit 1811, den Komus (3. Jahrg.), Agrionen, ebd. 1811–12, 2 Jahrg., u. die hinterlassenen Schriften von Karl Maria von Weber, Dresd. 1828 f., 3 Bde., heraus; er schr. noch Studien der Staatseinrichtungen, Literatur etc. in Spanien, Lpz. 1836, 2 Bde.; gesammelt sind seine Gedichte als Lyratöne, Dresden 1821, 2 Bde., u. Neue Lyratöne, Braunschweig 1830. 6) Eduard, geb. 1799 in Leipzig, Privatgelehrter u. Lehrer der Botanik an mehren öffentlichen Schulen in Leipzig; er schr.: Sämmtliche Arzneigewächse Deutschlands, Lpz. 1831–34, 12 Hfte.; Ergänzungsheft, ebd. 1834; Handbuch der Gewächskunde etc., ebd. 1834; Sämmtliche Giftgewächse Deutschlands, ebd. 1631, 3. A. ebd. 1854; Die Arzneigewächse der homöopathischen Heilkunst, Lpz. 1834–35, 13 Lieferungen; Text dazu, ebd. 1836; Handbuch der medicinisch-pharmaceutischen Botanik, 2. Aufl., ebd. 1641–44, 52 Lieferungen; Vollständiges Reallexikon der medicinisch-pharmaceutischen Naturgeschichte u. Rohwaarenkunde, ebd. 1838–42, 2 Bde.; Getreue Abbildung aller in der Pharmacopoea Austriaca aufgenommenen officinellen Gewächse, ebd. 1843, 6. Aufl. 1850; Pharmaceutische Waarenkunde, ebd. 1849; Der autodidactische Botaniker, ebd. 1853. 7) Friedrich Ludwig, geb. 1801 zu Hernigen bei Nordhausen; Hofapotheker zu Hernigenberg; er schr.: Anweisung zur Bereitung u. Prüfung der in der preußischen Pharmakopöe angeschriebenen chemisch-pharmaceutischen Präparate, Gieß. 1823; Lehrbuch der pharmaceutischen Chemie u. Pharmakognosie, Darmst. 1831–33, 2 Bde.; Die echten Chinarinden, ebd. 1834; Stöchiometrische Tabellen, Kaiserslautern 1840.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 269-270.
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