Perm [2]

[597] Perm, russ. Gouvernement, grenzt im N. an Wologda, im W. an Wjatka, im S. an Ufa und Orenburg, im O. an Tobolsk und hat ein Areal von 332,054,2 qkm (6030,8 QM.). Das Uralgebirge durchstreicht P. in der Richtung von N. nach S. Die Flüsse gehören zum System des Tobol und der Kama; für den Handel sind besonders wichtig die Kama, Tschussowaja, Sylwa und Kolwa. Vom Areal kommen 12,4 Proz. auf Äcker, 9,4 auf Wiesen, 71 auf Wald und 7,2 Proz. auf Unland. Große Sümpfe liegen besonders im nördlichen Teil; dafür ist der südöstliche an Seen reicher. Die ungeheuern Waldungen (im Kreis Werchoturje nehmen sie etwa 93 Proz. des Landes ein) bestehen vorherrschend aus Föhren, Rot- und Weißtannen, Birken, Eichen, Lärchen und sibirischen Zedern. Das Klima ist kalt, besonders im östlichen Abhang des Urals. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in P. 1,6°. Von den Einwohnern (1897: 3,003,208 an der Zahl, 9 auf 1 qkm) sind ca. 60,000 Baschkiren, Teptjären und Meschtscherjäken, 50,000 Permier oder Permjäken, 20,000 Tataren, 8000 Tscheremissen und etwas über 2000 Wogulen, die übrigen Großrussen. Dem Religionsbekenntnis nach waren 87 Proz. griechisch-orthodox, 7,2 Proz. Sektierer, 5 Proz. Mohammedaner. Außer Ackerbau und Viehzucht bieten Jagd, Bienenzucht, Holzindustrie und Bergbau den Einwohnern reichliche Beschäftigung. Die Ernte lieferte 1902: 331,600 Ton. Weizen, 434,900 T. Roggen, 546,000 T. Hafer, 138,100 T. Gerste, 33,700 T. Buchweizen, 153,500 T. Kartoffeln. Auch wird Flachs und Hanf gebaut. Der Viehbestand ist ungenügend. Man zählte 1902: 1,298,000 Rinder, 1,476,000 ausschließlich grobwollige Schafe, 223,000 Schweine und 979,000 Pferde, von einem zum Teil guten, dauerhaften Schlag. Besonders entwickelt ist die Montanindustrie, dank den reichen Mineralschätzen an vorzüglichen Eisenerzen, Gold, Platin, Edelsteinen, Salz etc. 1901 waren 334 Wäschereien in Betrieb, die 3591 kg Gold produzierten. Die russische Platingewinnung ist vollständig in P. konzentriert und lieferte 1901 aus 120 Minen 6379 kg. An Eisenerzen wurden 1901: 1,390,500 T. gewonnen und in 49 Hüttenwerken 561,700 T. Roheisen ausgebracht. Sehr unangenehm wird der Mangel an Steinkohle (Produktion 1901 nur ca. 496,000 T.) und die Schwierigkeit der Zufuhr von solcher empfunden, so daß die Hochöfen heute noch zum großen Teil mit Holzkohle arbeiten. An sonstigen Mineralien werden gewonnen: Kupfer (1901: 3219 T.), Manganerz, Chromeisenstein, Asbest. Die Salzgewinnung ist neuerdings stark zurückgegangen. Die verarbeitende Industrie ist wenig entwickelt. Größere Bedeutung haben nur die Getreidemüllerei, die Leder- und die chemische Industrie. Das Gouvernement wird in zwölf Kreise geteilt, von denen fünf (Irbit, Jekaterinburg, Kamyschlow, Schadrinsk und Werchoturje) am östlichen Abhang des Urals, also in Asien, die übrigen sieben (Krasno-Usimsk, Kungur, Ossa, Ochansk, P., Solikamsk und Tscherdyn) am westlichen Abhang desselben liegen. – Das Gebiet des jetzigen P. war ehemals[597] von den Permiern (s. d.) bewohnt und wurde von den Skandinaviern als Bjarma (Bjarmia), von den Byzantinern als Permia bezeichnet. Die ältesten historischen Nachrichten über dasselbe gibt der Norweger Oter unter König Alfred im 9. Jahrh. Seit dem 12. Jahrh. gehörte P. zu Nowgorod, das von dort Silber erhielt. Nach dem Fall Nowgorods kam P. an Moskau (1472). Im 15. Jahrh. wurden die dortigen Kupferminen von Deutschen entdeckt. Seit der Unterjochung Sibiriens im 16. Jahrh. entstanden hier russische Kolonien. Die größten Verdienste um die Hebung der dortigen Montanindustrie erwarb sich die Familie Stroganow, die schon im 16. Jahrh. den regelrechten Bergbau hier einführte; besondern Aufschwung erhielt derselbe durch die Entdeckung von Gold (1745) und Edelsteinen (1766). 1780 wurde die Statthalterschaft P. gegründet und aus ihr 1796 das Gouvernement gemacht. Vgl. Zerrenner, Erdkunde des Gouvernements P. (Leipz. 1851–53).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 597-598.
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