Blattläuse

[861] Blattläuse (Aphidii s. Aphidina), Familie der Halbdeckflügler; der Saugrüssel nahe an der Brust, Füße 2gliederig, mit 2 Klauen; Fühler lang, 4–10gliederig; ohne Innenzellen, indem alle Zellen den Flügelrand berühren; gesellig auf Pflanzen, leben von deren Säften, werden dadurch oft sehr schädlich u. manche verursachen auch Gallen. Sie werden in die Unterfamilie der Afterblattläuse (s.d.), die der eigentlichen B. (Aphidii) u. Erdläuse ((Hyponomeutes) eingetheilt. Letztere sind stets ungeflügelt, Weibchen u. Larven mit eiförmigem, Männchen mit walzigem Körper, Augen sehr klein, Fühler 4–6gliederig, Hinterleib ohne Honigröhren. Sie leben in der Erde unter Steinen u. an Pflanzenwurzeln. Zu ihnen gehört die Gattung Erdlaus (Rhizobius): Fühler der Männchen mit 4, der Weibchen mit 6 Gliedern; die Kiefer-Erdlaus (Rhizobius pini Burm.) ist braun, mit weißer wolliger Behaarung; Fühler mit verdicktem Endgliede; Länge 1/2 Lin. Sie lebt in den hohlen Räumen an den Wurzeln von Pinus sylvestris. Die eigentlichen B. sind geflügelt, Flügel mit einem Flügelmale u. ungesäumt, d.h. mit aderlosem freiem Rande; Männchen u. Weibchen sind an Größe u. Färbung gewöhnlich verschieden; die meisten haben am Ende des Hinterleibes zwei Honigröhren, aus denen sie einen honigartigen Saft absondern. Zu ihnen zählt man folgende Gattungen: A) Blattlaus (Aphis), Fügelmal spindelförmig, darunter eine dreizinkige Gabelader, Fühler 7gliederig, Leib rundlich, Kopf frei, auf dem Hinterleib 2 Röhren, aus welchen süßer Saft (von den Ameisen gern aufgeleckt) ausschwitzt; leben gesellig auf Blättern, Stängeln od. Zweigen der Pflanzen, verderben diese nicht allein durch Aussaugen der Säfte, sondern auch durch Auslassen des süßen Safts, der die Poren der Pflanzen verstopft; bringen im Sommer, wo es nur Weibchen gibt, lebendige Junge, lauter Weibchen, ohne vorhergegangene Paarung hervor, im spätern Sommer kommen noch Männchen, welche sich nun mit den Weibchen paaren, worauf Eier gelegt werden, welche überwintern. Ein Weibchen kann in 6 Tagen 90 Junge zur Welt bringen u. ist bis auf die 9. Generation ohne Begattung zeugungsfähig. Die Vermehrung der B. ist daher ungeheuer; ihre Farbe ist verschieden, wechselt auch wohl nach den Jahreszeiten. a) Hollunderblattlaus (A. sambuci), eiförmig, sthwarzblau; in großer Menge an den frischen obern Zweigen des Hollunders; b) Lindenblattlaus (A. tiliae), brauuroth od. schwarz; die Jungen sitzen in Linien hintereinander, der junge Zweig dreht sich spiralförmig, die Blätter nähern sich u. geben den B-n Schutz gegen Witterung; c) die Rosenblattlaus (Aphis rosae), die auf allen Rosen vorkommende, so schädliche Blattlaus, grün mit schwarzen Fühlern, Männchen schwarz mit weißen Kniegelenken; Larven grasgrün, allmälig werden Fühler, Beine u. Honigröhren dunkler, endlich schwarz. Aphidius rosarum, eine kleine Schlupfwespe, verpuppt sich häufig in ihr; d) die Birnblattlaus (A. pyri), e) die Zwetschenblattlaus (A. pruni), f) die Nußblattlaus (A. juglandis), gelb grün, schwarz gestrichelt; auf den Mittelrippen von Nußblättern; g) die Kohlblattlaus (A. brassicae), blänlich-grau, schwarz gestrichelt; an jungen Kohlblättern; werden auch Mehlthau genannt; h) Weizenblattlaus (A. tritici), so v.w. Cecydomia destructor od. Hessenfliege, s.u. Gallmücke. B) Chermes. Fabr. Fühlergliederig, Glieder von ungleicher Länge, Flügel meistens vorhanden, ohne Gabelader u. Radialzelle am Flügelmahle; Beine kürzer, stärker; Hinterleib ohne Höcker u. Röhren. Die im Frühjahre aus dem Eie gekrochene weibliche Blattlaus sticht die Blätter der Pflanzen od. deren Stiele, auch die jungen Knospen an, so daß dadurch galläpfelartige Auswüchse entstehen, od. doch das Blatt sich zusammenrollt, u. eine Höhle zur Aufnahme der Blattlaus bildet, in der sie sich häutet u. nach voller Entwickelung Eier legt u. in welcher die Jungen auskriechen. Sind diese erwachsen, so legen auch sie Eier, od. bohren sich durch die Galle hindurch, um selbstständig neue zu gründen; dazu: a) die Ulmengallenblattlaus (Ch. ulmi), schwärzlich-braun u. geflügelt, die Stifterinnen der Colonie schmutziggrün u. ungeflügelt; Aufenthalt in den gallenförmigen Beuteln der Ulmenblätter; b) Beutelblattlaus (Ch. bursarius), bildet Blasen zum Aufenthalt an Blattstielen u. jungen Sprossen der Schwarzpappel. In den aufgesprungenen Rinden der Eichen lebt c) die Fichtenblattlaus (Ch. abietis), ist kirschbraun, am Ende weißwollig u. lebt in tannenzapfenartigen, scheinbar mit Nadeln besetzten Gallen, an den jungen Trieben der Fichten (Pinus abies). C) Lachnus Illig., Flügelmal linear, Gabelader dreizinkig, Hinterleib höchstens mit höckerförmigen Honigdrüsen, Fühler gliederig, kürzer als der Leib: a) wollige: aa) die Buchenblattlaus (L. fagi L.): grau, Körper hinten mit langem Büschel weißer Flocken, lebt auf den Blättern der Buche; bb) L. lapidarius F: schwarz, mit glashellen Flügeln u. weißem Flockenbüschel; b) nackte: aa) die Eichenblattlaus (L. quercus L.): rußbraun, selbst die Flügel, diese wie die Schenkel am Grunde röthlich, Beine behaart, Fühler rauh, mit langen Haaren, lebt auf Eichen. Ferner gehört noch hierher die Gattung Schizoneura Htg. (Sch. lanigera), an der Rinde der Äpfelbäume. Feinde der B. sind mehrere Vögel, die Blattlauskäfer, mehrere Schlupfwespen, die Larven der Siebenpunktirten Sonnenkäfer (Coccinella septempunctata, die man deshalb auf die Pflanzen, welche an B-n leiden, setzt), die Larven verschiedener Blumenfliegen u.a. Mittel gegen sie ist Tabak, am besten ganz schlechter, indem man entweder die Pflanze mit dem Tabaksstaub bestreut, mit Tabaksabsud bespritzt, od. durch Anbrennen von Tabak auf glühende Kohlen räuchert, letzteres geschieht bes. in Gewächshäusern; auch Bepudern mit Kalkstaub ist gut. Schon die bessere Pflege der Pflanzen, Düngen mit Salz, Asche, Salpeter schadet den B-n.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 861.
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