Bubna

[390] Bubna, altes böhmisches Geschlecht, von Otek von B. im 15. Jahrh. u. aus dem Schloß Littitz im König-Grätzer Kreise stammend, besteht in 2 Linien: A) die ältere gräfliche Linie Bubna von Littitz, 1632 in den Grafenstand erhoben, besitzt jetzt die Herrschaft Daudleb mit Jeleny u. das Bletto in Böhmen; merkwürdig sind: 1) Johann von B., geb. 1570; diente sehr jung gegen die Türken u. wurde unter Kaiser Rudolf II. Oberst; Freund des Grafen Matth. v. Thurn u. einer der Haupturheber der, den Dreißigjährigen Krieg veranlassenden böhmischen Unruhen, wurde er von den böhmischen Ständen zum General-Wachtmeister ernannt; nach der Schlacht bei Prag verlor er seine Güter, floh mit dem Grafen von Thurn u. wurde von diesem u. den Schweden später zu mehreren Unterhandlungen gebraucht; er st. 1636 in Halle a. d. S. 2) Graf Ferdinand, geb. 1768 in Zamersk in Böhmen, trat 1784 in ein Infanterieregiment, kam 1789 als Oberlieutenant in ein Dragonerregiment, mit dem er den Türkenkrieg u. die französischen Revolutionskriege mitmachte, wurde Ritt meister, Major u. 1800 Flügeladjutant beim Feldmarschall Kray, 1801 Obristlieutenant u. Generaladjutant beim Erzherzog Karl u. bald darauf Oberst, 1805 Vorsteher u. Referent im Militärdepartement des Hofkriegsraths u. Generalmajor. Während der Schlacht bei Austerlitz interimistisch dem Fürsten Liechtenstein attachirt, begleitete er diesen ins Lager Napoleons. 1809 blieb er bei der Person des Kaisers Franz, stand dem Fürsten Liechtenstein bei den Friedensunterhandlungen mit Napoleon zur Seite u. wurde Feldmarschalllieutenant; Anfangs 1813 wurde er nach Paris geschickt u. versuchte im Mai zu Dresden vergebens Napoleon zum Frieden zu bewegen. Er übernahm nun das Commando der 2. leichten (Avantgarden) Division bei dem Haupt-Heer, trug unter Fürst Schwarzenberg wesentlich zum Gelingen des Feldzugs, namentlich zum Siege bei Leipzig bei, bekam 1514 den Oberbefehl über die erste Division, die über Genf nach SFrankreich vordringen sollte, u. besetzte Lyon, bis der erste Pariser Friede zu Stande kam. Er wurde nun Generalgouverneur in Savoyen u. Piemont. Nach der Rückkehr Napolons von Elba (1815) führte er unter Frimonts Oberbefehl ein Armeecorps abermals gegen Lyon, wurde dann Stellvertreter des Commandirenden in der Lombardei u. 1818 Generalgouverneur[390] dieser Provinz; als 1820 der Aufstand in Neapel ausbrach, rückte er mit einem österreichischen Corps in das ebenfalls insurgirte Piemont ein u. dämpfte den Aufstand. Er st. 1825 in Mailand. 3) Graf Franz, Sohn des 1809 verstorbenen Grafen Franz u. seit 1815 vermählt mit Eleonore geb. Mac-Enis v. Atter u. Iveagh, ist jetzt Besitzer der Güter. B) Die jüngere freiherrliche Linie Bubna von Warlich; bemerkenswerth: 4) Joseph, geb. 1770 in Smihoff bei Prag, trat 1788 in die österreichische Armee, wohnte 1789 der Belagerung von Belgrad bei, machte die Feldzüge gegen Frankreich mit, wurde 1800 Hauptmann, nahm 1805 an dem Feldzuge in Italien Theil, wurde 1809 Major u. 1813 Oberstlieutenant, ging 1815 mit gegen Paris, wurde 1821 Oberst u. Regimentscommandant, übernahm 1821 das Commando über das in Mainz garnisonirende Regiment, wurde 1830 Generalmajor u. Brigadier in Triesi, 1837 in Ruhestand versetzt u. st. 1843 in Mainz.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 390-391.
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