Dönhoff

[251] Dönhoff, altes gräfliches Geschlecht, bes. in Ostpreußen u. in der Neumark, früher auch in Polen begütert; stammt aus dem im ehemaligen Gericht Wetter der Grafschaft Mark gelegenen Dorfe Dönhof, von wo es sich im 13. Jahrh. nach Liv- u. Kurland wandte; schon um 1350 kam ein Hermann D. nach Livland u. erbaute am Mußfluß im Kirchspiel Bauske in Semgallen das zweite Schloß u. den Ort Dönhof (jetzt gewöhnlich Meyerhof genannt). Von diesem D. stammt das ganze Geschlecht; einer seiner Nachkommen, Gert d. Olde (st. 1378, 130 Jahre alt), zeugte Hermann; von dessen acht Söhnen stifteten vier nun vier Linien, von denen jedoch nur die von Gert gestiftete noch jetzt in männlicher Linie fortbesteht. 1632 wurden die D. in den Grafen-, u. Georg Albrecht, Großkanzler von Polen, ein Enkel von Kaspar, in den Fürstenstand erhoben; die fürstliche Linie erlosch in der Mitte des 18. Jahrh. Gert hatte nämlich drei Söhne: 1) Kaspar von D., der jüngste, wurde, als er für seinen Herrn, König Wladislaw IV. von Polen, beim Kaiser 1632 um die Hand der Erzherzogin Cäcilia Renata warb, nebst seinen Brüdern zu Grafen des Römischen Reichs erhoben, auch polnischer Oberhofmeister. Seine Linie starb Mitte des vorigen Jahrh. aus. 2) Gert, Graf von D., des Vor. älterer Bruder, zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten im Türkenkriege u. unter Sigismund III. gegen Gustav Adolf von Schweden aus, zwang 1629 die Schweden zur Aufhebung der Belagerung von Thorn, bekleidete mehrere Staatsämter u. wurde 1643 Palatin von Pomerellen. Beim Aussterben der Herzoge von Pommern wurde er mit den an Polen heimgefallenen Lehen Lauenburg u. Bütow belehnt; brachte 1645 die Heirath König Wladislaw Sigismunds mit der Prinzessin Marie Louise von Nevers zu Stande u. st. 1648 in Marienburg. Auch sein Geschlecht starb in der Mitte des 18. Jahrh. aus, u. nur das des älteren Bruders der beiden Vor., 3) Magnus Ernst, Woiwodens zu Pernau u. Starosts zu Dorpat u. Oberpahlen, st. 1642, dauerte fort u. von ihm stammen alle Nachkommen späterer Zeit ab. 4) Friedrich I., Sohn des Vor., geb. 1639, trat zur Reformirten Confession über u. kam in kurbrandenburgische Dienste, wo er als Generallieutenant u. Geh. Staats- u. Kriegsrath 1694 st.; drei seiner Söhne setzten das Geschlecht fort: A) Linie zu Friedrichstein: 5) Otto Magnus, geb. 1665, baute das Schloß Friedrichstein bei Königsberg u. stiftete die hiernach benannte Linie; er war 1711 preußischer Gesandter beim Friedenscongreß zu Utrecht, Bevollmächtigter bei mehreren Höfen, Generallieutenant, Staats- u. Kriegsminister u. Gouverneur in Memel. Nach ihm ist der Dönhofsplatz in Berlin (s.d.) benannt. Er st. 1717. 6) Christian Aug. Ludw. Karl, geb. 1742, Gesandter in Stockholm, dann seit 1775 Obermarschall, seit 1786 Staats- u. Kriegsminister u. Obermarschall von Preußen; 1791 preußischer [251] Gesandter in Stockholm; er st. 1802 in Königsberg. 7) Graf August, Enkel des Vor. u. Sohn des 1838 verstorbenen Landhofmeisters von Preußen, August Friedrich Philipp v. D.; geb. 1797 in Potsdam, machte 1815 als Freiwilliger den Feldzug gegen Frankreich mit, war dann zuerst im Ministerium des Auswärtigen angestellt, dann bei den Gesandtschaften in Paris, 1825 in Madrid, 1828 in London, wurde 1834 Gesandter in München, 1842 beim Deutschen Bunde in Frankfurt, trat Anfangs April 1848 ab, war 1849 Mitglied der ersten Kammer des preußischen Reichstags u. wurde 1850 ins Staatenhaus des Erfurter Parlaments gewählt. Er ist seit 1843 vermählt mit Pauline, geb. Gräfin von Lehndorff (geb. 1825); sein ältester Sohn August Karl ist geb. 1845. B) Linie von Dönhoffstädt: 8) Bogislaus Friedr., geb. 1669, zweiter Sohn von D. 4), baute auf seinem Gute Groß-Wolfsdorf das Schloß Dönhoffstädt u. stiftete die darnach genannte Linie; er st. 1742 als Generalmajor. Mit seinem Sohne, 9) Bogislaus Friedrich Karl, geb. 1754, starb 1809 seine Linie im Mannesstamme wieder aus, indem er nur Töchter hinterließ. C) Linie Dönhoff-Beinunnen: 10) Alexander, vierter Sohn von D. 4), geb. 1683 u. gest. 1742; auch der Mannesstamm dieser Linie starb mit 11) Ludwig Niklas, geb. 1769, K. K. Kämmerer u. Major, der katholisch geworden war, die Güter in Preußen verkauft u. sich in Tyrol angesiedelt hatte, 1838 aus. Noch leben drei Töchter von ihm. Die früher bestehenden Linien, die von Hermanns andern Söhnen, Christoph, Heinrich u. Otto, herstammten, sind in der Mitte des 17. u. Anfang des 18. Jahrh. ausgestorben. Merkwürdig ist der Enkel Heinrichs, welcher polnischer Generallieutenant u. Gouverneur von Dünaburg gewesen war: 12) Graf Joh. Kasimir, geb. 1680, trat in den geistlichen Stand, ging zu seiner Ausbildung nach Rom, war hier bald des Königs Johann Sobieski Gesandter, 1686 Cardinal u. Bischof von Cesena u. st. 1697 in Rom. Man hat von ihm Constitutiones von seiner in Cesena 1693 gehaltenen Synode.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 251-252.
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