Granāt

[540] Granāt, Mineral, krystallisirt im tesseralen System, meist in Rhombendodekaedern (daher auch diese Krystallgestalt Granatoēder genannt wird) od. in Ikosaëdern, bes. den sogenannten Leucitoedern; auch kommen Combinationen beider Formen vor, seltener der Pyramidenwürfel u. noch seltener der Würfel. Die Krystalle sind zuweilen sehr groß, auf der Oberfläche matt u. oft mit einer Kruste von Glimmer u.a. Mineralien überzogen, einzelne aufgewachsen u. mannichfaltig gruppirt; der G. erscheint auch in krystallinischen Körnern, Geschieben u. derben Massen mit körniger od. schaliger Structur; im Bruche ist er muschelig, uneben, körnig od. splitterig, spröd; seine Härte 6.–8, sein specifisches Gewicht 3,15–4,5. Er ist verschieden gefärbt, meist roth, braun, grün od. schwarz, selten farblos od. weiß, glasglänzend bis fettglänzend, durchsichtig bis undurchsichtig. Die G-en haben sehr verschiedene chemische Zusammensetzung, doch hat man gefunden, daß sie alle nach der allgemeinen Formel 3 (RO) SiO3 + R2O3SiO3 zusammengesetzt sind. Je nachdem nun in diese Formel die Basis RO vorwaltend Kalk, Magnesia, Eisenoxydul od. Manganoxydul u. die Basis R2O3 vorwaltend Thonerde, Eisenoxyd od. Chromoxyd ist, unterscheidet man: Thonkalkgranaten, Thonmagnesiagranaten, Thoneisengranaten, Thonmangangranaten, Eisenkalkgranaten u. Chromkalkgranaten, so daß z.B. die Formel für die Thoneisengranaten. – 3(FeO)SiO3 + Al2O3SiO3 wäre. Eine solche Eintheilung ist jedoch in der Natur nicht streng zu verfolgen. Nach ihren physikalischen Eigenthümlichkeiten unterscheidet man folgende Varietäten der G-en: a) Almandin (Edler G., Rother G., Orientalischer od. Syrischer G., Karfunkel der Alten), ist meist krystallisirt, blutroth, kirschroth bis braunroth, durchsichtig bis kantendurchscheinend; häufig als Gemengtheil verschiedener Gesteine; in den Tyroler Alpen, in Steyermark, Salzburg, Kärnten, Ungarn, Piemont, am St. Gotthardt, in Äthiopien, Madagascar, Brasilien, Ceylon, Sibirien etc.; b) Pyrop (Böhmischer G., Ceylanischer G.), selten krystallisirt, gewöhnlich in Körnern eingewachsen u. lose; dunkel hyacinth- bis blutroth, glasglänzend; in Serpentin u.a. Gesteinen eingewachsen od. auf secundärer Lagerstätte im diluvialen Lehm u. Sand; findet sich zu Zöblitz in Sachsen, an mehren Orten am Fuße des böhmischen Mittelgebirgs etc.; c) Weißer G., fast farblos, derb; findet sich zu Slatoust u. Tellemarken in Schweden; d) Gemeiner G. (Grüner G. u. Aplom), grün, gelb u. braun in verschiedenen Nuancen, glasglänzend, durchscheinend bis undurchsichtig; findet sich theils auf Lagern in älterem Gebirge, theils als Gemengtheil vieler Gebirgsarten; in Schwarzenberg, Ehrenfriedersdorf u.a. Orten Sachsens, am Harz, Fichtelgebirge, Schmiedefeld im Thüringer Wald, in Tyrol, Steyermark, Piemont, Irland, Arendal in Norwegen, Fahlun u. Dannemora in Schweden, im Ural, am Ladogasee, in Sibirien etc. Der Allochroit ist derb, in körnigen od. dichten Aggregaten; findet sich zu Berggießhübel in Sachsen u. bei Drammen in Norwegen e) Hessonit (Essonit), krystallisirt od. körnig, ist weingelb, honiggelb (Topazolith), orangegelb, hyacinthroth (Caneelstein) od. grünlich; findet sich an der Mussaalpe, im Val Vin in Piemont, Malsjö in Schweden, Roßshire in Schottland, in Ägypten u. auf Ceylon; f) Grossular (Wiluigranat), apfelgrün, stachelbeergrün, ölgrün, grünlichgrau, fettglänzend u. durchscheinend; findet sich im Serpentin am Wiluiflusse in Sibirien; g) Colophonit (Pechgranat), krystallisirt, oft von geflossenem Ansehen, auch in Körnern, honiggelb, gelblichbraun, braun bis pechschwarz; findet sich zu Sala in Schweden, Arendal in Norwegen, Sibirien etc.; h) Melanit (Schwarzer G., Schlackiger G., Pyrenäit), schwarz u. undurchsichtsg; findet sich in vulkanischen Gebirgsarten, im Dolerit im Kaiserstuhl im Breisgau u.a. O.; i) Rothhossit (Eisengranat), gelb, braun od. roth, fettbis glasglänzend, derb u. krystallisirt; findet sich zu Langbaushylta in Schweden; k) Mangangranat (Braunsteinkies), hyacinthroth bis röthlichbraun, im Bruche uueben, kantendurchscheinend; findet sich bei Aschaffenburg, in Spanien u. Böhmen; l) Uwarowit, krystallisirt, schön smaragdgrün, enthält viel Chromoxyd; findet sich[540] mit Chromeisenerz am Berge Saranowsk am Ural; m) Grönlandit, schön roth gefärbt; aus Grönland. Die schön gefärbten, durchsichtigen Varietäten, bes. der Almandin, werden zu Schmuckgegenständen verarbeitet, kleinere G-en werden gebohrt, facettirt, auf Schnüre gereiht u. zu Halsketten u. dgl. Schmuck benutzt; die ganz kleinen braucht man anstatt des Smirgels zum Schleifen der Edelsteine. Der Gemeine G. dient, wo er in großer Menge vorkommt, als Zuschlag beim Eisenschmelzen. Als Heilmittel wendeten die Alten den G. gegen Herzklopfen, Melancholie u. Blutspucken an.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 540-541.
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