Horn [6]

[540] Horn, 1) Johann Gottlob, geb. 1688 in Pulsnitz, studirte Theologie, wurde kursächsischer Hofmeister, war 1736–38 geisteskrank in Waldheim, lebte dann in Meißen u. Dresden u. st. 1754 auf seinem Gute Moritzburg; er schr.: Über die osterländische Markgrafschaft Landsberg, Dresd. 1725; Historia Henrici illustris, Lpz. 1726; Historische Handbibliothek von Sachsen, ebd. 1728 bis 1736, 9 Thle.; Das Leben Friedrichs des Streitbaren, ebd. 1733; 2) Heinrich Wilhelm von H., geb. 1762 in Warmbrunn, trat 1788 als Junker in preußische Dienste, focht 1793 als Premierlieutenant in Polen, wurde 1794 Stabscapitän u. Adjutant beim General Favrat, Gouverneur von Glatz; vertheidigte 1807 als Major den Hagelsberg bei Danzig, erhielt das Commando des Leibinfanterieregiments, wurde 1810 Oberstlieutenant, 1811 Commandant in Kolberg, 1812 im russischen Feldzug Oberst u. bald darauf Brigadecommandant; 1813 u. 1814 machte er als Brigadechef im Yorkschen Corps den Feldzug gegen Frankreich mit u. wurde Commandant von Magdeburg, 1817 Generallieutenant, 1820 commandirender General des siebenten Armeecorps zu Münster, 1825 zweiter Chef des Leibinfanterieregiments u. st. 1829 in Münster. 3) Anton Ludwig Ernst, geb. 1774 in Braunschweig; wurde 1798 Garnisonarzt, 1802 Professor der Medicin daselbst, 1804 in Wittenberg u. 1805 in Erlangen, 1806 in Berlin u. starb daselbst 1848; er schr.: Beitrag zur medicinischen Klinik, Braunschw. 1800, 2 Bde., u. Aufl., Erfurt 1807 f.; Klinisches Taschenbuch 1803; Handbuch der praktischen Arzneimittellehre, Berl. 18032. A. 1805; Handbuch der medicinischen Chirurgie, ebd. 1804 ff., 2 Bde.; Über Natur u. Heilung der Ruhr, Erf. 1806; Erfahrungen über die Heilung der Nerven- u. Lazarethfieber, Berl. 1814; gab auch 1801–1815 Archiv für medicinische Erfahrung u. 1832 das Choleraarchiv heraus. 4) Franz Christoph, Bruder des Vorigen, geb. 1783 in Braunschweig; wurde 1803 Lehrer am Grauen Kloster in Berlin, dann Professor in Bremen; privatisirte seit 1809 in Berlin u. st. daselbst 1837; er schr.: Der Einsame, Lpz. 1801; Guiscardo, der Dichter od. das Ideal, ebd. 1861, u. Aufl. 1817; u. mehrere Romane; Über Karl Gozzis dramatische Poesie, Züll. 1803; Geschichte der deutschen Poesie u. Beredsamkeit, Berl. 1806; Die schöne Literatur Deutschlands während des 18. Jahrh., ebd. 1812 f., 2 Bde.; Der Dichter, ebd. 1817 f., 3 Bde.; Leben u. Liebe, ebd. 1817; Umrisse zur Geschichte der Kritik der schönen Literatur Deutschlands von 1790–1818, ebd. 1819, 2 Aufl. 1821; Novellen, ebd. 1819 f., 2 Bde.; Geschichte u. Kritik der Poesie u. Beredsamkeit der Deutschen von Luther bis zur Gegenwart, ebd. 1822 bis 1829, 3 Bde.; Shakespeares Schauspiele erläutert, ebd. 1823–31, 5 Bde.; Erhebung u. Beruhigung, ebd. 1824; Mai u. September, Iserl. 1833, 2 Bde.; Wein u. Öl, Dresd. u. Lpz. 1836, u. m. a. Vgl. Psyche (Auswahl aus F. H. Nachlasse, ausgewählt von G. Schwab u. F. Förster), Lpz. 1841, 3 Bde.; F. H., ein biographisches Denkmal, Lpz. 1839. 5) Charles, geb. 1784 u. st. im November 1849 zu Boston in den Vereinigten Staaten. Er ist der beste englische Liedercompositeur, von welchem mehrere Melodien ganz zum Volkseigenthum wurden, z.B. Cherry ripe, The deep, deep sea. 6) Heinrich Moritz, geb. 1814 in Chemnitz, studirte in Leipzig neben den Rechten vorzüglich Geschichte u. Ästhetik; nach kurzem Aufenthalt in Dresden wurde er in seiner Vaterstadt im Staatsdienste angestellt u. lebte fortan neben seinen Amtsgeschäften hauptsächlich musikalischen Studien u. der poetischen Production. Außer zahlreichen lyrischen u. erzählenden Gedichten in Zeitschriften u. Almanachen u. außer einigen dramatischen u. Operndichtungen schrieb er: Die Pilgerfahrt der Rose, 2. Aufl. Lpz. 1853 (wozu Robert Schumann eine Composition schrieb); Die Lilie vom See (Mährchendichtung), Lpz. 1853; Magdala (Dichtung), ebd. 1855; Die Dorfgroßmutter (Idyll), ebd. 1856; Columbus (Epos); Aus dem Schloß u. im Thal, ebd. 1859. 7) Uffo, geb. 18. Mai 1817 in Trautenau (Böhmen), studirte seit 1832 in Prag u. Wien Jurisprudenz, machte dann größere Reisen, war 1842–43 bei der Blindenanstalt in Prag beschäftigt u. dann in seiner Vaterstadt angestellt, lebte seit 1846 literarisch beschäftigt in Dresden u. betheiligte sich 1848 in Prag an den politischen Ereignissen; 1850 machte er unter den Schleswig-Holsteinischen Jägern den Feldzug mit u. nahm darauf seinen wesentlichen Wohnsitz wieder in Trautenau; er schr.: Nikolaus Lenau, Hamb. 1839; Camoens im Exil, Wien 1839; die Lustspiele: Der Naturmensch u. Die Vormundschaft (mit Gerle); das Trauerspiel: König Ottokar, 3. A. 1850; Gedichte, Lpz. 1847; die Novellen: Böhmische Dörfer, 1847, 2 Bde. u. Aus drei Jahrhunderten, 1851; Von Idstedt bis zu Ende, Hamb. 1851; mit Mettler gab er die Zeitschrift: Die Zeit, Hamb. 1841, heraus. 8) W. O. von H., Pseudonym für W. Örtel, s.d.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 540.
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