Jäger [1]

[709] Jäger, 1) der, welcher die Jägerei regelmäßig erlernt hat u. zu seinem ausschließlichen Geschäft macht, od. bei dem Jagdwesen angestellt ist; vgl Jagd. Über das Lernen des J-s u. über die verschiedenen Jagdbeamten s.u. Forstbeamte. Früher unterschied man: hirschgerechte J., welche sich vorzüglich mit der Jagd des Hochwildes u. der zur Mitteljagd gehörigen Thiere, auch mit der Dressur der zu dieser zu brauchenden Hunde beschäftigen u. die Hirschfährten verstehen; Feldjäger (Federschützen), welche die niedere Jagd trieben u. (dann Besuchjäger) Leit-, Hühner- u. Dachshunde abrichteten; Windhetzer, welche das Hetzen mit Windhunden besorgten; Parforcejäger, welche die Parforcejagd als Piqueurs trieben u. hirschgerecht waren u. Leithunde dressirten; Falkeniere, welche Falken zogen u. mit ihnen jagten; 2) eine Art von Bedienten, bes. zum Aufstehen hinten auf dem Wagen gebraucht, jägermäßig gekleidet, bes. sonst, wo der hohe Adel stets einen gelernten I. unter seiner Dienerschaft hatte; 3) die, behufs des möglichst sicheren Schießens mit Büchsen bewaffneten Soldaten. Zuerst angewendet wurden sie in Preußen, wo Friedrich II. im Jahr 1740 eine Compagnie J. zu Fuß u. eine zu Pferde, jede zu 60 Mann errichtete. Im Siebenjährigen Kriege wurden die J. nicht nur in Preußen wesentlich vermehrt, sondern auch Österreich formirte seine Tyroler Büchsenschützen militärisch. Bemerkenswerth wurden sodann die Büchsenschützen des Grafen zu Lippe-Bückeburg, welche zur Hälfte beritten waren. In Baiern, Hessen, Dänemark u. Sachsen führte man gegen Ende des 18. Jahrhunderts ebenfalls dergleichen Büchsenschützen ein, in Sachsen jedoch nur Fußjäger. Als sodann die Franzosen zahlreiche derartige Abtheilungen aufstellten, vermehrte man auch in allen übrigen Armeen die J. u. verwendete mehr u. mehr Sorgfalt, sowohl auf die Ausbildung, wie auf die Ausrüstung derselben. Dem Vorgange von Preußen u. Österreich, welche ihre J. in selbständige[709] Jägercorps formirt hatten, folgte Sardinien mit seinen Bersaglieri (s.d.), sodann Frankreich seit 1840 mit seinen Chasseurs (s.d.) u. auch England, Spanien, Rußland haben ähnliche Corps errichtet. Hinsichtlich des taktischen Gebrauches bes. für den Kampf in geöffneten Reihen u. für Positionsgefechte geeignet, dürften die J. in der Gegenwart, wo fast alle Armeen ihre gesammte Infanterie mit gezogenen Gewehren bewaffnet haben od. noch bewaffnen, nur noch den Vorzug voraus haben, daß zu ihnen bes. zum Schießen geschickte Leute ausgehoben u. daß diese Leute vorzugsweise im Schießen u. in den Verrichtungen des kleinen Krieges geübt werden; in diesem Sinne können sie auch heute noch als eine Elite der Infanterie gelten; 4) Feldjäger, zu Courierdiensten bestimmte gelernte Jäger od. Militärs; 5) so v.w. Häringsjäger.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 709-710.
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