Weckherlin

[2] Weckherlin, 1) Georg Rudolf, geb. 15. Sept. 1584 in Stuttgart, studirte in Tübingen die Rechte u. wurde, nach der Rückkehr von einer Reise durch Frankreich, England u. Spanien, 1610 herzoglicher Secretär u. Hofpoet daselbst, 1620 Secretär bei der Deutschen Kanzlei in London, wo er 1651 starb. Er zeichnete sich als Lyriker durch Frische u. Wahrheit vor seinen dichtenden Zeitgenossen aus u. führte die Ode, das Sonett, die Eklogen u. das Epigramm eigentlich in die Deutsche Literatur ein; auch ist ihm der allgemeinere Gebrauch des Alexandriners nach französischem Vorbilde zuzuschreiben. Er schrieb ein Gedicht auf Gustav Adolfs Tod, welches er mit seinen andern Gedichten: Zwei Büchlein Oden u. Gesänge, Stuttg. 1618, n.A. (geistliche u. weltliche Gedichte), Amst. 1641, 1646, 1648 herausgab, n.A. von A. Gebauer, Lpz. 1833, auch im 4. Theile von W. Müllers Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh. Vgl. Conz, Nachrichten von dem Leben u. Schriften R. W-s, Ludwigsb. 1803. 2) Wilhelm Ludwig, geb. 1739 zu Bothnang im Württembergischen; studirte in Tübingen die Rechte, lebte dann in Strasburg u. Paris, ging 1777 nach Wien, wo er sich von Unterrichtertheilen u. Gelegenheitsschriftstellerei nährte, wurde aber von dort wegen einer Schmähschrift verwiesen u. lebte seitdem als Journalist in Regensburg, Augsburg, Nördlingen u. in dem wallersteinschen Dorfe Baldingen. Als Pasquillant wurde er 1788 in dem Schlosse Hochhaus verhaftet u. auch in Ansbach, wohin er nach seiner Freigebung 1792 ging u. eine politische Zeitung unter dem Titel: Ansbachische Blätter redigirte, kam er wegen Verdachts des Einverständnisses mit den Franzosen in Arrest u. st. 24. Nov. 1792. Er schr.: Denkwürdigkeiten von Wien, Wien 1777; Anselmus Rabiosus' Reise durch Deutschland, ebd. 1778, u. die Zeitschriften Das Felleisen, dann Der Chronolog, Frankf. 1779–81, 12 Bde.; Das Graue Ungeheuer, Nürnb. 1784–87, 12 Bde. in 37 Stücken; Hyperboreische Briefe, ebd. 1788–90, 6 Bde.; Paragraphen, Altona 1796. Vgl. W-s Geist, herausgegeben von W. jun. (K. J. Weber), Stuttg. 1823. 3) Ferdinand August Heinrich von W., geb. 1767 in Schorndorf, wurde 1799 in Stuttgart Zollinspector, 1804 Hof- u. Domänenrath, 1812 Staatsrath u. 1821 Geheimerrath u. Finanzminister. In seine Verwaltung fallen die Ablösung der Zehnten u. Lehnsfälle, wodurch der Wohlstand der Landbewohner sich hob, die Verbesserung der Salinen u. Hüttenwerke, die Begründung eines statistisch-geographischen Bureaus u. viele Verbesserungen in dem Forst- u. Staatsrechnungswesen. 4) August von W., geb. 1794 in Stuttgart, erhielt seine Bildung in Hofwyl, bereiste Deutschland, wurde 1817 als Administrator der württembergischen Privatdomänen angestellt, machte als solcher Reisen durch Europa, wurde 1837 Director des Landwirthschaftlichen Instituts zu Hohenheim u. war seit 1845, bis zum Anfall der Hohenzollernschen Fürstenthümer an Preußen, Geheimer Rath u. Vorstand der obersten Domänendirection zu Sigmaringen. Er schr.: Landwirthschaftliche Beschreibung der königlichen Besitzungen Weil, Scharnhausen etc., Stuttg. 1825; Abbildungen der Rindvieh- u. anderen Hausthierracen auf den Privatgütern[1] des Königs von Württemberg, ebd. 1828–34, 6 Hefte; Die Rindviehzucht Württembergs, Stuttg. 1839; Die englische Landwirthschaft, 3. A. 1852, 2 Bde.; Die landwirthschaftliche Thierproduction, 1846, 3 Bde., 2. A. 1851.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 1-2.
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