Viel

1. All ste vööl is ongesond. (Kleve.) – Firmenich, I, 381, 8; für Holstein: Schütze, IV, 297; hochdeutsch bei Latendorf II, 5; Eyering, I, 27.


2. Allto vîl is ungesund.Schambach, I, 240.

Lat.: Quod nimium est, fugito. (Cato.) (Philippi, II, 143.) – Quod nimium est, vitiosum saepe repertum. (Binder II, 2888.)


3. Allzu viel ist nicht genug.Simrock, 3410.


4. Allzu viel reist den Sack.Petri, II, 9.


5. Altzu viel ist vngesunt.Agricola I, 37; Eyering, III, 604; Hauer, L; Mayer, II, 47; Schlechta, 449; Braun, I, 1782.

Lat.: Omne nimium est ingratum. – Quod nimium est, minime gratum minimeque salubre, mel quoque, si nimium, redditur insipidum. (Glandorp, 95, 211.) – Vitiosum est ubique, quod nimium est. (Seneca.) (Binder II, 3579.)


6. Aus viel kann wenig werden und aus wenig viel.

Dän.: Meget kand blive lidt, og lidt kand vare længe. (Prov. dan., 413.)

[1632] 7. Auss all zu viel wird ein Pfui dich oder ein schwartzer Münch.Petri, II, 27.


8. Besser viel als vielerlei.

Lat.: Non multa, sed multum. (Schulbl., 470.)


9. Besser zu viel als zu wenig.

Frz.: Ce qui abonde ne vicie pas.

Holl.: Beter te veel dan te weinig. (Harrebomée, II, 365a.)


10. Biatter te viel as te wennig. (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 12.


11. Bu vil hî get, get â wink hî. (Henneberg.) – Frommann, II, 409, 72.


12. Der vil begert, dem geht vil ab.Franck, I, 161a.


13. Drei Viel und drei Wenig sind höchst schädlich: viel reden und wenig wissen, viel verthun und wenig haben, viel sich dünken und wenig gelten.Simrock, 10966; Körte, 6315.


14. Einer hat zu viel, der andere zu wenig, aber keiner genug.

Poln.: Jeden ma za nadło, a drugi za mało. (Lompa, 13.)


15. Es haben viel zu viel, aber wenig genug.Eyering, II, 455.


16. Es ist nit rhumlich vil verthun, sonder vil mit ehrlichen thaten.Agricola II, 496.


17. Es ist viel, wenn zwei Köpfe sich mit einem Hut behelfen.


18. Es ist zu viel für einen halben Hund ein ganz Brot. (Hirschberger Kreis.)


19. Es kompt eim viel, dass er nicht wil.Petri, II, 282.


20. Hast du viel, so brauchst du mehr.


21. Hast du viel, so gib den Hunden, hast du wenig, so gib den Hunden. (Lit.)

Wer sich Thiere hält, soll ihnen unter allen Umständen Pflege und Nahrung gewähren.


22. Hast nit vil, so thuts der will.Franck, II, 87b; Körte, 6845.


23. Hat man viel, so vertut man auch viel.Lehmann, II, 264, 20; Petri, II, 274.


24. Ists nicht viel, so ists doch ichts, behüt Gott für gar nichts.Petri, II, 408; Lehmann, II, 280, 64.


25. Läwer ze vil, wä ze wenich. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 980.


26. Man thu zu viel oder zu wenig, so ists doch beids vnrecht.Petri, II, 469.


27. Mancher hat vil, vnnd kanns nicht gebrauchen.Agricola II, 497.


28. Mancher hat zu viel, aber nicht genug.


29. Mancher hat zwei Viel zu viel: sich zu viel loben, andere zu viel schelten.

»Zwey Vil hast du zu vil, dich loben und andere schänden; d' Warheit ich dir sagen will, das Blättlein sollst umwenden.« (Chaos, 474.)

Lat.: Qui se laudat, Christi se munere laudat. (Chaos, 474.)


30. Nicht viel schadet nicht viel.Gruter, III, 72; Lehmann, II, 432, 51.


31. Nicht viel schadet viel.


32. Nicht wie viel, sondern wie wol.Petri, II, 99.


33. Nicht zu viel.Schamelius, 145, 3.

Lat.: Ne quid nimis. – Omne nimium vertitur in vitium. (Schamelius, 145, 3.)


34. Nix tau velle, sê de Bûr to 'n Koerensack, harr em balde mit tüsken de Möllenstaine retten. (Westf.) – Hoefer, 150.


35. Oll te vill is ungesund. (Waldeck.) – Curtze, 329, 181.


36. Stel nach vil, dir wirt dannocht wenig. Hauer, Lij4.


37. Te völl es de völl, on wenn es Weckbrei es. (München.) – Firmenich, III, 515, 4.

In Bedburg: Ze vill ess ze vill, un wann et och Weckbrei ess.


38. Tô väl is tô väl, sad' jener Man, un harr sîn Frô dôt slân.Hoefer, 717; Hagen, 100, 39; für Holstein: Schütze, IV, 297; Schlingmann, 979.


39. To vell is to vell, un to wenig is to wenig, söä' de Kierl, 't Wiew drie Kingher un de Su ên Farken.Schlingmann, 803.


[1633] 40. Viel fährt man auf dem Wagen.Klix, 114.

Scherzhaft als Antwort, wenn jemand sagt: Das ist zu viel, oder wenn ein Käufer, ein Kind u.s.w. »recht viel« von einer Sache verlangt. In Ostpreussen: Vêl heft de Bûr op en Wage. (Frischbier2, 3923.) In Westfalen: Viel föert man op 'm (Heu) Wagen.

Kroat.: Preveć nemogu nit kola voziti. (Čelakovsky, 83.)


41. Viel haben macht viel Sorgen.Chaos, 743.


42. Viel heben nicht ein Stiel.Lehmann, II, 789, 62.


43. Viel hilft selten viel. (Wend. Lausitz.)


44. Viel hilft viel.Bücking, 523.


45. Viel hilft viel, sagte Gorgelstecher, und nahm zehn Procent.

Luther (Werke, II, 473) nennt gewisse Finanzer Gorgelstecher.


46. Viel muss man haben, mit Wenigem behilfft man sich auch.Petri, II, 574.


47. Viel stossen den Schemel unter die Bank.


48. Viel verdirbt, das man nicht wirbt.Sutor, 421.


49. Viel verdirbt, was man nicht wirbt, sagte Schlingmann zum Kellner, und nahm die ganze Schüssel.


50. Viel und fein, das kann nicht sein. (Rott-Thal.)


51. Viel und gut ist nicht (oder selten) beisammen.Simrock, 10963a.

Dän.: God gjerning vil have tid. – Man kand ikke baade gjøre og vel. – Snart og vel gjort folges ei gjerne ad. (Prov. dan., 236.)

Holl.: Veel en datzelfde goed. (Harrebomée, II, 365.)

Lat.: Non est ejusdem, multa et opportuna dicere. (Sutor, 473; Philippi, II, 53; Hauer, Kiij2.)


52. Viel will haben mehr.


53. Vil gehet vor.Franck, I, 75b.


54. Vil haben zu vil, nyemandt gnug.Franck, I, 54b; Henisch, 1500, 50; Eyering, III, 347 u. 349.

Lat.: Multi nimium, nemo satis. (Franck, I, 54b; Henisch, 1500, 51.)


55. Vil vnd lang macht dem gucku kein gut gsang.Franck, II, 13b; Gruter, I, 69; Lehmann, 9, 52; Petri, II, 575; Henisch, 1529, 28; Eisein, 261; Körte, 3613.


56. Völ wal hal muar ha. (Nordfries.)

Viel will gern mehr haben.


57. Was viel geschieht, da wird man Freundes.


58. Was zu viel, ist für den Teufel zu viel.


59. Was zu viel ist für drei und zu wenig für einen, wird zweien richtig scheinen.


60. Was zu viel ist, ist zu viel.

Böhm.: Co mnoho, to mnoho. – Co přiliš, to mnoho. (Čelakovsky, 83.)

Holl.: Al te veel is al te veel. (Harrebomée, II, 365a.)

It.: Ogni troppo è troppo. (Pazzaglia, 381, 2.)


61. Was zu viel ist, ist zu viel, sagte der Pfaff, als ihm der Bauer eine grosse Wurst auf der Karre brachte; doch schiebe sie nur hinein.Junker und Pfaff, II, 196.

»Wat to vell is, is to vell, söä' de Prêster, ass en de Bù'r ne grote Worscht up de Karr brocht, doch schêwt se man rin.« (Schlingmann, 1164.)


62. Was zu viel, verdirbt das ganze Spiel.Parömiakon, 2872.


63. Wem viel gegeben, von dem wird viel gefordert.

It.: A chi molto è dato, molto è richiesto.


64. Wer auff viel sinnet, der kan keins gnug besinnen.Petri, II, 685.


65. Wer nicht viel hat, muss sich mit Wenigem behelfen.

It.: Del poco un poco.


66. Wer nicht vil hat, der kan nicht vil entbehren.Petri, II, 744.


67. Wer viel auf einen Bissen nimmt, der stösst an.


68. Wer viel hat, darf nicht zu sparsam leben. Suringar, CCL, 14.


69. Wer viel hat, der will noch mehr haben. Lehmann, 250, 10.

Schwed.: Meer wil ae meer, swa wil moet kaerlingh gröth. (Reuterdahl, 374.)


70. Wer viel in den Löffel nimmt, muss das Maul weit aufmachen.


[1634] 71. Wer (zu) viel verlangt, bekommt gar nichts. Bohemia, 1872, Nr. 275.

Engl.: All covet, all lose.

Frz.: Qui veut tout, n'a rien.

It.: Chi troppo vuole, niente ha. – Chi tutto vuole, tutto perde. (Bohn I, 86.)

Lat.: Qui totum vult, totum perdit.

Schwed.: Den sem gapar efter mycket, mister ofta hela stycket. (Marin, 8.)


72. Wer z' vil will, chond z' lötzel öber.Tobler, 302.


73. Wer z' vil will han, dem z' lützel werde.Sutermeister, 134.


74. Wer zu viel fasst, lässt viel fallen.Masson, 160.

Frz.: Par trop presser l'anguille on la perd. – Qui tout convite, tout perd. – Qui trop embrasse, mal étreint.

It.: Chi troppo abbraccia nulla stringe. (Masson, 169.)

Span.: Quien mucho abarca, poco abrieta. – Quien todo lo quiere, todo lo pierde. (Masson, 170.)


75. Wer zu viel fasst, zu wenig fasst.

Wer viel auf einmal unternimmt, bringt wenig zu Stande.

It.: Chi molto abbraccia, poco stringe.


76. Wer zu viel haben will, dem wird zu wenig. Pauli, Schimpff, 63.


77. Wer zu viel will, der erhält (bekommt, hat, dem wird) nichts.Eiselein, 493.

»Wer zuviel wil, den wird gemeinlich zu wenig vnd ist auch billich.«

Böhm.: Kdo chce přilis mnoho, nemíva nic.

Lat.: Qui lucra lente fugit, damna repente subit. (Loci comm., 16.)


78. Wer zu vil wil han, dem wirt zu wenig. Franck, I, 84b, 87a u. 143b; II, 110a; Schottel, 1127b; Eyering, I, 257 u. 612.

Dän.: Hvo for meget vil have, faaer undertiden for lidet. (Prov. dan., 181.)

Poln.: Chcąc zbyt wielkj kęs połknąć, mozna się uda wić. Kto wiele obejmuje, mało ściska. (Masson, 169.)


79. Wo nicht viel zum besten ist, bleibt nicht viel über.

Lat.: Curtae semper nescio quid abest rei. (Horaz.) (Philippi, I, 108.)


80. Wo viel ist, da begehrt man immer mehr. Simplic., 454.


81. Wo viel ist, da will auch viel hin.Eiselein, 620; Simrock, 10967; Körte, 6911; Braun, I, 4783.

Engl.: Spend and God will send. (Bohn II, 134.)

Frz.: A que chapon mange, chapon lui vient.

Lat.: Cui sunt multa bona, huic dantur plurima dona. (Eiselein, 620.) – Dantur opes nullis nunc, nisi divitibus.

Schwed.: Den mycket har, får alltid mer. (Marin, 7.)


82. Wo vîl äs, sumelt sich äinjde noch mî. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 740.


83. Ze vil äs âgesangt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 849.

»Zuviel ist vngesund, sprechen die Deutschen.« (Wicelius, Dialogorum.)


84. Zu viel, aber nicht genug.

Holl.: Al te vele en is niet ghenoech. (Tunn., 4, 14; Harrebomée, II, 365b.)

Lat.: Non satis est nimium, nam venit in vicium. (Fallersleben, 66.)


85. Zu viel an zu wing is immer e Ding. (Schles.) – Weinhold, 104; Boebel, 142.

Dän.: For meget og for lidt ford ærder aldting. (Prov. dan., 23.)

It.: Ogni estremitù è un vizio. (Pazzaglia, 114, 1 u. 415, 8.)

Lat.: Est modus in rebus.


86. Zu viel hat kein Ehr.Petri, II, 828.


87. Zu viel ist bitter (ungesund), und wenn's lauter Honig wäre.Eiselein, 620; Geiler, Alsatia, 1862-67, 443; Braun, I, 4780.

Böhm.: Vše vhod dobro, co příliš nezdravo. (Čelakovsky, 83.)

Engl.: Much would have more. (Gaal, 1412.)

Lat.: Multa petentibus desunt multa. (Gaal, 1412.)

Poln.: Czega nad to, i świnie niejedzą. (Čelakovsky, 83.)


88. Zu viel ist Satans Spiel.Körte, 7183.

Jedes Zuviel ist nachtheilig.

Engl.: Too much of one thing is good for nothing. (Gaal, 1622.)

Lat.: Curtae semper quid abest rei. (Seybold, 110.) – Ne quid nimis. (Gaal, 1622.) – Omne nimium non bonum. (Faselius, 186; Schulbl., 479.) – Omne nimium vertitur in vitium. (Seybold, 406; Neander, 90; Eiselein, 620; Gaal, 623; Binder II, 2372.) – Omne nocet nimium. (Binder II, 2372.)


89. Zu viel ist zu viel und zu wenig ist nicht genug.

It.: Il troppo si guasta, e 'l poco non basta. (Pazzaglia, 381, 4.)


[1635] 90. Zu viel macht aus der Tugend ein Laster.

It.: Per l'eccesso la virtù diventa vizio. (Pazzaglia, 415, 5.)


91. Zu viel muss bald brechen.Petri, II, 828.

Dän.: For meget nedsænker skibet. – For meget tynger vognen i stykker. (Prov. dan., 181.)


92. Zu viel verdirbt all Spiel.

Mhd.: Ze vil wüstet all spil. (Vintler.) (Zingerle, 29.)


93. Zu vil ist nicht genug.Henisch, 1500, 61.

Lat.: Nil nimium satis est. (Henisch, 1500, 61.)


94. Zu vil ist vngesund.Franck, I, 50a, 57b, 75a, 90a u. 146; II, 82a; Gruter, I, 89; III, 119; Latendorf II, 33; Mathesy, I, 50b; Eiselein, 620.

Ill.: Kaj je preveč, ni s kruhom dobro. (Čelakovsky, 83.)

Lat.: Crambe bis cocta mors est. (Körte, I, 78a.) – Ne quid nimium. (Chaos, 199.) – Difficile, divitem esse temperantem, et temperantem afficere divitiis. (Chaos, 882.)

Poln.: Co nazbyt, to nie krasno. (Čelakovsky, 83.)

Schwed.: Alt för mycket är osund. (Grubb, 23.)


95. Zu vil zerreisst den sack.Franck, I, 143b; Grubb, 23.

It.: Il troppo non è mai sàno. – Il troppo si bia sima in ogni cosa. (Pazzaglia, 381, 1 u. 3.)

Poln.: Kto ma wszystkiego dość, jeszczc e więcej chce. (Lompa, 16.)


*96. Affel (so viel) ond e Chrätli voll. (Appenzell.)

Chrätli = kleiner, milchtopfförmiger Korb, den die Kinder beim Beereneinsammeln gebrauchen. Eine Redensart, die nichts heisst; als: »so viel«, und die man nur als scherzhafte Zugabe beim Geben oder Bezeichnen gebraucht, oder als Antwort auf die Frage: Wie viel? anwendet, wofür auch die Redensart: Sibezähni und es Chrättli voll, üblich ist. (Vgl. Sutermeister, 10.) Man hat in der Schweiz fast auf jedes Fragewort derartige sprichwörtlich gewordene Antworten; a.a.O. findet sich eine Zusammenstellung der dort üblichen Fragen mit den Redensarten und Ausdrücken, die als Erwiderungen im Volksmunde gebraucht zu werden pflegen: Wie? Chrüzwiis und überzwerch. Wie wît? Bis in alten Kaiser in Basel. Wie alt? Der Kopf ist so alt as es F., und 's F. het noch nie zehnet. Warum? Nienerum. Asdorum. Wenn i pfîfe so chumm. Auch: Vo wäge vui und nesba. Worom? Wägen Färber im Schönagrond. (S. Was, Wer und Wo.)


*97. Das ist gerade so viel, als wenn zwei kommen und bringen nichts.

Holl.: Het is zooveel als twee, die kwamen en niet bragten. (Harrebomée, II, 349b.)


*98. Das ist gerade so viel wie ein Tropfen Wasser auf einen heissen Stein.

Holl.: Dat is zooveel als een roemer wijn voor een' nathals. (Harrebomée, II, 224a.)


*99. Das ist noch so viel, als eine Braut weint. (Braunschweig.)

Wird z.B. gebraucht, wenn beim Zeug ausringen nur noch wenige Tropfen herauskommen.


*100. Das ist so viel, als ein Schluck Wein für einen Saufbold.

Holl.: Dat is zooveel, als een roemer wijn voor een' nathals. (Harrebomée, II, 116.)


*101. Das ist so viel als zween Pfaffen im Dom zu Köln.

»Ein Trinkbruder sagt, ein paar kannen Wein wären eben so viel in seinem magen als zween Pfaffen im Thom zu Cöln, denselben mit jhren gesang zu erfüllen.« (Zinkgref, IV, 157.)


*102. Das ist viel und noch was.


*103. Das ist zu viel auf einen Bissen.


*104. Dat ies so viel, äs wann 'n Kau 'ne Elwerte slücket. (Westf.)

Frz.: C'est un grain de millet à la bouche d'une âne. (Leroux, I, 49.)


*105. Dat is even so vêl as kumm her, un do 't noch mal.Richey, 108; Schütze, II, 218.

Von einem vergeblichen Thun.


*106. Dat is grade so viel, äs wenn twei kuemet un bringet niks. (Westf.)


*107. Dat is nett so vel, as Knicker in Antjemes Êrs.Eichwald, 43; Frommann, II, 537, 159; Hauskalender, III.


*108. Dat is so väl, as wenn mî 'ne Mügg steckt. Schiller, III, 30b.

Aehnlich sagt Wolfram von Eschenbach (Willehalm, 235, 8): »Daz aht ich, als ein kleine breme viele ûf einen grôzen ûr.« (Vgl. auch Zingerle, Ueber die bildliche Verstärkung der Negation bei mittelhochdeutschen Dichtern in den Sitzungsberichten der wiener Akademie der Wissenschaften, 39, 460.) (S. Mückenauge.)


[1636] *109. Dat is so väl, as wenn 'n Mügge in de Ja'e pisst. (Rastede.) – Firmenich, III, 26, 28.

1) Jade, Jadebusen.


*110. Dat is so vêl as kumm her un sch-t1 mi wat. (Holst.) – Schütze, II, 218.

1) Verhüllend sagt man dafür auch: wünsch.


*111. Der hat um eins zu viel.

In Niederösterreich von jemand, in dessen Kopfe es nicht ganz richtig ist. Man hat dafür auch folgende Redensarten: Der ist anbrennt. Der hat's nicht recht beieinander. Er ist nicht recht dahâm. Es fehlt ihm im Hirn. Er ist zu lang in der Pfann gelegen. Der Pfannenstiel hat 'n geschnellt. Er hat's nicht alle fünf beieinander.


*112. Dos is grod sou vül, as woun mer an Pedd'lpuiben in d' Höül schmaised. (Steiermark.) – Firmenich, I, 770, 163.


*113. Du hast viel zu schaffen vnd wenig ist dir befohlen.Egenolff, 459b.

Lat.: Aedilitatem gerit sine populi suffragio.


*114. Du hast viel zu schaffen, vnnd wenig ausszurichten.Egenolff, 159b.

*115. Er hat jm zu viel gethan.Eyering, II, 291.


*116. Es ist gerade so viel, als wenn eine Mücke ins Egerland fliegt.Egerbote, 1875, S. 64.


*117. Es ist jhrer so viel als der fliegen in dem Sommer.Henisch, 1146, 48.

Lat.: Tam multi, quam muscae tempore aestatis. (Henisch, 1146, 49.)


*118. Es ist so viel, als wenn man einen Betteljungen in die Hölle wirft.

Holl.: Het helpt zooveel, alsof men een' Franschman (of: eene doode hoer) in de hel schopt. (Harrebomée, I, 196.)


*119. Es sind ihrer so viel als Flöhe im August.


*120. Hä hät er einen ze vill or einen ze winnig. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 141.


*121. Nicht so viel als auf meiner Hand (unter meinem Nagel) ist. (Rottenburg.)


*122. Nicht so viel als Dreck unter meinen Nägeln ist.

Als nach der Schlacht bei Leipzig der Freiherr von Stein von einem durch Napoleon um sein Land gekommenen deutschen Fürsten (Kurfürst von Hessen) gefragt wurde: »Nun werde ich doch mein Land wieder bekommen«, antwortete Stein: »Wenn es mir nachging, würde Ew. Hoheit nicht so viel bekommen als Dreck unter meinen Nägeln ist.« (Wochenblatt der Neuyorker Staatszeitung vom 21. Nov. 1863.)


*123. Nicht so viel als man von einem (Finger-)Nagel bläst.


*124. Nig so vêl als ik in min Ôg lîden kann. (Holst.) – Schütze, III, 169; Eichwald, 1433; Dähnert, 336a; für Altmark: Danneil, 144.

Zur Bezeichnung einer geringen Wenigkeit.

Frz.: Pas plus que dans mon oeil. (Lendroy, 1095.)


*125. Nit so vil als eim in einem aug wee thet. Franck, II, 47b; Gruter, III, 72.


*126. Säu fîel1 (oder: ful) as Grand2 an der Sèi3. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 47.

1) Viel, bergisch föl, westmärkisch füöl.

2) Grober Sand.

3) See; die märkische Mundart kennt das Wort Meer nicht. Méärréäk, oder Mirréäk (Meerrettich) gehört zu Méär = Pferd.


*127. Schier so viel als köpff.Franck, Zeytbuch, VIIa.


*128. Sehr viel von sich halten.

Lat.: Colo animum ferro. (Seybold, 79.)


*129. So viel as Hoar up'm Rüen.


*130. So viel äs Steren am Hiemel. (Westf.)

Dän.: Mange som fluer om høsten. – Mange som lopper i huude-rumpen. – Mange som luus i staader-kappen. – Mange som stavelser i kolpin. (Prov. dan., 410.)


*131. So viel wie Sand am Meere.

Mhd.: Dâ ist dîner genaden mê danne griezes in dem sê. (Wernher.) – Mêr saelden unde güete, denn in des meeres vlüete sî griezes unde sandes. (Gold-Schmied.)


*132. Völ halden van en kort Gebett on en lange Metworsch. (Meurs.)


[Zusätze und Ergänzungen]

133. Dat's doch all so väl, sä't Lüntje, do harr he 'n Heuhalm bytagt.Plattdütscher Klenner, Jever.


134. Es kommt viel zwischen Bolz und Ziel.Binder III, 4197.


135. Nicht zu viel und nicht zu wenig, dann bin ich reicher als ein König.

Lat.: Neque Lydorum carycas, neque flagrorum crepitus. (Philippi, II, 18.)


136. Viel wird auch alle.Lausch, 160.


137. Zu viel vnd zu wenig ist des Teuffels Zielmass.Theatr. Diabolorum, 406b.


*138. Nicht so viel, dass es einer Laus im Aug' weh thut.Gotthelf, Käserei, 106.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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