Gonzaga

[470] Gonzaga, altes italienisches Fürstengeschlecht, stammt aus dem gleichnamigen Flecken, welcher 967 durch Tausch an Azzo, einen Vorfahren der Mathilde von Canossa, gelangte. Das Alter des Geschlechtes soll sehr weit zurückreichen, doch läßt es sich mit Sicherheit nur bis ins 13. Jahrh. zurückführen, wo die G. als Bürger von Mantua erwähnt sind, welche mit der Investitur ihres Stammortes belehnt wurden. Wichtig in der Geschichte wird das Haus G. mit Ludovico (Luigi) I. G., welcher 1313 auf Veranlassung des damaligen Signore von Mantua, Passerino Bonacolsi, Podesta von Modena wurde, 1328 diesen seinen Gönner ermordete, dessen Partei stürzte u. selbst Capitano Generale von Mantua wurde. Das Haus führte nun in Mantua unter dem Titel Capitano, Podesta, seit 1432 Markgraf u. seit 1530 Herzog die Herrschaft fort, bis der Mannsstamm 1708 ausstarb; schon vorher hatte der Kaiser wegen eines Bündnisses des letzten Herzogs, Ferdinand, mit Frankreich, Mantua als verwirktes Lehen eingezogen. Von dem Hauptstamm der G-s waren nach u. nach mehrere Seitenzweige ausgegangen, so die Grafen von Novellara, welche 1728 ausstarben, die Herzöge von Guastalla, welche 1746 erloschen, u. die Fürsten von Castiglione, die 1727 vom Kaiser wegen Lehnsverbrechen aus ihrem Besitz vertrieben wurden. Sämmtliche Besitzungen der G-s kamen dadurch an Österreich. Noch jetzt lebt eine Nebenlinie der G-s, Vescovati, zu Mantua im Privatstand, die der Grafen von Castiglione aber besteht nur noch in dem jetzigen Haupt, s. Gonzaga 5): s. die einzelnen Regenten unter den Vornamen Ludwig, Guido, Johann, Franz, Friedrich, Vincenz, Ferdinand, Karl. Außerdem sind merkwürdig: 1) Julia G., Gemahlin des Herzogs Vespasiano Colonna von Trajetto; war so schön, daß der Sultan Soliman I. sie zu besitzen verlangte u. Fondi, wo sie sich aufhielt, durch Haireddin Barbarossa 1534 stürmen ließ, allein Julia hatte sich bereits aus dem Fenster gelassen u. war entkommen. 2) Fernando G., Sohn Franz II., Markgrafen von Mantua, geb. 1506; trat in kaiserliche Dienste, focht in Ungarn, der Provence u. Flandern; war kaiserlicher Bevollmächtigter beim Frieden von Crespy, dann Gouverneur von Mailand, wo er 1551 Piacenza einnahm u. Parma vergebens blockirte. Wegen Geiz u. Grausamkeit verlor er sein Gouvernement; er focht dann noch bei St. Quentin u. st. 1577. 3) Frederico, Herr von Bozzolo, Enkel des Markgrafen Ludwig III. von Mantua u. einer der besten Feldherren Italiens zu Anfang des 16. Jahrh.; diente dem König Franz I. von Frankreich u. wurde mit diesem in der Schlacht bei Pavia 1525 von den Kaiserlichen gefangen. 4) St. Aloysius G., geb. 1568, älterer Sohn Ferdinand G-s; wurde aus Neigung Geistlicher, trat 1587 in den Jesuitenorden, zeichnete sich durch Frömmigkeit aus u. st. 1591; er wurde 1621 beatificirt u. 1726 canonisirt; sein Tag der 21. Juni. 5) Alexander G., Fürst von Castiglione, Herzog von Solverino, Marquis von Medone, geb. 1799 in Dresden, Sohn des französischen Generals Giuseppe Luigi G. u. jüngerer Bruder des 1813 bei Leipzig gefallenen Matteo Luigi G., trat 1812 in französische Dienste, zeichnete sich 1614 bei Craonne aus u. nahm dort den Fürst Gagarin gefangen; 1816 trat er in russische Dienste, war 1828 bei der Belagerung von Braila; trat 1837 in die Dienste des Don Carlos, wurde dort General, vermählte sich 1841 mit Maria Luise Coke, verwittwete Escudero, u. suchte bei dieser Gelegenheit durch eine feierliche Protestation gegen Österreich die Rechte auf seine Familienbesitzungen zu sichern. Er ist der letzte seiner Linie.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 470.
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