Artikel in der Wikipedia: Husten
Verweise:

Hustenelixier, s.v.w. Brustelixier (s.d.).

Hustentee, s.v.w. Brusttee (s.d.).

Faksimile

[672⇒] Husten (lat. Tussis), stoßweise und tönende Ausatmung unter krampfhaftem Schluß der Stimmritze. Dem Hustenstoß geht eine tiefe Einatmung vorher, die Ausatmungsbewegung geht anfangs gegen die geschlosseneStimmritze vor sich. Öffnet sich diese spaltförmig, so schießt die unter hohem Druck stehende Luft heftig nach außen. Die nächste Ursache des Hustens beruht auf einer Reizung des in der Schleimhaut der Luftwege sich verbreitenden Nervus vagus. Bald sind es fremde Körper (zu solchen gehören hier auch Schleim, Eiter, Blut etc.), welche die Schleimhaut des Kehlkopfes, der Luftröhre und ihrer Äste berühren, bald zu warme und zu kalte, mit Rauch und chemisch differenten Dünsten geschwängerte Luft. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ist der H. Zeichen eines bestehenden Katarrhs der Luftwege oder einer Kehlkopferkrankung, einer Lungen- oder Brustfellentzündung. Die Wirkungen des Hustens bestehen hauptsächlich in der gewollten Entfernung des den H. verursachenden Reizes. Ist ein in die Atmungswege eingedrungener Fremdkörper oder dort angesammelte Sekrete die Ursache des Hustens, so bewirkt dieser meist die Entfernung dieser Ursache und ist hierdurch heilsam. Daneben aber bewirkt starker H. eine heftige Erschütterung des ganzen Körpers, zuweilen Zerreißung kleiner Blutgefäße, ferner Störungen im kleinen Kreislauf, infolge deren der Rückfluß des Blutes aus den Lungen, unter Umständen auch aus dem Kopf gehindert ist, wodurch Beängstigung und Kopfschmerz erzeugt werden können. Heftige Hustenbewegungen können auch Unterleibsbrüche, Abortus etc. zur Folge haben. Die Behandlung richtet sich nur selten auf den H. selbst, sondern auf das Grundleiden (s. Bronchialkatarrh). Man gebraucht daher Mittel, die wie die Samen des Fenchels, Anis u. a. die Schleimabsonderung in den Bronchien dünnflüssiger und daher leichter entfernbar machen (Expectorantia), oder bei zu reichlicher Absonderung solche, welche die Sekretion beschränken (Terpentinöl, Kiefernnadelöl in Dampfform). Als Expectorantia wirken auch die Nauseosa, d. h. brechenerregende Mittel (Ipekakuanha, Apomorphin, Senega), wenn sie in kleinen Gaben angewendet werden. Seltener wird man mit narkotischen Mitteln den H. bekämpfen; immer aber wird man alle zu H. führenden Schädlichkeiten (unreine Luft etc.) zu vermeiden haben. Durch reflektorische Reizung des Nervus vagus kann H. entstehen bei Ohrenleiden, Gebärmuttererkrankung etc. Wenn durch Erkrankung der zum H. nötigen Muskeln und Nerven (z. B. bei der Bulbärkernlähmung, bei der Landryschen Paralyse etc.) H. unmöglich wird, entsteht die Gefahr, daß verschluckte Fremdkörper oder Schleim massen nicht aus den Luftwegen entfernt werden können und hier Zersetzung und Entzündung veranlassen. Dadurch, daß Brechmittel auf die Lunge wirken, und daß bei starkem H. Brechen entsteht, war man darauf gekommen, einen Magenhusten anzunehmen, zumal auch der Nervus vagus sowohl in der Lunge als auch in den Magenwandungen sich verbreitet. Einen Magenhusten aber in dem Sinne, daß der H. auch ein Symptom eines Magenleidens sein könne, gibt es nicht. Das Erbrechen bei starkem H. ist eine mechanische Folge der starken Arbeit des Zwerchfelles. H. ist vielmehr immer ein Anzeichen einer Affektion der Luftwege, neben der allerdings oft, besonders bei ältern Leuten, gleichzeitig ein Magenkatarrh besteht, was wohl auch noch zur Ansicht, es gäbe einen Magenhusten, beigetragen haben mag. [⇐672]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 672.
Lizenz: Gemeinfrei
Verweise:

Hustenpulver, s. Brustpulver.

Faksimile
Faksimile

[638⇒] Husten (Tussis), kurze, tönende, kräftige u. stoßweise Ausathmungen, bei mehr od. weniger verengter Stimmritze u. zwar zumeist nach einer tieferen u. kräftigeren Einathmung. Geht diese nicht [⇐638][639⇒] voraus, so entsteht das Hüsteln. Durch die Erschütterung, welche die Lungen hierbei erleiden, werden nun nicht nur natürliche Absonderungsstoffe in den Verzweigungen der Luftröhre (Lungenschleim), sondern auch krankhafte in ihnen enthaltene Stoffe od. Körper gelöst, beweglich u. aus der Luftröhre ausgestoßen. Der H. gehört unter die willkürlichen Thätigkeiten, tritt aber auch unwillkürlich ein, wenn etwas Fremdartiges die empfindliche Haut des Luftröhrenkopfes, am meisten hier in der Stimmritze selbst, u. die Luftröhre in ihren Verzweigungen reizt, als reizende Dämpfe, Staub, od. irgend ein Körper, welcher von außen in die Stimmritze od. in die Luftröhre (in die sogenannte unrechte Kehle) gelangt ist. Der H. wirkt hier als wohlthätige Naturhülfe. Dem Reize zum H. kann zwar eine Zeit lang widerstanden werden, aber nur einem mäßigen u. wenn der Reiz nicht durch das Zurückhalten zunimmt. Geringe Reize werden auch durch bloßes Räuspern (s.d.) entfernt. Pathologisch ist der H. mehr ein Krankheitssymptom, als eine eigene Krankheit, obgleich er auch dafür gilt, insofern er die belästigendste Erscheinung dabei ist, da ein heftiger u. anhaltender H. schmerzhaft ist, die Kräfte raubt, den Schlaf unterbricht u. vielfach störend in das Leben eingreift. Daher bekommt er nicht nur verschiedene Bezeichnungen, nach Verschiedenheit der Verhältnisse, unter denen er auftritt, wie z.B. trockener od. feuchter H.; od. zur Andeutung eines eigenen Charakters, wie: Keuch-, Magen-, Stick-, Bluthusten u.a., od. zur Angabe der Ursache des krankhaften Reizes, wie: katarrhalischer, convulsivischer, schwindsüchtiger H. etc. Blauer H. (Stickhusten, Keuchhusten), ist ein H., wobei der Rückfluß des Sehnenblutes vom Kopf herab gehemmt wird u. das Gesicht bläulich gefärbt erscheint. [⇐639]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 638-639.
Lizenz: Gemeinfrei
Faksimile

[374⇒] Husten (tussis), heftiges, mit Schall verbundenes Ausathmen, wobei die Luft durch die Stimmritze gewaltsam herausgetrieben wird. Der H. entsteht bei Reizung der Schleimhaut der Luftwege, besonders des Kehlkopfs, der Luftröhre u. ihrer Aeste; die reizenden Dinge können entweder von außen gekommen sein: Rauch, scharfe Dämpfe etc. oder innen erzeugt, so Schleim, Eiter. Ist in der Schleimhaut der Luftwege durch Blutanhäufung oder Entzündung eine gesteigerte Reizbarkeit entstanden, so erregt schon die atmosphärische Luft H. Der H. ist daher keine Krankheit, sondern entweder Symptom eines Leidens oder ein Heilbestreben der Natur, um fremdartige Stoffe aus den Athmungsorganen zu entfernen. Die Cur des H.s ist somit die Cur des Grundleidens. In manchen Fällen jedoch erfordert er auch eine symptomatische Behandlung, besonders dann, wenn er mit besonderer Heftigkeit auftritt, indem in Folge der heftigen Anstrengung leicht andere bedenkliche Uebel entstehen können, wie Lungen- oder Hirnblutungen, Unterleibsbrüche, Erbrechen etc. Die Bekämpfung des H.s als Symptom geschieht hauptsächlich theils durch milde, schleimige u. narkotische Mittel, theils äußerlich durch Ableitung auf die Haut. [⇐374]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 374.
Lizenz: Gemeinfrei
Faksimile

[430⇒] Husten ist ein Krankheitssymptom, welches durch Alles, was die Luftwege und Organe des Athemholens reizt, erzeugt werden kann und eine Menge sehr verschiedenartiger Krankheitszustände begleitet. An sich bietet der Husten mannichfache Verschiedenheiten dar, er kann nämlich sehr häufig oder selten, anstrengend oder leicht, trocken oder mit schleimigem, wässerigem, blutigem, eiterartigem Auswurfe verbunden sein, einen besondern charakteristischen Ton haben, wie dies z.B. bei der häutigen Bräune, dem Keuchhusten der Fall ist u.s.w. Am wenigsten zu bedeuten hat in der Regel der Husten, der sich im Gefolge eines Katarrhs, d.h. eines Reizungszustandes der die Luftwege auskleidenden Schleimhaut, einstellt, mit geringen oder gar keinen Schmerzen verbunden, im Anfange trocken, später von schleimigem Auswurfe begleitet ist und immer durch Erkältung entsteht. Aber auch dieser Husten erheischt Vorsicht, wenn er lange anhält, sehr oft wiederkehrt, insbesondere aber, wenn er junge Leute von 18–30 Jahren befällt, die vielleicht schon eine Anlage zu Brustleiden haben. Ihm an Gefahrlosigkeit zunächst steht der Gewohnheitshusten älterer Leute, der auf Schlaffheit und Verschleimung der Luftwege beruht und Jahre lang ohne Beeinträchtigung der übrigen Gesundheit andauern kann. Bedenklicher dagegen ist der Husten, welcher sich mit der Lungen- und Brustfellentzündung, der häutigen Bräune u.s.w. einfindet; am schlimmsten aber der, welcher in Gemeinschaft mit den übrigen Krankheitserscheinungen auf Hals- oder Lungenschwindsucht, Brustwassersucht schließen läßt. Bei der Behandlung jedes Hustens kommt es darauf an, daß der ihm zum Grunde liegende Krankheitszustand gehoben werde. In diätetischer Hinsicht haben sich Personen, welche an Husten leiden, vor jeder Erkältung, ganz besonders aber vor dem Kalt- und Naßwerden der Füße zu hüten, ferner vor jeder Anstrengung der Brustorgane, also vor anhaltendem, lautem Reden, Singen, Gehen und Reiten gegen den Wind, überhaupt vor allen anstrengenden Körperbewegungen, vor dem Genusse geistiger Getränke, fetter, scharfer, saurer, stark gewürzter, mit brauner Butter angemachter Speisen u.s.w. Zu den gefahrlosen Hausmitteln zur Milderung und Beschwichtigung eines sehr rauhen und angreifenden, wenig lösenden Hustens gehören Althäsaft, Candiszucker, Möhrenzucker, Zucker mit Eidotter, Reglisse, Süßholzsaft, Abkochungen von Leinsamen mit Süßholzwurzel, von Hafergrütze, Königskerzen, Althäwurzel und dergl. Die Anwendung eingreifenderer Mittel überlasse man jedoch dem Arzte. [⇐430]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 430.
Lizenz: Gemeinfrei
Faksimile

[359⇒] Husten. Der Husten, welcher durch Staub, ein Krümelchen, Rauch, ein Tröpfchen Wasser nach dem sogenannten Verschlucken entsteht, ist an sich gefahrlos und vergeht. Jeder Husten von örtlicher Reizbarkeit aber ist Krankheit und nach dem Grade jener unbedeutend oder gefährlich. Ist eine katarrhalische Affektion vorhanden, so wird der Husten weniger bösartig und nur bei längerer Dauer bedenklich, weil die Entzündung dann die zarten und edeln Theile ergreifen und Zerstörungen veranlassen kann, die unheilbare Uebel erzeugen. Demnach muß man jeden länger als zwei bis drei Wochen dauernden Husten beachten, besonders wenn er trocken ist, denn das Sprichwort: »ein trockner Husten bläst den Tod herbei,« ist nicht ganz falsch. Ist Schmerz im Halse, besonders im Kehlkopfe und der Luftröhre ein lästiges Brennen zugegen, welches beim Schlucken fühlbarer wird, leiden diese Theile, erregt das tiefe Einathmen Stechen in der Brust mit darauf folgendem Husten, so leidet die Lunge. Der einfache katarrhalische Husten wird mit Wärme, Schweißerregung, Einathmen von milden Dämpfen, durch Brustthee, Eiertrank leicht geheilt und zur Lösung gebracht, wobei auch Gurgelmittel und lösende Süßigkeiten dienlich sind. Die schlimmern Arten des Hustens erfordern außerdem Mittel, welche die örtliche Entzündung heben, Blutegel, Blasenpflaster etc, worauf Milchdiät, Milchkuren etc. anzuwenden sind Der Hustenmittel sind Legion und oft werden die unpassendsten angewendet. Alle süßen und schleimigen Mittel haben den Nachtheil, den Magen zu verderben, weßhalb oft magenstärkende Mittel gebraucht werden müssen. Eine wichtige Rolle spielt die Hautthätigkeit, denn oft entsteht Husten, namentlich der katarrhalische, weil die Haut nicht gehörig ausdünstet. Aehnlich wirkt bei Frauen Fehlerhaftigkeit ihrer Funktionen, weil der Ueberfluß der Säfte sich gern nach der Lunge zieht. Eine sehr üble Angewohnheit ist das ewige Hüsteln und Räuspern ohne große Ursache, weil durch die häufige Anstrengung der Grund zu einem wirklichen Husten gelegt wird.

D. [⇐359]

[⇐360]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 359-360.
Lizenz: Gemeinfrei
Faksimile

[1335⇒] Der Hūsten, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. das Husten, die Ausstoßung der Luft aus der Lunge auf eine heftige und mit einem lauten Schalle verbundene Art; besonders so fern es eine Art Krankheit ist, um die Luftröhre und den Magenschlund von einem reitzenden Schleime zu befreyen. Den Husten haben. Eine Arzeney wider den Husten. Der trockne Husten, bey welchem man nichts auswirft; der Schafhusten, Nieders. der Kinkhusten. Ein feuchter Husten, welcher von einem Auswurfe begleitet wird. Ein krämpfiger Husten, bey welchem sich ein starkes Zusammenziehen aller zum Athemhohlen gehörigen Muskeln befindet. Der blaue Husten, S. Hühnerweh. S auch Keichhusten, Magenhusten, Kitzelhusten u.s.f.

Anm. Bey dem Ottfried Huasten, im Nieders. Hoost, im Schwed. Hosta. Im Oberdeutschen wird es gemeiniglich im weiblichen Geschlechte gebraucht, die Huste, oder die Husten. [⇐1335]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1335.
Lizenz: Gemeinfrei
Faksimile

[1335⇒] Hūsten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, die Luft auf eine heftige, mit einem lauten Schalle verbundene Art aus der Lunge stoßen, besonders so fern es geschiehet, um die Luftröhre oder den Magenschlund von einem fremden Körper zu befreyen. Immer husten müssen. Der Kranke hat den ganzen Tag gehustet. Aufhören zu husten. Flöhe husten hören, figürlich, überklug seyn, viele eingebildete Klugheit besitzen.

Anm. Im Nieders. hosten, im Engl. to houst, im Angelsächs. hweostan, im Dän. hoste, im Schwed. hosta. Ihre leitet es von dem Nordischen Hoest, die Brust, her; allein es ist wohl so wie das Latein. Tussis, und andere Benennungen in andern Sprachen, eine Nachahmung des durch husten verursachten Schalles. S. das folgende. [⇐1335]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1335.
Lizenz: Gemeinfrei

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Flucht in die Finsternis

Flucht in die Finsternis

Robert ist krank und hält seinen gesunden Bruder für wahnsinnig. Die tragische Geschichte um Geisteskrankheit und Tod entstand 1917 unter dem Titel »Wahn« und trägt autobiografische Züge, die das schwierige Verhältnis Schnitzlers zu seinem Bruder Julius reflektieren. »Einer von uns beiden mußte ins Dunkel.«

74 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon