Berg [3]

[658] Berg, ehemaliges Herzogtum (Ducatus Montensis) im westfäl. Kreis des alten Deutschen Reiches, am rechten Rheinufer, zählte zuletzt auf 2975 qkm (54 QM.) 262,000 Einw. und gehört jetzt teils zu dem Regbez. Düsseldorf, teils zu Köln. Das Christentum fand in B. zuerst um 700 Eingang durch Suidbertus, Bedas Schüler, der auf einer Rheininsel bei Düsseldorf das Stift Kaiserswerth gründete. Die Vorfahren der Grafen von B., Vögte der Abteien Deutz und Werden, nennen sich zuerst 1068 »vom Berge«, aber noch nicht Grafen; dieser Titel kommt zuerst 1101 in einer Urkunde König Heinrichs IV. vor, und der damit belegte Adolf wird als »der erste« gezählt. Er erbaute die neue Burg an der Wupper, verwandelte die Stammburg B. (Altenberg) 1133 in eine Cistercienserabtei und starb dort als Mönch 1152. Seine Enkel Eberhard u. Engelbert I. teilten gegen 1160 das Erbe, so daß jener Altena, dieser B. erhielt. Letzterer nahm am Kreuzzug Friedrich Barbarossas teil und starb auf dem Rückweg 1189. Mit seinen Söhnen Adolf III. (1189–1218) und Engelbert II., dem Heiligen (gest. 1225), erlosch der Mannesstamm, und B. fiel an Heinrich von Limburg, Schwiegersohn des Grafen Adolf III. Adolf V. (1259–96), Wilhelm I. (1296 bis 1308) und Adolf VI. (1308–48) entstammen dessen Geschlechte. Als letzterer kinderlos starb, fiel die Grafschaft B. an seine Schwestertochter Margarete, Gräfin von Ravensberg und Gemahlin Gerhards, Sohnes des Herzogs Wilhelm von Jülich. Gerhards Sohn Wilhelm II. erhielt 1380 vom König Wenzel für B. die Herzogswürde und starb 1408. Sein Sohn Herzog Adolf I., zugleich Graf von Ravensberg (1408–37), erwarb 1423 Jülich. Nach dem Erlöschen des Jülich-Bergschen Hauses (1511) folgten Fürsten aus dem Haus Kleve, nach deren Aussterben (1609) erhob sich der den Dreißigjährigen Krieg vorbereitende Erbfolgestreit, durch den die Nachfolge in Jülich und B. dem Haus Pfalz-Neuburg zufiel (s. Jülich). Nach dessen Erlöschen kam das Land 1742 an den Kurfürsten Karl Theodor aus der Sulzbacher Linie und nach dessen Tode 1799 an den Herzog Maximilian Joseph von Pfalz-Zweibrücken, dem es 1801 im Lüneviller Frieden verblieb (s. die »Geschichtskarte von Bayern und Kurpfalz«). 1806 wurde B. an Frankreich abgetreten, und Napoleon I. bildete daraus ein Großherzogtum mit der Hauptstadt Düsseldorf unter Joachim Murat, dem 1809 Ludwig, der älteste Bruder Napoleons, folgte. 1807 wurden dazu noch die Grafschaften Mark, Tecklenburg und Lingen, das Herzogtum Münster, die Abteien Clten, Essen und Werden geschlagen, so daß das Ganze, seit 1808 in vier Departements (Rhein, Sieg, Ruhr und Ems) geteilt, auf ungefähr 17,350 qkm (315 QM.) 878,157 Einw. zählte. Ende 1813 löste sich das Großherzogtum von selbst auf. Der größte Teil seines Gebietes fiel durch den Wiener Kongreß an Preußen. Vgl. Knapp, Regenten- und Volksgeschichte der Länder Kleve, Mark, Jülich, B. und Ravensberg 768–1815 (Elberf. u. Kref. 1831–36, 3 Bde.); Göcke, Das Großherzogtum B. unter Joachim Murat, Napoleon I. und Louis Napoleon 1806–1813 (Köln 1877); Hengstenberg, Das ehemalige Herzogtum B. etc. (2. Aufl., Elberf. 1897); Schönneshöfer, Geschichte des Bergischen Landes (das. 1895); »Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins« (seit 1863, jetzt Elberf.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 658.
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