Heller [2]

[148] Heller, 1) Joseph, Kunstschriftsteller und Kunstsammler, geb. 22. Sept. 1798 in Bamberg, gest. daselbst 4. Juni 1849, besuchte das dortige Gymnasium und widmete sich sodann dem Kaufmannsstand, später aber dem Studium der Kunstgeschichte. Nachdem er mehrere große Reisen gemacht, lebte er als Privatgelehrter in Bamberg. H. war im Besitz einer bedeutenden Kupferstichsammlung und einer Sammlung von Altertümern. Er schrieb außer zahlreichen Schriften lokalgeschichtlichen Inhalts: »Lucas Cranachs Leben und Werke« (Bamb. 1821; 2. Aufl., Nürnb. 1854);[148] »Geschichte der Holzschneidekunst« (Bamb. 1822); »Handbuch für Kupferstichsammler, oder Lexikon der vorzüglichsten Kupferstecher etc.« (das. 1823–36, 3 Bde.; 2. Aufl. 1850; neue Bearbeitung von Andresen und Wessely, Leipz. 1870–74); »Das Leben und die Werke Albrecht Dürers«, von dem nur der 2. Band (Leipz. 1827–31, 3 Tle.) erschien; »Monogrammlexikon« (Bamb. 1831); auch gab er Zusätze zu Bartsch' »Peintre-graveur« (Nürnb. 1854) heraus. Seine Sammlungen und Manuskripte sind in den Besitz der königlichen Bibliothek in Bamberg übergegangen. Vgl. Leitschuh, Joseph H. in seiner Bedeutung für die Kunstgeschichte (Bamb. 1876).

2) Robert, Romanschriftsteller, geb. 24. Nov. 1812 zu Großdrebnitz bei Stolpen in Sachsen, gest. 7. Mai 1871 in Hamburg, studierte zu Leipzig die Rechte, wurde 1835 Akzessist beim Kriminalgericht, vertauschte jedoch bald diese Laufbahn mit der literarischen. Er gründete 1838 die Zeitschrift »Rosen«, 1842 einen Almanach: »Perlen«, die er beide bis 1848 herausgab. Dann siedelte er nach Frankfurt über, wo er als Publizist und Berichterstatter aus der Paulskirche tätig war. Seine anonym erschienenen »Brustbilder aus der Paulskirche« (Leipz. 1849, 2 Tle.) wurden mit großem Interesse aufgenommen. Ende September 1849 übernahm er die Redaktion der »Deutschen Zeitung«, seit 1851 redigierte er das Feuilleton der »Hamburger Nachrichten«. Von seinen zahlreichen Novellen und historischen Romanen sind als die vorzüglichsten zu erwähnen: »Alhambra«, spanische Novellen (Altenburg 1838); »Novellen aus dem Süden« (das. 1841–1842, 3 Bde.); »Eine neue Welt« (das. 1844, 2 Bde.); »Der Prinz von Oranien« (Leipz. 1843, 3 Bde.); »Das Erdbeben von Carácas« (das. 1844, 2. Aufl. 1846); »Florian Geyer« (das. 1848, 3 Bde.); »Der Reichspostreiter in Ludwigsburg« (Frankf. 1857); »Das Geheimnis der Mutter« (das. 1859); die in der klassischen Zeit Weimars spielende Novelle »Hohe Freunde« (Leipz. 1862); »Posenschrapers Thilde« (das. 1863), ein die bürgerlichen Wirren Hamburgs im 17. Jahrh. behandeln der Roman, und »Primadonna, Roman aus der kursächsischen;Vergangenheit« (Berl. 1871, 2 Bde.). »Nachgelassene Erzählungen« gab Laube heraus (Brem. 1874, 5 Bde.). H. ist ein frischer Erzähler, wenn auch ohne große poetische Gestaltungskraft.

3) Stephen, Klavierspieler und Komponist, geb. 13. Mai 1813 in Pest, gest. 13. Jan. 1888 in Paris, war 1824–27 Schüler von Anton Halm in Wien, wo er sich bereits in seinem 13. Jahr in öffentlichen Konzerten hören ließ, unternahm 1828 eine größere Kunstreise durch Ungarn, Polen und Deutschland und ließ sich sodann für längere Zeit in Augsburg nieder, wo er sich auf Veranlassung Robert Schumanns mit Eifer der Komposition zuwendete. Seit 1838 lebte er als hochgeschätzter Lehrer des Klavierspiels in Paris. H. nimmt unter den Klavierkomponisten (er schrieb nur für Klavier) eine bedeutende Stellung ein und steht unter den durch Schumann beeinflußten poetischen Naturen ebenbürtig neben Theodor Kirchner, schrieb aber leichter und dankbarer als dieser. Aus seinen meist kurzen Stücken (mit charakteristischen Titeln) sind hervorzuheben: »Im Walde« (Op. 86 u. 128), »Blumen-, Frucht- und Dornenstücke« (»Nuits blanches«, Op. 82), »Wanderstunden« (»Promenades d'un solitaire«, Op. 78,80,89), »Kinderszenen« (Op. 124), mehrere »Tarantellen« und ausgezeichnete Etüden. Auch schrieb er vier Klaviersonaten, Präludien, Kapricen, Nokturnen, Balladen, Walzer u. a. Vgl. Barbedette, Stephen H. (Par. 1876).

4) Karl Bartholomäus, Naturforscher, geb. 20. Nov. 1824 zu Myslibořitz in Mähren, gest. 16. Dez. 1880 als Professor am Theresianum in Wien, bereiste 1845–47 Mittelamerika und schrieb: »Reisen in Mexiko« (Leipz. 1853), worin er eine systematische Aufzählung der in Mexiko heimischen und kultivierten Nutzpflanzen gab.

5) Seligmann, Dichter und Journalist, geb. 8. Juli 1831 zu Raudnitz in Böhmen, gest. 8. Jan. 1890 in Wien, war mehrere Jahre in Prag als Lehrer an der Handelsakademie und als Mitarbeiter der »Bohemia« tätig, ging 1873 nach Wien, wo er für kurze Zeit in die Redaktion der »Deutschen Zeitung« eintrat; dann lehrte er Literaturgeschichte an der Handelsakademie. Seine poetischen Arbeiten: »Ahasverus«, ein Epos, das die Wanderung des Ewigen Juden durch die Geschichte der Menschheit schildert (Leipz. 1866, 2. Aufl. 1868), »Die letzten Hasmonäer« (Prag 1865) und ein Band »Gedichte« (Wien 1872), bekunden eine tiefere, ernste Natur, leiden aber unter dem Übergewicht der Reflexion; seine zahlreichen, nicht gesammelten kritischen Arbeiten zeigten viel Schärfe. Aus seinem Nachlaß erschienen Übersetzungen: »Die echten hebräischen Melodien« (Trier 1892, 2. Aufl. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 148-149.
Lizenz:
Faksimiles:
148 | 149
Kategorien: