Weber [2]

[673] Weber (Karl Maria von), königl. sächs. Kapellmeister und Musikdirector der deutschen Oper in Dresden, der berühmte Componist des »Freischütz« und größte deutsche dramatische Tonsetzer der neuesten Zeit, war 1786 zu Eutin in Holstein geboren und der Sohn eines Majors. Eine frühe Neigung zur Malerei trat vor der von überwiegendem Talente unterstützten zur Musik rasch in den Hintergrund und die Ausbildung desselben ward von W.'s Vater gewissenhaft begünstigt. In sehr frühem Alter genoß W. nacheinander den musikalischen Unterricht von Heuschkel in Hildburghausen, Michael Haydn in Salzburg, Valesi und Kalcher in München, wo er eine später vernichtete Oper »Die Macht der Liebe und des Weins« und andere Tonstücke schrieb. Plötzlich begab er sich aber mit seinem Vater nach Freiberg in Sachsen, um es Sennefelder im damals erfundenen Steindrucke zuvorzuthun, indem W. dieselbe Erfindung viel vollkommener gemacht zu haben glaubte. Er ließ indeß bald davon ab, und im Nov. 1800 wurde in Freiberg seine Oper »Das Waldmädchen« aufgeführt, und dann in Prag, Wien und Petersburg mit Beifall gegeben. Eine Kunstreise führte ihn 1802 über Leipzig nach Hamburg und in seine Heimat, worauf er nach Wien ging und sich hier unter Vogler's (s.d.) Leitung längere Zeit ganz dem schon zeither mit Eifer getriebenen Studium des musikalischen Satzes hingab, daneben aber besonders seine Virtuosität auf dem Pianoforte weiter ausbildete, für welches Instrument er durch seine Compositionen ungemein viel gewirkt hat. Hierauf war W. einige Zeit Musikdirector des Theaters zu Breslau, dann (1806) der Kapelle des Herzogs Eugen von Würtemberg zu Karlsruh in Schlesien. Der Krieg löste jedoch dieses Verhältniß bald und W. verweilte nun in Stuttgart, wo seine Oper »Silvana«, die Cantate »Der erste Ton«, und mehre andere Compositionen fertig wurden. Nach Beendigung einer 1810 unternommenen Kunstreise benutzte er nochmals den Unterricht Vogler's; sodann war er von 1813–16 Musikdirector am Theater zu Prag, wo er auch seine berühmte Cantate »Kampf und Sieg« ausarbeitete. Nach dieser Zeit verweilte er in Berlin und nahm endlich unter mehren Anträgen den Ruf nach Dresden an, wo er seit 1817 für Bildung einer deutschen Oper wirkte, unter mehren Gelegenheitscompositionen auch seine Jubelouverture, endlich die Musik zu dem 1820 in Berlin zuerst gegebenen Schauspiel »Preciosa« und die zuerst 1821 dort aufgeführte Oper »Der Freischütz« ausarbeitete, die in der ganzen gebildeten Welt den unerhörtesten Beifall fand. Von Wien erhielt er jetzt den Auftrag zur Composition einer neuen Oper und führte dort seine »Euryanthe« im Oct. 1823 zuerst auf. Für das Coventgardentheater in London setzte er den »Oberon« und vollendete ihn 1826 in England, wohin er sich trotz hartnäckigen Brust- und Halsleiden im Febr. begeben hatte. Er leitete noch die Aufführung, starb aber schon am 5. Jun. am Nervenschlage, an demselben Tage, wo der »Freischütz« zu seinem Benefiz gegeben wurde. Als Katholik ward er in der Morfieldskapelle beigesetzt, von wo man seine Gebeine jetzt in vaterländische Erde bestatten will. Durch Benefizvorstellungen auf mehren deutschen Theatern ward ein Fonds zur Erziehung seiner Kinder gegründet. Eine komische Oper »Die drei Pintos«, an der W. schon mehre Jahre gearbeitet hatte, hinterließ er unvollendet. Die von ihm unter dem Titel »Künstlerleben« in Kind's Muse früher mitgetheilten Aufsätze hat Theod. Hell als »Hinterlassene Schriften K. M. v. W.'s« (3 Bde., Dres. d. 1838) herausgegeben. Mit dem Ruhme des großen Componisten verband W. auch den eines eminenten Claviervirtuosen und einsichtsvollen Directors, und besaß überhaupt eine vielseitige Geistesbildung.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 673.
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