Lützow

[882] Lützow, 1) Ludwig Adolf Wilhelm, Freiherr von, Führer der berühmten, nach ihm benannten Freischar, geb. 18. Mai 1782 in der Mittelmark aus einem alten Adelsgeschlecht, gest. 6. Dez. 1834 in Berlin, trat 1795 in die preußische Garde und kämpfte im Regiment Reizenstein 1806 bei Auerstedt. Nach der Auflösung des Regiments schloß er sich dem Schillschen Korps in Kolberg an, organisierte dessen Kavallerie und wurde in dem Gefecht bei Stargard verwundet. Als Major nahm er 1808 seine Entlassung, schloß sich aber 1809 wieder dem Unternehmen Schills an, bis er bei Dodendorf zum zweitenmal verwundet wurde. Erst 1811 trat er wieder bei der Kavallerie ein und wurde im Februar 1813 zur Bildung eines Freikorps in Schlesien ermächtigt, zu dem sich ausgezeichnete Männer, wie Jahn, Friesen, Körner, meldeten. Dies Lützowsche Freikorps (nach seiner Kleidung die »schwarze Schar« genannt) sollte im Rücken des Feindes den kleinen Krieg führen sowie in Thüringen, Hessen und Westfalen Volksaufstände erregen. Ende März schon 900 Mann zu Fuß und 260 Mann zu Pferde stark, bestand es aus 3 Bataillonen, 3 Jägerabteilungen und 4 Schwadronen. Die Teilnahmlosigkeit der deutschen Bevölkerung außerhalb Preußens vereitelte jedoch den ganzen Plan, und ihre Streifzüge im Rücken des französischen Heeres nach der Schlacht bei Großgörschen blieben erfolglos. Statt den Kern eines großen deutschen Volksheeres zu bilden, wuchs das Korps nur zu 2800 Mann zu Fuß und 480 Reitern heran. Diese letztern, unter L. selbst, wurden auf ihrem allzu sorglosen Rückzug von einem Streifzug nach Franken während des Waffenstillstandes von Poischwitz, dessen Bestimmungen L. nicht genau erfahren hatte, 17. Juni auf Befehl Napoleons vom General Fournier und dem württembergischen General v. Normann bei Kitzen in der Nähe von Leipzig überfallen und fast aufgerieben. Nach dem Waffenstillstand wurde das Korps neu organisiert und der Wallmodenschen Armee an der untern Elbe beigegeben. Den Ruhm kühner Verwegenheit erwarben sich die schwarzen Jäger in dem Treffen an der Göhrde 16. Sept., wo L. abermals schwer verwundet wurde, und in vielen Vorpostengefechten; aber Großes konnten sie um so weniger ausführen, als das Korps nie beisammen war. Erst im Dezember sammelte es sich wieder bei Boitzenburg und wurde im Kriege gegen die Dänen verwendet; von Helmenstreit im Januar 1814 an den Rhein geführt, kam es zum Krieg in Frankreich zu spät und wurde nach dem Frieden aufgelöst. L. war unterdessen bei der schlesischen Armee in Châlons eingetroffen und hatte im Auftrag Blüchers dem General Saint-Priest in Reims 12. März 1814 Depeschen überbracht, als er auf dem Rückweg vom französischen Landsturm gefangen wurde. Nach dem Frieden wieder befreit, wurde L. im April 1814 Oberstleutnant und im März 1815 Kommandeur des 6. Ulanenregiments. In der Schlacht von Ligny griff er auf Blüchers Befehl ein französisches Karree an, wurde gefangen und erhielt erst durch den Sieg bei Belle-Alliance die Freiheit. Im Oktober 1815 zum Obersten befördert, erhielt er 1817 das Kommando der 13. Kavalleriebrigade in Münster, wurde 1822 Generalmajor, aber im April 1830 zur Disposition gestellt. 1889 erhielt das 1. rheinische Infanterieregiment Nr. 25, das 1814 aus der Infanterie der Lützowschen Freischar gebildet worden war, den Namen Regiment v. L. Seine Gattin war seit 1810 Gräfin Elise von Ahlefeldt (s. d.). Vgl. Eiselen, Geschichte des Lützowschen Freikorps (2. Aufl., Halle 1841); K. v. Lützow, Adolf Lützows Freikorps in den Jahren 1813 und 1814 (Berl. 1884); Bothe und v. Klatte, Geschichte des thüringischen Ulanenregiments Nr. 6 (das. 1890); v. Jagwitz, Geschichte des Lützowschen Freikorps (das. 1892).

2) Karl von, Kunsthistoriker, geb. 25. Dez. 1832 in Göttingen, gest. 22. April 1897 in Wien, Sohn des mecklenburg-schwerin. Oberschenken Karl v. L., widmete sich in Göttingen und in München dem Studium der Philologie und Archäologie und lebte darauf in Berlin, wo er von Fr. Kugler zur Mitwirkung an den »Denkmälern der Kunst« herangezogen wurde, deren Herausgabe er von der dritten Auflage (1874) an gemeinsam mit W. Lübke besorgte (7. Aufl., Stuttg. 1894). 1858 ward er Dozent der Kunstgeschichte an der Universität München, übernahm 1863 in Wien die Redaktion der Zeitschrift »Rezensionen und Mitteilungen überbildende Kunst«, habilitierte sich daneben an der dortigen Universität und ward 1864 Professor an der Kunstakademie, 1866 auch Bibliothekar dieser Anstalt. Er gab heraus: »Münchener Antiken« (Münch. 1861–1869, 7 Lfgn.); »Zur Geschichte der Ornamente an bemalten griechischen Tongefäßen« (das. 1858); »Das choragische Denkmal des Lysikrates in Athen« (Leipz. 1868); »Die Meisterwerke der Kirchenbaukunst«, die Frucht einer Studienreise durch England und Frankreich (das. 1862, 2. Aufl. 1871); »Geschichte der k. k. Akademie der bildenden Künste« (Wien 1877); »Die Kunstschätze Italiens« (Stuttg. 1883; 2. Aufl. von Dernjać, Gera 1900); »Die kaiserliche Gemäldegalerie im Belvedere« (mit Radierungen von Unger); Dürers Holzschnittwerk (Nürnberg); »Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart« (Wien 1886 ff., Bd. 1 u. 2: Kupferstich und Holzschnitt) und »Geschichte des deutschen Kupferstichs und Holzschnitts« (in Grotes »Geschichte der deutschen Kunst«, Berl. 1891). Auch lieferte er eine Neubearbeitung des 1. Bandes von Schnaases »Geschichte der bildenden Künste« (Düsseld. 1868), begründete 1866 die »Zeitschrift für bildende Kunst« (Leipz.), deren Herausgabe er bis zu seinem Tode leitete, und gab 1889 einen Katalog der Gemäldegalerie der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien heraus.

3) Therese von, s. Bacheracht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 882.
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