Maison

[137] Maison (spr. mäsóng), 1) Nicolas Joseph, Marquis, Marschall von Frankreich, geb. 19. Dez. 1770 in Epinay bei St.-Denis, gest. 13. Febr. 1840, trat 1792 in die Armee ein und ward 1799 Generaladjutant des Kriegsministers Bernadotte. An den Kriegen gegen Preußen 1806 und 1808 in Spanien nahm er rühmlichen Anteil, wurde aber bei der Einnahme von Madrid schwer verwundet. 1812 ernannte ihn Napoleon I. nach der Schlacht bei Polozk zum Divisionsgeneral und auf dem Schlachtfeld an der Beresina zum Baron. 1813 schützte er nach der Schlacht an der Katzbach den Rückzug und wurde in der Schlacht bei Leipzig wieder schwer verwundet. Vom Kaiser zum Großoffizier der Ehrenlegion und zum Grafen ernannt, verteidigte er 1814 Belgien, namentlich Antwerpen, mit schwachen Streitkräften gegen die von Norden vordringenden Verbündeten. Nach der Abdankung Napoleons unterwarf er sich Ludwig XVIII., der ihn zum Ludwigsritter und bald nachher zum Gouverneur der Hauptstadt ernannte. Nach Napoleons Rückkehr von Elba flüchtete M. nach Gent zum König. 1817 ward er zum Marquis und Pair ernannt und zeichnete sich in der Kammer durch Freimütigkeit aus. 1828 kommandierte er die französische Expedition in Morea und zwang dort Ibrahim Pascha durch Konvention vom 7. Sept. zur Einschiffung. 1829 kehrte er nach Frankreich zurück und erhielt den Marschallstab. Nach der Revolution von 1830 übernahm er 2. Nov. auf einige Wochen das Ministerium des Auswärtigen und ging dann als Gesandter nach Wien und 1833 nach Petersburg. Von Ende April 1835 bis 19. Sept. 1836 hatte er das Portefeuille des Krieges inne.

2) Rudolf, Bildhauer, geb. 29. Juli 1854 in Regensburg, gest. 12. Febr. 1904 in München, kam frühxeitig nach München, wo er die Industrieschule und später das Polytechnikum besuchte, um sich der Baukunst zu widmen. Hier lernte er bei dem Bildhauer Halbig, der Unterricht im Modellieren gab, die Anfänge der Bildhauerkunst, und bald wandte er sich dieser zu. Da es ihm aber an Mitteln zu weiterer Ausbildung fehlte, mußte er als Zeichner in Fabriken seinen Unterhalt zu erwerben suchen. Nebenher versuchte er sich auch in der Holzschnitzerei, wobei er immer nur den Vorbildern der Natur und seinen eignen Empfindungen folgte, die ihn auch später leiteten, nachdem er Aufträge zu einigen dekorativen Arbeiten (unter anderm zu Gruppen für die Gärten in Herrenchiemsee) erhalten hatte. Seine erste selbständige Arbeit größern Umfanges war eine Kreuzaufrichtung (1885), dann folgte 1887 der Entwurf für einen monumentalen Brunnen, der durch einen von der Stadt Nürnberg ausgeschriebenen Wettbewerb veranlaßt worden war, und der dann im Auftrag des bayrischen Staates für die Nachbarstadt Fürth ausgeführt worden ist, und seitdem beteiligte sich M. an fast allen größern Wettbewerben in Deutschland, wobei er häufig Preise davontrug. Von diesen Konkurrenzentwürfen ist jedoch nur der für einen Monumentalbrunnen mit den allegorischen Darstellungen der Schiffahrt und des Seehandels in Bremen (1899 aufgestellt) zur Ausführung gelangt. Seine starke Begabung für monumentale Größe konnte M. erst zeigen, als ihn Wallot zur Ausschmückung des Reichstagsgebäudes heranzog. Er schuf zwei allegorische, in Stein ausgeführte Figurengruppen, welche die Wehrkraft zu Land und zur See versinnlichen, die in Kupfer getriebenen Reiterfiguren zweier mittelalterlicher Herolde (Wiederholungen in kleinerm Maßstabe vor dem Rathaus in Bremen) und für die Halle der Südseite die Bronzestatue Kaiser Ottos des Großen. Diese Schöpfungen verbinden mit der ernsten Haltung des monumentalen Stils eine strenge, fast herbe Formenbehandlung und eine starke Lebensfülle, und letztere spricht sich, bisweilen mit keckem Humor und seiner Charakteristik verbunden, auch in den Genrefiguren und -Gruppen des Künstlers aus, bei denen er in der Behandlung der Fleischteile und der Stoffe wie in der Färbung den Eindruck der Natur mit möglichster Treue wiederzugeben suchte. Sie sind teils in getöntem Bronzeguß, teils in polychromierter Gipsmasse ausgeführt: Neger (s. Tafel »Bildhauerkunst XIX«, Fig. 9), Neger auf Esel reitend, römischer Augur, der Philosoph, kleiner Faun, Faunmädchen mit Gans. Von seinen übrigen Arbeiten sind noch zwei Figuren (Verbrechen und Unschuld) für das Justizgebäude in München, Wotan, ein fliehender Germane und Neger mit Leopard zu nennen. 1899 wurde ihm die Ausführung des Kaiser Friedrich-Denkmals für Berlin übertragen, das er vollendet hinterließ (1904 enthüllt). M. war königlich bayrischer Professor und Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Er verfaßte auch eine »Anleitung zur Bildhauerei für den kunstliebenden Laien« (Leipz. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 137.
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