Otto [3]

[257] Otto, 1) Ernst Julius, Musiker, geb. 1. Sept. 1804 zu Königstein in Sachsen, gest. 5. März 1877 in Dresden, besuchte die dortige Kreuzschule und erhielt seine musikalische Bildung durch C. E. Weinlig und Fr. Über in Dresden, dann 1822–25 durch Schicht und C. Th. Weinlig in Leipzig. Nach mehrjähriger Lehrtätigkeit an der Dresdener Musikschule wirkte er 1830–75 als Kantor an der Kreuzschule. Auch war er längere Zeit Musikdirektor der evangelischen Hauptkirche Dresdens. Als solcher hat O. zwar auch eine Anzahl kirchlicher Musikwerke (Oratorien, Messen, ein Tedeum etc.) geschrieben, doch ist er besonders als Männergesangskomponist zur Popularität gelangt und hat als Dirigent der Dresdener Liedertafel selbst persönlich große Verdienste um das Aufblühen des Männergesanges. Von seinen zahlreichen Kompositionen dieser Art seien die Zyklen »Der Sängersaal«, »Burschenfahrten«, »Gesellenfahrten«, »Soldatenleben« hervorgehoben. 1886 wurde ihm vor der Kreuzschule in Dresden ein Denkmal (Bronzebüste von Kietz), 1887 ein solches in seiner Vaterstadt errichtet. Vgl. Scheumann, Julius O. (Dresd. 1904). – Sein Bruder Franz, geb. 3. Juni 1809 in Königstein, gest. 30. April 1842 als Opernsänger in Mainz, hat ebenfalls viele Männerchöre veröffentlicht (»Blauer Montag«, »In dem Himmel ruht die Erde«).

2) Friedrich Julius, Chemiker, geb. 8. Jan. 1809 zu Großenhain in Sachsen, gest. 13. Jan. 1870 in Braunschweig, erlernte in Großenhain die Pharmazie, studierte dann 1829–30 in Jena, ging 1833 als Chemiker der landwirtschaftlichen Lehranstalt nach Braunschweig, ward daselbst 1834 Assessor im Obersanitätskollegium, 1835 Professor der Chemie am Carolinum und 1866 Direktor dieses Instituts. O. schrieb: »Lehrbuch der rationellen Praxis der landwirtschaftlichen Gewerbe« (Braunschw. 1838, 6. Aufl. 1865–67, 2 Bde.; 7. Aufl., hrsg. von Birnbaum u.a., 1875–84, 14 Bde.); »Lehrbuch der Chemie« (anfänglich auf Grundlage von Grahams »Elements of chemistry«, das. 1840; später 5 Bde., von verschiedenen Bearbeitern, mehrfach aufgelegt) und »Anleitung zur Ausmittelung der Gifte« (das. 1856; 7. Aufl. von Robert Otto, 1896).

3) Johann Karl Theodor, Ritter von, prot. Theolog, geb. 4. Okt. 1816 in Jena, gest. 11. Jan. 1897 in Dresden, habilitierte sich 1844 in der theologischen Fakultät zu Jena, wurde hier 1848 außerordentlicher Professor und 1851 ordentlicher Professor der Kirchengeschichte in Wien. 1863–67 war er Mitglied des k. k. Unterrichtsrates. 1871 in den erblichen österreichischen Ritterstand erhoben, trat er 1887 in den Ruhestand. Sein Hauptwerk ist das »Corpus Apologetarum christianorum saeculi secundi« (Jena 1842–72, 9 Bde.; Bd. 1–5, die kritisch-exegetische Ausgabe des Justinus Martyr, in 3. Aufl. 1876–81). Von sonstigen Schriften sind zu erwähnen: »De Epistola ad Diognetum« (Jena 1845; 2. Aufl., Leipz. 1852); »Des Patriarchen Gennadios von Konstantinopel Konfession, kritisch untersucht und herausgegeben« (Wien 1864); »Geschichte der Reformation im Erzherzogtum Österreich unter Kaiser Maximilian II.« (das. 1889). Aus dem Nachlaß von Baumgarten-Crusius (s. d.) veröffentlichte er die Kommentare zu Matthäus (Jena 1844), Markus und Lukas (das. 1845). Als Mitbegründer und Präsident der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich gab er 1880–89 deren »Jahrbuch« heraus.

4) (Otto-Peters) Luise, Schriftstellerin, besonders auf dem Gebiete der Frauenfrage tätig, geb. 26. März 1819 in Meißen, gest. 13. März 1895 in Leipzig, verheiratete sich, nachdem sie schon früh mit Novellen und Gedichten aufgetreten war und 1849–52 eine »Frauenzeitung für höhere weibliche Interessen« herausgegeben hatte, 1858 mit dem Schriftsteller August Peters (pseudonym Elfried von Taura) in Leipzig, mit dem sie bis zu seinem Tode (1864) die »Mitteldeutsche Volkszeitung« herausgab. 1865 gründete sie den Allgemeinen deutschen Frauenverein, dessen Organ »Neue Bahnen« (Leipz, seit 1866) sie mit Auguste Schmidt in Leipzig bis zu ihrem Tode gemeinschaftlich redigierte; vgl. ihre Jubiläumsschrift:[257] »Das erste Vierteljahrhundert des Allgemeinen deutschen Frauenvereins« (Leipz. 1890). Neben zahlreichen Romanen, Novellen und andern Schriften veröffentlichte sie auch mehrere Gedichtsammlungen und eine Auswahl daraus u. d. T.: »Mein Lebensgang. Gedichte aus fünf Jahrzehnten« (Leipz. 1893). 1900 wurde ihr in Leipzig ein Denkmal errichtet. Vgl. A. Schmidt u. Rösch, Luise Otto-Peters (Leipz. 1898).

5) Nikolaus, Erfinder des atmosphärischen Gasmotors, geb. 10. Juni 1832 in Holzhausen (Nassau), gest. 26. Jan. 1891 in Köln; s. Langen 1).

6) Martin Paul, Bildhauer, geb. 3. Aug. 1846 in Berlin, gest. daselbst 6. April 1893, bildete sich auf der dortigen Kunstakademie und schloß sich der naturalistischen Richtung von R. Begas an. Nachdem er 1872 auf der Kunstausstellung mit einer Gruppe: Faun und Nymphe, debütiert, gewann er 1873 einen Preis in der Konkurrenz um ein Tegetthoff-Denkmal, der ihm eine Reise nach Italien ermöglichte, wo er sich bis 1885 in Rom aufhielt. Dort entstanden neben zahlreichen Porträtbüsten die Gruppen: Kentaur und Nymphe (1874), Leda und Jupiter (1876), das Marmordenkmal Wilhelm v. Humboldts für Berlin, ein Entwurf für das Denkmal Viktor Emanuels in Rom und die polychrom behandelte Bronzefigur einer Vestalin (Berliner Nationalgalerie). In der Konkurrenz um ein Luther-Denkmal für Berlin erhielt er den ersten Preis und den Auftrag der Ausführung, weshalb er 1886 nach Berlin übersiedelte; doch hinterließ er das figurenreiche Denkmal unvollendet. Die Gestalten Luthers, Huttens und Sickingens wurden nach seinen Skizzen von Toberentz (s. d.) ausgeführt (s. Tafel »Berliner Denkmäler II«, Fig. 1–3). Für Ems schuf O. ein Marmorstandbild Kaiser Wilhelms I. in bürgerlicher Kleidung und für die Vorhalle des Alten Museums in Berlin eine Statue Chodowieckis.

7)Viktor Alexander, sächs. Justizminister, geb. 25. März 1852 in Großenhain, studierte die Rechte, wurde 1879 Assessor beim Amtsgericht Dresden, 1880 Landgerichtsrat, 1882 Amtsrichter in Dresden. Seit 1884 Hilfsarbeiter beim Oberlandesgericht, kam er 1888 als Hilfsarbeiter in das Justizministerium, um die Gutachten über den ersten Entwurf des Bürgerlichen Gesetzbuches zu bearbeiten. 1890 vortragender Rat im Justizministerium geworden, ward er 1901 erster Staatsanwalt beim Oberlandesgericht in Dresden und erhielt im Februar 1902 unter Ernennung zum Staatsminister die Leitung des Justizministeriums, zugleich auch den Auftrag in Evangelicis.

8) Karl, s. Reventlow.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 257-258.
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