Salzburg [2]

[500] Salzburg, ehemaliges deutsches Erzbistum, zerfiel in den Salzburger Gau, Pinzgau, Pongau und Lungau und hatte ein Areal von 9900 qkm (180 QM.) mit etwa 200,000 Einw. Der Erzbischof, zugleich Legat des apostolischen Stuhles und seit 1750 Primas von Deutschland, hatte als Suffraganbischöfe die zu Freising, Regensburg, Brixen, Gurk, Chiemsee, Seckau und Lavant, von denen er die vier letzten selbst ernannte, und besaß Sitz und Stimme auf dem Reichstag; im Reichsfürstenrat wechselte er auf der geistlichen Bank mit Österreich in der ersten Stelle und im Direktorium und war mit ausschreibender Fürst und Direktor des bayrischen Kreises. Das Wappen war ein längsgeteilter Schild, rechts ein schwarzer Löwe in goldenem Felde; die linke Hälfte war damasziert; hinter dem Schilde ragte in der Mitte das Legatenkreuz mit dem Kardinalshut, zur Rechten ein Schwert und zur Linken ein Bischofsstab hervor. Der Apostel des Salzburger Landes war Rupert, Bischof von Worms, der 696 sich in dem verfallenen Juvavum der Römer niederließ und dasselbe, nachdem es ihm vom Bayernherzog Theodo geschenkt worden war, zum Bischofssitz machte. Eine feste Organisation und Begründung von Stiftern, wie Mondsee, Chiemsee und Mattsee, verdankt S. erst dem Wirken des heil. Bonifatius, worauf gegen Ende des 8. Jahrh. ein großartiger Aufschwung unter Bischof Arno. einem gebornen Franken und Freund Alkuins, folgte, der 798 von Papst Leo III. zum Erzbischof und zum Legaten des apostolischen Stuhles erhoben wurde. Zur Zeit der Karolinger und der sächsischen Kaiser fielen der Salzburger Kirche steirische und kärntnische Gebiete zu; die Grafschaften des Pinzgaues wurden später (1232) erworben. Unter Kaiser Friedrich I. weigerte sich der Erzbischof Konrad II., den Gegenpapst Paschalis III. anzuerkennen, ward deshalb 1165 geächtet und sein Land verwüstet; das dann eintretende Schisma wurde erst 1177 durch die Abdankung Adalberts III., eines Anhängers Alexanders III, beseitigt. Neue Unruhen brachen 1250 unter dem kriegerischen Erzbischof Philipp von Kärnten aus. Das Domkapitel setzte 1257 seine Absetzung beim Papste durch und erwählte den Bischof Ulrich von Seckau zu seinem Nachfolger. Der Kampf zwischen den beiden Parteien fand erst sein Ende, als Ulrich abdankte und Wladislaw, Herzog von Breslau, 1265 vom Papst zum Erzbischof ernannt wurde. Inzwischen war der Umfang der Diözese schon durch Erzbischof Eberhard II. (1200–46) vermindert worden, der in Chiemsee, Lavant und Seckau neue Bistümer errichtete. Erzbischof Leonhard II. (1495–1519) vertrieb 1498 sämtliche Juden[500] aus dem Hochstift, trat einer Adelsverschwörung entgegen und erwarb durch Kauf neuen Besitz; auch begann unter ihm der Aufschwung des salzburgischen Bergwesens sowie eine glänzende Bautätigkeit. Unter seinem Nachfolger Matthäus Lang brach 1525 ein Aufruhr der Bauern aus, der nur mit Hilfe des Schwäbischen Bundes gedämpft werden konnte. Um diese Zeit hatte die Reformation im Erzstift viele Anhänger gefunden. Matthäus und seine Nachfolger suchten sie mit Gewalt zu unterdrücken, erst Johann Jakob (1560–86) gestattete den Evangelischen den Aufenthalt. Dennoch blieb ihre Lage unter den folgenden Erzbischöfen eine gedrückte, und wiederholt wurden sie aus dem Lande getrieben (s. Salzburger Emigranten). Ein Statut von 1606, von Erzbischof Wolfgang Dietrich (1587–1611) im Einvernehmen mit dem Kapitel erlassen, hatte für ewige Zeiten alle bayrischen und österreichischen Prinzen vom Kapitel ausgeschlossen. Da Österreich wie nach der Erwerbung Bayerns so auch dieses Landes strebte, wurde schon im Frieden von 1797 dieselbe ins Auge gefaßt. Unter Erzbischof Hieronymus, Fürsten von Colloredo, ward dann das geistliche Hochstift, das reichste in Süddeutschland, 1802 säkularisiert, in ein weltliches Kurfürstentum verwandelt und im Pariser Vertrag vom 26. Dez. d. J. nebst Eichstätt, Berchtesgaden und einem Teil von Passau dem Erzherzog von Österreich und Großherzog von Toskana, Ferdinand, als Entschädigung für das von ihm abgetretene Toskana gegeben. S. kam im Frieden zu Preßburg 1805 an Österreich, während der Kurfürst dafür Würzburg erhielt und Eichstätt und Passau an Bayern fielen. Durch den Wiener Frieden von 1809 wurde S. zu Napoleons I. Verfügung gestellt, der es 1810 an Bayern gab. Nach dem Pariser Frieden 1814 kam es an Österreich zurück, mit Ausnahme eines Teiles vom linken Salzachufer, der nebst Berchtesgaden bei Bayern blieb; 1824 ward in S. wieder ein Erzbistum errichtet, worauf S. unter dem Titel eines Herzogtums (mit Ausnahme einiger zu Tirol geschlagener Bezirke) den Salzachkreis des Landes ob der Enns bilbete, bis es 1849 zu einem selbständigen Kronland erhoben ward. Vgl. Kleimayer, Nachrichten vom Zustande der Gegenden und Stadt Juvavia (Salzb. 1784–1805); Dümmler, Beiträge zur Geschichte des Erzbistums von S. im 9.–12. Jahrhundert (Wien 1859); Meiller, Regesta archiepiscoporum Salisburgensium, 1106–1246 (das. 1866); Hauthaler, Salzburger Urkundenbuch (Bd. 1, Salzb. 1899); Pichler, Salzburgs Landesgeschichte (das. 1865); Doblhoff, Beiträge zum Quellenstudium salzburgischer Landeskunde (das. 1893–95); Greinz, Die Erzdiözese S. (Wien 1898); Rieder, Kurze Geschichte des Landes S. (das. 1905); v. Pichl, Kritische Abhandlungen über die älteste Geschichte Salzburgs (Innsbr. 1889); »Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde« (Salzb. 1861 ff.), die Literatur zur Stadt Salzburg (S. 502) und die »Geschichtskarten von Bayern«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 500-501.
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