Dyck

[432] Dyck (spr. Deil), 1) Anton van D., geb. 1599 in Antwerpen, Historien- u. Porträtmaler, lernte zuerst bei seinem Vater, einem Glasmaler, dann bei Heinrich van Balen bis 1615 u. zuletzt bei P. P. Rubens, dessen bedeutendster Schüler er wurde. Sein Ruf stieg in Folge seiner ersten selbständig ausgeführten Gemälde so sehr, daß er 1620 an den englischen Hof berufen wurde. Im Herbst 1621 verließ er London, um zu seiner weiteren Ausbildung Italien zu bereisen. Auf der Reise ließ er sich in Brüssel durch die Liebe zu einem schönen Bauernmädchen von Savelthem fesseln u. malte für die Kirche ihres Dorfes 2 Altarbilder (St. Martin u. eine heilige Familie), dann ging er nach Italien. In Venedig studirte er die Werke von Tizian u. Veronese; in Turin u. Genua fand er vielfache ehrenvolle Beschäftigung, desgl. in Rom u. Palermo, von wo er, vor der dort ausgebrochenen Pest fliehend, über Genua, Marseille u. Paris 1626 nach Antwerpen zurückkehrte. Hier mit Rubens zerfallen, weil er dessen Antrag, sein Eidam zu werden, abgelehnt hatte, nahm er den Ruf des Prinzen Friedrich von Oranien nach dem Haag an, ging 1632 von dort nach England, wo ihn König Karl I. zum Ritter ernannte, ihm eine große Besoldung u. zwei prachtvolle Wohnungen gab, in denen er ein wahrhaft fürstliches Leben führte. Mit der Tochter des Lord Ruthven, Grafen von Gowrie, vermählt, machte er in London ein glänzendes Haus, u. die seine Welt liebte es, in den Salons des Meisters zu verkehren, dessen ritterliches Wesen, geistvolle Unterhaltung u. natürliche Liebenswürdigkeit neben der stets offenen Tafel eine große Anziehungskraft besaßen. Aber allmälig wandte sich das Glück. Die politischen Ereignisse brachten den König in Verlegenheiten aller Art, so daß er außer Stande war, v. D. fernerhin zu unterstützen. Mißmuthig verließ v. D. 1640 mit seiner Gattin London u. reiste über Antwerpen nach Paris, in der Hoffnung, vom König Ludwig XIII. mit der Ausschmückung des Louvre betraut zu werden. Als diese Hoffnung fehl schlug, kehrte er tiefbekümmert nach London zurück, wo er 1641 starb. Sein Talent zeigt sich am glänzendsten in seinen Bildnissen, in denen er den Vergleich mit den größten Meistern aller Zeiten aushält, indem Wahrheit u. Schönheit der Auffassung, Lebendigkeit der Darstellung mit vollendeter Richtigkeit der Zeichnung, Frische u. Natürlichkeit der Färbung u. außergewöhnlicher Geschmack in der Anordnung verbunden sind, so daß man nicht vor Bildern, sondern vor wirklichen Menschen, aber immer in ihren glücklichsten Momenten zu stehen glaubt. Weniger bedeutend sind seine historischen Bilder, doch auch bei ihnen erhebt er sich nicht selten zur Erhabenheit des Ausdrucks, die nur hier u. da durch das Streifen an niedere Natürlichkeit gefährdet wird. Überall aber ist er durch die Kraft seiner Farben u. die Harmonie u. Haltung des Ganzen bewundernswerth Werke: bes. in England (Windsor-Castle: Karl I. zu Pferde, Karls Kinder etc.), wo keine Gallerie von Bedeutung ist, in welcher nicht Gemälde von ihn, anzutreffen wären; im Louvre zu Paris sind 20 Bilder von ihm; köstliche Bildnisse sind in der Pinakothek zu München, im Museum zu Berlin, in der Gallerie zu Dresden, in den Sammlungen zu Turin, Genua, Rom, Florenz; zu den besten historischen Bildern gehört eine Grablegung bei Brentano in Frankfurt a. M. u. Simson u. die Philister im Belvedere zu Wien. Er gab eine Sammlung von Bildnissen berühmter Zeitgenossen theils von ihm selbst, theils unter seiner Aufsicht radirt, heraus, welche unter dem Titel Iconographie de van Dyck viele Auflagen erlebte, die letzte Amsterd. 1759, 2 Bde., Fol. Über ihn schrieb W. Hookham Carpenter, Lond. 1844. 2) der kleine van D., Beiname von Cooper 3). 3) Philipp van D., auch der kleine van D. genannt, geb. 1680 in Amsterdam, erlernte die Malerei bei van Boonen, lebte längere Zeit als Hofmaler des Landgrafen von Hessen in Kassel u. st. 1652 im Haag. Er gilt für den letzten holländischen Maler von Bedeutung. Werke: im Berliner Museum ein Mädchen mit einem Blumentopf; eine Dame einen Knaben das Zeichnen lehrend.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 432.
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