Elephant

[631] Elephant, 1) (Elephantus, Elephas L., Barrus), Gattung aus der Säugthierordnung Dickhäuter bei Cuvier, der Vielhufer bei And., hat 2 lange, etwas vorgebogene Stoßzähne im Oberkiefer, welche eigentliche Vorderzähne sind, keine Eckzähne, 2–3 Backzähne, die er bis 8 Mal wechseln soll, eine in einen langen, beweglichen, bis ins Maul beugbaren, dünnen Rüssel auslaufende Nase, kleine Augen, schlappe, breite Ohren, großen Kopf, kurzen Hals, plumpen, dicken, wenig behaarten Leib, Schwanz mit Haarbüschel, dicke Beine mit 5 Zehen; lebt in Wäldern Indiens u. Afrikas heerdenweise, ist das größte Landthier, bringt ein Junges, wird sehr alt, frißt Vegetabilien, trinkt aber aber auch gern geistige Getränke. Seine Gelehrigkeit (welche die des Hundes doch nicht übersteigt), macht ihn beliebt, die Führer (Cornacs) leisten viel mit ihm. Seinen Rüssel u. die vorn am Rande befindliche fingerartige Verlängerung, braucht der E., wie der Mensch Hand u. Finger, zum Öffnen der Flaschen, Umdrehen der Schlüssel, Aufheben selbst kleiner Geldstücke von der Erde; der Rüssel ist ferner Geruchs- u. Athmenorgan, dient zur Hervorbringung[631] eines trompetenartigen Tons, zum Abreißen des Grases u. anderer Vegetabilien u. zur Aufnahme der Speise u. Getränke in das Maul. Er ersetzt den Morgenländern Zug- u. Lastthiere, läuft in einem Tage 9–10 Meilen im Trabe, seine Stoßzähne (Elephantenzähne, einer zu 60 bis 180 Pfund, die unter 18 Pfund sind die geringsten u. heißen Serivelloes), geben Elfenbein, sein Schwanz Fliegenwedel, sein Fleisch wird hier u. da gegessen. Arten: a) Der Afrikanische E. (Elephantus africanus), Kopf rundlich, gewölbt, Ohren groß, nur 3 Zehen an den Hinterfüßen, auf den Flächen der Backzähne rautenförmige Querbänder, wird 8 bis 12 Fuß hoch, hat verhältnißmäßig große Stoßzähne, ist wild, lebt in Heerden zu 100–150 Stück, wird um der Zähne willen gejagt, blos geschossen, jetzt nicht mehr gezähmt, findet sich vom Senegal bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung. b) Der Asiatische E. (E. asiaticus, E. indicus), Kopf länglich, Stirn vertieft, Querbänder auf der Kauflächeder Backenzähne wellenförmig, Ohren u. Stoßzähne kürzer als bei jenem, 4 Klauen an den Hinterfüßen, wird bis 16 (nach Anderen nur 12) Fuß hoch, wiegt gegen 7000 Pfund; lebt in Heerden auf dem Festlande u. den Inseln des südlichen Asien, wirst ein Junges, welches mit dem Maule saugt, mit dem Rüssel aber das Eiter drückt; wird wegen seiner Brauchbarkeit gefangen (durch Schlingen, in Verhauen, in Gruben, durch Treibjagden etc.), u. kannüber 3000 Pfund tragen. c) Versteinert als Überreste der Urwelt, finden sich fast überatt eine besondere Art E-en, s. Mammuth, Ohiothier u. Mastodon. – Der E. kommt in Indien als heiliges Thier vor, wo er das Reitthier des Indra ist u. Iravata heißt; auch Buddha bedient sich im Himmel eines E-en als Reitthier u. dieser heißt Eravum. Außerdem ist der E. hier das Sinnbild des Buddha Adschita, u. ist in mehreren Reichen Ostindiens Gegenstand der Verehrung, bes. die weiße Spielart; so in Siam, wo das Auffinden u. Einfangen eines weißen E-en den Glanzpunkt einer Regierung ausmacht. In Indien erscheint der E. auch im Kriege gebraucht; die Indier hatten dem Könige von Persien eine kleine Anzahl in seinem Kriege gegen Alexander d. Gr. gestellt, u. Alexander sendete aus Indien 200 E-en nach Karamanien, um dieselben in Verbindung mit der Phalanx in seinem Heere zu verwenden. Alexanders Nachfolger bildeten die Stärke ihrer Heere aus E-en, welche sie aus Indien bezogen, u. Seleukos besaß in der Schlacht bei Ipsos 400–480 Kriegs-E-en. Der E. trug im Kriege auf dem Rücken einen Thurm, welcher zum Schutz des Thieres mit 4 Bogenschützen besetzt war; der E-enführer (Elephantagōgos, Elephantistes), saß auf dem Nacken, mit dem Rücken an den Thurm gelehnt. Außerdem erhielt der E. zum Schutz einen Panzer an der Stirn u. zum Schmuck einen Federbusch auf dem Kopf. Auch saßen 3 Kämpfer auf dem bloßen Rücken des E-en, einer rechts, einer links u. der dritte rückwärts, ein vierter leitete den E-en. Die Schlacht-E-en waren in Abtheilungen (Elephantarchiä) getheilt, welche ihre Befehlshaber (Elephantarchä) hatten. Ein Hauptmittel gegen die E-en waren Schweine, mit flüssigem Pech bestrichen u. angezündet, gegen die E-en getrieben; diese wurden dadurch scheu, drehten sich um u. wütheten dann in den Reihen der Ihrigen. Nach Italien brachte sie zuerst 282 v. Chr. der König Pyrrhos von Epiros; sie schadeten den Römern bes. dadurch, daß deren Pferde sich vor den E-en scheueten, umbogen u. in den eigenen Reihen Unordnung u. Flucht bewirkten. Dann brachten die Carthager deren mit nach Italien, u. die Römer suchten allmälig ihre Pferde an ihren Anblick zu gewöhnen, mehr aber suchten sie die E-en zu verwunden, worauf sich diese zurückwendeten u. unter den Ihrigen schreckliche Niederlagen anrichteten. Um diesem vorzubeugen, befahl Hasdrubal den Führern der E-en, dieselben mit einem spitzigen Eisen zwischen den Ohren todt zu stechen. Auch Feuer wendeten die Römer gegen die E-en an u. hatten dazu bes. Wagen, worauf Soldaten mit Feuerbränden standen, welche sie gegen die E-en anfahrend gegen diese warfen. Die Römer, welche die E-en Lucanische Ochsen nannten, weil sie dieselben zuerst in Lucanien unter Pyrrhos gesehen hatten, wendeten selbst die E-en selten zum Kriege an, zuerst gegen den König Philippus von Macedonien, lieber führten sie sie zu ihren Thierkämpfen (Venationes) in dem Circus auf, u. die E-enkämpfe (Elephantomachĭä) waren gewöhnlich der Glanzpunkt dieser Abtheilung der Schauspiele. Noch unter Kaiser Commodus kommen E-en im Circus in Rom vor. Überdies wissen schon die Alten viel von der Klugheit u. Gescheitheit dieses Thieres zu erzählen, u. Plinius schreibt ihnen sogar eine Verehrung gegen die Sterne zu. Unausgesetzt bis in die neueste Zeit wurden auch später die E-en von den Herrschern der asiatischen Reiche zum Kriege verwendet; die Perser bedienten sich ihrer in den Kämpfen gegen die Feldherren Belisar u. Narses; Mahmud, der Ghasnavide, welcher über Khorassan, Kandahar u. Kabul herrschte, machte 12 Einfälle nach Hindostan, wobei er 1300 Kriegselephanten mit sich führte. Marco Polo, der berühmte Reisende, erzählt von einer Schlacht, in welcher der Herrscher von Ava u. Pegu seinem Feinde 1000 Elephanten entgegenstellte. Als Tamerlan 1398 in Indien einfiel, stellte ihm der Herrscher von Delhi mit seiner Armee zahlreiche E-en entgegen, welche mit eisernen Panzern bedeckt u. mit vergifteten Säbel- u. Dolchklingen bewaffnet waren, auf ihren Rücken aber Thürme trugen, in denen sich Bogenschützen befanden. Im J. 1402 schlug Tamerlan bei Ancyra den Sultan Bajazeth mit Hülfe der E-en. Auch nach Einführung der Feuerwaffen erhielten die E-en noch Anwendung im Kriege. Der Engländer Will. Hawkins fand 1609 beim Sultan von Agrah 2000 Kriegselephanten, Thomas Roé sah ebendaselbst 1615 300 Stück E-en, welche kleine Kanonen trugen mit 4 Mann Bedienung; der Deutsche Mandelsloh, der 1638 Indien besuchte, fand die Hauptstärke der indischen Heere in deren E-en; dieselben trugen Thürme, in denen sich 4 Schützen mit Doppelhaken befanden. In allen Kämpfen der Indier gegen die eindringenden Europäer spielen die E-en eine Hauptrolle; im J. 1779 ward eine englische Colonne von Hyder-Ali bes. durch Hülfe der Elephanten ganz vernichtet; Tippo Saïb besaß trotz aller Niederlagen 1784 deren noch 700. Je mehr mit dem Umsichgreifen der Engländer in Indien die europäische Kriegskunst daselbst Fuß gefaßt hat, namentlich die Feuerwaffen zur überwiegenden Anwendung gekommen sind, desto mehr hat auch in neuerer Zeit die Benutzung der E-en für den Krieg an Bedeutsamkeit[632] verloren u. in der neueren Zeit haben sie keine andere Anwendung gefunden wie als Lastthiere, theils um Geschütze auf ihrem Rücken zu tragen od. anderes Kriegsmaterial, theils auch um Geschütze zu ziehen. 2) Krebs, aus der Familie der Locusten, so v.w. Palinurus quadricornis s. Astacus Elephas Herbst, zuweilen 11/2 Fuß lang u. 12–14 Pfund schwer; 3) so v.w. Ligusterschwärmer (Sphinx Nerii), ein schöner Schmetterling Südeuropas.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 631-633.
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