Pindăros

[141] Pindăros, griechischer Lyriker, geb. 522 v. Chr. in Theben, Sohn des Skopelinos (n. Ein. des Daiphantos); die Sängerinnen Myrtis u. Korinna, die Lyriker Lasos u. Simonides bildeten das Dichtertalent des Knaben u. Jünglings, u. sein erstes Siegeslied dichtete er 502 auf den jungen Hippokleas aus dem Hause der Aleuaden. Er lebte gewöhnlich in Theben, von wo aus er die griechischen Nationalspiele u. viele seiner hohen Gönner besuchte, so den König Hiero in Syrakus, den Tyrannen Theron in Agrigent, Arkesilaos in Kyrene, die Aleuaden in Thessalien; eine besondere Ehre für ihn war regelmäßig zu dem Göttermahl der Theoxenien (s.d.) in Delphi eingeladen zu werden; er st. 442 auf dem Theater zu Thebä an der Seite seines geliebten Theoxonos. Länder u. Städte rangen darnach, von P. besungen zu werden; die Rhodier hingen einen ihre Insel verherrlichenden Siegesgesang (den 7. Olympischen) mit goldnen Buchstaben geschrieben in einem Tempel auf; zu Theben wurde ihm im Hippodrom ein Denkmal errichtet, die Lakedämonier u. Alexander der Große schonten bei der Einnahme u. Zerstörung Thebens das Haus, wo er gewohnt hatte. Nichts ist übrig von seinen Skolien, wenig Fragmente von seinen Hymnen, Päanen, Dithyramben, Threnodien, Hyporchemata, Epigrammen, Parthenien, Prosodien; von seinen Siegesgesängen (Epinikia) auf Sieger in den vier Nationalspielen der Griechen sind dagegen im Ganzen noch 45 erhalten u. zwar: 14 Olympische, 12 Pythische, 8 Isthmische, 11 Nemeische, wiewohl nicht alle (z.B. die zweite Isthmische) auf einen einzelnen Sieg sich beziehen, auch einige (z.B. die 9. Nemeische) in Folge anderswo errungener Siege gedichtet sind, einige sogar (wie die 11. Nemeische) den Regierungsantritt eines Regenten besingen; in der vierten Pythischen Ode besingt er den Argonantenzug. In seinen Gedichten zeigt sich schöpferische Kraft u. Fülle, sowie Erhabenheit der Gedanken, religiöse u. sittliche Tiefe, Großartigkeit der Weltanschauung. Schwierig ist das Verständniß theils durch den schnellen Wechsel der Gedanken u. durch die vielen Beziehungen auf, uns nicht mehr bekannte Verhältnisse. Der Dialekt ist wesentlich homerisch, aber mit äolischen u. bes. dorischen Formen untermischt; die metrische Anordnung rührt von den Alexandrinern her. Von den Scholien über P. hat man sogenannte alte (aus den Erklärungen alexandrinischer Gelehrten, des Aristarchos, Aristodemos, Didymos, Chrysippos, Palamedes, Trypho zusammengetragene u. mit Zusätzen späterer Zeit vermehrte) u. neue (nur über die Olympischen Oden, zuerst in der Kalliergischen Ausgabe; nach der Aufschrift von Demetrios Triklinios, wahrscheinlich von Thomas Magister u. Manuel Moschopulos gesammelt). Ausgaben: erste, Ven. bei Aldus 1513; mit den Scholien von Kallierg, Rom 1515; von Fr. Portus, Genf 1583; von Er. Schmidt, Witt. 1616; von Heyne, Gött. 1777, 2. A. 1798 f., 3 Bde.; von D. Beck, Lpz. 1792–95, 2 Bde.; Böckh, Lpz. 1811–18, 2 Bde. in 4 Theilen; von Ahlwardt, Lpz. 1820; von Boissonade, Par. 1825; von Dissen, Gotha 1830, 2 Bde., 2. A. 1843; von Schneider, Leipzig 1850; von Bergk in Poetae lyrici Graeci, ebd. 1854; deutsch: metrisch von Fähse, Penig 1804–6, 2 Bde.; von Thiersch, Lpz. 1820, 2 Thle.; von Mommsen, ebd. 1846; von I. I. C. Donner, Heidelb. 1860; die Olympischen Oden von Bothe, Berl. 1808; prosaisch von Gurlitt, Hamb. 1809; Wörterbücher von Äm. Portus, Hann. 1606; zugleich über Homer von Damm, 1765, vermehrt von Duncan, 1824, u. verbessert von Rost, Lpz. 1831. Vgl. Rauhenstein, Zur Einleitung in P-s Siegeslieder, Aarau 1843.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 141.
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