Natzmer

[717] Natzmer, 1) Dubislaw Gneomar von N., geb. 14. Sept. 1654 zu Gutzmin in Pommern, war Anfangs Cadet in holländischen Diensten u. kämpfte 1674 u. 1675 in Brabant, wurde darauf Offizier im Brandenburgischen Heere, kämpfte vor Stettin, Stralsund, auf Rügen u. in Preußen. 1686 machte er unter Schöning mit dem Brandenburgischen Hülfscorps den Feldzug in Ungarn gegen die Türken mit; nach der Rückkehr wurde er zum Generaladjutanten ernannt, begleitete bei Wilhelms von Oranien Unternehmung nach England 1688 den Feldmarschall Schomberg als Generaladjutant u. wurde bei seiner Heimkehr von einem französischen Kaper nach Dünkirchen aufgebracht. In den Feldzügen von 1689–94 entwickelte N. viel militärisches Talent, war beim Sturm auf Bona u. wurde bald darauf zum Oberst ernannt. Während der Feldzüge in Flandern war N. zuerst als Volontär im Hauptquartier des Generals Heiden, dann bei Lord Marlborough, zuletzt als Generalmajor beim Preußischen Corps. Bei Hochstädt wurde er gefangen aber bald wieder ausgewechselt, dann bei Blenheim verwundet u. zum Generallieutenant ernannt, führte er später bei der Armee des Markgrafen von Baden die Cavallerie, machte den Feldzug von 1715 mit, wurde 1728 zum Generalfeldmarschall ernannt u. st. 14. Mai 1739. 2) Oltwig Anton Leopold von N., geb. 1782 zu Villin in Pommern; war Leibpage Friedrich Wilhelms II. von Preußen, wurde 1797 Offizier in der Garde, trat 1801 in den Generalstab u. machte den Feldzug von 1806 unter dem Generalmajor von Hirschfeldt mit, wurde bei Prenzlau gefangen, doch 1807 wieder ausgewechselt, 1809 Flügeladjutant des Königs u. 1810 Major; er bildete das Gardesüselierbataillon u. war bei der Commission, welche das neue Exercirreglement entwarf; 1811 war er mit dem König auf dem Congreß in Dresden, 1812 auf einer Mission in Wien u. wurde 1813 ins französische Hauptquartier geschickt, um Preußen, wegen Yorks Übertritt, zu entschuldigen, u. übernahm dann eine Mission an den Kaiser Alexander; er war später bis zur Schlacht von Großgörschen in Yorks Hauptquartier, wurde nach der Bautzner Schlacht Oberstlieutenant u. wohnte als Adjutant des Königs den Schlachten von Dresden, Kulm u. Leipzig bei. Er wurde nun Oberst, machte fast alle Schlachten von 1814 als solcher mit, ging mit seinem König nach England u. erhielt später die Gardegrenadierbrigade. Nach dem zweiten Pariser Frieden wurde er Generalmajor, erhielt 1818 eine Gardedivision u. 1820 die 11. Division; 1821 begleitete er den Kronprinzen auf den Congreß nach Troppau, ging dann mit der österreichischen Armee als preußischer Militärcommissär nach Neapel, wurde 1825 Generallieutenant u. erhielt 1827 die 8. Division zu Erfurt; mit dieser stand er 1830–32 am Rhein, wurde 1832 commandirender General des ersten Armeecorps in Preußen, löste dort die polnischen, über die Grenze getretenen Truppen auf, legte 1839 sein Commando des ersten Armeecorps nieder, wurde 1840 General der Infanterie, 1842 Mitglied des Staatsraths u. Generaladjutant des Könige, schied 1850 aus der activen Armee u. lebt gegenwärtig (1860) in Berlin.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 717.
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