Wittelsbach [2]

[300] Wittelsbach, das alte, berühmte, erst herrliche, dann gräfliche Dynastengeschlecht, aus welchem die Herzöge von Baiern u. von der Pfalz u. endlich das jetzige baierische Königsgeschlecht entsprossen ist. Karl der Große u. die ehemaligen Agilolfingischen Könige von Baiern sollen Stammväter der W-er gewesen sein; doch ist es urkundlich nur erwiesen, daß der erste geschichtlich bekannte W-er Luitbald (Leopold), ein Anverwandter des Kaisers Ludwig des Kindes, welcher in gerader Linie von Karl dem Großen abstammte u. vielleicht selbst ein Karolinger war, gewesen ist. Dessen Söhne waren Arnulf der Böse u. Berthold; Erster machte auf die deutsche Königskrone Ansprüche u. war eine Zeit lang selbst König, wurde aber vom König Konrad I. nach Ungarn verjagt; er warf sich zwar nach dessen Tode (918) wieder zum König auf, konnte sich aber gegen den Sachsenherzog Heinrich I. nicht halten, trat diesem die Krone ab u. erhielt dafür das Herzogthum Baiern sammt Tyrol u. Kärnten. Nach Arnulfs Tode (965) geriethen seine Söhne Arnulf u. Hermann über die Erbschaft in Streit, Kaiser Otto mischte sich in diesen, nahm den Söhnen das Herzogthum weg u. gab es deren Oheim Berthold; der ältere Sohn, Eberhard, ging nach Österreich u. wurde dort Stammvater der Herzöge von Österreich; die beiden jüngern wurden. vom Kaiser Otto I., der erstere, Arnulf, zum Pfalzgrafen von Scheyern (s.d.) u. der andere, Hermann, zum Pfalzgrafen am Rhein ernannt. Der Letztere wurde so Stammvater der Pfalzgrafen am Rhein; der Erstere blieb in einer Fehde gegen den Kaiser vor Regensburg u. sein Sohn Berthold auf einem Römerzug (981). Dessen Sohn Werner hatte zwei Söhne, von denen der jüngere, Otto I., das Geschlecht fortpflanzte, 1040 starb u., wie sein Vater, Pfalzgraf von Scheyern hieß. Von dessen vier Söhnen gründeten drei die Linien Valey, Dachau u. Ried, der älteste, Otto II., erhielt Scheyern u. sein Sohn, Otto III., machte Scheyern zum Kloster u. baute dafür das Schloß W. (s.d.) bei Augsburg, wovon er den Namen Graf von W. annahm. Er blieb auf einem Kreuzzuge gegen die Sarazenen. Von dessen drei Söhnen war der zweite Bischof von Augsburg, der dritte hieß Graf zu Scheyern, ohne das Schloß zu besitzen, u. nur der älteste, Otto IV., setzte den Namen W. fort u. st. 1146 (1148). Von seinen vier Söhnen wurde: Konrad Erzbischof zu Mainz, Friedrich der Bärtige st. 1192, Otto V. der Ältere od. der Große wurde Herzog von Baiern, der jüngste, Otto VI., aber Pfalzgraf. Otto VI. hatte einen Sohn, Otto VII, welcher 1180 Pfalzgraf wurde. König Philipp von Schwaben, welchem er wichtige Dienste gegen seinen Gegenkaiser Otto IV geleistet, hatte ihm seine Tochter Maria zugesagt, nahm aber sein Wort zurück (u. soll ihm einen Uriasbrief an den Herzog von Polen mitgegeben haben); erzürnt darüber ging er nach der Altenburg bei Bamberg u. erstach hier den König Philipp am 21. Juni 1208, verfiel aber deshalb in die Oberacht u. wurde von dem Marschall Heinrich von Calatin zu Oberndorf erschlagen; die Burg W. aber ward zerstört. Otto der Erlauchte erhielt wegen früherer Belehnung auch die von Verwandten besessene Pfalz u. erbte auch von seinem Vater Ludwig, u. von nun an[300] stand das Haus W. ununterbrochen in der Reihe der Reichsfürsten. Schon dessen Söhne theilten sich zwar in die Linien Baiern u. Pfalz, doch behielten beide gemeinschaftlich die Kurwürde, bis sie endlich Pfalz allein behielt; im Dreißigjährigen Kriege bekam sie Baiern wieder allein, bis nach dem Westfälischen Frieden beide wieder Kurfürsten wurden. Nach dem Aussterben des baierischen Hauses, zu Ende des 18. Jahrh., erhielt der Kurfürst von der Pfalz wieder allein die Regierung in Baiern u. der Pfalz u. nahm 1. Jan. 1806 den Titel als König von Baiern an, s.u. Baiern (Gesch.) u. Pfalz (Gesch.). Vgl. J. A. Eckschläger, Otto der Große, Pfalzgraf von W., Regensb. 1812; A. von Lilgenaus, Geschichte Otto des Großen, ersten Herzogs von Baiern, Augsb. 1817.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 300-301.
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