Association

[79] Association (Vergesellschaftung), psychologische = Verbindung von Bewußtseinselementen bei passiver Apperception (s. d.) in verschiedenen Formen, die man für »Associationsgesetze« ausgegeben hat. Es gibt einerseits simultane und successive, anderseits Berührungs– und Gleichheits– (Ähnlichkeits-) Associationen. Die Associationen liegen allem Denken als Material zugrunde, sind aber selbst noch kein Denken (s. d.), können aber durch Übung, Mechanisierung apperceptiver Verbindungen (s. d.) aus diesen hervorgehen. Bei den Associationen ist das eigentlich verbindende (synthetische) Princip das (fühlend-wollende) Ich, die Einheit des Bewußtseins, aber ohne alle Spontaneität (Selbsttätigkeit).

Die »Associationsgesetze« der Späteren sind schon bei ARISTOTELES angedeutet, der Ähnlichkeit, Contrast, Coëxistenz und Succession als Verbindungsprincipien bestimmt (De insomn. 3). Hotan oun anamimnêskômetha, kinoumetha tôn proterôn tina kinêseôn' heôs an kinêthômen meth' hên allou tinos, kai aph' homoiou ê enantion ê tou synengys sia touto ginetai hê anamnêsis (De memor. 2). MAXIMUS VON TYRUS nimmt Succession, Nebeneinander, inneren Zusammenhang als Erinnerungsgrundlagen an (Dissert. 16, 7). Auf Coëxistenz von Vorstellungen gründet die Association SPINOZA: »Si corpus humanum a duobus vel pluribus corporibus simul affectum fuerit semel, ubi mens postea eorum aliquod imaginabitur, statim et aliorum recordabitur« (Eth. II, prop. 18). So auch MALEBRANCHE (Rech. II, 23). Die Lehre von der »Ideenassociation« (association of ideas) begründet LOCKE (Ess. II, C 33, § 5 f.). Er kennt nur Berührungsassociationen (wie auch HOBBES) und interpretiert sie auch physiologisch durch Bewegungsreihen der »Lebensgeister« (s. d.), »d.ie, wenn sie einmal einen Weg genommen, diesen fortbehalten; durch das ofte Betreten wird er zu einem glatten Pfade, und die Bewegung vollzieht sieh so leicht, als wenn sie eine natürliche wäre« (l.c. § 6). Die Lehre erfährt ihre Ausbildung durch HARTLEY. Die Ursache der Association besteht darin, daß oft wiederkehrende Wahrnehmungen Veränderungen im Gehirn hervorbringen (Observ. I, S. 3, 11). »Wenn einige Sensationen A, B, C... zureichend oft miteinander associiert sind, so erhalten sie eine solche Gewalt über die ihnen entsprechenden Ideen a, b, c..., daß eine dieser Sensationen A, wenn sie allein abgedrückt wird, vermögend ist, b, c... oder die Ideen der übrigen Sensationen in der Seele hervorzubringen. Es sind aber Sensationen associiert, wenn ihre Eindrücke entweder genau in dem Zeitpunkte oder in den unmittelbar folgenden Zeitpunkten geschehen« (l.c. S. 14). Es gibt synchronistische und successive Associationen, Associationen vom Teil aufs Ganze, durch den Namen u.s.w. (l.c. S. 14 ff.).

Durch Association entstehen zusammengesetzte Ideen und Vorstellungsreihen (trains) (l.c. S. 18). Physiologisch wird die Association auch von PRIESTLEY und BONNET begründet. Letzterer führt sie auf die Leichtigkeit der Reproduction mittelst der Anlagen in den Gehirnfibern zurück (Ess. de Psych. C. 6).[79] Zum Princip des geistigen Lebens macht die Association HUME, der (nebst HARTLEY) als Begründer der »Associationspsychologie« (s. d.) angesehen werden kann. Ihm ist die Association eine Art »Anziehung in der geistigen Welt« (ähnlich später J. ST. MILL) (Treat. I, sct. 4, S. 23). Die Association ist das »Princip des erleichterten Überganges von einer Idee zur andern« (On pass. 2). Die »connexion or association of ideas« ist das verknüpfende Band der Vorstellungen (l.c. S. 21). Sie erfolgt nach Ähnlichkeit (ressemblance), räumlichem oder zeitlichem Zusammensein (Berührung, contiguity in time or place), Causalität (cause and effect) (l.c. S. 21). Die Association ist die Quelle des Causalbegriffs (s. d.) An HARTLEY und HUME schließen sieh an REID, DUGALD STEWART, ERASMUS DARWIN (Zoonom. u. Templ. of Nat.). JAMES MILL sucht die Ähnlichkeitsassociation aus der Association durch Berührung abzuleiten. Die Association ist ein Grundprincip, eine »law of inseparable association« (»law of frequency«) (Anal. of the Phenom.). TH. BROWN, der die Association dem Begriffe »simple suggestion« unterordnet, anerkennt nur ein Associationsgesetz. J. ST. MILL setzt das Associationsgesetz dem Gravitationsgesetz an Bedeutung gleich und spricht von einer »psychischen Chemie«, vermöge deren durch die Verbindung von Vorstellungen neue entstehen (Exam. p. 190). A. BAIN nimmt zwei Grundformen der Association an: durch Contiguität und Similarität. Er unterscheidet einfache und zusammengesetzte, sowie »constructive« Associationen. Die »law of contiguity« lautet: »Actions, sensations and states of feeling, occurring together or in close suggestion, tend to grow together, or cohere, in such a way that, when any one of them is afterward presented to the mind, the others are apt to be brought up in idea« (Sens. and Int.3, p. 327 ff.; als »Gesetz der Ordnung« schon bei PLATNER, als »Princip der identischen Reihenfolge« bei LIEBMANN, Analy(s. d.) Wirkl.2, S. 449); H. SPENCER erklärt, »wenn irgend zwei psychische Zustände in unmittelbarer Aufeinanderfolge auftreten, so wird eine derartige Wirkung hervorgebracht, daß, sobald später der erste Zustand wiederkehrt, eine bestimmte Tendenz wirksam ist, auch den zweiten darauf folgen zu lassen« (Psychol. § 189, S. 443). Die Contiguität löst sich auf in Ähnlichkeit der Beziehung, im Raum oder in der Zeit oder in beiden (l.c. § 111 ff. 120, S. 279). SULLY (Handb. d. Psychol. S. 165 ff.), LADD betonen die Contiguität als associatives Grundgesetz. BALDWIN stellt ein »Gesetz der Correlation« auf (Handb. of Psychol. I, 201). JAMES begründet die Association physiologisch durch die »law of neural habit« (Princ. of Psychol. I, 553 ff., 566) und betont, Association finde nur zwischen Vorstellungs elementen (Empfindungen) statt (l.c. S. 591 ff.; so auch WUNDT, s. unt., und VILLA, Einl. in d. Psychol. S. 347). JAMES ist Gegner des Associationismus. – Im Gegensatze zur Associationspsychologie betont HAMILTON die Activität des Ich. Er führt die Associationsgesetze auf eine »law of redintegration« zurück, nach welcher Vorstellungen, die Teile eines Zusammenhangs bildeten, die Tendenz haben, einander zu reproducieren. Vgl. HODGSON, Phil. of Reflect. I, 283 ff.

Die englische Associationspsychologie hat die deutsche (und französische Psychologie) stark beeinflußt. Wir betrachten hier erst die Bestimmungen des Associationsbegriffes vor dem Auftreten der eigentlichen Associationspsychologie. CHR. WOLF: »Si quae semel percepimus et unius perceptio denuo producatur..., imaginatio producit et perceptionem alterius« (Psych. emp. § 104). Das »Gesetz der Totalität« (Reproduction eines Complexes durch seine Teile) wird schon von Wolf ausgesprochen. Nach TETENS ist die Association ein Gesetz der Phantasie[80] und der Reproduction der Vorstellungen (Phil. Vers. I, 751). M. HERZ findet den Grund der Association in der »Fertigkeit, welche jede Kraftäußerung auf der Stelle in der Seele erzeugt, dieselbe Tätigkeit mit minderer Anstrengung und folglich unter kleinerer Weile zu wiederholen« (Vers. üb. den Schwindel 1791, S. l24). KANT nennt die Association den »subjectiven und empirischen Grund der Reproduction nach Regeln« (Kr. d. r. V. S. 131). »Das Gesetz der Association ist: Empirische Vorstellungen, die einander oft folgten, bewirken eine Angewohnheit im Gemüte, wenn die eine erzeugt wird, die andere auch entstehen zu lassen« (Anthr. I, § 29). PLATNER nimmt Ähnlichkeit, Gleichzeitigkeit, Ordnung als Associationsprincipien an (Ph. Aphor. I, § 350 ff.), MAAS Coexistenz (Vers. üb. d. Einbild. 1797, S. 445) er erklärt (wie IRWING) die Association physiologisch. FRIES versteht unter Association die »Wiederverstärkung der geistigen Tätigkeiten durch ihre Beigesellung« und erklärt sie aus der Einheit des Lebens und Bewußtseins (Syst. d. Log. S. 56). Ihr Gesetz ist das der »Belebung unseres ganzen Innern durch die erhöhte Tätigkeit eines einzigen Teils« (Neue Kr. I, 159). Nach HEGEL ist die Association der Vorstellungen als »Subsumtion der einzelnen unter eine allgemeine, welche deren Zusammenhang ausmacht, zu fassen« (Encykl. § 456). – HERBART bringt die Association in Beziehung zum Begriffe unmittelbarer und mittelbarer Reproduction (s. d.) und zu dem der »Reihen« (s. d.). Nach STEINHAL ist Association »nur ein Verhältnis des Bewußtwerdens, Leitung der Bewußtheit, nämlich die durch eine andere, bewußte Vorstellung vermittelte Erhebung einer Vorstellung zur Höhe des Bewußtseins« (Einl. in d. Psych. S. 141). – J. H. FICHTE findet in der Vorstellungsassociation nur die Wirkung der aneignenden Vorstellungstätigkeit des Geistes (Psych. I, 43. ff.). Nur ein Associationsgesetz gibt es. »Vorstellungen, welche... derselben Vorstellungsreihe angehören, erneuern sich gemeinsam, wenn eine aus der Reihe... reproduciert wird« (l.c. I, 437). CZOLBE bemerkt, daß der Contrast als Associationsprincip wegen der in ihm liegenden Ähnlichkeit (»die Extreme berühren sich«) wirkt (Gr. u. Urspr. d. m. Erk. S. 223). LOTZE erklärt Association als »das gegenseitige Haften der Eindrücke aneinander«. (Mikrok. I, 235). LIPPS: »Um Dispositionen zu erregen, müssen Vorstellungen dazu in geeigneten Verhältnissen oder Beziehungen stehen. Wir bezeichnen diese Verhältnisse oder Beziehungen als Associationen« (Gr. d. Seel. S. 96). Es gibt »ursprüngliche« und »gewordene« Associationen. Die Principien derselben sind Ähnlichkeit (Contrast) und Gleichzeitigkeit (l.c. S. 96 ff.). HORWICZ betrachtet die Association als Urphänomen des Zusammenhangs psychischer Vorgänge (Psych. Anal. I, 281, 369 f.). Jede Association ist ursprünglich die Verknüpfung eines Triebes mit einer Empfindung, Bewegungsassociation (l.c. II, 168 f.). ZIEHEN definiert die Association als »Vorgang der Aneinanderreihung der Vorstellungen« (Leitf. d. ph. Psych.2, S. 140). Ihr Grundgesetz lautet: »Jede Vorstellung ruft als ihre Nachfolgerin entweder eine Vorstellung hervor, welche ihr inhaltlich ähnlich ist, oder eine Vorstellung, mit welcher sie oft gleichzeitig aufgetreten ist. Die Association der ersten Art bezeichnet man auch als innere, die der zweiten auch als äußere Association« (l.c. S. 194). Ziehen ist ausgesprochener Associationspsycholog. Früher war dies auch MÜNSTERBERG, der jetzt eine (vermittelnde) »Actionstheorie« aufstellt (s. Apperceptionspsychologie). JODL dehnt den Begriff der Asseeiation auf alle Bewußtseinsphänomene aus. »Von jedem erregten Teile des Bewußtseins pflanzt sich die Erregung stets auf diejenigen unbewußten Elemente fort, welche am stärksten mit demselben verbunden oder eins sind. Diesem Gesetze[81] gemäß bezeichnet man die Wiederbringung des einen Bewußtseinselements durch das andere auch als Association.« Es gibt Ähnlichkeits- und Berührungs-Associationen (Lehrb. der Psych. S. 476 f.).

HÖFFDING entfernt sieh schon von der reinen Associationspsychologie, indem er eine synthetische Tätigkeit des Bewußtseins annimmt. Das Gefühl und damit auch der Trieb, der Wille erweist sich bei der Association mit wirksam (Psych.2, S. 445 ff.). Die Associationen erfolgen (besonders) nach Ähnlichkeit, (auch nach) Berührung, Verhältnis von Teil und Ganzem (l.c. S. 208 ff.; Vierteljahrsschr. f. w. Ph. Bd. 13-14; Phil. Stud. Bd. V); dagegen erkennt A. LEHMANN nur das Berührungs-Princip an (Phil. Stud. Bd. VII-VIII). ZIEGLER betrachtet als das »Bestimmende und Ausschlaggebende« der Association das Gefühl (D. Gef.2, S. 152). »Solche Vorstellungen werden reproduciert, welche mit unsern jeweiligen Stimmungen und Gefühlen harmonieren, dadurch selbst Gefühlswert erhalten und durch diesen sich eben jetzt den Eintritt in das Bewußtsein erzwingen. Und fürs zweite: Was einmal zusammen unser Interesse erregt hat, uns angenehm oder unangenehm war, das kehrt auch zusammen wieder« (l.c. S. 151). Ähnlich WINDELBAND. »In dem Turniere des Seelenlebens sind die Vorstellungen nur die Masken, hinter denen sich die wahren Streiter, die Gefühle, vor dem Auge des Bewußtseins verbergen« (Prälud. S. 190 ff.). Auf den Willen führt die Association schon SCHOPENHAUER zurück: »Was aber die Gesamtorganisation selbst... in Tätigkeit versetzt, ist in letzter Instanz oder im Geheimen unsers Innern der Wille« (W. a. W. u. V. Bd. II, C. 14). Die Association beruht »entweder auf einem Verhältnis von Grund und Folge... oder aber auf Ähnlichkeit, auch bloßer Analogie; oder endlich auf Gleichzeitigkeit..., welche wieder in der räumlichen Nachbarschaft ihren Grund haben kann« (ib.). O. LIEBMANN ist Gegner der Associationspsychologie (Anal. d. Wirkl.2, S. 466, vgl. S. 435 ff.), auch L. BUSSE. RENOUVIER führt die Association auf die Gewohnheit, die »loi de l'habitude«, zurück (Nouv. Monadol. p. 83 f.). Nach E. V. HARTMANN fällt der Associationsvorgang als causaler Proceß ins bewußtseinstranscendente Gebiet (Mod. Psych.). Materielle und psychische Ursachen cooperieren dabei (Ph. d. Unb.10, I, 245 f., III, 101 ff.). Die psychische Ursache ist in den Interessen und Willenslichtungen, welche der Auswahl der Vorstellungen bestimmte Ziele stecken, zu suchen (l.c. I, 246 f., III, 123 f.). Die bewußte Vorstellung wirkt nur als Motiv mit, welches den Willen zur Production einer anderen Vorstellung auslöst (Mod. Psych. S. 133). Dazu kommen moleculare Gehirndispositionen, körperlich bedingte Stimmungen (Ph. d. Unb.10, I, 245 f., III, 101 f.). Die physiologische Associationstheorie »hat darin Recht, daß die Regelmäßigkeit in dem unmittelbaren Zusammenhang der Bewußtseinsinhalte nur ein passives Ergebnis aus gesetzmäßigen Vorgängen ist, die sich hinter dem Bewußtsein abspielen, und daß ein wesentlicher Factor des gegebenen Products in der physiologischen Grundlage des bewußten Geistes zu suchen ist; aber sie hat unrecht, indem sie einen Factor für die Gesamtheit der Factoren hält und aus ihm allein das Product erklären will« (Mod. Psych. S. 171).

WUNDT betont zunächst, »daß den gewöhnlich allein so genannten Associationen zusammengesetzter Vorstellungen elementarere Associationsprocesse zwischen ihren Bestandteilen vorausgehen« und daß die gewöhnlichen Associationen »nur die complexen Producte solcher elementarer Associationen sein können« (Gr. d. Psych.5, S. 269). »Mit dieser doppelten Folgerung schwindet dann zugleich[82] Jede Berechtigung, diejenigen elementaren Verbindungen, deren Producte nicht successive, sondern simultane Vorstellungen sind, von dem Begriff der Association auszuschließen, und ebenso liegt durchaus kein Grund für die Beschränkung dieses Begriffs auf die Vorstellungsprocesse vor« (ib.). Die simultanen Associationen sind: die Verschmelzung, die Assimilation, die Complication (s d. a.). Die successive Association unterscheidet sich von der simultanen »nur durch die Nebenbedingung, da, der Verbindungsvorgang, welcher dort in einem zeitlich für die unmittelbare Beobachtung unteilbaren Acte vor sich geht, hier eine Verzögerung erfährt, vermöge deren er sich deutlich in zwei Acte sondert. Der erste dieser Acte entspricht dem Auftreten der reproducierenden, der zweite dem der reproducierten Elemente« (l.c. S. 289). Seltener kommt es zu einer ganzen Associationsreihe (l.c. S. 284). Die successiven Associationen liegen den sinnlichen Wiedererkennungs- und Erkennungsvorgängen (s. d.) sowie den Erinnerungsvorgängen (s. d.) zugrunde (»Erinnerungsassociation«). Die »mittelbare Association« ist nicht principiell von den gewöhnlichen Associationen unterschieden. Nur kann die Vermittlung unter unbewußt oder bewußt erfolgen; im ersten Falle hat man es mit »latenten Associationen« zu tun (l.c. S. 291 f.; vgl. SCRIPTURE, Phil. Stud. VII, CORDES, Phil. Stud. XVII). Die sogenannten Associationsgesetze sind nichts als allgemeine Klassen von Verbindungen elementarer Associationen (Log. II2, 2, S. 159 f.), ihre Schemata sind teils unzutreffend, teils viel zu allgemein und unbestimmt (Gr. d. Psych.5, S. 294). »Geht man auf die elementaren Processe zurück, in die sich hierbei der Erinnerungs- wie jeder zusammengesetzte Associationsvorgang zerlegen läßt, so ergeben sieh als solche stets Gleichheits– und Berührungsverbindungen« (l.c. S. 293). Der Ausdruck »Ähnlichkeitsassociation« ist unpassend, »weil vor allen Dingen gleiche Elementarprocesse assimilierend aufeinander einwirken« (l.c. S. 294). Je nachdem die Gleichheits- oder die Berührungsverbindungen überwiegen, entstehen zusammengesetzte Ähnlichkeits- (Gleichheits-) und Berührungsassociationen. Die Gleichheit wirkt unmittelbar, die Berührung mittelbar (Log. I2, S. 25 f.; Vorles.2, S. 316 ff.; Grdz. d. ph. Psych. II4, S. 454, 466 ff.). Da den Associationen Verbindungen centraler Innervationsvorgänge »parallel« gehen, so sind alle Associationen psychophysische Vorgänge (Grdz. d. ph. Psych. II4, S. 474 f.; Log. I2, S. 27). Die Associationen werden als »passive Erlebnisse« aufgefaßt. »Denn das für die Willens- und Aufmerksamkeitsvorgänge charakteristische Tätigkeitsgefühl greift immer nur in der Weise in sie ein, daß es bei der Apperception gegebener psychischer Inhalte an die bereits gebildeten Verbindungen sich anschließt« (Gr. d. Psych.5, S. 301). Die Associationen sind diejenigen Verbindungen von Bewußtseinsinhalten, die sich »bei passivem Zustande der Aufmerksamkeit« bilden (Vorles.2, S. 306; Log. I2, S. 13). Doch liegt ihnen schon der Wille, aber nur in der einfachen, triebmäßigen Form zugrunde, sie sind Triebvorgänge (Vorles.2, S. 338; Syst. d. Phil.2, S. 583). Erst die Apperception (s. d.) aber reguliert den Associationsverlauf zur planmäßig geistigen Tätigkeit. – KULPE gibt eine Kritik der überkommenen Associationslehre (Gr. d. Psych. S. 191 f.). Das »Gesetz der Association« besagt allgemein nur, »daß zwei Vorstellungen a und b unter gewissen Umständen eine solche Verbindung miteinander eingehen, daß das Auftreten der einen von ihnen (a) die Reproduction der andern (b) bewirke« (l.c. S. 191). Mehrfach versteht man unter Association »nicht eine Bedingung der Association, sondern diese selbst« (l.c. S. 198).[83] Külpe formuliert: »Empfindungen, die einmal im Bewußtsein zusammen waren, begründen eine Tendenz zur Reproduction in dem Sinne, daß, wenn die eine von ihnen wieder erregt wird, auch eine der andern ähnliche zu entstehen pflegt« (l.c. S. 202). Die Stärke der Reproductionstendenz hängt ab »von der eine einheitliche Auffassung und Beurteilung erleichternden oder erschwerenden Art des Zusammenhangs, der Verbindung der Empfindungen im Bewußtsein« (l.c. S. 202 f.). Eine ganze Reihe von Bedingungen bestimmt den Grad der Reproductionstendenz (l.c. S. 203 ff.). Was man sonst Association nennt, bezeichnet Külpe als »empirisch motivierte Reproduction« (l.c. S. 206). An WUNDT schließt sich genau an HELLPACH (Grenzwis(s. d.) Psych. S. 3 ff.), während HUGHES (Mim. d. Mensch.) noch stärker den Willenscharakter auch des associativen Geschehens betont. Nach H. CORNELIUS sind die Associationsgesetze »notwendige Folgen der Bedingungen..., ohne welche die Einheit unseres Bewußtseins nicht gedacht werden kann« (Einl. in d. Phil. S. 204). Von verschiedenen Associationen in Bezug auf denselben Inhalt ist ceteris paribus diejenige die wahrscheinlichste, welche mehr eingeübt ist (l.c. S. 228). Sowohl das Gesetz der Berührungs- als das der Ähnlichkeitsassociation sind »Consequenzen der Factoren, ohne welche auch der einfachste Fall einheitlichen Bewußtseinsverlaufes nicht einmal gedacht werden kann« (l.c. S. 231; vgl. Psych. S. 38 ff.). EBBINGHAUS erklärt: »Wenn beliebige seelische Gebilde einmal gleichzeitig oder in naher Aufeinanderfolge das Bewußtsein erfüllt haben, so ruft hinterher die Wiederkehr einiger Glieder des früheren Erlebnisses Vorstellungen auch der übrigen Glieder hervor, ohne daß für sie die ursprünglichen Ursachen gegeben zu sein brauchen« (Gr. d. Psychol. I, S. 607). »Die Seele erweitert und bereichert jederzeit das unmittelbar Gegebene auf Grund früherer Erfahrungen: sie stellt fortwährend, soweit sie es durch Vorstellungen vermag, die umfassenderen Verbände und größeren Einheiten wieder her, in denen sie das gegenwärtig fragmentarisch und lückenhaft in ihr Hervorgerufene früher erlebt hat« (l.c. S. 607). Nach REHMKE kann Gleichheit nur als Ähnlichkeit reproducierend wirken und das »Aneinander« nicht ohne Gleichheit der reproducierenden Vorstellung (Lehrb. d. allg. Psych. S. 291). W. JERUSALEM nennt den Vorstellungsverlauf insofern er durch frühere Erfahrungen allein bestimmt wird, den »associativen Verlauf« (Lehrb. d. Psych.3, S. 73). Er ist aber schon eine Abstraction (ib.). Es gibt Associationen durch Berührung und durch Ähnlichkeit (l.c. S. 74). Nach L. STEIN sind schon Associationsbahnen »durch Vererbung übertragen und durch Selection verschärft und verfeinert« (An d. Wende d. Jahrh. S. 27). Vgl. über Association: Mind, Vol. X u. XII. Vgl. Erinnerung, Reproduction.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 79-84.
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