Hoff

[418] Hoff, 1) Karl Ernst Adolf von, Geolog, geb. 1. Nov. 1771 in Gotha, gest. 24. Mai 1837, studierte in Jena und Göttingen die Rechte und Naturwissenschaft, wurde in Gotha Beamter der Geheimen Kanzlei und des Hausarchivs und 1817 Kommissar der gothaischen Regierung für die Angelegenheiten der Universität. Später ward er Kurator der Sternwarte Seeberg, 1828 Direktor des Oberkonsistoriums ut Gotha und 1832 zugleich Direktor der wissenschaftlichen und Kunstsammlungen. Er schrieb: »Gemälde der physischen Beschaffenheit, besonders der Gebirgsformationen, von Thüringen« (Erfurt 1812); »Geognostische Bemerkungen über Karlsbad« (Gotha 1825); »Geschichte der natürlichen Veränderungen der Erdoberfläche« (das. 1822–41, 5 Bde.); »Höhenmessungen in und um Thüringen« (das. 1833). Er gab den gothaischen »Hofkalender« von 1801–16, das »Magazin für die gesamte Mineralogie« (Leipz. 1800) und mit Jacobs »Der Thüringer Wald« (Gotha 1807–1812) heraus.

2) Konrad, Maler, geb. 19. Nov. 1816 in Schwerin, gest. 18. Febr. 1883 in München, erlernte die Stubenmalerei, ging von dieser zur Theatermalerei über und durchreiste, abwechselnd diese und jene betreibend, die größern Städte Deutschlands und später Italien. Er bildete sich dann eine Zeitlang an der Dresdener Akademie, mußte sie aber aus Mangel an Mitteln bald verlassen und ging, wieder in der frühern Weise gewerblich beschäftigt, auf die Wanderschaft. Endlich ließ er sich in München nieder, wo er bald einen geachteten Namen errang. Von seinen zahlreichen Architekturstücken, deren Motive er meist Rokokobauwerken und italienischen Städten entnahm, sind zu nennen: Inneres der Münchener Frauenkirche, Renaissancegemach mit einer schreibenden Dame (1860); Treppenhaus im Schloß zu Schleißheim, Zimmer eines Kardinals (1862); Partie aus San Zeno in Verona, Santa Maria Miracoli in Venedig bei Mondlicht (1864); in der Basilika auf der Insel Torcello bei Venedig (1865); Scuola San Rocco und Santa Maria della Salute in Venedig, Schlafgemach im Schloß zu Schleißheim (alle drei 1867). Hoffs Werke zeichnen sich durch genaue Kenntnis der Perspektive und harmonisches Kolorit aus.

3) Karl, Maler, geb. 8. Sept. 1838 in Mannheim, gest. 13. Mai 1890 in Karlsruhe, studierte 1855–58[418] auf der Kunstschule in Karlsruhe unter J. W. Schirmer und Descoudres und war dann bis 1861 in Düsseldorf Schüler Vautiers. 1862 brachte er ein halbes Jahr in Paris zu und ließ sich dann in Düsseldorf nieder, wo er Genrebilder mit Kostümfiguren malte, die sich durch glückliche Erfindung, gefälliges Kolorit, seine Charakteristik und elegante Behandlung auszeichnen. Von ihnen sind zu nennen: Zigeuner vor dem Ortsvogt (1860), der Winkeladvokat (1863), der kranke Gutsherr, der Epikureer, Sub rosa, besonders aber die größern Bilder: Rast auf der Flucht (1867), die Heimkehr (1869, in der Galerie zu Philadelphia), Tartüff und Elmire (1872), der liebe Onkel (1873) und die Taufe des Nachgebornen (1875, in der Nationalgalerie zu Berlin), ein figurenreiches Bild von ergreifender Stimmung. Seine folgenden Schöpfungen (des Sohnes letzter Gruß; vor dem Ausmarsch) zeigten ein Sinken seiner Kraft. Doch nahm er in dem figurenreichen Bild: zwischen Leben und Tod (1886, einer Szene aus dem Dreißigjährigen Krieg) wieder einen neuen Aufschwung. Seit 1878 war er Professor an der Kunstschule in Karlsruhe. Er war auch dichterisch tätig und verfaßte 1877 ein Festspiel zu Ehren der Anwesenheit des Kaisers in Düsseldorf, später ein komisches Epos: »Schein« (Stuttg. 1878), und die Broschüre »Künstler und Kunstschreiber« (Münch. 1384).

4) Jacobus Hendrikus van't, Chemiker, geb. 30. Aug. 1852 in Rotterdam, wurde zunächst Ingenieur, studierte dann in Leiden, Bonn, Paris und Utrecht Naturwissenschaft und wurde 1876 Dozent der Physik an der Tierarzneischule in Utrecht, 1878 Professor der Chemie, Mineralogie und Geologie in Amsterdam, wo er das 1888 erbaute Institut für physikalische Chemie leitete. 1896 folgte er einem Ruf nach Berlin als ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und ordentlicher Honorarprofessor an der Universität. H. wirkte durch seine Arbeiten bahnbrechend auf verschiedenen Gebieten der Physik und Chemie. Seine »Chimie dans l'espace« (Rotterd. (874; 2. Aufl. u. d. T.: »Dix années dans l'histoire d'une théorie«, 1887) legte das Fundament zu der in neuerer Zeit zur Blüte gelangten Stereochemie und erschien in deutscher Bearbeitung von Hermann u. d. T. »Die Lagerung der Atome im Raum« (Braunschw. 1877, 2. Aufl. 1894) und von Meyerhoffer als »Stereochemie« (Wien 1892). Nicht minder bedeutend ist seine Theorie des osmotischen Druckes, der eine Reihe von Abhandlungen seit 1885 gewidmet ist, und durch welche die neue Theorie der Lösungen (Identität des Gasdruckes und des osmotischen Druckes) begründet wurde; durch seine »Etudes de dynamique chimique« (Amsterd. 1884; deutsch von Cohen, Leipz. 1896) wurden unsre Kenntnisse vom Verlauf chemischer Vorgänge nach vielen Seiten erweitert und vertieft. Er schrieb noch. »Ansichten über die organische Chemie« (Braunschw. 1878–81); »Lois de l'équilibre chimique« (1885; deutsch von Bredig in Ostwalds Klassikern, Leipz. 1900); »Vorlesungen über Bildung und Spaltung von Doppelsalzen« (deutsch von Paul, Leipz. 1897); »Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzablagerungen, insbesondere des Staßfurter Salzlagers« (Berl., seit 1897, bisher 33 Abhandlungen); »Vorlesungen über theoretische und physikalische Chemie« (2. Aufl., Braunschw. 1901 u. 1903, 3 Hefte); »Acht Vorlesungen über theoretische und physikalische Chemie, abgehalten in Chicago 1901« (das. 1902). Seit 1887 gibt er die »Zeitschrift für physikalische Chemie« (mit Ostwald, Leipz.) heraus. Sein Bildnis s. Tafel »Chemiker II«. Vgl. Cohen, Jacobus Hendrikus van't H. (Leipz. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 418-419.
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