Amberg [1]

[392] Amberg, 1) Landgericht im baierschen Kreise Oberpfalz u. Regensburg (seit seiner Verkleinerung im Aug. 1838) 59/10, QM.; 16,000 Ew.; 2) Hauptstadt, von der schiffbaren Vils durchschnitten, Appellationsgericht, Kreis- u. Stadtgericht, Landgericht, Rentamt, Salzamt, Bergamt, Forstamt, Garnison von 1 Infanterieregiment, 1 Division Chevauxlegers, Filialinstitut der armen Schulschwestern mit höherer Töchterschule u. Kleinkinder-Bewahranstalt, Landwirthschafts- u. Gewerbschule 1. Klasse, Erziehungs-Institut für Studirende, Gymnasium, Lyceum, katholisches Schullehrerseminar, Gewerbschule, Provinzialbibliothek der Oberpfalz. Wohlgebaut, mit gothischem Rathhause, königl. Schloß, Zeughaus, großer Gewehrfabrik (einziger in Baiern, im ehemaligen Münzhaus), Theatergebäude (ehemalige Franziscanerkirche), Militärspital (ehemaliges Paulanerkloster), Stadtschulhaus (sonst Kloster der Salesianerinnen), ehemaliges Jesuitencollegium mit Georgiikirche; außerdem St. Martins-Pfarrkirche (Thurm 300 Fuß hoch) mit Gemälden u. Grabmälern (so des Pfalzgrafen Rupert, st. 1397); vor dem Vilsthore Monument des Königs Max Joseph I. A. hat Fabriken von Fayence, Tabak, Gewehren; starke Bierbrauerei, Essigfabrikation; viel Getreide-, Hopfen- u. Gemüsebau; 11,500 Ew. In der Nähe: Strafarbeitshaus mit Fabrikation in Wollzeugen, viele Gärten u. Landhäuser, schöne Wallfahrtskirche auf dem Mariahülsberg, mit Franziscanerhospiz; Eisenerzbergwerk (königliches) mit Dampfmaschine (etwa 140,000 Centner Ertrag), Steinkohlenlager u. Farbengruben (Amberger Gelb). – A., im 11. Jahrh. Dorf Ammerberg im Nordgau, kam durch Kaiser Konrad II. 1034 an den Bischof von Bamberg; um 1140 heißt A. ein Markt; 1163 gab Kaiser Friedrich I. der Stadt A. eben so große Handelsfreiheiten, wie den Nürnbergern, u. 1166 gewährte Bischof Rupert von Passau A. Handels- u. Zollfreiheit auf der Donau u. den Jahrmärkten zu Passau. Die letzten Hohenstaufen waren von Bambergs Bischöfen mit A. belehnt; dem Testamente Konradins zufolge ging 1269 dies Lehen auf den Kurfürsten Ludwig den Strengen von Baiern über. Ludwig der Baier gab A. 1316 Mauern u. Thürme. Durch den Hausvertrag zu Pavia 1329 kam A. mit dem Nordgau an die Nachkommen Rudolfs I., Kurfürsten von der Rheinpfalz. Kurfürst Friedrich der Siegreiche dämpfte 1454 eine Empörung in A. Friedrich IV. legte an den 5 Thoren Bollwerke an. Als 1621 Friedrich V. in die Acht gerieth, wurde A. 1623 u. 1628, sammt der Oberpfalz, deren Hauptstadt es war u. blieb, wieder mit Baiern vereinigt. Kurfürst Maximilian I. ließ die Stadt stark befestigen, Im Spanischen Erbfolgekriege 1703 u. im Österreichischen Erbfolgekriege 1745 wurde A. von den Österreichern bombardirt, u. das erste Mal durch Capitulation, das zweite Mal nach Abzug der französischen Besatzung übergeben. Zu Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Wälle abgetragen u. in Alleen u. Spaziergänge verwandelt. Am 24. August 1796 hier Gefecht zwischen den sich zurückziehenden Franzosen unter Jourdan, u. den siegreichen Österreichern unter Erzherzog Karl. Auch war A. bis zur neuen Organisation Baierns Sitz der oberpfälzischen Landesdirection.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 392.
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