Freiburg im Breisgau

[669] Freiburg im Breisgau, Hauptstadt des badischen Oberrheinkreises u. des gleichnamigen Stadt- u. Landamtes, welches letztere 10 QM. u. 27,300 Ew. zählt; liegt am Fuße des Schwarzwaldes, an der Dreisam u. an der Eisenbahn zwischen Heidelberg u. Basel; Sitz des Erzbischofs der Oberrheinischen Kirchenprovinz, eines Domcapitels, der Kreisbehörden, eines Hofgerichts, eines Forst-, Stadt- u. Landamtes; auf dem Fischmarkt steht die 1807 errichtete Statue Bertholds III. von Zähringen, des Stifters von F.; hat 7 Kirchen, darunter das gothische Münster, jetzt erzbischöfliche Kathedrale (mit 356 Par. F. hohem Thurm, 26 Altären, von 1152–1513 erbaut), die evangelische Ludwigskirche, im Romanischen Styl, 1839 neu aufgebaut; andere bemerkenswerthe Gebäude sind: die erzbischöftliche Residenz, das Regierungsgebäude, das Rathhaus, das Kaufhaus. Die katholische Universität (Albertina) wurde 1457 vom Erzherzog Albert von Österreich gestiftet, sie hat 41 Professoren u. zählt zwischen 300 u. 400 Studenten. Mit ihr verbunden ist eine Bibliothek von mehr als 100,000 Bänden, Naturaliencabinet, Chemisches Laboratorium, Klinicum, Botanischer Garten, Anatomisches Theater; vor der Universität wurde am 30. November 1853 das Standbild des Mönchs Berthold Schwarz aufgerichtet. Außerdem ist hier ein Mönchskloster, ein katholisches Theologisches Seminar, die beiden weiblichen Lehrinstitute Adelhausen u. der Ursulinerinnen, Krankenhaus, Hospital, Waisenhaus, Militärhospital, Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern, Lyceum, höhere Bürgerschule, Gewerb- u. Handelsschule, Leihhaus, Findelhaus, Blindeninstitut, neues Museum, Thea[669] ter, Cichorien- u. Tabaksfabrik, 2 Pottaschesiedereien, Gerbereien, Fertigung von musikalischen u. chirurgischen Instrumenten, Glockengießerei, 4 Buchhandlungen, 5 Buchdruckereien, 6 Steindruckereien. Auch der Betrieb der Landwirthschaft ist von großem Umfange, u. bes. wird Getreide, Hanf, Raps, Tabak, Obst u. Wein gebaut. Mehrere schöne Spatziergänge auf dem ehemaligen Wall, im Alleegarten, auf der Ludwigshöhe (sonst Schloßberg). Mit den eingepfarrten Dörfern u. Militär; 16,000 Ew. F. ist die Vaterstadt von Berthold Schwarz u. K. W. von Rotteck. – F., 1118 von Berthold III., Grafen von Zähringen, erbaut, kam 1228 durch Heirath an die Grafen von Fürstenberg. Nachdem die Stadt schon mehrere Versuche gemacht hatte, sich von der Gewalt der Grafen zu befreien, schloß sie 1327 mit anderen Städten einen Bund u. behauptete ihre Unabhängigkeit bis 1366, wo dieselbe von den Grafen von Fürstenberg gegen 20,000 Mark Silber anerkannt wurde. Das Geld dazu gab der Herzog von Österreich her, u. diesem mußte sich die Stadt, als sie die Summe nicht aufbrachte, 1368 unterwerfen. F., zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges eine bedeutende Festung, wurde 1634 u. 1638 von den Schweden erobert, am 24. Juli 1644 aber von den Baiern unter Mercy genommen; 5.–9. Aug. 1644 hier Schlacht zwischen den Baiern unter Mercy u. Franzosen unter Enghien u. Turenne zum Nachtheil der Letzteren. Am 25. Nov. 1677 nahmen die Franzosen unter Crequi F. durch Verrath u. hiel (en die Stadt bis 1697 besetzt, wo F. im Ryswijker Frieden an Österreich zurück kam; am 16. Sept. u. 17. Oct. 1713 wieder von den Franzosen belagert, wurde F. durch Capitulation genommen u. im Rastadter Frieden an Österreich zurückgegeben. 1744 wurde F. wieder vom 30. Oct. bis 25. Nov. von den Franzosen belagert u. am 28 Nov. durch Capitulation genommen. Die Franzosen schleiften die bedeutenden Werke, bevor sie die Stadt den Öesterreichern in dem Frieden zu Aachen zurückgaben. 1801 kam F. mit dem Breisgau an Erzherzog Ferdinand u. 1806 an Baden. Am 23. April 1848 hier Gefecht zwischen den badischen Aufständischen u. deutschen Bundestruppen, welche Letztere siegten u. am 24. April die Stadt einnahmen. Nachdem Ende Juni 1849 die revolutionäre Regierung vor dem Anzug der Preußen Karlsruhe verlassen hatte, nahm dieselbe in F. ihren Sitz, so wie sich auch hier die Reste der Insurgenten unter Siegel sammelten, aber beim Herannahen der Preußen die Stadt verließen, welche von diesen am 7. Juli besetzt u. erst 1851 wieder geräumt wurde. 1857 wurde das 4. Säcularfest der Universität gefeiert. Vgl. Schreiber, Geschichte u. Beschreibung des Münsters zu F., Freiburg 1825. Frenkele, F-s gesellschaftliche Institute, Freiburg 1856. Führer durch das F-r Münster, Freib. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 669-670.
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