Ligne [2]

[372] Ligne (spr. Linj'), altes Geschlecht, leitet seinen Ursprung von den Königen von Böhmen u. den Grafen von Elsaß ab, deren Wappen (Binde mit rothen Linien) es führt. Walter nennte sich 1125 zuerst Herr von L. Das Geschlecht erhielt 1449 die reichsgräfliche u. 1592 die reichsfürstliche Würde. Ihm gehörte die souveräne Herrschaft Fagnolles, die 1770 zur Grafschaft L. erhoben ward, zugleich wurde der Fürst in das Westfälische Grafencollegium eingeführt. 1801 kam Fagnolles an Frankreich u. der Fürst verkaufte 1804 das 1803 dafür erhaltene vormalige Frauenstift Edelstetten an den Fürsten von Esterhazy; auch erhielt er 1814 einige Güter in den Niederlanden zurück. Die Fürsten von L., mit den meisten Regentenhäusern verschwägert, erhalten von den Meisten seit 1479 den Titel Cousin. Die Häuser Aremberg, Aerschot, Chimay u. Barbenson sind Zweige von L. Aus dieser Familie: 1) Anton von L., Graf von Faukenberg, 1513 Fürst von Mortagne, wurde wegen seiner Tapferkeit der Große Teufel genannt. 2) Claudius Lamoral von L., Vicekönig von Neapel, erhielt 1643 die erbliche Würde eines Granden erster Klasse von Spanien. 3) Karl Joseph, Fürst von Aremberg-L., geb. 1735 in Brüssel; trat 1752 als Fähnrich in das Regiment seines Vaters, wurde 1756 Hauptmann, zeichnete sich 1757 bei Leuthen u. Breslau aus, wurde 1758 bei Hochkirch Oberst, machte den übrigen Theil des Siebenjährigen Krieges mit, wurde 1762 als österreichischer Gesandter nach Paris geschickt, begleitete 1770 den Kaiser Joseph II. als Generalmajor zur Zusammenkunft mit Friedrich II., wurde bald darauf Feldmarschalllieutenant u. ging 1782, mit wichtigen Angelegenheiten beauftragt, zu Katharina II. nach Petersburg, begleitete diese nach den südlichen Provinzen Rußlands, wurde später als Feldzeugmeister zu Potemkin gesendet u. war bei der Belagerung von Oczakow als österreichischer Commissär. 1789 war er bei der Belagerung von Belgrad. Nach Josephs II. Tode trat er nicht mehr öffentlich auf; 1808 wurde er zum Feldmarschall ernannt u. st. den 13. Dec. 1814 in Wien. Er war einer der witzigsten u. geistreichsten Köpfe seiner Zeit u. schr.: Prèjugés et fantaisies militaires par un officier autrichien 1780, 2. Ausg., Dresd. 1787; Mém. sur Frédéric le Grand, Berl. 1789; Mélanges milit., litter. et sentimentaires, Dresd. 1795–1811, 43 Bde.; Vie du Prince Eugène de Savoie, Weim. 1808; Mém. sur le comte de Bonneval, Par. 1811, 2. Ausg. 1816; Oeuvres choisies literaires histor. et milit., herausgegeben von Frau von Stael, Genf 1809, 2 Bde.; Oeuvres, Dresd. u. Lpz. 1807, 30 Bde.; Oeuvres posthumes. ebd. 1817, 6 Bde.; Mém. et mélanges hist. et litér., Par. 1827. 4) Eugen Lamorald, Fürst von L., Prinz von Amblise u. Epinoy, Grand von Spanien, Großseneschall vom Hennegau, Connetable u. Bannerträger, Enkel des Vorigen u. Sohn des 1813 verstorbenen Fürsten Ludwig, geb. 28. Jan. 1804, folgte 1814 seinem Großvater, war 1830 von einer Partei zur belgischen Krone vorgeschlagen, ging jedoch nicht darauf ein, wurde 1838 Gesandter von Belgien bei der Krönung der Königin Victoria von Großbritannien, war 1842–48 belgischer Gesandter in Paris, bekleidete 1848–49 denselben Posten bei den Höfen von Neapel, Rom u. Turin, wurde 1851 Mitglied des belgischen Senats u. 1852 dessen Präsident. Er ist seit 1836 in dritter Ehe mit Hedwig geb. Prinzessin Lubomirska vermählt; sein ältester Sohn aus erster Ehe (von Amalie Melanie de Conflans) ist Prinz Heinrich, geb. 1824.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 372.
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