Davis

[552] Davis (spr. dēwis), 1) John, engl. Seefahrer, auch Davys geschrieben, geb. um 1550 in Sandridge (Devonshire), gest. 29. oder 30. Dez. 1605, machte drei Seefahrten zur Auffindung einer nordwestlichen Durchfahrt. Auf der ersten, 1585, traf er auf die Ostküste von Grönland, das er Desolationland nannte, und fuhr in die nach ihm benannte Straße bis 66°40' nördl. Br. Ebendahin segelte er 1586. Auf der dritten Reise (1587) drang er bis 72°12' nördl. Br. vor, wo ihn das Eis der Baffinbai zur Umkehr nötigte. 1591 begleitete er Cavendish auf seiner zweiten Expedition nach der Südsee, wurde aber von diesem getrennt und entdeckte 14. Aug. 1592 die Falklandinseln. Darauf machte er drei Seereisen nach Ostindien; auf der letzten wurde er von japanischen Seeräubern an der Küste von Malakka erschlagen. Außer einer Beschreibung seiner zweiten Polarfahrt und seiner ersten indischen Reise veröffentlichte er die nautischen Werke: »The seaman's secrets« (1594) und »The world's hydrographical description« (1595). Vgl. A. H. Markham, The voyages and works of John D. (Lond. 1880, Hakluyt Society) und Clemens R. Markham, Life of John D., the navigator (das. 1889).

2) Sir John Francis, engl. Diplomat und Sinolog, geb. 16. Juli 1795 in Portland Place, war von 1816–48 in verschiedenen wichtigen Stellungen, zuletzt (seit 1843) als Gouverneur der Kolonie Hongkong, in China tätig, wurde 1845 zum Baronet ernannt, kehrte 1848 nach England zurück und starb 13. Nov. 1890 in Hollywood Town bei Bristol. D. hat eine Reihe interessanter Werke über China sowie Übersetzungen aus dem Chinesischen veröffentlicht, von denen wir anführen: »Chinese novels« (Lond. 1822); »Chinese moral maxims« (1823); »The fortunate union, a romance« (1829, 2 Bde.); »The Chinese, a description of the empire of China and its inhabitants« (1836, neue Ausg. 1857; deutsch, 2. Aufl., Magdeb. 1843); »Sketches of China« (2. Aufl. 1845, 4 Bde.); »China during the war and since the peace« (1852, 2 Bde.); »The poetry of the Chinese« (neue Ausg. 1870); »Chinese miscellanies« (1865).

3) Jefferson, Präsident der konföderierten Südstaaten von Nordamerika, geb. 3. Juni 1808 in Kentucky, gest. 6. Dez. 1889 in New Orleans, folgte seinem Vater, einem Pflanzer, nach Mississippi und besuchte 1824–28 die Militärakademie zu West Point. 1835 ging er nach Mississippi zurück, wo er sich eifrig staatsökonomischen und politischen Studien widmete. 1845 zum Mitgliede des Kongresses erwählt, schloß er sich der demokratischen Partei an. Nach Ausbruch des Krieges mit Mexiko gab D. im Juli 1846 seine Demission als Mitglied des Kongresses, um sich an die Spitze der freiwilligen Karabiniers von Mississippi zu stellen. Bei der Belagerung von Monterey (September 1846) war er einer der Unterhändler, welche die Bedingungen der Kapitulation der Mexikaner fest stellten, und bei Buena Vista (22. und 23. Febr. 1847) trug er wesentlich zum Siege bei. 1848 für Mississippi in den Bundessenat gewählt, widmete er hier seine Tätigkeit (bis 1851) hauptsächlich den militärischen Angelegenheiten, trat als Verteidiger des Sklavenwesens auf und war stets bemüht, die Bundesmacht den Einzelstaaten gegenüber zu beschränken. 1852 half er die Wahl des Demokraten Pierce zum Präsidenten durchsetzen und ward von diesem 1853 zum Kriegssekretär ernannt. Nach der Wahl Buchanans zum Präsidenten (1857) schied D. aus dem Ministerium und vertrat wieder den Staat Mississippi im Senat. Als im Januar 1861 auch dieser Staat seinen Abfall von der Union erklärte, verließ D. mit den übrigen Sezessionisten den Senat und kehrte nach Hause zurück. Kurze Zeit darauf ward er vom Kongreß der abgefallenen Staaten zu Montgomery in Alabama zum Präsidenten der Konföderation des Südens auf sechs Jahre ernannt und 16. Febr. in sein Amt eingeführt. In dieser Stellung entwickelte er große Umsicht und Tatkraft. Nicht nur als Staatsmann, sondern auch in militärischen Dingen bekundete er ungewöhnliche Erfahrung und Überblick, so daß er in jeder Hinsicht als Seele und Haupt der südstaatlichen Bewegung gelten konnte. Als nach der dreitägigen Schlacht bei Richmond die Stadt nicht länger zu behaupten war, flüchtete D., wurde aber im Mai 1865, nachdem wegen angeblicher Mitwissenschaft an Lincolns Ermordung ein Preis auf seinen Kopf gesetzt worden, bei Irwinville in Georgia gefangen genommen. Er wurde anfangs sehr streng, später milder behandelt und zuletzt ganz auf freien Fuß gesetzt. 1868 amnestiert, ließ er sich als Direktor einer Versicherungsgesellschaft in Memphis nieder. Eine Rechtfertigung seiner Sache versuchte er in dem Werk »The rise and fall of confederate government« (New York 1881, 2 Bde.). Es erschien noch von ihm: »Short history of the Confederate States of America« (Chicago 1890). Vgl. Alfriend (Anhänger D.'), The [552] life of Jefferson D. (Cincinnati 1868); Pollard (Gegner D.'), The life of Jefferson D. (Philad. 1868), und das von seiner Witwe herausgegebene »Memoir of Jefferson D.« (New York 1891, 2 Bde.).

4) Edwin Hamilton, nordamerikan. Archäolog, geb. 22. Jan. 1811 in der Grafschaft Roß (Ohio), war Arzt in Chillicothe und wurde 1850 Professor am Medical College in New York. Er unternahm schon als Student 1829–33 Ausgrabungen, setzte sie 15 Jahre lang fort und veröffentlichte die Ergebnisse in dem Werk »Ancient monuments of the Mississippi valley« (1848), auch schrieb er: »Report on the statistics of calculous disease in Ohio« (1850).

5) Nathan, engl. Reisender und Archäolog, geb. 1812, gest. 6. Jan. 1882 in Florenz, widmete sich dem Studium arabischer und hebräischer Altertümer, gab zeitweilig das »Hebrew Christian Magazine« heraus und wurde dann Prediger einer Dissentergemeinde. Nach wiederholten Besuchen Nordafrikas leitete er 1856–58 für das Britische Museum Ausgrabungen auf der Ruinenstätte Karthagos. Er veröffentlichte: »Tunis, or selections from a journal kept during a residence in that regency« (1841); »A voice from North Africa« (über Religion und Sitte der Bewohner Nordafrikas, 1844); »Evenings in my tent, or wanderings in Balad Ejjareed« (über die soziale und politische Lage der Araberstämme in der Sahara, 1854, 2 Bde.); »Arabic reading lessons with the elements of Arabic grammar« (1855); »Carthage and her remains« (1861) und »Ruined cities within Numidian and Carthaginian territories« (1862).

6) Andrew Jackson, Spiritist, geb. 11. Aug. 1826 in Blooming Grove (New York), zeigte zuerst 1843 als Schuhmacherlehrling in Poughkeepsie spiritistische Fähigkeiten, trat als Arzt auf und behandelte im Zustande der Verzückung seine Patienten. Ernahm einen Geistlichen, Fishbough, als Amanuensis an, siedelte nach New York über und diktierte 1845 sein erstes und bedeutendstes Werk: »The principles of nature, her divine revelations and a voice to mankind« (New York 1847, 2 Bde; 30. Aufl. 1869; deutsch von Wittig, 2. Ausg., Leipz. 1889), das trotz des bunten und wirren Mischmasches von ontologischen, kosmischen, theologischen, spirituellen und naturalistischen Ideen Spuren großer geistiger Befähigung zeigt. Außerdem schrieb er: »The great harmonia« (1850 bis 1860, 6 Bde.; deutsch von Wittig, Leipz. 1867); »The approaching crisis« (1852, 2. Aufl. 1869); »The Penetralia« (1856, 5. Aufl. 1866); »A stellar key« (1867, 5. Aufl. 1868) u. a. Seine Autobiographie erschien unter den Titeln »Magic staff« (1857, 8. Aufl. 1867; deutsch von Wittig, Leipz. 1868) und »Beyond the valley« (1885). In den Jahren 1860 bis 1864 redigierte er die in New York erscheinende Wochenschrift »Herald of Progress«; 1863 gründete er daselbst ein »Lyzeum des Fortschritts für Kinder« und legte seine Ansichten über die Einrichtung von Sonntagsschulen in einem »Handbook« nieder (6. Aufl. 1868).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 552-553.
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