Cypern [1]

[612] Cypern, 1) (Kypros, a. Geogr.), Insel des Mittelmeeres u. zwar im Pamphylischen Meere; hatte viele Landzungen u. Vorgebirge (Pedalium, Akamas, Kallinusa, Krommyon, Kleides, Eläa, [612] Throni, Drepanon, Kurion, Zephyrion, Phrurion etc.), im Innern bewaldete Gebirge, darunter der Olympos; die Flüsse waren klein u. vertrockneten im Sommer meist: Pediäos, Klarios, Lapethos, Tetios, Lykos, Bokaros, Serachos, Plieus, Aoos; Ebene: Salaminius campus; wegen ihrer Fruchtbarkeit u. ihres schönen Klimas schon im Alterthum berühmt; man holte hier Honig, Leim, Öl, Weizen, Wolle u. vorzüglich Kupfer, woher die Insel auch den Namen erhalten haben soll. Nach ihren 4 Hauptstädten, Paphia, Amathus, Lapethos u. Salamis, theilte man es in 4 Districte: Paphia im W., Lapethos im N., Salaminia im O. u. Amathusia im S. In C. blühte bes. der Dienst der Aphrodite (daher Cypria genannt), die hier ans Land gestiegen sein sollte, u. von dem Dienste der Göttin blieb den cyprischen Mädchen der Ruf größter Üppigkeit u. Zuchtlosigkeit; nächst ihr wurde noch Zeus (od. phönizisch Tholad u. Tholatha) verehrt. Der Kunst war C. nicht ganz fremd, u. der Bildner Stypax war ein Cyprier. Münzen aus Salamis auf C. haben das schöne Gepräge des Vordertheils eines Stieres u. des Kopfes einer Löwenhaut. Vgl. I. Meursius, De Cypro, Amsterd. 1675. 2) (Kebris, Kobros, u. Geogr.), Ejalet im osmanischen Asien, besteht aus 3) der Insel C., südlich von Anatoli, westlich von Syrien gelegen, 340 QM., 110,000 Ew.; fast dreieckig, von einer Gebirgskette durchzogen (höchste Spitze Oros Stawros od. Monte Croce, sonst Olympos); Vorgebirge: C. Satizzano, Kormachiti u. S. Andreas an der Nordküste, Greco u. Gatta an der südlichen; die Küsten sind buchtenreich, die Gebirge bewaldet, dazwischen schöne u. fruchtbare Thäler, mit immer grünen u. blühenden Bäumen, Sträuchern u. Blumen. Das Klima ist im N. gemäßigt, im Innern, dessen Berge mehrere Monate mit Schnee bedeckt bleiben, unfreundlich u. kalt, während im S. die größte Hitze herrscht. Die Insel ist im Allgemeinen wasserarm; die Flüsse trocknen im Sommer gewöhnlich aus; die beträchtlichsten sind der Padia (Wassilo potamon, sonst Pediäos), Hieropotamos (sonst Klarios) u. der Lapithos (sonst Lapethos); die Cultur des Bodens fast gänzlich vernachlässigt; Erdbeben thun viel Schaden, auch findet man giftige Schlangen; Heuschrecken richten jährlich Verwüstungen an. Die Pest wüthet fast jährlich hier. Man baut sehr wenig Getreide (etwas Weizen, Gerste, Hirse, Mais); von Gemüse zieht man Kichererbsen, Bohnen, Kürbisse, Gurken, Melonen; von Handelskräutern Baumwolle, Tabak, Hanf, Krapp, Oliven, Orangen, Citronen, Feigen, Datteln, Capern; Wein in vielen Arten, wovon der beste Kumantaria genannt wird; Waldungen (Cedern, Cypressen, Pinien) meist gut bestanden; die Viehzucht erstreckt sich auf Schafe, Ziegen, Seidenwürmer, Bienen; von Metallen findet man Eisen, Silber, Gold, Kupfer (schon im Alterthum berühmt), Amianth, Krystallfels (sonst Diamant von Paphos) u. bes. Seesalz. Die Industrie ist beschränkt auf Fabrikation von Teppichen, Töpferwaaren, seinem Leder, Baumwoll- u. Seidenzeugen. Zur Ausfuhr kommen Wein, Weizen, Seide, Baumwolle, Südfrüchte u. Droguen, bes. Arnica. Die Einw. sind meist Griechen, dann noch Türken, Armenier u. Maroniten. Die Griechen stehen unter einem Erzbischof, sind aber ohne Lehranstalten. Münzen sind die türkischen; von den Maßen hat der Pik (Elle) 671,8 Millimeter; der Medimno (Medamno, Fruchtmaß) = 75,997 Liter, der Cossino ungefähr 18 Liter, die Moose (Moosa) ungefähr 213 Liter; die Carica (Weinmaß) = 10,41 Liter, hat 16 Guze à 4 Boccali, der Caß = 4,731 Liter; Gewicht: der Cantaro = 100 Rotoli, 1 Rotolo = 12 Unzen od. 750 Drachmen, die Oka von 400 Drachmen = 1, 268 Kilogramm; der Rotolo Öl hält 21 Oka. C. steht unter der Aufsicht des Kapudan Pascha, ist aber Domaine für den Großwessir. Eingetheilt ist die Insel jetzt in 13 Eparchien. Vgl. Mariti, Viaggi per l' isola di Cipro etc., Lucca 1769 ff., 9 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 612-613.
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