Galgen

1. An den Galgen der Leib, und die Seele hole wer will, sagt Käsbier.

Holl.: Het lijf der galg, en de ziel dengenen, die ze wil, zei de deugniet. (Harrebomée, I, 199.)


2. An den Galgen kommt man immer noch zeitig genug.

Holl.: Het is geen jagtwerk, ter galge te gaan. (Harrebomée, I, 199.)


3. Besser unter dem Galgen gebeichtet, als gar nicht Busse gethan.

Holl.: Het is beter onder de galg gebiecht dan nooit. (Harrebomée, I, 199.)


4. Den Galgen hat mein Vater gebaut, sagte der Dieb, und er war kein Zimmermann.


5. Den Galgen, sagt der Eichele(?). (Bopfingen.) – Hoefer, 251.


6. Der alte Galgen zu Ruffach hat gut Eichenholz.Berckenmeyer.


7. Der einen vom Galgen erbete, derselb jhn selbs gern hencken thete.Henisch, 1336.

8. Der Galgen gibt es viel, der Galgenstricke aber noch mehr.


9. Der Galgen ist der Diebe Kanzel.Winckler, XV, 2.


10. Der Galgen ist nur für die kleinen (armen, unglücklichen, ungeschickten) Diebe.

Frz.: La potence (le gibet) n'est fait que pour les malheureux. (Cahier, 1438; Lendroy, 833.)

Holl.: De galg is voor de ongelukkigen. (Harrebomée, I, 199.)


11. Der Galgen schändet nicht.

Das thun eben nur gemeine Gesinnungen und Handlungen. – »Thut's, wenn ihr glaubt, dass ihr daran besser seht«, sagte Mirabeau, als ihn der pariser Pöbel an einen Laternenpfahl hängen wollte.


[1316] 12. Der Galgen trägt nur kleine Leute.

Holl.: De galg mag geen' rijken man dragen. (Harrebomée, I, 199.)


13. Der Galgen verliert seine Rechte nie.

Frz.: Le gibet ne perd point ses droits. (Cahier, 811; Kritzinger, 348; Lendroy, 834.)

Holl.: De galg behoudt haar regt. ( Harrebomée, I, 199.)

14. Die Galgen hat man abgeschafft, die Diebe (Schelme) sind geblieben.Körte, 1740; Körte2, 2146; Simrock, 2986; Eiselein, 203; Kirchhofer, 145; Braun, I, 615.


15. Es gibt viel Galgen, aber noch mehr Diebe.


16. Es kommen mehr von dem Galgen gen Himmel, denn vom Kirchhof.Henisch, 1337.

»Denn auff dem Kirchhof stirbt selten einer.«


17. Für den Galgen hilft weder Panzer noch Koller, für Kopfweh kein Kranz.Körte, 1737.

Holl.: Ten baet gheen wambuus voor die galghe.

Lat.: Nulla prodest diplois contra suspendia furis. (Fallersleben, 627.)


18. Galgen, behalte dein Recht, sagte jener lose Dieb, da er ins Wasser fiel.Hoefer, 212.


19. Galgen und Orden werden oft auf demselben Wege erworben.

Da die letztern um die Zeit zu entstehen beginnen, in welche die Abschaffung der erstern fällt, könnte man glauben, sie wären an die Stelle derselben getreten.

Lat.: Ille crucem sceleris pretium tulit, hic diadema. (Juvenal.) (Binder I, 696; II, 1375; Kruse, 580.)

20. Galgen zerstört, Diebstahl gemehrt.

O. Beneke (Von unehrlichen Leuten, S. 220) bemerkt dazu: »In Deutschland hat man den Galgen, soviel bekannt, überall abgeschafft, seit welcher Zeit freilich dies genannte Sprichwort sich als wahr genug erwiesen.« Dass das Stehlen seit Abschaffung der Galgen wirklich zugenommen habe, ist, soviel mir bekannt, nur eine Behauptung, die noch des statistischen Beweises wartet. Thadden-Trieglaff und Genossen haben indess die Wiederherstellung derselben für misliebige Schriftsteller empfohlen. Die Münchener politische Zeitung versicherte im Jahre 1833, wo man noch einen Galgen habe, könne man kein würdigeres Subject daranhängen, als den Schriftsteller L. Börne.


21. Hätte der Galgen ein Maul, er wäre gar manchen zu rufen nicht zu faul.


22. Je näher dem Galgen, je mehr Diebe.

Holl.: Hoe digter aan de galg, hoe meer dieven. (Harrebomée, I, 199.)


23. Lôp an de Galg, dann fallen die gên Pannen upp de Kopp. (Ostfries.) – Bueren, 811; Hausfreund, III.


24. Man bricht darumb keinen galgen ab, dass jhn der dieb hasset.Henisch, 1337.


25. Man schafft drumb kein Galgen ab, wann schon Leut seynd, die jhn nicht gern sehen.Lehmann, 266, 19.

Dän.: Man skaffer ikke derfor galgen af, fordi der er folk som ei gierne lider den. (Prov. dan., 213.)


26. Man soll sich an einen schönen Galgen hängen, wenn man sich hängen will.Sailer, 371; Eiselein, 203.

Holl.: Het is troostelijk, aan eene schoone galg te hangen. (Harrebomée, I, 199.)


27. Mancher schewet den galgen mehr, denn zucht vnd erbarkeit.Henisch, 1337.


28. Noam Galgen heat et keine Iyle. (Büren.) – Honcamp.


29. Nur an den Galgen, eh' er umfällt!


30. Vor Galgen und Rad kann man sich wol hüten, aber nicht vorm Schwert.Pistor., VII, 38; Graf, 341, 350.

Die üblichen Lebensstrafen im Mittelalter waren Schwert, Galgen und Rad. Die am wenigsten schimpfliche war die Enthauptung durch Beil oder Schwert; sie war für Verbrechen bestimmt, die im Zorn, mit offener Gewalt, mit Ausschluss von Heimlichkeit und ohne »berathenen Muth« (planmässige Ueberlegung) begangen worden waren. Wer kann dafür Bürge sein, dass er in einem Augenblick, in welchem seine Vernunft die Herrschaft verloren hat, eine solche Handlung begeht. Heimliche, eigennützige, aus niedriger Gesinnung hervorgegangene Verbrechen, wie Diebstahl, Raub u.s.w. wurden mit dem Galgen, schwere Verbrechen, wie Kirchenraub, mit dem Rade bestraft. Daraus erklärt sich der Sinn des obigen Sprichworts.


[1317] 31. Wä am Galge stärve sal, sterv net em Bät. (Düren.) – Firmenich, I, 482, 2.

Wer am Galgen stirbt, braucht nicht im Bett zu sterben. (Riehl, Novellen, 366.)


32. Wär âm Galge sterve sall, wêd am Rhing (Rhein) nit versuffe. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 147.


33. Was an den galgen gehört, das fressen die Wölfe nicht.Henisch, 1337; Reinsberg IV, 140.


34. Was an Galgen gehört, das ersäufft im Wasser nicht.Lehmann, II, 864, 56; Mayer, I, 145; Simrock, 2984.

Ein lateinisches Sprichwort sagt: Wen das Geschick hängen will, der geht nicht in den Wogen unter; ein ungarisches: Wem der Galgen bestimmt ist, der stirbt nicht in der Donau, und ein czechisches: Was hängen soll, ersäuft nicht, und wenn das Wasser bis über den Galgen liefe. Der Galgen verliert sein Recht nicht, sagen die Franzosen; der Galgen nimmt das Seine, die Spanier. (Reinsberg IV, 140.)


35. Was an Galgen gehört, fehrt in einer Nussschal vber den Rhein.Gruter, III, 98; Lehmann, II, 864, 57.

Frz.: Le gibet ne perd pas ses droits. (Gaal, 575.)

Ung.: Kinek akasztófa helye, nem hal a Dunába. (Gaal, 575.)


36. Was an Galgen vertrocknen soll, ersäuft in keinem Wasser.Parömiakon, 13 u. 502; Blum, 504; Kirchhofer, 337; Wurzbach I, 178 u. 180; Körte, 1739; Simrock, 2985.

»Das Sprichwort ist nicht Gaukelei, dass Strang und Weiben Schicksal sei.« (Eiselein, 203.) Und bei Shakspeare: »The ancient saying is no heresy: Hanging and wiving goes by destiny.«

Engl.: He that is born to be hang'd, shall never be drown'd. (Bohn II, 73; Eiselein, 203.)

Frz.: Qui est né pour le gibet, ne se nogera jamais dans l'eau. (Gaal, 575; Kritzinger, 348.)

Holl.: Wie aan de galg zijne misdaad moet boeten, zal de straf niet ontgaan. (Harrebomée, I, 200.)


37. Was für den Galgen reif ist, erschrickt vor einer dreizinkigen Gabel.


38. Was hilft ein güldener Galgen, wenn man daran hängen muss.Eisenhart, 511; Eiselein, 203; Pistor., I, 27; Simrock, 2988; für Köln: Weyden, II, 7.

Todesstrafe bleibt Todesstrafe. Der bei ihrer Vollziehung gemachte Aufwand kann dem Verbrecher zu keinem Trost gereichen. Im weitern Sinne: Aeusserer Glanz kann kein Uebel mildern, macht es sogar oft nur empfindlicher.

Lat.: Nullum equidem pretium cum vita confero, nec cum Iliacis opibus. (Eiselein, 203.)


39. Wenn der Galgen spräche, er riefe manchen aus Pflicht.


40. Wenn es am Galgen gelegen wäre, so würde kein Dieb einen finden, der ihm zum Hängen gut genug wäre.

Aeusserer Glanz ist kein Ersatz für werthvolle Güter, oder gar für ein solches, wie das Leben, ohne das alle andern nichts sind. (S. 40.)


41. Wer am Galgen hat seine Stelle, der stirbt nicht in der Welle.


42. Wer ab dem Galgen löst den Dieb, danach hat er ihn nicht mehr lieb.Steiger, 415.


43. Wer an den Galgen glaubt, für den sind die Zehn Gebote verloren.


44. Wer an den Galgen soll, trägt den Steckbrief an der Stirn.


45. Wer dem Galgen vnnd hanff feindt ist, der gibt sich schuldig.Henisch, 1337.


46. Wer einen andern vom Galgen loset, der brechte yhn gern hynan.Agricola I, 202; Henisch, 1513; Franck, II, 27a u. 118b; Gruter, I, 80; Luther's Werke von Gerlach, 23, 187; Luther, 217 u. 193; Guttenstein, II, 16; Simrock, 2978; Körte, 1738 u. 2143; Eiselein, 203.

Diese Erfahrung ist sehr allgemein gemacht worden. Der Italiener sagt: Nimm einen Gehängten ab und er wird dich später hängen. Der Lette nennt es: einem Hunde oder auch dem Teufel Gutes thun; der Holländer: dem Teufel Kuchen geben. (Reinsberg II, 43.) – Zu Erfurt wollte den Bürgermeister niemand hängen; allein sein eigener Gevatter, dem er allweg gerathen und geholfen hatte, der hing ihn. Denn ein Jahr zuvor hatte er ihn vom Galgen dem von Schwarzburg abgekauft. (Guttenstein, II, 16.) Das erfuhr auch der dänische Minister Graf Struensee. Als er einst auf der kopenhagener Rhede lustwandelte, bat ihn ein Galerensklave um die Befreiung. Der Minister reichte ihm ein Almosen mit der ernsten Bemerkung: »Freund, um [1318] deiner Tugenden willen trägst du die Ketten nicht!« Doch erschien ihm hinterher das Wort zu scharf; er wirkte dem Verbrecher die Freiheit aus und veranlasste, dass er zum Schliesser der Citadelle ernannt wurde. Nicht lange nachher ward der Graf gestürzt und von seinen Feinden gefesselt und halb bekleidet in einen feuchten Kerker geworfen, wo ihn das heftigste Zahnweh überfiel. Da rasselten Ketten und der Schliesser trat an ihn heran, brachte ihn mit einigen Faustschlägen zum Stillstehen, legte ihm die Verbrecherjacke an, belastete Arme und Beine mit Ketten, schloss ihn kreuzweis an den Fussboden fest und verliess ihn mit den höhnenden Worten: »Um Ihrer Tugenden willen legte ich Ew. Excellenz die Ketten nicht an.«

Mhd.: Wer ab dem Galgen löst den dieb, darnach hat er jn nîmer lîb. (Boner.) (Eiselein, 203; Kirchhofer, 41.)

Engl.: Save a thief from the gallows and he will cut your throat. (Eiselein, 203.)

Frz.: Dépends le pendard et il te pendra. (Cahier, 1326.) – Depends le pendart, il te pendra, oigne le villain, il te poindra. (Leroux, II, 81.)

Holl.: Verlost gij iemand van de galg, hij zal er u zelven graag aanhangen (oder: gij brengt er u zelven aan). (Harrebomée, I, 189.)

It.: Chi dispicca l'impiccato, col tempo l'impiccato impicca lui. (Pazzaglia, 168, 1.)

Lat.: Aries nutricationis mercedem persolvit. (Philippi, I, 41; Binder II, 25; Seybold, 36.)


47. Wer für den Galgen geboren (bestimmt) ist, ersäuft nicht.Eiselein, 203; Braun, I, 616.

Soll auch, nach Reinsberg (IV, 139), nicht am Nervenfieber sterben. Die Polen sagen: Wen der Herrgott für die Vögel aufbewahrt, der wird nicht zu Fischfutter.

Holl.: Die tot de galg geboren is, verdrinkt niet. (Harrebomée, I, 199.)


48. Zittern vorm Galgen hilfft vor hencken nicht.Lehmann, II, 904, 7.


49. Zum Galgen hin vnd Rabenstein, was nicht will fromm vnd redlich sein.

Dän.: Somt gielder Gud, somt østen-veyr (Gud straffer tyven etc. nu med den almindelige galge hvori tyven svinger for veyret). (Prov. dan., 259.)


*50. A wird a Galgen hüsch zieren.Robinson, 208; Gomolcke, 247.

Frz.: Faire une capriole en l'air. (Kritzinger, 17.)


*51. Auss an galgen.Agricola, I, 56; Franck, II, 81a; Eyering, I, 140.

»Wenn wir horen, dass yemand vnehrlig handelt, vnd gebaret, so fellen wir ein solch vrteyl vber yhn.«


*52. Das bringt ihn an den Galgen.

Holl.: Het gaat hem al ter galge uit. (Harrebomée, I, 199.)


*53. Den Galgen hauen und den Dieb laufen lassen.

Holl.: Het is de galg gegeeseld, en de dieven laten loopen. (Harrebomée, I, 199.)


*54. Der Galgen hat, was ihm gehört.

Es ist ganz recht, dass er gehängt (oder bestraft) worden ist.

Frz.: Le gibet a ce qui est à soi. (Kritzinger, 348.)


*55. Der letzte Galgen ist ihm lieber als der erste.

Holl.: Hij hangt ook liever aan de laatste, dan aan de eerste galg. (Harrebomée, I, 199.)


*56. Einander Galgen und Rad vorwerfen.

Einander die strafwürdigsten Vergehungen schuld geben.


*57. Einen an den lichten Galgen hängen.


*58. Einen galgen ans hauss malen.Franck, II, 20a.

Ein Zeichen der Verachtung geben. Franck hat die Redensart mit: Ein Eselsohr (s.d.) machen; die Feigen (s.d.) weisen und ähnlichen zusammengestellt.


*59. Einen vom Galgen erlösen.Henisch, 1336.


*60. En Galgen vull.Schütze, II, 8.

D.h. sieben Personen; so viele sollen nämlich am Galgen gemächlich hängen können. Der eigentliche grosse Normalgalgen, welcher für volkreiche Städte unentbehrlich war, fasste seine sieben Personen, woher die obige Redensart. Zwei arme (s. Galgen 10) Sünder trug nämlich jeder der drei Querbalken der triangelförmig stehenden drei Pfeiler, während sich in der Mitte an einem höher angebrachten Gebälk der siebente oder Ehrenplatz befand, für den »Erzdieb«, welcher als ein solcher zum »höchsten Galgen« condemnirt war. (O. Beneke, Von unehrlichen Leuten, S. 224.)


*61. Er fürchtet sich vor dem Galgen.


*62. Er hat den Galgen (längst) verdient.

Frz.: Il a gagné le prendre. (Kritzinger, 339.) – Il y a long tems qu'il devroit être sec. (Kritzinger, 640.)


*63. Er hat ihn vom Galgen abgeschnitten.


*64. Er hat sich an einen goldenen Galgen gehängt.Tendlau, 595.

Von einem Manne, der ein böses, widerliches Weib um ihres Geldes willen geheirathet hat.


*65. Er ist dem Galgen entlaufen.

Holl.: Hij is de galg ontloopen. (Harrebomée, I, 199.)


[1319] *66. Er ist dem Galgen sehr nahe gewesen.

Frz.: Il a frisé la corde. (Kritzinger, 173.)


*67. Er ist den Galgen nicht werth.Eiselein, 204.

Lat.: Ne ligula quidem dignus. (Eiselein, 204.)


*68. Er ist für den Galgen geboren.

Holl.: Hij schijnt tot de galg geboren: maar meester Hans is te goed, om zijne handen aan hem te schenden. (Harrebomée, I, 199.)


*69. Er ist zum Galgen flügge (reif).Eiselein, 203.

Holl.: Hij komt nog aan de galg. – Hij loopt aan de galg, als hij wil. (Harrebomée, I, 199.)

Lat.: Culeum meruit. (Sueton.) (Binder II, 633.)


*70. Er kann sich kaum des Galgens erwehren.

Ist sehr arm.


*71. Er schlägt sich an einen goldenen Galgen. Simrock, 2989.

Lat.: De pulchro ligno etiam strangulari (sc. convenit).


*72. Er scheuert den Galgen.

Holl.: Hij schuurt de galg. (Harrebomée, I, 199.)


*73. Er (es) will an den Galgen.Körte, 1739.


*74. Er will den Galgen ganz verdienen, wenn er hängen soll.


*75. Er will sich auch an schönen Galgen nicht hängen.


*76. Er wird dem Galgen nicht entrinnen.Eiselein, 203.


*77. Er wird sich noch an den Galgen bringen.

Frz.: Trainer sa corde. (Kritzinger, 173.)


*78. Er würde mir gern an den Galgen helfen.

Holl.: Hij zou je aan de galg helpen. (Harrebomée, I, 199.)


*79. Es ist so ein hüpscher galg, es solt einen gelüsten daran zu hangen.Franck, II, 97; Tappius, 145b; Eyering, II, 83.

Als verwandt hat Franck danebengestellt: »Es solt einer ross vnd wagen von jrnt wegen verthun, verfahrn oder verreiten.«


*80. Es steht Galgen und Rad darauf.

Holl.: Daar staat galg en rad op. (Harrebomée, I, 198.)


*81. Etwas bei Galgen und Rad verbieten.Eiselein, 204.


*82. Ga an'n Galgen.Schütze, II, 1.


*83. Geh an den Galgen vnd wisch den Ars ans Rad.Eyering, II, 641.


*84. Geh an den liechten Galgen.Henisch, 1337.


*85. Ich wolt, du werst am Galgen.Eyering, III, 75.


*86. Ihm selbs ein Galgen auffrichten.Henisch, 1136.


*87. Ist der Galgen nur für sie (ihn, dich) gebaut?Tendlau, 1053.

»Hast du gehört«, fragte ein Christ einen Juden, »dass in N. ein Jude gehängt worden ist?« – »Ist der Galgen«, erwiderte er, »nur für euch gebaut?« Will sagen: Wir (Juden u.s.w.) sind auch Menschen und können ebenso gut fehlen wie andere.


*88. Ji heft an'n Galgen mêgen. (Hamburg.) – Schütze, II, 7.

Ihr seid dem Galgen sehr nahe gewesen.


*89. Nur ann galgen, eh er vmbfall.Franck, II, 80b; Simrock, 2991.

Diese Redensart ist aus der Zeit, in der man den Galgen als Heilmittel gegen alle socialen Uebel betrachtete und nicht schnell genug hängen konnte. Aderlassen und Hängen waren Lebensbedürfnisse. Als sinnverwandt (und jene Zeit charakterisirend) stellt Franck folgende Redensarten daneben: Nur ertrencke. Er sol den Rhein ausssauffen. Schick jn ghen Wien nach beuteltuch. Man sol jn nach grünen heringen schicken. Henck weg, ehe das holtz vergehe. Nur krag ab mit dem lecker.


*90. Sich vom Galgen losschwindeln.

Frz.: Se racheter de la corde. (Kritzinger, 173.)


*91. Vom Galgen aufs Rad kommen.Murner, Vom luth. Narren; Kirchhofer, 262.

»Wer den grösten kolben hat, der kum von dem galgen vff das rat.« (Kloster, X, 27.)


[1320]

92. Der Galgen ist Artzney wider die Leichtfertigkeit.Wirth, I, 3.


93. Ein goldener Galgen ist auch ein Galgen.


94. Man kann sich eher an den Galgen lügen als herunter.


95. Mancher pavt dem andern ein galgen vnt wirt gehenckt selber daran.Hofmann, 31, 60.


96. Unser Galgen ist für uns und unsere Kinder da, antworteten die Väter der Stadt, als dort ein fremder Vagabund gehängt werden sollte.


97. Wenn am Galgen hängt aner, ist's a Kraner (Krainer); wenn am Galgen hängen zwa, ist's a Kraner und a Slaf (Mähre); wenn am Galgen hängen drei, ist a Böhme a (auch) dabei. (Wien.)


*98. Der Galgen steht ihm auf der Stirn geschrieben.


*99. Er kann Einem den Galgen an den Hals reden.


*100. Man kann ihm den Galgen dabei malen.

Er thut's doch.


*101. Um den Galgen ist er gegangen, aber hängen liess er sich nicht. (Wien.)

Von einem, der seinem Todesurtheil sehr nahe war.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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