Bode [2]

[115] Bode, 1) Johann Joachim Christoph, Übersetzer, geb. 16. Jan. 1730 in Braunschweig, gest. 13. Dez. 1793 in Weimar, war der Sohn eines Tagelöhners, bildete sich zum Musikus aus, erwarb sich Sprachkenntnisse und begann früh zu schriftstellern. In Hamburg war er 1762–63 Redakteur des »Hamburgischen Korrespondenten« und begründete Ende der 1760er Jahre daselbst mit Lessing eine Buchhandlung, die jedoch bald scheiterte; 1778 folgte er der Gräfin von Bernstorff, der Witwe des berühmten dänischen Ministers, als deren Geschäftsführer nach Weimar. Unter Bodes Übersetzungen, durch die er einen großen Einfluß auf die deutsche Literatur übte, sind Sternes »Empfindsame Reise« (Hamb. 1768, 5. Aufl. 1804; die Übersetzung des englischen sentimental durch das neugeschaffene Wort »empfindsam« rührt von Lessing her), »Tristram Shandys Leben« (das. 1774, 9 Bde.), Goldsmiths »Dorfprediger von Wakefield« (Leipz. 1776 u. ö.) und Fieldings »Tom Jones« (das. 1786–1788, 6 Bde.) als die besten hervorzuheben. Auch von Montaignes »Gedanken und Meinungen« (Berl. 1793 bis 1797, 7 Bde.) gab er eine treffliche Übersetzung. Vgl. Böttiger, Bodes literarisches Leben (Berl. 1796).

2) Johann Elert, Astronom, geb. 19. Jan. 1747 in Hamburg, gest. 23. Nov. 1826 in Berlin, widmete sich früh mathematischen und astronomischen Studien, wurde 1772 als Astronom der Akademie der Wissenschaften nach Berlin berufen, wo er 1774 das »Berliner Astronomische Jahrbuch« begründete, von dem er selbst 54 Jahrgänge (1776–1829) herausgab. 1786 wurde B. Direktor der Berliner Sternwarte. Sehr wichtig ist sein Sternatlas »Uranographia, sive astrorum descriptio« (das. 1802, 2. Aufl. 1819), der 17,240 Sterne verzeichnet. Ferner schrieb er mehrere populär-astronomische Werke, von denen seine »Anleitung zur Kenntnis des gestirnten Himmels« (Hamb. 1768; 11. Aufl. von Bremiker, Berl. 1858) weite Verbreitung fand.

3) Leopold, Maler, geb. 11. März 1831 in Offenbach, wurde anfangs durch seinen Vater, später im Städelschen Institut zu Frankfurt unter der Leitung von Jakob Becker und von 1850 an besonders durch Steinle ausgebildet. An den letztern schlossen sich seine Erstlingsarbeiten, ein Bild aus dem Buche Ruth (1856), eine Heimsuchung Mariä für eine Dorfkirche in Baden und einige Bilder nach Brentanos Erzählungen, an. Dann bereiste er Bayern und Tirol, war mehrere Jahre bei Steinles Fresken im Kölner Museum tätig, führte zwölf Zeichnungen zu Schillers[115] »Glocke« aus und bereiste die Schweiz, um Illustrationen zu Scheffels »Ekkehard« zu zeichnen. Unter seinen neuern Bildern, die den Einfluß Schwinds und Steinles zeigen, sind die Alpenbraut (Schacksche Galerie in München), die Aquarelle: Alpenrose und Edelweiß, der Graf von Habsburg, das für die Schacksche Galerie gemalte Triptychon aus der Sage von der Geburt Karls d. Gr. in der Karlsmühle und der Aquarellenzyklus zu Fouqués »Undine« hervorzuheben.

4) Emil, Artillerist, geb. 28. April 1835 in Rotenburg a. d. Fulda, gest. 17. Mai 1885 in Berlin, trat, nachdem er 1854 in Kurhessen Offizier geworden, 1866 in die preußische Armee und gehörte seit 1868 zuletzt als Abteilungschef der Artillerieprüfungskommission an. Er erfand die Kupfer-(jetzigen Stahl-)Mantelgeschosse und förderte besonders die Fragen der Pulvertechnik und der innern Ballistik.

5) Wilhelm, Kunstschriftsteller, geb. 10. Dez. 1845 zu Kalvörde im Herzogtum Braunschweig, studierte seit 1864 die Rechte und arbeitete 2 Jahre lang als Auditor im braunschweigischen Staatsdienst, gab aber die juristische Laufbahn auf, um 1869–71 in Berlin und Wien Archäologie und Kunstgeschichte zu studieren und daneben seine Kenntnisse auf Reisen zu erweitern. Die erste Frucht seiner Galeriestudien war 1870 seine Doktordissertation »Frans Hals und seine Schule«. 1872 wurde er als Assistent an den königlichen Museen in Berlin und als Leiter der Abteilung für christliche Plastik angestellt. Es gelang ihm, die letztere durch eine Reihe glücklicher Ankäufe zu einer Sammlung ersten Ranges zu erheben und zugleich die Gemäldegalerie um eine Reihe von Meisterwerken zu vermehren. 1880 wurde er in dieser Stellung zum Direktor und später zum Geheimen Regierungsrat und 1890 zum Direktor der Gemäldegalerie ernannt. Er hat sich um die Erforschung der Geschichte der italienischen Plastik des Mittelalters und der Renaissance sowie der niederländischen Malerei durch seine schneidige Kritik, sein feines Stilgefühl und durch sichere Beherrschung des Materials große Verdienste erworben. Die Resultate seiner Forschungen auf letzterm Gebiete faßte er zusammen in den »Studien zur Geschichte der holländischen Malerei« (Braunschw. 1883). Er bearbeitete die 4.–8. Auflage von Burckhardts »Cicerone« und schrieb ferner: »Donatello in Padua« (Par. 1883); »Italienische Porträtskulpturen des 15. Jahrhunderts in den Berliner Museen« (Berl. 1883); »Die Ausstellung von Gemälden älterer Meister im Berliner Privatbesitz« (das. 1883, mit Dohme); »Adriaen Brouwer« (Wien 1884); »Italienische Bildhauer der Renaissance« (Berl. 1887); »Beschreibung der Bildwerke der christlichen Epoche im Berliner Museum« (das. 1888, mit H. v. Tschudi; 2. Aufl. von Vöge, 1900ff.); »Geschichte der deutschen Plastik« (das. 1887); »Rembrandt. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Geschichte seines Lebens und seiner Kunst« (mit Hofstede de Groot, Par. 1897–1900, Bd. 1–6); »Kunst und Kunstgewerbe am Ende des 19. Jahrhunderts« (Berl. 1901); »Vorderasiatische Knüpfteppiche aus älterer Zeit« (Leipz. 1901); »Florentiner Bildhauer der Renaissance« (Berl. 1902). In den Veröffentlichungen der Wiener Gesellschaft für vervielfältigende Kunst gab er mehrere Galeriewerke (Schwerin, Oldenburg, Galerie Liechtenstein in Wien u. a.) und mit J. Meyer u. a. gibt er ein Werk über die Berliner Gemäldegalerie (Berl. 1886ff.) heraus. Auch leitet er die von F. Bruckmann herausgegebenen »Denkmäler der Renaissanceskulptur Toskanas« (Münch. 1892ff.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 115-116.
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