Rose [5]

[144] Rose, 1) Valentin, der Ältere, geb. 16. Aug. 1736 in Neuruppin, stellte zuerst die nach ihm benannte leichtflüssige Metallegierung dar; starb 28. April 1771 als Apotheker und Assessor des Medizinalkollegiums in Berlin.

2) Valentin, der Jüngere, Sohn des vorigen, geb. 30. Okt. 1762, übernahm 1792 die väterliche Apotheke, ward 1797 Assessor des Medizinalkollegiums und starb 9. Aug. 1807 in Berlin. Er zerlegte zuerst alkalihaltige Silikate durch salpetersaure Baryterde, entdeckte das Inulin und das doppeltkohlensaure Natron und erfand eine Methode zur Nachweisung des Arseniks. Er gab mit Gehlen das »Neue Berliner Jahrbuch für Pharmazie« (Berl. 1803–06) heraus.

3) Heinrich, Sohn des vorigen, geb. 6. Aug. 1795 in Berlin, gest. daselbst 27. Jan. 1864, erlernte in Danzig und Mitau die Pharmazie, studierte in Berlin, 1819–21 bei Berzelius, dann in Kiel, habilitierte sich 1822 in Berlin und wurde daselbst 1823 außerordentlicher und 1835 ordentlicher Professor. R. war der Begründer der neuern Analyse und entdeckte 1844 das Niobium. Aus seinem zuerst 1829 erschienenen Handbuch für Anfänger entstand das »Ausführliche Handbuch der analytischen Chemie« (Braunschw. 1851, 2 Bde.), dessen letzte (6.) Auflage als »Traité complet de chimie analytique« (Par. 1859–61, 2 Bde.) erschien und in fast alle europäischen Sprachen übersetzt ward; das nach letzterm von R. unternommene kürzere Handbuch wurde nach Roses Tode von Finkener zu Ende geführt (Leipz. 1864–71, 2 Bde.). Vgl. Rammelsberg, Heinrich R. (Berl. 1866).

4) Gustav, Bruder des vorigen, geb. 28. März 1798 in Berlin, gest. daselbst 15. Juli 1873, widmete sich 1816 zu Königshütte in Schlesien dem Bergfach, studierte in Berlin, arbeitete 1821 bei Berzelius und ward 1822 Kustos der Mineraliensammlung der Universität in Berlin, 1826 außerordentlicher Professor der Mineralogie. 1829 begleitete er A. v. Humboldt auf seiner Reise nach Sibirien. 1839 ward er ordentlicher Professor, 1856 auch Direktor des mineralogischen Museums. 1850 unternahm er mit Mitscherlich eine geologische Reise nach dem Vesuv, Ätna und den Liparischen Inseln und 1852 nach den ausgebrannten Vulkanen des südlichen Frankreich. Seit 1856 widmete er sich der geognostischen Erforschung des Riesengebirges. R. stellte ein kristallochemisches Mineral system auf und untersuchte den Zusammenhang zwischen Kristallform und elektrischer Polarität, die Heteromorphie des kohlensauren Kalkes, die Abhängigkeit der Kristallform von den Umständen bei ihrer Bildung u.a. Er schrieb: »Elemente der Kristallographie« (Berl. 1833, 3. Aufl. 1873; Bd. 2 von Sadebeck, 1876; Bd. 3 von Websky, 1887); den mineralogisch-geognostischen Teil der »Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meer« (mit Humboldt und Ehrenberg, das. 1837–42, 2 Bde.); »Über das Kristallisationssystem des Quarzes« (das. 1846); »Das kristallochemische Mineralsystem« (Leipz. 1852); »Beschreibung und Einteilung der Meteoriten« (Berl. 1864); »Über die Kristallisation der Diamanten« (das. 1876). Mit Beyrich, Roth und Runge gab er die »Geologische Karte von dem niederschlesischen Gebirge etc.« heraus (Berl. 1861–63).

5) Valentin, Philolog, Sohn des vorigen, geb. 8. Jan. 1829 in Berlin, studierte in Bonn und Berlin, trat 1855 in den Dienst der königlichen Bibliothek zu Berlin, wurde 1886 an ihr Direktor der Handschriftenabteilung und trat 1905 in den Ruhestand. Er machte zahlreiche, zum Teil längere Reisen zur Erforschung der handschriftlichen Schätze von Italien und Frankreich. Er gab heraus: »De Aristotelis librorum ordine et auctoritate« (Berl. 1854); »Aristoteles pseudepigraphus« (Leipz. 1863, erste Sammlung der Fragmente des Aristoteles; 3. Aufl. 1886); »Anecdota graeca et graecolatina« (Berl. 1864–70, 2 Hefte); erste kritische Ausgabe des Vitruvius (mit Müller-Strübing, Leipz. 1867; 2. Aufl. 1899); der »Anacreontea« (das. 1868, 2. Aufl. 1876) und des »Theodorus Priscianus« (das. 1894); erste Ausgaben von (Pseudo-) Plinius' »De medicina« (das. 1875), »Anthimus« (das. 1877), »Cassius Felix« (das. 1879) und »Soranus« (das. 1882); »Leben des heil. David von Thessalonike« (Berl. 1887); »Verzeichnis der lateinischen Handschriften der königlichen Bibliothek in Berlin« (das. 1893–1903, 2 Bde.).

6) Edmund, Mediziner, Bruder des vorigen, geb. 10. Okt. 1836 in Berlin, studierte daselbst und in [144] Würzburg, wurde 1861 Assistent von Wilms im Krankenhaus Bethanien zu Berlin, habilitierte sich 1865 für Chirurgie und Augenheilkunde, wurde 1867 Professor der Chirurgie und chirurgischen Klinik in Zürich, Direktor der chirurgischen Abteilung des Kantonhospitals, 1881 dirigierender Arzt der chirurgischen Abteilung von Bethanien in Berlin und Professor an der Universität. 1903 trat er von seiner Stellung in Bethanien zurück. Er arbeitete über das Santonin und die von diesem hervorgebrachten Gesichtstäuschungen und Farbenblindheit und konstruierte für seine Untersuchungen einen Farbenmesser. Andre Arbeiten betreffen die Chirurgie der Bauchorgane, Bruchoperationen, Entfernung von Gewächsen aus der Bauchhöhle, Operationen am Herzen (Tamponade), die Behandlung der verschiedenen Arten des Deliriums, den Wundstarrkrampf, die Eröffnung des Schädels bei Eiteransammlungen etc. 1867 führte er in Zürich die von ihm angegebene offene Wundbehandlung ein. Er lieferte auch Vorarbeiten für den modernen Krankenhausbau durch seine Studien über die Behandlung von Kranken in Zelten und Studien zur Geschichte der Medizin. Seit 1883 ist er Mitherausgeber der »Deutschen Zeitschrift für Chirurgie«.

7) Fritz, deutscher Diplomat, geb. 2. Febr. 1855 in Höxter, trat 1876 in den preußischen Justizdienst, wurde seit 1881 als Assessor im Bereiche der landwirtschaftlichen Verwaltung Westfalens beschäftigt und kam als Regierungsrat 1889 aus Oberlandeskulturgericht in Berlin, trat jedoch im August d. J. zum Auswärtigen Amt über. Von Oktober 1889 bis September 1892 kaiserlicher Kommissar im Schutzgebiet der Neuguinea-Kompanie, ging er im April 1894 als Legationsrat nach Kamerun und war vom März 1896 bis Juni 1899 Generalkonsul auf Samoa; seine Abberufung war eine der Bedingungen, von denen England und Amerika die Neuregelung der Inselgruppe abhängig machten. Seit 1900 gehörte R. als Wirklicher Legationsrat der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes an, Anfang 1907 wurde er zur Disposition gestellt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 144-145.
Lizenz:
Faksimiles:
144 | 145
Kategorien: