Cornelius

[447] Cornelius. I. Römer: 1) die Cornelia gens war das weitläufigste u. berühmteste aller römischen Geschlechter. Es gab A) ein patricisches, mit den Familien: Lentulus, Maluginensis, Rufinus u. Scipio (s.d.a.); u. B) ein plebejisches, mit den Familien: Aquinus, Balbus, Bläsus, Calvus, Celsus, Cethegus, Chrysogonus, Cinna, Cotta, Dolabella, Firmus, Firmianus, Flaccus, Fronto, Fuscus, Gallus, Laco, Mamercus, Mammula, Maximus, Merenda, Merula, Nepos, Orfitus, Palma, Proculus, Sabinus, Scapula, Scaurus, Secularis, Severus, Sisenna, Tacitus (s.d.a.) u.a. II. Heilige: 2) St., römischer Hauptmann zu Cäsarea in Palästina, von Petrus zum Christenthume bekehrt u. nach Einigen später zum Bischof von Cäsarea eingesetzt; Tag der 2. Febr., in der griechischen Kirche der 23. Sept. 3) St. C., Papst 251–252, s. Päpste (Gesch.); Tag: 16. Sept. III. Neuere Künstler: 4) C. von Harlem, eigentlich Cornelis, geb. 1562 in Harlem, Maler zu Antwerpen, Schüler des Franz Probus u. des jüngeren Aertsens, seit 1583 zu Harlem, st. dort 1638; er stiftete mit Van Mandor eine Malerakademie zu Harlem. 5) Peter von C., geb. 23. Sept. 1787 zu Düsseldorf, wo sein Vater Alois C. Maler u. Gallerieinspector war. Unter der Leitung des Vaters entwickelte sich rasch das hervorstechende Talent des Knaben, welcher nach den Meisterwerken der Gallerie, namentlich nach Rafael u. Rubens u. nach Kupferstichen von Marc. Antonio u. A. zeichnen u. malen lernte. Kaum 12 Jahre alt, versuchte er sich schon in eignen Compositionen u. trat dann als Schüler in die Akademie zu Düsseldorf. Nach seines Vaters Tode war er im 15. Jahre darauf angewiesen, sein Talent zum Broderwerb zu verwenden, weshalb er eine ungemeine Thätigkeit im Zeichnen für Taschenbücher, im Malen von Processionsfahnen u. dergl. entwickelte. Im Jahre 1807 trat er zuerst mit einigen größeren Gemälden hervor, welche, das Reich Gottes darstellend, für die Kirche in Neuß bestimmt waren. 1808 ging er nach Frankfurt a. M., wo er vom Fürsten Primas von Dalberg mehrere Aufträge auf biblische Gemälde erhielt u. eine Reihenfolge von Zeichnungen zu Goethes Faust entwarf (die Ruscheweyh in Kupfer stach); 1811 verließ er Frankfurt, durchreiste Italien u. nahm Rom zu seinem bleibenden Wohnort, um neben Overbeck, Koch, Schadow u. Veit an der Wiederbelebung der deutschen Kunst mitzuwirken. Bald entwickelte sich sein Talent zu hoher Eigenthümlichkeit u. offenbarte jene Großheit des Styls, jene mächtig ergreifende Gewalt der Darstellung, welche C. als den größten Meister seiner Zeit in Composition u. Zeichnung[447] kennzeichnet. Zunächst entwarf er in Rom eine Folgenreihe von Zeichnungen zu den Nibelungen (die Lips, Barth u. Amsler in Kupfer stachen) u. führte dann die Frescomalerei in alter Weise wieder ein, wofür er mit einigen Freunden den Anfang mit der Geschichte Josephs im Hause des preußischen Consuls Bartholdy in Rom machte. Diese Fresken zogen bald die Aufmerksamkeit u. Bewunderung auch der Italiener auf sich, u. von verschiedenen Seiten erhielt C. Anerbieten u. Aufträge. Er begann darauf die Ausschmückung der Villa Massimi mit Darstellungen aus der Göttlichen Komödie Dante's. Noch vor Vollendung des ganzen Bildercyclus wurde er vom Kronprinzen von Baiern berufen, in der Glyptothek in München die Götter- u. Heldengeschichte der Griechen al fresco zu malen. Gleichzeitig wurde er Director der Akademie in Düsseldorf, wobei er die Erlaubniß erhielt, bis zur Vollendung der Glyptothek die Sommermonate in München zuzubringen. 1820 kam er nach Berlin u. trat noch in demselben Jahre sein Amt in Düsseldorf an. Während des Sommers hielt er sich mit mehreren seiner Schüler in München auf, um dem Auftrage des Königs Ludwig von Baiern nachzukommen, bis er 1824 an Stelle des verstorbenen Director der Akademie, Joh. v. Langer, die Leitung der Münchener Akademie übernahm. Nach Beendigung der Glyptothek 1830 ging er wieder nach Rom, um die ersten Entwürfe zu den Malereien für die Ludwigskirche zu machen. 1833 ging er noch einmal nach Rom, zeichnete dort für denselben Zweck das Jüngste Gericht u. vollendete nach seiner Rückkehr ohne Unterbrechung die gesammten Frescomalereien der Ludwigskirche bis zum Herbst 1840, nachdem er 1839 noch einen kurzen Ausflug nach Paris gemacht hatte. Gleichzeitig entwarf er die Zeichnungen für die Fresken in den Loggien der Pinakothek, deren Inhalt die Geschichte der neueren Malerei in Italien u. Deutschland bildet. 1841 folgte er einem Rufe des Königs Friedrich Wilhelm IV. nach Berlin als Director der Kunstakademie. Im September dieses Jahres reiste er nach England, um die Ausführung einiger Fresken nach seinen Zeichnungen zu überwachen u. begann dann die Wandmalereien in der Vorhalle des Berliner Museums nach Schinkels Entwürfen. Beauftragt mit der Ausschmückung des für die preußische Königsfamilie zu erbauenden Campo santo, begab er sich 1843 nach Rom u. kehrte mit mehreren Entwürfen im Mai 1844 zurück. In dem folgenden Jahre vollendete er den Cyclus der Skizzen, abermals zu diesem Zweck längere Zeit in Rom verweilend. Seit 1846 befaßte sich C. mit der Ausführung dieser Skizzen in Cartons von kolossaler Größe u. schuf außerdem eine Menge anderer kleinerer u. größerer Werke, darunter die Himmelfahrt Christi, im Dom zu Schwerin als Glasgemälde ausgeführt. 1853 wurde ihm der Auftrag für die 90 Fuß hohe Absis des zu erbauenden Domes in Berlin eine Composition des Jüngsten Gerichtes anzufertigen. Diese Arbeit beschäftigte ihn hauptsächlich in den folgenden Jahren, wo er wieder verschiedene Male in Rom anwesend war. Dort führte er 1856 die Zeichnung: Lady Macbeth schlafwandelnd, aus. C-s Styl charakterisirt freie, gedankenreiche Erfindung, klare u. architektonisch begründete Anordnung, richtige u. energische Bezeichnung der Handlung, möglichste Einfachheit der Darstellung; Zeichnung: großartig, edel u. vornehmlich in den Gewändern von originaler Schönheit; seine Charaktere in großen Zügen gehalten haben nichts Portraitartiges. In den Formen ist er groß, breit, oft gewaltig, ja zuweilen übertrieben u. von der Natur abweichend; im Colorit ist er nur zuweilen glücklich. Die Behandlung ist frei u. fertig. Seit 1816 hatte er kein Abbild mehr selbst gemalt; 1841 begann er abermals ein solches, die Befreiung der Väter aus der Vorhölle, für den Grafen A. Raczynski in Berlin. Er hat eine zahlreiche Schule gebildet, aus welcher u. A. Stürmer, Stilke, Kaulbach, Eberle, Hermann etc. hervorgegangen sind. Außer Faust u. die Nibelungen sind nach ihm gestochen mehrere Blätter (Unterwelt etc.) aus der Pinakothek u. das Jüngste Gericht aus der Ludwigskirche, die Entwürfe zum Campo santo von Thater, die Wandmalereien in der Glyptothek von Mehreren (Bibliograph. Institut, Hildburgh. 1857).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 447-448.
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