Masken

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[73] Masken werden bei uns gewöhnlich die aus leichten Stoffen, wie Pappe, seine Leinwand, Wachs und Seide verfertigten hohlen Köpfe, Gesichter oder Theile desselben genannt, welche schwarz, weiß und mit den Zügen der verschiedensten Charaktere zu haben sind und zur Verhüllung des Gesichts meist nur bei sogenannten Maskeraden, Redouten und Maskenbällen gebraucht werden, wie die jährlich vorzüglich während des Carnevals oder Faschings veranstalteten Bälle und Gesellschaften heißen, bei denen die Theilnehmer maskirt, d.i. in Verkleidungen und mit vermummten Gesichtern, erscheinen.

In Deutschland finden der Art Festlichkeiten jetzt fast blos im Innern der Wohnungen statt, allein im Mittelalter und noch im 16. Jahrh. wurden sie ebenso öffentlich als Volksfest begangen, wie heute noch in Italien (s. Fastnacht) und damals ein Mummenschanz genannt. Auch trugen während des Mittelalters vornehme Frauen auf Reisen und wenn sie ausgingen, Masken, um das Gesicht gegen die rauhe Luft oder die Sonne zu schützen. Masken waren übrigens schon im Alterthume gebräuchlich, bestanden aber stets aus vollständigen Köpfen, in welchen man das Gesicht verbarg, und wurden bei mancherlei religiösen Festen, z.B. bei denen zu Ehren des Bacchus, vorzüglich aber auf dem Theater gebraucht. Sie waren griech. Erfindung, anfangs von Baumrinde, Leder, nachher aus Holz je nach dem Charakter der Rollen künstlich geformt; man unterschied hauptsächlich tragische Masken von furchtbarem Ansehen und mit sehr großem Munde, komische mit lächerlichen, Satyrmasken und andere von gewöhnlichem Ansehen für Tänzer und ähnliche Personen. Zur Verstärkung der Stimme der Schauspieler waren im Munde metallene Stäbe oder andere tönende Körper angebracht, was der außerordentliche Umfang der Theater der Alten allerdings nöthig machte, der aber auch den Mangel des Mienenspiels weniger empfinden ließ. Die Römer nahmen für ihr ohnedies dem griech. nachgeahmtes Theater auch die Masken mit wenig Veränderungen an, die in neuerer Zeit z.B. zu Weimar und Berlin versuchte Wiederbenutzung jener antiken Masken ist jedoch erfolglos geblieben. Das ital. Volkstheater hat dagegen in der commedia dell' arte, wie das burleske und extemporirte Lustspiel spottweise dem regelmäßigen gegenüber geheißen wird, noch immer seine stehenden Masken, die zum Theil schon vor dem 12. Jahrh. bekannt waren und deren frühester Gebrauch sich aus den Römerzeiten her erhalten haben mag, sowie deren Charakter auf den Unterschieden beruht, welche zwischen den Bewohnern der verschiedenen Landschaften Italiens sich herausstellen. So spielte bei den Römern die hier abgebildete komische Maske des Maccus in den Lustspielen, welche von der kleinen Stadt Atella zwischen Neapel und Capua die atellanischen hießen, eine Hauptrolle und man kann wol als Nachkommen dieses Lustigmachers den umstehend abgebildeten Pulcinella von Neapel ansehen, der seine scheinbar einfältige, spöttisch-heitere und pfiffigschadenfrohe Rolle dermalen in weiter weißer Kleidung, mit einem schwarzen Ledergürtel um den Leib, einer Krause um den Hals, mit halbschwarzer Maske, langer, gekrümmter Nase und in bäuerischer Mundart spielt. Auch auf den Puppentheatern fehlt er nicht und ist als Polichinel ebenfalls in Frankreich, sowie unter dem Namen Punch in England mit nationaler Umgestaltung eingebürgert worden. Andere Masken der Art, die ursprünglich als Repräsentanten bestimmter Gegenden von Italien auftraten und deren Mundart redeten, sind: der Dottore, d.i. Doctor von Bologna, auch Graciano genannt, mit rothen Wangen, schwarzer Nase und Stirn, ein langathmiger Schulfuchs und Raisonneur; Pantalone, ein gutmüthiger, oft einfältiger Alter, dessen Loos ist, von seinem Sohne oder Bedienten stets geprellt zu werden und der einen reichen venetian. Kaufmann vorstellt. Er trug früher rothe Beinkleider und Strümpfe aus einem Stücke, woher auch der Name Pantalons für dieselben kommt, einen schwarzen, langen [73] Mantel und einen Bart nach alter Sitte; jetzt geht er völlig schwarz, hat eine lange Weste bekommen und die oben weiten Pantalons sind am Knie gebunden. Als die schlauen Diener des Doctor und Pantalone treten Harlekin (s.d.) und Scapin auf Brighella in einem mittelalterlichen Anzuge mit grünen Bändern geziert, gilt für einen anmaßlichen, aber zugleich schlauen und kecken gemeinen Bürger von Ferrara oder Brescia. Eine weibliche Maske ist die der Colombine, die auch mit halbschwarzem Gesicht auftritt, endlich haben die Neapolitaner noch ihren Giangurgulo und Coviello, zwei Lümmel aus Calabrien, den Capitain Spavento, einen neap. Bramarbas, die Römer den Gelsomino, einen süßen Herrn, und ebenso andere Gegenden ihre örtlichen Maskencharaktere. Im span. Lustspiele ist eine den Masken ähnliche Rolle der Gracioso, ein lustiger Bediente, anscheinend tölpelhaft und unbedeutend, im Grunde aber ein witziger und kurzweiliger Patron, der auf Kosten Anderer und besonders seines Herrn viel zu lachen gibt. Auf dem deutschen Theater war Hanswurst (s.d.) eine stehende komische Figur, und auch Kasperle, die lustige Person in den Puppenspielen, ist in Fleisch und Bein verwandelt worden, um vorzüglich in den wiener Possen Hauptrollen zu übernehmen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 73-74.
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