Ritter [3]

[190] Ritter, 1) Erasmus, gebürtig aus Baiern, war Prediger in Rottweil u. wurde von hier 1522 nach Schaffhausen berufen, um der durch Seb. Hofmeister sich verbreitenden Reformation einen Damm entgegenzustellen; allein er selbst trat bald der Reformation bei u. gab dadurch Veranlassung zur Befestigung der Reformation in Schaffhausen. Wegen seiner Streitigkeiten mit Burgauer wurde R., welcher bes. die Gunst des Volkes suchte, entlassen u. ging nach Bern. 2) Johann Daniel, geb. 1709 in Schlanz bei Breslau; wurde 1739 Professor der Philosophie in Leipzig, 1742 Professor der Geschichte in Wittenberg, 1754 Professor des Staatsrechts u. st. 1773; er gab heraus: Codex Theodosianus cum commentt. J. Godofredi, Lpz. 1736–45, 6 Bde., Fol., u. schr. 1.–4. Bd. des 5. Theils der Allgemeinen Weltgeschichte von W. Guthrie u. Gray, ebd. 1768–85; Älteste Geschichte bis auf Heinrich den Erlauchten, ebd. 1780, u.a. m. 3) Erasmus, geb. 1726 in Bern, war Baumeister u. Oberaufseher des dortigen Kaufhauses u. st. 1805; er schr.: Mémoire abrégé et recueil de quelques antiquités de la Suisse, Bern 1788; Über die Stubenöfen, französisch u. deutsch, ebd. 1770, u.a. m. 4) Georg Wenceslaus, geb. 1748 in Manheim, Fagottist bei dem Kurfürsten von der Pfalz, ging mit ihm 1778 nach München, von da aber 1788 nach Berlin, wo er bei dem königlichen Orchester angestellt wurde, u. st. 1808; er war einer der ersten Meister auf dem Fagott u. componirte auch Mehres für dies Instrument. 5) Georg Heinrich, geb. 1765 in Hersfeld; wurde 1785 Landphysicus in Eschwege, dann Leibarzt der verwittweten Landgräfin zu Hessen, 1792 kurhessischer Generalstabsarzt, dann Professor zu Marburg, 1796 nassau-usingenscher Hofrath, Leibmedicus u. Brunnenarzt in Wiesbaden u. erster Landphysicus; durch Intriguen genöthigt, seine Stelle aufzugeben, ging er als praktischer Arzt nach [190] Kassel, 1814 nach Mainz u. 1819 nach Manheim, wo er 1823 starb; er schr.: Denkwürdigkeiten der Stadt Wiesbaden, vorzüglich in Hinsicht ihrer Mineralquellen, Mainz 1800; Die Weinlehre, ebd. 1817; Von der Ursache ansteckender Krankheiten (Preisschrift), Lpz. 1819; Darstellung der scheinbaren Ähnlichkeit u. Verschiedenheit zwischen Schanker u. Tripperseuche, ebd. 1819; Vom Verkaufe u. Kaufe der nützlichsten Hausthiere, Gött. 1821; Von den wahren Mitteln u. dem einzig sichern Wege die mehrsten Krankheiten zu verhüten etc., herausgegeben von Prez, Mainz 1834, u. gab mit Harleß, Neues Journal der ausländischen medicinischen Literatur, 3.–7. Bd. heraus. 6) Johann Wilhelm, geb. 1771 zu Samitz bei Hainau in Schlesien; war Arzt in Jena u. st. 1810 als Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München; er beschäftigte sich mit Untersuchungen über den Galvanismus u.a. Gegenstände der Physik u. Chemie u. schr.: Beweis, daß ein beständiger Galvanismus den Lebensproceß in dem Thierreiche begleite, Weim. 1798; Beiträge zur nähern Kenntniß des Galvanismus, Jena 1801–5, 2 Thle.; Die neuern Untersuchungen über das Leuchten des Phosphors in Stickstoffgas etc., ebd. 1800–2; Das elektrische System der Körper, Lpz. 1805; Physischmechanische Abhandlungen, ebd. 1806, 3 Bde.; Die Physik der Kunst, Münch. 1806; Neue Beiträge zur nähern Kenntniß des Galvanismus, Tüb. 1808; Fragmente aus dem Nachlasse eines jungen Physikers, Heidelb. 1809, 2 Thle.; u. gab mit Gehler u. Andern das Journal für die Chemie u. Physik, Berl. 1806–9 heraus. 7) Karl, geb. 7. Aug. 1779 in Quedlinburg, erhielt seine Bildung in Schnepfenthal u. auf dem Pädagogium in Halle, kam 1798 als Erzieher in die Bethmann-Hollwegsche Familie nach Frankfurt a/M., begleitete von dort seine Zöglinge (worunter der preußische Cultusminister Moritz August von Bethmann-H.) auf die Akademie nach Genf u. später auf Reisen nach Frankreich, der Schweiz u. Italien u. endlich auf die Universität nach Göttingen, blieb auch dort noch 1814–19, um die Universitätsbibliothek zu benutzen, wurde 1819 Professor der Geschichte am Gymnasium in Frankfurt a/M. u. 1820 Professor der Geographie in Berlin, auch Lehrer an den höhern Militärunterrichtsanstalten daselbst u. dann zugleich Mitglied der Prüfungscommission, Mitglied der Akademie u. Studiendirector der königlichen Cadettenanstalten u. starb 28. Sept. 1859 in Berlin. Er schr.: Tafel der Culturgewächse von Europa, Schnepfenth. 1804, Fol.; Europa, ein geographisch-historisch-statistisches Gemälde, Frankf. 1804–7, 2 Bde.; Die Erdkunde im Verhältniß zur Natur u. zur Geschichte des Menschen, Berl. 1617–19, 2 Thle., 2. Aufl. Bd. 1 (Afrika) ebd. 1822, Bd. 2–19 ebd. 1832–59; Vorhalle europäischer Völkergeschichte vor Herodot, ebd. 1820; Geschichte des Peträischen Arabiens, ebd. 1824; Die Colonisation in Neuseeland, ebd. 1824; Die Stupas an der indobaktrischen Königsstraße u. die Kolosse von Bamyan, ebd. 1838; Ein Blick in das Nilquellland, ebd. 1844; Der Jordan u. die Beschiffung des Todten Meeres, ebd. 1350; Einleitung u. Abhandlungen zu einer mehr wissenschaftlichen Behandlung der Erdkunde, ebd. 1952; Ein Blick auf Palästina u. seine christliche Bevölkerung, ebd. 1852; Über die geographische Verbreitung der Baumwolle, ebd. 1832. Nach seinem Tode erschien noch: Geschichte der Erdkunde u. Entdeckungen nach R-s Vorlesungen, herausgegeben von H. A. Daniel, ebd. 1861. 8) Heinrich Wilhelm, geb. 1784 in Marburg, seit 1817 Lehrer der Kupferstecherkunst an der Akademie der Künste in Kassel, hat sich durch Mimische Darstellungen der Henriette Händel-Schütz (Frankf. 1809 ff.) u. durch mehre, nach den Arbeiten ausgezeichneter älterer italienischer Maler ausgeführte Kupferstiche einen Namen gemacht. 9) Joseph Ignaz, geb. 1787 zu Schweidnitz bei Grünberg in Schlesien, wurde 1813 Kaplan zu Grottkau, 1818 Kaplan zu St. Hedwig in Berlin u. 1823 Professor der Kirchengeschichte in Bonn, wo er sich den Hermesianern anschloß, welche damals dort die Oberhand hatten; 1830 wurde er in gleicher Eigenschaft an die Universität Breslau berufen u. erhielt eine Domherrnstelle, 1831 wurde er Mitglied der wissenschaftlichen Prüfungscommission, 1836 Director derselben, 1837 fürstbischöflicher Consistorialrath, dann Bisthumsverweser, als welcher er Anfang 1843 die Suspension Johann Ronge's (s.d.) veranlaßte; er st. 5. Jan. 1857 in Breslau u. schr.: Handbuch der Kirchengeschichte, Elberfeld, dann Bonn 1826–35, 3 Bde., 5. A. 1854; Catechissmus romanus, Bresl. 1837; Die beiden Dioskuren der Protestantischen Kirche in Deutschland (Bunsen u. Stahl), Breslau 1856; u. übersetzte Chrysostomus De sacerdotio, Berl. 1821. 10) Aug. Heinrich, geb. 1791 in Zerbst; nahm 1813 an dem Feldzuge gegen Frankreich Theil, wurde dann Privatdocent u. 1824 Professor der Philosophie in Berlin, 1833 Professor der Philosophie in Kiel u. 1837 in Göttingen; er schr.: Welchen Einfluß hat die Philosophie des Cartesius auf die Ausbildung der des Spinoza gehabt? Lpz. 1817; Geschichte der Ionischen Philosophie, Berl. 1821; Geschichte der Pythagoreischen Philosophie, Hamb. 1826; Geschichte der Philosophie, ebd. 1829–53,12 Bd., 2. A. Bd. 1–4, 1836–38; Abriß der philosophischen Logik, Berl. (2. Ausg.) 1829; Die Halbkantianer u. der Pantheismus, ebd. 1827; Über das Verhältniß der Philosophie zum wissenschaftlichen Leben, ebd. 1835; Über die Erkenntniß Gottes in der Welt, Hamburg 1836; Über das Böse, Kiel 1839; Kleine philosophische Schriften, ebd. 1839–40; Versuch zur Verständigung über die neuste deutsche Philosophie seit Kant, Braunschw. 1853. 11) Henry, geb. 26. Mai 1816 zu Montreal in Canada, wo sein Vater englischer Offizier war, bildete sich in Hamburg unter Gröger u. in Düsseldorf unter Sohn als Maler aus u. hielt sich längere Zeit im Siebengebirge auf, von wo er 1852 nach Düsseldorf zurückkehrte; im folgenden Jahr reiste er nach England u. starb 21. Dec. 1853. Die Sujets zu seinen Bildern sind meist aus dem Volksleben am Seestrand genommen, so die Überfahrt nach einem Schiffe, der Matrosen-Münchhausen, Kinder ihren Vater erwartend, Schmuggler in einem Kampfe mit englischen Dragonern, Strandsperre an der holländischen Küste, Liebeserklärung eines alten Schiffers, eine Heirath an der Küste der Normandie, Sonntägliche Scenen aus dem Strandleben, Hütte mit einem Ertrunkenen u. der Seecadett als Mäßigkeitsprediger; außerdem der Prairiebrand, der gefangene Wilddieb u. der letzte Brief des Sohnes. Seine Illustrationen zu Washington Irvings Werke vollendete nach seinem Tode W. Camphausen, Lpz. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 190-191.
Lizenz:
Faksimiles:
190 | 191
Kategorien:

Buchempfehlung

Wette, Adelheid

Hänsel und Gretel. Märchenspiel in drei Bildern

Hänsel und Gretel. Märchenspiel in drei Bildern

1858 in Siegburg geboren, schreibt Adelheit Wette 1890 zum Vergnügen das Märchenspiel »Hänsel und Gretel«. Daraus entsteht die Idee, ihr Bruder, der Komponist Engelbert Humperdinck, könne einige Textstellen zu einem Singspiel für Wettes Töchter vertonen. Stattdessen entsteht eine ganze Oper, die am 23. Dezember 1893 am Weimarer Hoftheater uraufgeführt wird.

40 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon