Jacobs

[126] Jacobs, 1) Friedrich, Philolog und Schriftsteller, geb. 6. Okt. 1764 in Gotha, gest. daselbst 30. März 1847, studierte seit 1781 in Jena und Göttingen Philologie und Theologie, ward in Gotha 1785 als Lehrer am Gymnasium und 1802 zugleich bei der öffentlichen Bibliothek angestellt, ging 1807 als Lehrer der alten Literatur am Lyzeum und Mitglied der neuorganisierten Akademie der Wissenschaften nach München, kehrte 1810 als Oberbibliothekar und Direktor des Münzkabinetts nach Gotha zurück und trat 1842 in den Ruhestand. – I. ist gleich hervorragend als Altertumsforscher, Übersetzer und Belletrist. Zu den philologischen Werken gehören: »Exercitationes criticae in scriptores veteres« (Leipz. 1796, 2 Bde.) sowie die Ausgaben der »Iliaca« des Tzetzes (das. 1793), des Bion und Moschos (Gotha[126] 1795), der »Anthologia graeca« (Leipz. 1794–1814, 13 Bde.; neue Ausg. »Ad fidem Cod. Palatini«, das. 1813–17, 3 Bde.), von Euripides' »Phoenissae« (Münch. 1810, 2. Aufl. 1822), des Achilleus Tatios (Leipz. 1821, 2 Bde.), der »Philostratorum imagines et Callistrati statuae« (das. 1825, mit Welcker), von Xenophons »Anabasis« (das. 1825), des »Delectus epigrammatum graecorum« (Gotha 1826) und von Älians »De natura animalium« (Jena 1832, 2 Bde.). Von seinen Übersetzungen sind zu nennen: die des Vellejus (Leipz. 1793), der »Atheniensischen Briefe« (a. d. Engl. mit Anmerkungen, das. 1799–1800, 2 Bde.), einer Auswahl griechischer Epigramme u. d. T.: »Tempe« (das. 1803, 2 Bde.), der »Staatsreden, nebst der Rede für die Krone« des Demosthenes (das. 1805, 2. Aufl. 1833). Auch gab er mit Wieland und Hottinger das »Neue attische Museum« (Zürich 1802–10) und mit Ukert die »Beiträge zur ältern Literatur« (Leipz. 1835–43, 3 Bde.) heraus. Vielfach aufgelegt wurde sein »Elementarbuch der griechischen Sprache« (Jena 1805–11, 4 Bde.; seit 1880 besorgt von Warschauer). Seine belletristischen Schriften erschienen gesammelt unter den Titeln: »Auswahl aus den Papieren eines Unbekannten« (Leipz. 1818 bis 1822, 3 Bde.); »Ährenlese aus dem Tagebuch des Pfarrers zu Mainau« (das. 1823–25, 2 Bde.); »Schule für Frauen« (das. 1827–29, 7 Bde.); »Erzählungen« (das. 1824–37, 7 Bde.); »Schriften für die Jugend« (das. 1842–44, 3 Bde.). Seine »Vermischten Schriften«, von denen der 7. Band die Selbstbiographie I.' unter dem Titel: »Personalien« (2. Aufl. 1848) enthält, erschienen Gotha und Leipzig 1823–44, 8 Bde.; dazu als 9. Band »I.' Briefwechsel mit Franz Göller« (hrsg. von Düntzer, das. 1862). Aus seinem Nachlaß veröffentlichte Wüstemann: »Hellas« (Berl. 1852; neu bearbeitet von Karl Curtius, Stuttg. 1897), eine Ausarbeitung der 1808–09 dem Kronprinzen Ludwig von Bayern gehaltenen Vorträge über die Geographie, Geschichte und Literatur Griechenlands. Vgl. Wüstemann, Fr. Jacobsi laudatio (Gotha 1847).

2) Jakob Albert Michael, belg. Maler, geb. 19. Mai 1812 in Antwerpen, gest. daselbst 9. Dez. 1879, konnte sich, anfangs für die Buchdruckerei bestimmt, erst später der Kunst ganz widmen und bildete sich hauptsächlich durch Galeriestudien. Mit Schiffen belebte Marinen und über Felsen wild dahinbrausende Wasserfälle gelangen ihm besonders. 1847 machte er eine Studienreise nach Deutschland, nachdem er schon früher den Orient, Ägypten, Konstantinopel und Norwegen besucht hatte. Die Berliner Nationalgalerie besitzt von ihm: griechische See, von 1848; die Neue Pinakothek in München: Schiffbruch des Schiffes Floridian an der Küste von Essex 28. Febr. 1848, einen Sonnenaufgang im Archipel, von 1852, und die Ansicht des Seehafens bei Konstantinopel.

3) Victor, belg. Staatsmann, geb. 18. Jan. 1838 in Antwerpen, gest. 20. Dez. 1891, ward Advokat in seiner Vaterstadt, die er seit 1863 ununterbrochen in der Kammer vertrat. 1870–71 Finanzminister im Kabinett d'Anethan (s. d.), war er später einer der begabtesten parlamentarischen Führer der Klerikalen und erwirkte, seit Juni 1884 Minister des Innern und des Unterrichts im Kabinett Malou (s. d.), die Annahme eines streng ultramontanen Schulgesetzes. Infolge seines schroffen Auftretens gegen das Lehrerpersonal schon im Oktober zum Rücktritt genötigt, trat er fortan politisch weniger hervor, erwarb sich aber als Advokat am Brüsseler Kassationshof eine hervorragende Stellung, erhielt 1888 den Ehrentitel eines Staatsministers und vertrat 1890 Belgien auf der Berliner Arbeiterschutzkonferenz. Er schrieb; »Le droit maritime belge« (Brüss. 1889–91, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 126-127.
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