Ruprecht

[465] Ruprecht, deutscher Vorname, gleichbedeutend mit Rupert u. Robert. I. Regierende Fürsten. A) Deutscher Kaiser: 1) R. Klemm od. Clem (d.h. R. clemens), ältester Sohn des Kurfürsten R. II. von der Pfalz, geb. 1352, folgte 1398 seinem Vater als R. III. in der Kur, wurde 1400 von Mainz, Köln, Sachsen u. Pfalz an des abgesetzten Wenzels Statt zum Kaiser gewählt, aber von vielen Ständen nicht anerkannt; auf seinem Römerzuge wurde er von seinem Gegner, dem Herzog Galeazzo von Mailand, 1402 am Gardasee geschlagen u. kehrte wieder nach Deutschland zurück, wo er aber immer noch den früheren Widerstand fand u. 19. Mai 1410 in Oppenheim starb, s.u. Pfalz (Gesch.) u. Deutschland (Gesch.) X. Er war vermählt in zweiter Ehe seit 1374 mit Elisabeth, Tochter des Burggrafen von Nürnberg (der Name seiner ersten Gemahlin ist nicht bekannt), vgl. Höfler, R. von der Pfalz, Freib. i. B. 1861. B) Andere Fürsten: a) Kurfürsten von der Pfalz u. Pfalzgrafen: 2) R. I. der Rothe od. der Ältere, Sohn Rudolfs I., folgte 1353 seinem Bruder Rudolf II. in der Kur u. st. 1390, s.u. Pfalz (Gesch.) S. 928. Vermählt mit Isabella, Tochter des Markgrafen von Namur (st. 1382), u. 1385 mit Beatrix von Berg (st. 1395). 3) R. II. der Kleine od. der Harte, Sohn Adolfs des Einfältigen, Neffe u. 1390 Nachfolger des Vor.; er st. 1398, s. ebd. 4) R. III., so v.w. Ruprecht 1). 5) Pfalzgraf von Veldenz, Sohn Alexanders von Pfalz-Zweibrücken; hatte Anfangs kein Land, war dann Vormund seines Brudersohns Wolfgang, bekam 1543 Veldenz u. Lautereck, starb aber schon 1543, s. Pfalz (Gesch.) S. 932. b) Herzog von Schlesien-Liegnitz: 6) R., Sohn Wenzels, regierte von 1364–90 (bis 1490), wo er starb. II. Prinzen: 7) R. der Tugendhafte, dritter Sohn des Kurfürsten Philipp des Aufrichtigen,[465] war seit 1495 Bischof von Freising (s.d. 3), abdicirte 1498 u. heirathete Elisabeth, Tochter des Herzogs Georg des Reichen von Baiern. Dieser vermachte seiner Tochter, wider das Reichsgesetz u. die Lehnsvettern beeinträchtigend, sein Herzogthum, u. als R. dasselbe gegen des Kaisers Ausspruch mit Gewalt behaupten wollte, kam er in die Reichsacht u. verwickelte auch seinen Vater in dieselbe. Zwar wehrte sich R. tapfer, wurde aber bei Regensburg geschlagen u. starb kurz darauf 1504 in Landshut. Seine Gemahlin starb wenige Tage nach ihm. 8) R. der Cavalier, dritter Sohn des Kurfürsten Friedrich V. u. der Elisabeth von England, geb. im November 1609 in Prag, focht im Dreißigjährigen Kriege gegen die Kaiserlichen u. wurde 1638 gefangen, jedoch 1642 befreit u. trat nun in die Dienste seines Oheims, Karls I. von England, welcher ihn zum Herzog von Cumberland ernannte. Er kämpfte im Bürgerkriege an der Spitze der königlichen Cavallerie bei Worcester, schlug bei Kington den linken Flügel des Grafen Essex, richtete 1643 eine große Verwirrung in der Armee des Parlaments an, nahm Bristol ein, zwang die Armee des Parlaments die Belagerung von Newark u. von York aufzuheben u. griff 1644 dieselbe bei Marston-Moor an, wurde aber hier u. bei Naseby, wo er den linken Flügel commandirte, geschlagen u. schloß sich hierauf in Bristol ein, welchen Platz er jedoch nach kurzem Widerstande an Fairfax übergab. Er wurde deshalb seiner Stelle entsetzt u. des Landes verwiesen. Nach der Hinrichtung Karls I. kehrte er zurück u. erhielt das Commando der Flotte, welche sich zu Gunsten Karls II. empört hatte, ging hierauf nach Irland unter Segel, um die königliche Sache zu unterstützen, dann u. nachdem er mehre Unfälle erlitten u. einen Theil seiner Schiffe an den spanischen Küsten verloren hatte, nach Westindien u. 1654 nach Frankreich, wo Karl II. den Rest seiner Flotte an die französische Regierung verkaufte. Nach der Restauration durch Karl II. nach England zurückberufen, wurde er mit Ehren überhäuft u. trat als Mitglied in den Geheimen Rath, zeichnete sich 1665 u. 1666 gegen die Holländer aus u. befehligte 1673 als Admiral die englisch-französische Flotte gegen die Holländer, mußte aber nach einigen Gefechten wieder in die Häfen einlaufen, um sich zu ravitalliiren u. lieferte am 11. August an der Mündung des Texel eine unentschiedene Schlacht. Der geringe Erfolg, welchen er in diesem Kriege hatte, kam daher, daß derselbe wider seinen Willen geführt wurde. Er wurde nachher Gouverneur von Windsor u. st. 1682 in London. Er errichtete die Englische Hudsonsbaicompagnie u. beschäftigte sich mit Chemie u. Physik, erfand eine Composition (Prinzenmetall), sowie er sich auch durch mehre andere nützliche Erfindungen auszeichnete. Auch als Maler u. Kupferstecher ist er bekannt, bes. widmete er sich der von dem Oberstlieutenant L. von Siegen erfundenen Schabkunst u. führte dieselbe um 1660 in England ein, man kennt 15 Blätter von ihm, davon 12 in Geschabter Manier. Vgl. El. Warburton, Memoirs of Prince Rupert, Lond. 1849; Spruner, Pfalzgraf R. der Cavalier, Münch. 1854; Treskow, Leben des Prinzen R. von der Pfalz, Berl. 1857. III. Bischöfe u. Erzbischöfe. a) Von Freising: 9) R. von der Pfalz, so v.w. Ruprecht 7). b) Von Köln: 10) R., Sohn des Pfalzgrafen Ludwig III., 1463–80 Erzbischof. c) Von Magdeburg: 11) R. III., Graf von Mansfeld, 1260–66 Erzbischof. d) Von Mainz: 12) R., 969–975. e) Von Regensburg: 13) R. I. von Neumark, Pfalzgraf bei Rhein, 1437–65 Bischof. 14) R. II., Herzog von Baiern, 1493–1507 Bischof. f) Von Salzburg: 15) St. R., so v.w. Rupert 1). IV. Heilige: 16) St. R., Herzog von Lothringen u. Bingen u. Pfalzgraf bei Rhein, welcher sich in älteren Jahren einem beschaulichen Leben ergeben u. in freiwilliger Armuth auf einem Berg bei Bingen (Rupertsberg) gelebt haben soll. Vgl. Hildegard, Das Leben des St. R., Mainz 1858. 17) s. Knecht Ruprecht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 465-466.
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