Triumph

Triumph

[478] Triumph hieß im alten Rom die höchste kriegerische Ehre, welche einem im förmlichen Kriege mit auswärtigen Feinden siegreichen Feldherrn vom Senate und bisweilen auch vom Volke zuerkannt wurde.

Um jedoch Ansprüche darauf machen zu können, mußten nach spätern Bestimmungen in einem Treffen mindestens 5000 Feinde geblieben und durch den Sieg das Gebiet des Reichs vergrößert worden sein. Auch mußte Derjenige, welcher diese Ehre genießen wollte, seine Provinz in einem ruhigen Zustande verlassen und sein Heer von dort mit vor Rom gebracht haben. Diese Bestimmungen wurden jedoch nicht immer streng beobachtet und es sind sogar in Friedenszeiten Triumphe gehalten worden. Die Feierlichkeit selbst bestand im festlichen Einzug des Feldherrn an der Spitze seines Heers in die Stadt und nach dem Capitol, und da kein Heerbefehlshaber die Stadt betreten durfte, so wurde diese Beschränkung am Tage des Triumphs eines Feldherrn immer ausdrücklich aufgehoben. Der Zug ging vom campus Martius aus durch die Straßen über die vornehmsten Plätze der Stadt nach dem Capitol. Die Straßen waren festlich geschmückt und mit Blumen bestreut und von den Altären dampfte Weihrauch. Musiker und Sänger eröffneten den Zug mit Triumphgesängen, dann folgten die zum Opfer bestimmten, geschmückten Stiere, die dem Feinde abgewonnene Beute, die eroberten Städte oder besiegten Völker und Länder im Bilde oder ihre Namen auf hochgetragenen Tafeln, die gefangenen Fürsten und Feldherren in Ketten mit ihren Familien und Gefolge, dann Lictoren mit lorberumwundenen Fasces und auf einem vergoldeten, mit Elfenbein gezierten und von weißen Rossen, auch wol von Elefanten gezogenen Triumphwagen der triumphirende Feldherr oder Triumphator selbst. Er war in goldgestickten Purpur gekleidet, mit Lorber bekränzt, das Antlitz mit Mennich gefärbt gleich der Jupitersstatue an Festtagen, und hielt in der rechten Hand einen Lorberzweig, in der linken ein Elfenbeinscepter mit dem Adler. Um den Hals trug er ein goldenes Amulet wider den Neid, und hinter ihm stand ein Sklave mit einer goldenen Krone in der Hand, welcher ihm wiederholentlich zusprach: Bedenke, daß du ein Mensch bist! Dem Triumphator folgten seine Verwandten und Freunde, Consuln, Senatoren, das lorberbekränzte Heer zu Fuß und zu Pferd, und das jubelnde Volk. Nach der Ankunft auf dem Capitol wurde geopfert und den Göttern für den verliehenen Sieg gedankt, auch die Krone und ein Theil der Beute dem Jupiter geweiht. Dann gab er den Vornehmsten aus der Stadt und seinen Freunden auf dem Capitol ein großes Gastmahl und Abends ward er vom Volke mit Fackeln und Jubel nach Hause begleitet. [478] Für weniger verdienstliche Siege ward eine geringere Art Triumph bewilligt, die Ovatio hieß, und bei welcher der Feldherr zu Fuß oder zu Pferd, mit Myrte bekränzt und in einer purpurbesetzten Toga einherzog.

Bevor der Triumph in der öffentlichen Meinung durch den Misbrauch sank, welchen unkriegerische, eitle Kaiser damit trieben, setzten die Römer in diese Ehre den höchsten Werth, und Männer von den strengsten Grundsätzen zählten sie mit zu den vornehmsten Glückseligkeiten des Lebens. In den spätern Zeiten ward eine unerhörte Pracht dabei zur Schau gestellt, und die Triumphzüge dauerten oft mehre Tage. So währte der des Sulla (s.d.) zwei Tage, und am ersten wurden 15,000 Pf. Gold und 115,000 Pf. Silber, am zweiten 13,000 Pf. Gold und 7000 Pf. Silber vor dem Sieger zur Schau hergetragen, nach dem Triumphe folgten die prächtigsten Schauspiele, welche je in Rom aufgeführt worden waren. Des Julius Cäsar Triumph dauerte gar vier Tage, wobei am ersten wegen der Besiegung von Gallien dem Sieger die Namen von 300 Völkern, 800 Städten, goldene und silberne Gefäße von 65,000 Talenten Werth und 1822 von Fürsten und Städten dem Sieger geschenkte goldene Kronen vorgetragen wurden, die 15,033 Pf. gewogen haben sollen. Die Soldaten Cäsar's empfingen von dieser Kriegsbeute nicht blos ihren rückständigen Sold, sondern jeder Gemeine noch ein Geschenk von 900 Thalern, jeder Centurio oder Befehlshaber über 100 M. das Doppelte. Vom röm. Volke bekam Jeder 10 Scheffel Getreide, 10 Maß Öl und 400 Denare, das ganze Volk aber ward noch an 23,000 Tafeln bewirthet und für dasselbe prächtige Spiele angestellt. Den letzten Triumph in Rom begingen im Nov. 303 n. Chr. die Kaiser Diocletian und Maximinian; der letzte dieser Art überhaupt ward aber in Konstantinopel von Belisar (s.d.), dem Feldherrn des Kaisers Justinian, wegen seiner in Afrika erfochtenen Siege gefeiert.

Die Ehrenpforten, welche in späterer Zeit den siegreichen röm. Feldherren bei ihrem Triumpheinzuge in Rom errichtet wurden, bekamen davon den Namen Triumphbogen, waren anfänglich sehr einfach aus Ziegeln oder gehauenen Steinen aufgeführt und hatten nur einen Bogen, über welchem geeignete Inschriften angebracht waren. In der Folge bekamen sie aber ein prächtigeres Ansehen, wurden von Marmor erbaut in Gestalt eines Vierecks, erhielten einen hochgewölbten Durchgang mit zwei kleinern an den Seiten und wurden mit Säulen, Bildhauerarbeit, Erz und Inschriften geschmückt. Auch wurden sie nicht blos in Rom und ebenso wenig nur bei Gelegenheit eines Triumphs errichtet, sondern als Ehrendenkmäler für Verdienste im ganzen röm. Reiche erbaut, wie z.B. der noch ziemlich erhaltene des Kaisers Trajan, seiner Gemahlin und seiner Schwester zu Ancona, weil sie den Hafen auf ihre Kosten herstellen ließen. Andere mehr und weniger erhaltene Triumphbogen der Alten sind in Rom die der Kaiser Konstantin, Gallienus, des Septimius Severus, welcher beinahe ganz erhalten aus weißem Marmor errichtet und auf dem großen Forum (s.d.) befindlich ist; ferner der des Titus, welcher letzte durch seine ausgezeichneten Basreliefs besonders merkwürdig ist, die sich auf die Besiegung der Juden und Einnahme von Jerusalem beziehen. Andere alte Triumphbogen befinden sich zu Benevent, Fano, Rimini, Pola, Verona, Susa in der sardin. Provinz Turin, zu Aix in Savoyen. In Catalonien steht unweit des Fleckens Vendrell in einer waldigen Ebene auf der Straße von Barcelona nach Tarragona noch ein röm. Triumphbogen aus dem 2. Jahrh., dessen Ansicht hier folgt. Er gehört zu den einfachern, zeichnet sich aber durch edle Verhältnisse aus, hat nur einen Bogen, mit zwei cannelirten Pilastern auf jeder Seite und ist etwa 40 F. breit und ebenso hoch. Aufgeführt wurde derselbe zufolge der letztwilligen Anordnung des Lucius Lucinius Sura, welcher der reichste und angesehenste Mann in Catalonien zur Zeit des Kaisers Trajan war, heißt aber jetzt im Lande der Bogen des Bara, ohne daß eine genügende Erklärung dieses Namens vorhanden zu sein scheint. Auch in Tripolis hat sich ein Triumphbogen des röm. Kaisers Marc Aurel erhalten, von welchem eine Ansicht den Artikel Tripolis (s.d.) begleitet. In neuerer und neuester Zeit sind ebenfalls in verschiedenen europ. Hauptstädten theils als Denkmale kriegerischen Ruhms, theils auch nur zur Zierde, Bauwerke im Style der Triumphbogen des Alterthums aufgeführt worden. Es gehören dahin in Paris die unter Ludwig XIV. aufgeführten zwei Thore, Porte St.-Denis und St.-Martin auf der Boulevards; der von Napoleon erbaute auf dem Carrouselplatze vor den Tuilerien und der von ihm begonnene, erst 1839 vollendete de l'Etoile; ferner das neue Burgthor in Wien; der zu Ehren der von Paris zurückkehrenden kais. Garden in Petersburg erbaute Triumphbogen; der in Mailand befindliche Arco della pace u.a.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 478-479.
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