Agnes

[189] Agnes, I. Heilige. 1) St. A., vornehme, keusche Jungfrau in Palermo od. Catanea, Christin, verschmähte die Liebe des Sohnes des römischen Prätors, ward zur Strafe in ein öffentliches Haus gebracht, wo Symphronins ihr Gewalt thun wollte, jedoch bei der ersten Berührung das Gesicht verlor, das ihm A. auf das Bitten seiner Begleiter wiedergab. Als man ihr die Kleider abriß, um sie in ihrer Blöße hinzustellen, deckte sie ein Engel mit seinem Gewand. Darauf zum Feuertode verurtheilt, wurde sie von den Flammen verschont, aber zuletzt 303 enthauptet. Ihr Sinnbild ein Lamm; Tag: 21. Januar; an ihrem Feste werden in Rom diejenigen Schafe geweiht, aus deren Wolle die Pallien zur Investitur der Bischöfe gewebt werden. II. Fürstinnen. A) Kaiserinnen. 2) A. von Poitou, Tochter Wilhelms III., Herzogs von Guienne, 1043 mit Kaiser Heinrich III. vermählt u. 1046 zu Mainz gekrönt; seit 1056 Vormünderin ihres Sohnes, des 6jährigen Heinrich IV., s. u. Deutschland (Gesch.); durch den Erzbischof Hanno von Köln um ihren Einfluß gebracht, verließ sie 1062 Deutschland u. ging nach Rom, wo sie 1077 st. 3) A. (Isabelle) von Burgund, Tochter des Herzogs Hugo IV. von Burgund, geb. 1270, wurde. 1284 des Kaisers Rudolph von Habsburg 2. Gemahlin, dem sie Judith (Gemahlin des Königs Wenzel IV. von Böhmen) u. Clementine (Gemahlin des Königs Karl Martel von Ungarn) gebar; 1291 Witwe geworden, kehrte sie nach Burgund zurück u. st. 1313. 4) A. von Frankreich, Tochter Ludwigs VII. von Frankreich u. der Alice von Champagne, Schwester Philipp Augusts, geb. 1171; noch als Kind dem byzantinischen Kaiser Alexis II. Komnenos verlobt, ging sie 1180 nach Constantinopel u. wurde mit Alexis gekrönt; als ihr Gemahl 1183 ermordet wurde, heirathete sie dessen Nachfolger, Andronikos Komnenos; nach dessen Ermordung 1185 blieb sie in Constantinopel u. heirathete 1205 Theodoros Barnas, Statthalter von Adrianopel. B) Königinnen. 5) A. von Meran, 1196 mit Philipp August, König von Frankreich, nach dessen Scheidung von Ingelberga, Prinzessin von Dänemark, vermählt, da aber der Papst die Scheidung nicht gestatten wollte, ward sie wieder verstoßen u. st. 1201 zu Schloß Poissy. Ihre beiden Kinder, Philipp u. Maria, wurden legitimirt. 6) A. von Österreich, Tochter des Kaisers Albrecht I. u. der Elisabeth von Kärnthen, geb. 1280, wurde 1296 dem Ungarkönig Andreas III. vermählt, aber nach dessen Tode 1302 von den Ständen schlecht behandelt, bis sie ihr Vater mit Heeresmacht wegführte. Nach dessen Ermordung 1306 bewog sie ihre Brüder, die Herzöge Friedrich u. Leopold von Österreich, zu einem Zuge nach der Schweiz, wo sie die Mörder aufsuchte u. über 1000 Menschen hinrichten ließ. Bald fühlte sie Reue, errichtete an der Stelle, wo der Mord geschah, das Frauenkloster Königsfelden, lebte selbst hier in geistlichen Übungen u. st. 1354 (nach Anderen 1364). C) Andere Fürstinnen. 7) A. Tochter Kaiser Heinrichs IV. u. seiner Gemahlin Bertha, 1090 an Herzog Friedrich von Schwaben, nach dessen Tode 1106 an Markgraf Leopold III, von Österreich vermählt; aus 1. Ehe entsprang Kaiser Konrad III., aus 2. Heinrich Jasomirgott u. Leopold IV. von Österreich; sie st. 1143. 8) A. von der Pfalz, Erbtochter des Pfalzgrafen Konrad u. der Irmengarde von Henneberg, heirathete 1194 Heinrich von Braunschweig u. brachte 1195 diesem Hause die Pfalz zu. 9) A., ältere Tochter des Herzogs Heinrich des Schönen v. Sachsen u. Pfalzgrafen u. der Vorigen, 1225 mit Otto dem Erlauchten von Baiern vermählt. 10) A., Tochter des Markgrafen Hermann des Langen von Brandenburg u. der Anna von Österreich, heirathete 1311 ihren Vetter, den Kurfürsten Waldemar, verlor ihn 1319 durch den Tod u. heirathete 3 Monate darauf den Herzog Otto von Braunschweig. Sie erhielt die Altmark als Witthum u. st. 1334. 11) A., Gräfin von Orlamünda, geb. Herzogin von Meran, Gemahlin des Grafen Otto von Orlamünda, 1293 Witwe. Sie liebte den Burggrafen von Nürnberg, Albrecht den Schönen, u. eine Äußerung desselben, daß einer Heirath mit ihr nur 4 Augen im Wege stünden, mißverstehend, soll sie ihre 2 Kinder mit einer Scheitelnadel, die sie ihnen in das Hirn bohrte, zu Plassenburg ermordet haben; voll Abscheu entsagte ihr Albrecht, u. sie st. zu Hof in Haft. Sie soll nach der Sage noch als Weiße Frau (s.d.) in den Schlössern zu Baireuth u. Berlin umgehen 12) A. von Mansfeld, schöne Tochter des Grafen Johann Georg von Mansfeld, Stiftsdame in Gerisheim; der Erzbischof Gebhard Truchseß ließ sich mit ihr 1581 insgeheim u. 1583 öffentlich zu Bonn trauen; nach der Absetzung Gebhards 1584 lebte sie erst[189] mit ihm zu Delft, dann zu Straßburg. 13) Friederike Amalie A., ältere Tochter des Herzogs Leopold von Dessau, geb. 24. Juli 1824, vermählt am 28. April 1853 mit dem damaligen Erbprinzen, jetzigen Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg. III. Andere Personen. 14) A., Tochter des Markgrafen Konrad von Meißen, 1184–1205 Äbtissin von Quedlinburg. 15) A. Sorel, s. Sorel. 16) A. Bernauer, s. Bernauer.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 189-190.
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