Bock

1. Alte Böcke haben harte (steife) Hörner.Henisch, 441; Simrock, 1173; Grimm, II, 206.

Von alten Liebhabern. Aber auch um zu warnen, ohne weiteres den alten Streiter zu verachten, blos weil er alt ist. Uebung hat ihn versucht, Gewohnheit ihn gestärkt.

Holl.: Oude bokken hebben harde horens. (Harrebomée, I, 74.)


2. Alte böcke lecken auch gern saltz.Henisch, 441.


3. Barbati praecedant, sagte Magister Fuchs, da stiess er den Bock die Treppe hinunter.


[414] 4. Bat siet de Bock bîm Drunke nitt, sag de Bock, da stont de Wulf ächter iäme.Woeste; Hoefer, 68.


5. Bist du ein Bock, so stosse dich. (Ostpreuss.)


6. Böcke und Beeste sind Ein Gesindel.

Holl.: Bokken en beesten zijn een volk. (Harrebomée, I, 73.)


7. Dahr Bohk wird o ne1 de mehste Milch gan. (Oberlausitz.)

1) Auch nicht. – Bei dieser Sache, diesem Geschäft ist wenig zu gewinnen. Der Ton liegt auf: der.


8. De bösesten Bücke hebbt de krummsten Hörns. (Rastede.) – Firmenich, III, 26, 7.


9. De Buck mälken un inner Heië (Heide) fisken bringet nix in. (Bielefeld.) – Firmenich, I, 281, 9.


10. De ellsten Beck hâ'n de schtîfsten Herner. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 126.


11. Den Bock erkennt man am Bart (an den Hörnern).

Dän.: Man skal ikke tage bukken efter haarene. (Prov. dan., 95.)


12. Der Bock bleibt nicht ohne Bart.

Natur verleugnet sich nicht.


13. Der Bock, der nur mit Einem Horne geboren ist, wird sich dasselbe leicht abstossen.


14. Der Bock dienet nicht zum Gärtner.Henisch, 441.


15. Der Bock fand Wasser und badete seinen Bart.Burckhardt, 373.

Von denen, welche ein Glück, das ihnen zu Theil wird, ohne Mass und Ziel geniessen.


16. Der Bock kriegt andres Haar, aber er bleibt was er war.

Holl.: De bok verandert wel van haar, maar niet van nukken. (Harrebomée, I, 74.)


17. Der Bock ist aus dem Garten. (Ostpreuss.)

Sagt man von Kindern, die mit Schmollen (Maulen) aufgehört haben.


18. Der Bock ist aus dem Haus, aber der Gestank ist darin geblieben.


19. Der Bock lässt sein Stossen nicht.Henisch, 442.


20. Der Bock lässt wol vom Bart, aber nicht von der Art.Simrock, 1177; Körte, 662.


21. Der Bock, so nicht mehr springen kann, der Geissen je soll ledig gan.Eiselein, 88.


22. Der Bock trägt (oft) einen Tugendrock.


23. Der Bock trauet der Geiss, was er selbst wol weiss.Simrock, 12282; Kirchhofer, 272; Körte, 663.


24. Der Bock verlässt sich auf seine Hörner.Henisch, 442.


25. Der Bock weiss, dass er Hörner hat.Simrock, 1172; Grimm, II, 202; Eiselein, 87.

Dän.: Bukken veed at han har horn. (Prov. dan., 95.)

Lat.: Parata tollo cornua. (Horaz.)


26. Der Bock will aus dem Garten nicht, der Hund will von der Schwarten nicht.Henisch, 441.


27. Der eine melkt den Bock, der andere hält das Sieb unter.Körte, 664.

Von nutzlosen Geschäftsverbindungen und gemeinschaftlichen Dummheiten. Lucian gebraucht das Wort vom Disputiren zweier alberner Philosophen, von denen der eine lächerliche Fragen vorlegte und der andere ebenso unpassende Antworten gab. Für »Böcke melken« kommt auch die Redensart »Füchse kuppeln« vor.

Dän.: En malker bukken, den anden holder et sold under. (Prov. dan., 96.)

Lat.: Jungere vulpes. (Virgil.) (Erasm., 16; Seybold, 267.)


28. Ein alter Bock gelüstet wol auch nach einem grünen Blatte.

Alte Leute essen auch etwas Leckeres; auch von alten Männern, die sich nach jungen Mädchen umsehen.

Holl.: Al is de bok nog zoo oud, hij lust daarom nog wel een groen blaadje. (Harrebomée, I, 73.) – Een oude bok lust nog wel een groen blaadje. (Sprenger III, 10.)


29. Ein alter Bock hat starke Hörner.


30. Ein alter bock ist noch wol einer jungen ziegen werth.Henisch, 441.

Frz.: L'ombre d'une homme vaut cent femmes. (Venedey, 82.)


31. Ein Bock, dem man flucht, wird fett. (Lit.)


32. Ein Bock kennt den andern am Rock.


33. Ein Bock lässt sich schwer melken.

Vom Geizigen.


34. Ein bock ohne bart ist wider die natur geart.Henisch, 442.


[415] 35. Ein Bock zeigt den andern an.Simrock, 1183.

Wenn man einen von einer gewissen Art kennt, so kennt man alle andern auch.

Lat.: Unum noris, omnes noveris. (Terenz.) (Philippi, I, 233.)


36. Ein grindiger (hölzerner, stinkender) Bock ist einer güldenen Ziege werth.Pistor., II, 95; Blum, 445; Henisch, 441; Simrock, 1182.

Man hat gesagt, dass wenn ein Mann auch nur ein einziges Bein und keinen Arm habe, so würde er doch eine Frau bekommen. Die Frage ist: Was für eine? Pistorius (a.a.O.) ist auf das Sprichwort sehr ungehalten. (S. Mann.)


37. En holten Buck hett de ok Talg?Eichwald, 216.

Ung.: Nem lesz az ebböl szalonna. (Gaal.)


38. Gaile böck stossen.Henisch, 441.


39. Hei hett en gastrigen (garstigen) Bock emaket. (Hildesheim.)

Einen groben Fehler.


40. Hüte dich, Bock, es brennt! (Altgr.) – Körte, 667.

Halte dich von Dingen entfernt, die du nicht kennst. So rief Prometheus einem Satyr zu, der das Feuer, als er es das erste mal sah, umarmen wollte und seinen Bart in Gefahr brachte.


41. Ist der Bock auch aus dem Haus, der Gestank geht nicht so leicht hinaus.Eiselein, 88; Simrock, 1181.

Dän.: Er end bukken af huuset, saa er dog stanken der. (Prov. dan., 96.)


42. Je älter der Bock, desto steifer 's Hörnel. (Oberlausitz.)


43. Je älter der Bock, je härteres Horn.Körte, 661; Kirchhofer, 272; Robinson, 108; Simrock, 1174; Grimm, II, 206.


44. Je ölder de Bock, je stîwer de Hören.Schambach, 36.


45. Man darf den Bock nicht in den Garten führen, er steigt wol selbst hinein.


46. Man muss den Bock nicht auf die Haferkiste setzen.Gaal, 224.


47. Man muss den Bock nicht zu weit in den Garten lassen.Henisch, 442; Lehmann, II, 376, 7.


48. Man muss den Bock nicht zum Gärtner machen.Simrock, 1179; Blum, 122; Bücking, 378; Gaal, 224.

Wie Friedrich der Grosse einen Bock zum Gärtner macht, findet man Schlesische Chronik (Nr. 58, 1838, Beilage zur Breslauer Zeitung).

Lat.: Pone seram, cohibe, sed quis custodiet ipsos custodes? (Juvenal.) (Seybold, 449; Philippi, II, 101; Binder I, 1379; II, 2607.)

49. Man sägt dem Bocke das Horn ab, wenn es zu lang wächst.


50. Man treibt den Bock wol aus dem Garten, aber der Stank bleibt darin.Henisch, 442.


51. Mînthalben mag't 'n Buck sîn, säd' de Schêper, hett aberst twê Löcker unner'n Stârt. (Hamburg.) – Hoefer, 903.


52. Nachdem der Bock ist, steht ihm der Bart.


53. Plumenpingesten, wenn de Böcke lammet, segt de Schâper. (Hildesheim.)


54. Versuch's, den Bock zu melken, er lässt einen Wind streichen.Burckhardt, 188.

Ein grober Mensch ist dem nicht zu Willen, der ihn um eine Gefälligkeit anspricht.


55. Von einem Bocke bekommt man weder Milch noch Wolle. (S. Bock 86.)


56. Was der Bock an jhm selber weiss, dasselbig zeihet er die Geyss.Lehmann, II, 864, 61.

Fast so findet es sich bei einem theologisch- moralischen Schriftsteller um das Jahr 1350. Auch der Teichner hat es, aber in einer wahrscheinlich des Reims wegen vorgenommenen Veränderung, die keine Verbesserung ist.


57. Wat segt de Bock bim Drunke nich, sagte de Bock, do stont de Wulw ächter eam. (Westf.)

Hei hadde sik im Water speigelt un siyne grauten Hören un siynen langen Boart betrachtet, un hadde tau sik sülwenst segt: »Wat ik doch vör en stolt un starken Kerel sie; mit dem Düwel will ik et woagen!« Doa säh'e den Wulw hinner sik staen, un reip van Angeste: »En Menske segt joa woel en Spasswôrd.«


58. Wenn de Bucke nu lammden, so gingen de Schape güst.Eichwald, 227.


[416] 59. Wenn der Bock die Ziege sieht, so weiss er, was er will.


60. Wenn der Bock geschossen, kommt guter Rath geflossen.


61. Wenn der Bock zum Gärtner wird, die jungen Bäum' er selten ziert.Henisch, 442; Lehmann, 70, 5.


62. Wenn man dem Bock die Wolle schert, geschieht es nicht, um ihm einen Rock daraus zu machen.


63. Wenn zwei Böcke einander stossen, so liest der dritte die Wolle auf.

64. Wer dem Bocke zu nahe kommt, der stinkt. Henisch, 442.

It.: Chi va al mulino, s' infarina. (Gaal, 223.)


65. Wer den Bock an den Hörnern hält, dem folgen die Geissen.


66. Wer den Bock melkt, bekommt nur Blut.


67. Wer ein Bock zu einem Gärtner setzt, und Schaf und Gäns an Wölfe hetzt, und seine Zähn stürt mit einem Scheit, und Hunden Bratwürst zu behalte geit, und gute Kost salzt mit Aeschen und sein Geld legt in locherig Täschen, und in ein Reussen giesst Wein, der dunkt mich nit wohl witzig sein.Schaltjahr, III, 487.


68. Wider stössigen Bock wird kein Process erkannt.Simrock, 1178; Eiselein, 88.


69. Wie der bock milch gibt, so find sich auch die butter im Sieb.Henisch, 442.


70. Wird der Bock zu gut gefüttert, so wird er stössig.


71. Wird mir der Bock nicht, so stoss mir die Geiss zu.


72. Zornige Böcke stossen sich leicht die Hörner ab.


73. Zwei Böcke vertragen sich nicht in Einem Stall.


*74. Da steckt der Bock in Dornen.Eiselein, 88.


*75. Das war ein gründlicher (ordentlicher, rechter) Bock.

Holl.: Hebt gij ooit zulk een' bok gezien? (Harrebomée, I, 74.)


*76. Dass ihn der Bock (d.i. der Teufel) schände (stosse)!Eiselein, 88; Sandvoss, 138.

Hat mythische Bedeutung, da der Teufel in Bocksgestalt und gehörnt gedacht wurde. (Grimm, II, 202; Grimm, Mythol., 947.)


*77. Dem Bock an die Nieren greifen.

Der Sache auf den Grund gehen.


*78. Den Bock auf die Haferkiste setzen.

Eine Sache verkehrt anfangen. Das, was man sicher verwahren will, dem anvertrauen, bei dem es gerade in der augenscheinlichsten Gefahr ist.

Engl.: To give a wolf the wether to keep.

Frz.: Donner le chou à garder à la chèvre. – Donner les brebis à garder au loup, au plus larron la bourse. – Il ne faut pas enfermer le loup dans la bergerie.

Holl.: De bok stoot op de haverkist. – Hij is er bij, als de bok op de haverkist. ( Harrebomée, I, 74.)

It.: No bisogna dar la lattuca in guardia all' ocche. – Non far il nido nella tana, della volpe. – Non lasciar le pere in guardia all' orso.

Lat.: Canis canistri malus est custos. (Seybold, 65 u. 71; Binder I, 159; II, 415.) – Custos ovium lupus. (Cicero.) (Philippi, I, 108.)


Ung.: Okos a kecskét nem teszi kertészszé.


*79. Den Bock zum Gärtner setzen.Henisch, 441; Kirchhofer, 272; Körte, 666; Eiselein, 88; Seybold, 424; Mayer, II, 229.

Dän.: At lade bukken vogte haven (ulven faarene, høgen hønsene'). (Prov. dan., 96.)

Frz.: Au plus larron la bourse. (Lendroy, 215.)

Lat.: Malus janitor. (Erasm., 442; Philippi, I, 240.) – Mustelae sevum committere. (Erasm., 769; Philippi, I, 266; Seybold, 324; Binder I, 1054; II, 1963.)


*80. Der Bock geht an.Grimm, II, 230, und über angehen I, 340.

*81. Der Bock ist ihm angangen.

Er hat Glück, gute Einnahmen gehabt. »Du host reacht Geld eignomme, dir ist der Bock anganga.« (Grimm, II, 203, 7.) Vielleicht nimmt man an, dass hier der Teufel als Bock, wie sonst als Drache, Geld und Schätze herbeitrage.


*82. Der Bock ist im Garten.Sandvoss, 138.

Von kleinen Kindern, wenn sie muckisch sind.


[417] *83. Der melkt den Bock und hält das Sieb unter.


*84. Einen Bock geben um eine Geiss.Brandt, Nsch., 61.


*85. Einen Bock machen (schiessen).Wurzbach II, 44; Grimm, II, 203, 8; Körte, 667.

Von argen Fehl- und Misgriffen, auch wol dummen Streichen. Man erzählt: Ein pommerscher Edelmann, wiewol kurzsichtig, doch leidenschaftlicher Jagdliebhaber, war einst zur Herbstzeit auf der Jagd. In einem Vorgehölz ertönte der Ruf: Tirez haut! dessen man sich beim Aufsteigen von Federwildpret bedient, als ein vom Jagdgetön erschreckter, aus einer weidenden Herde versprengter Ziegenbock schnell eine Anhöhe hinaufeilte. Der Edelmann schoss und rief, als der Bock gestürzt, freudig aus: »Do lêt, hol mir der Döbel, der Schnepf.« Es gibt keinen Beruf und Stand, in dem nicht dergleichen Schnepfen geschossen werden.

Frz.: Il a choppé lourdement.

Holl.: Hij heeft een' bok gemaakt. (Harrebomée, I, 74.) – Hij schiet een bok. (Sprenger III, 10, und Anhang S. 24.)


*86. Einen Bock melken. (S. Aal 21.) – Franck, I, 2b; Henisch, 441; Körte, 665; Sandvoss, 140.

Sich vergebliche Mühe machen. Sokrates hat sehr witzig dergleichen Geschäftigkeit dargestellt. Er lässt einen gewissen Oenus einen Strick von Ginster drehen, an dem ein Esel nagt, wodurch er einen geschäftigen Mann anzeigen wollte, dessen Weib alles wieder verschwendet. – Die bairische Landbötin berichtete übrigens 1836 aus Inning im Isarkreise, dass man auf der dortigen Post Milch von einem Geissbock, der auf der rechten Seite eine Zitze habe, erhalte. Im Boten aus dem Riesengebirge (Hirschberg 1859, Nr. 57) zeigt S. 898 unter der Ueberschrift »Naturseltenheit« der Förster Winkler in Esterwalde bei Friedeberg am Queis einen 21/4 Jahre alten, zur Zucht brauchbaren und dabei gleich einer jungen Ziege ohne Reizung Milch gebenden Ziegenbock zum Verkauf an.

Holl.: Den bok scheren. – Het is den bok gemolken. (Harrebomée, I, 74.)

Lat.: Mulgere hircum. (Virgil.) (Erasm., 16; Faselius, 104; Wiegand, 502; Seybold, 314; Binder I, 1016; Philippi, I, 58.)


*87. Er führt den Bock in den Garten.

Macht etwas sehr Ueberflüssiges, da der Bock ungeführt in den Garten geht.


*88. Er hat noch Böcke zu melken.


*89. Er hat's dem spanischen Bock1 zu danken, dass er die Stadt gesehen hat. (Surinam.)

1) Sehr harte Negerstrafe. – Alles hat zwei Seiten; auch das Schlimmste hat noch sein Gutes.


*90. Er kann einen Bock zwischen den Hörnern küssen.Körte, 667.

Von äusserst Magern, Klapperdürren.


*91. Er macht den Bock zum Kohl(Zier-)gärtner.Struve, 14.

Lat.: Ovem lupo commisisti. (Terenz.) (Seybold, 424; Wiegand, 522.)


*92. Er muss Bock stehen.Tobler; Kirchhofer, 272.

D.h. auf Händen und Füssen stehen, dass ein anderer, der in die Höhe steigen will, auf seinen Rücken treten kann.


*93. Es gibt (ist) hier weder Bock noch Klotz. Tendlau, 104.

Es fehlt an Mitteln zum Sägen und Spalten; es fehlt an allem, was zum Zwecke führen kann.


*94. Es ist mit (tausend) Sckrecken, was a hilzerner Bôk für Inselt hot. (Schles.)

Damit drückt der Schlesier sein ironisches Erstaunen über Dinge aus, die seine Erwartung nicht befriedigen, über das Kleine, Unbedeutende u.s.w.

Holl.: Wie zou gedacht hebben, dat in dat kleine beestje zoo veel smeer stak. (Harrebomée, I, 42.)


*95. Es wird ihn auch einmal ein Bock stossen. Lehmann, 94, 86.


*96. Ey, do hätt' ich a Buck zum Gartner gesatzt.Gomolcke, 373.


*97. Ist der Bock gesattelt?

Scherzhafte Frage, ob jemand zum Mitgehen bereit sei.


*98. Sieh ock, wie der Bohk doas Zickle wittert. (Schles.)

*99. Wann de Böcke lammet.Curtze, 359.


*100. Was hast du noch für Böcke zu melken!


*101. Wie der Buck uf de Hörner.Gomolcke, 1110.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu1.

Slov.: Stari kozel, terdi rog.

Wend.: Starší wół, twjerdši róh. (Čelakovský, 122.)


zu25.

Dän.: Bukken veed at han har horn. (Prov. dan., 95.)


zu27.

Dän.: En malker bukken, den anden holder et sold under. (Prov. dan., 96.)


zu41.

Dän.: Er end bukken of huuset, saa er dog stanken der. (Prov. dan., 96.)


zu44.

Das Alter stumpft die Empfindung ab.


zu56.

In der berner Mundart lautet das Sprichwort: Was d'r Bock no u' ihn sälb'r weiss, das trouent'r füra oder Geiss. (Zyro, 67.)

Lat.: Creditur omne caprae, quod cognoscit caper in se. (Müllenhof und Scherer, Denkmäler, XXVII, 2, 30.)


zu79.

Dän.: At lade bukken vogte haren, ulven faarene hogen hönsene. – At binde hunden ved polsen. (Prov. dan., 96.)

Engl.: To give the wolf the wether to keep.

Schwed.: Sätta bocken till trädgårdsmästare. (Marin, 26.)


zu85.

Das Hohnwort, »einen Bock schiessen«, hat sich ohne Zweifel ursprünglich auf die Böcke des Gottes Donar bezogen, deren Tödtung nach der germanisch-nordischen Göttersage mit derjenigen der Rinder des Helios oder der Rosse des Neptun in der griechischen und römischen Mythologie in gleicher Bedeutung steht. (Vgl. Unbekannte, Fremdlinge von Th. Elze in Ueber Land und Meer, 28. Bd., Nr. 30.)


zu86.

»Aristoteles sagt, dass ein Bock in der Insel Lemnos zwey Euter bey seinem männlichen Glied gehabt, darauss man Milch gemolken und Käss gemacht.« (Oec. rur., 12, 448.)


102. Arka Bok an äödar Hok. (Nordfr.) – Johannsen, 68.

Jeder Bock (in) einen andern Stall. Kinderspiel. Im Amrum: Arke Bok üüne sin âmj Hok. (Jeder Bock in sein eigen Loch.) Auf Sylt: Ark Bok tö sin Hok. (Haupt, III, 367, 270.)


103. Böcke sind leichter zu regieren als Mönche.Klosterspiegel, 15, 20.


104. Den Bück1 mälken un inner Heië2 ä fisken, bringet nîx in. (Ravensberg.) – Firmenich, I, 281, 9.

1) Ziegenbock.

2) Heide.


105. Der Bock hat die Weinrebe gebracht. (Tirol.)

Darum wird z.B. in Unteretsch kein Bock, der in ein Weingut kommt, gepfändet, während anderes Klauenvieh in den Pfandstall getrieben wird. (Vgl. Morgenblatt zur Bairischen Zeitung, 1865, 284-285.)


106. Der Bock ist kein guter Gärtner.


107. E oler Bock lett wol von de Woll, awer nich von de Necken. (Danziger Nehrung.)

108. Ein alter Bock stösst hart.Frischbier, I, 406.


109. Ein hölzerner Bock ist noch besser als eine silberne Ziege, sagte mein Vater, Gott tröst' ihn.Ueber Land und Meer, 1862, S. 275a.


110. Einem stossenden Bock muss man aus dem Wege gehen.

Lat.: Occursare capro, cornu fecit ille caveto. (Zinkgref, II, 104.)


111. En Buck kann men mal schêten, doch lat em die ni stöten.Plattdütscher Husfründ, III, 16.


112. Man kann einen Bock so satteln, dass er aussieht wie ein Pferd.

Lat.: Per pompam falere quit equo caper equivalere. (Reuterdahl, 714.)

Schwed.: Man ma swa sadhla een buk at han aer baetre aen een haest. (Reuterdahl, 714.)


113. Man muss wol zuweilen aus dem Bock ein Pferd machen.

Dän.: Man maae saa klede en buk, at han er saa god som en hest. (Prov. dan., 347.)


114. Man schätzt den Bock nicht nach den Haaren.

Dän.: Man skol ikke tage bukken ofter haaren. (Prov. dan., 95.)


115. 'Ne âlde Bock hät stîf Hôre. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 119; für Ostfriesland: Bueren, 956.


116. Obschon der Bock aus dem Hauss ist, so bleibt doch der Stanck darinnen.Lehmann, 698, 9.


117. Stösst dich der Bock, dann trotze du; stösst er dich um, dann gute Ruh.Frieske, 5.


[1024] 118. Wat gâne dem Bock de Lämmer an, dat Schâp mot se ledde. (Korkehnen.) – Frischbier, II, 397.


119. Wat gâne dem Bock de Lämmer an, seggt de Bûr, als hei et Kind wege sull. (Wehlau.) – Frischbier, II, 398.


120. Wenn der Bock ist der Tate (Vater) und die Ziege die Mamme (Mamma, Mutter), was kann Ziegenfleisch für ein Kibed (zu verehren Würdiges) sein? (Jüd.-deutsch.)

Von gemeinen Aeltern werden selten gute Kinder kommen.


121. Wenn der Bock satt ist, jucken ihm die Hörner.

Holl.: Aen wel-gevoede kammen joucken de hoornen. (Cats, 148.)


122. Wess sich der pock verweyss, des vemüt (d.h. des bemüt) er sich auff dye geiss.Hofmann, 29, 33.


*123. Dä hät de Böck geschoren. (Bedburg.)

Den Nutzen davon.


*124. Das ist ein starker Bock.

Ein grober Fehler.


*125. Dass dich der Bock nicht stosse.

Dass das Wort »Bock« mythische Bedeutung habe, ist in der Redensart Bock 76 u.a. bemerkt worden. Inzwischen hat Th. Elze in Nr. 30 von Ueber Land und Meer, 28. Bd., S. 16 das Wort Bock in einer Anzahl Redensarten von dem slavischen Worte bog abgeleitet, und in diesem zweiten Sinne, in dem es nicht das bekannte Thier mit Hörnern bezeichnet, sagt er, würde es besser mit einfachem k als mit ck geschrieben. Das slavische bog, d.i. Gott, bedeutet entweder Gott oder Teufel, je nachdem dabei an den beli-bog, den weissen, lichten, guten Gott, oder an den czernibog, den schwarzen Gott oder Teufel gedacht wird. »Bokleichnam«, ein Ausruf bei Hans Sachs, heisst so viel als Fronleichnam, corpus domini. »Durch Boks Tod lauf, trink«, bedeutet, um Christi Todes, um Jesu Christi willen, lauf, trink. – Dagegen (auch bei Hans Sachs) »Beltzenbok« meint den Beelzebub, den Teufel. Ins Bokshorn jagen, heisst, zum Teufel jagen; dass dich der Bok nit stoss (in verschiedenen Wendungen bei Hans Sachs u.a.) bedeutet, dass dich der Teufel nicht hole. – Bok ist in diesem Sinne, in dem es nicht das Thier bezeichnet, das slavische Bog. (S. Boksgichter, Bockbier u.a.)


*126. De Bock het (heisst) Heärmen.Frommann, III, 372; V, 351, 8.


*127. Den Bock ziehen.

In der alten Chronik des Barons v. Valvasor finden sich Schilderungen mehrerer Charivaris. In der Beschreibung von Wibpach (Kreis Adelsberg in Illyrien) erzählt er folgenden Brauch: »Wenn die ledige Pursch sichere und gewisse Nachricht haben, dass eine Jungfrau in ihr dreissigstes Jahr gehet, und doch noch unversprochen ist, so muss sie sich mit den Pursch vergleichen und denselben etwas spendiren oder widrigenfalls ›den Bock ziehen.‹ Sie nehmen eine Haus- oder Stubenthür und binden ihr dieselbe an. Solche Thür muss sie, und zwar am Aschermittwoch, ziehen. Ungefähr vor 35 Jahren hat also zu H. Creutz, welches zwar schon im Görtzerischen Lande, doch gleich an der Crainerischen Grenze ligt, eine Kolinder den Bock ziehen müssen.« Der genannte Chronist fügt hinzu: »Mit besserm Fuge sollten solche junge Tölpel und Klotzen selbst jedweder den Bock ziehen, darum, dass keiner ihrer sich angenommen hat.« (Europa, 1870, Nr. 32, S. 1011.)


*128. Den hat der Bock gestossen.Frischbier, I, 403.

Sagt man in Tolkemit von einem, der Frauenburg passirt hat.


*129. Der Bock ist aus dem Garten.Frischbier, I, 404.


*130. Der Bock ist em anganga.Nefflen, 454.

Es ist ihm gelungen, geglückt, der Zufall war ihm günstig.


*131. Der Bock stösst.Frischbier, I, 405.

Wenn Kinder aus Eigensinn weinen, so sagt man: sie bocken; hören sie damit auf, so haben sie ausgebockt.

*132. Der schwarze Bock hat sie erschreckt (oder: gestossen).

Von einem Mädchen, das schwanger geworden ist.


*133. Doas woar dem Bok an a Sak gegriffen, und nischt in de Hände kriegt. (Schles.)


*134. Einen faulen Bock lassen (schiessen). Frischbier, I, 407.

Sich unanständig aufführen.


*135. Em stett de Bock. (Königsberg.) – Frischbier, II, 396.

Er muss schlucken, schluchzen.


[1025] *136. Er hat auf den Bock geladen. (Altenburg.)

Von einem Betrunkenen. Er taumelt, sein Obertheil ist schwer. Bock ist hier der Theil des Schubkarren über dem Rade.


*137. Er hat Bock getrunken.

Bockbier; ist berauscht, redet, handelt, als wenn er es wäre. Man hat die Bezeichnung Bock für das berühmte Maibier des Hofbrauhauses in München verschieden abgeleitet. Man erzählt die Anekdote von dem englischen Lord, dem das münchener zu leicht gewesen, und dem zu Liebe der Brauer einen so kräftigen Trunk gebraut haben soll, dass er davon trunken ward und hinfiel. Auf die Frage, was ihm geschehen sei, soll er geantwortet haben: Ein Bock hat mich gestossen. Eine einfachere und zutreffendere Erklärung finden wir in Schmeller's Baierischem Wörterbuch, wo nachgewiesen wird, dass dies starke Bier ursprünglich eimbeckisches Bier war und hiess. Im Reichsarchiv zu München findet sich noch eine herzogliche Vollmacht im März 1553 auf einen erfurter Bürger zum Transport von zwei Wagen schwer Aimpeckisch Bier, so die Nürnberger dem gnädigen Herrn geliefert, vor. Es ist nun leicht begreiflich, dass die Umwandlung von Eimbeck in Eimbock, Einbock und endlich in ein Bock und einfach »Bock« geschehen konnte. Diese volksmässige Umformung ist indess schon ein paar Jahrhunderte alt, denn in der Land- und Polizeiordnung von 1616 ist von einem Bock-Meet die Rede, welcher nicht anders als zur Nothdurft der Kranken gehalten werden sollte. (Vgl. Gartenlaube, 1873, Nr. 1.)


*138. Er hat den Bock bei den Hörnern.Lehmann, 936, 1.

Ist in Ungewissheit, im Zweifel. (S. Beissen 55, Weg 328, Wolf 580, Zwickmühle 4.)

*139. Er hat ein Bock im Hauss.Lehmann, 698, 12.

Von jemand, der Schande im Hause hat.


*140. Er nimmt den Bock für den Hund.

Er lässt sich lieber stossen als beissen, schmeichelt lieber, als dass er sich verfeinde.


*141. Er streift Böcke. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 395.

Er erbricht sich.


*142. Gestochen der Bock, warum geht er ins Kraut. (Oberösterr.)

Beim Kartenspiel gebräuchlich, wenn ein Stich gemacht wird.


*143. He settet den Buk up de Haverkiste. Schütz, I, 175.


*144. Ich fahre vom Bock.

Beim Kartenspiel, bei der höchsten Karte anfangen, die folgenden nachspielen.


*145. Ich sprich bi Bockes Lied.Reimchronik, 72.

Bei Bocklied war damals ein üblicher Schwur. (Tobler, 63.)


*146. Köp di 'n Buck, so dörst nich melken. Globus, VIII.

Zuruf an den Faulen.


*147. Mein Bock hat auch Hörner. (S. Bauch 149, Leute 100.)


*148. 'N Bock in d' Hode zwicke. (Oberösterr.)

Soll denselben Sinn wie 86 haben.


*149. Wer hat schon Böcke lammen sehen!

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1024-1026.
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