Sitzen

1. Besser sitzen bei einem der leugt, als bei einem der schweigt.Petri, II, 39.


2. Besser sitzen bleiben, als sich einem Eheteufel verschreiben.

In Welschtirol: 'L ie mien restá, che stlett ciapà. (Hörmann, 24.)


3. Bettelmännisch g'sesse ist besser als edelmännisch g'stand'n. (Oberösterreich.)


4. Bist du wol vnd hoch gesessen, lass ladunckelin nicht mit vom teller essen.Henisch, 948, 22.


5. Das Sitzen lieben mehrere als das Schwitzen.


6. De gôt sitt, wâr sîn Rügge.Bueren, 139; Eichwald, 1607.


7. De woll sitt, late sin Rüggen.Schütze, IV, 99; Eichwald, 1611; für Göttingen: Schambach, II, 587; für Iserlohn: Woeste, 76, 270.

Wer es gut hat, sei ruhig und zufrieden.


8. Diar wel sat, di lêt sin rük'en. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 319.

Wer wol sitzt, der lasse sein Rücken. Auf Sylt: Diär wel set, die mei sin rukken let. (Frommann, IV, 141, 301.)


9. Die hoch sitzen vnd stehen, müssen viel übersehen.Lehmann, 660, 91.


10. Die zunächst sitzen, sind die Kundigsten. Graf, 457, 517.

Wer am nächsten ist, kann die genaueste Kenntniss von einer Sache haben. Die besten Zeugen sind die Angehörigen derselben Gemeinde, namentlich wo es sich um ein Urtheil über Ehre und Schande eines Genossen handelt. »De dar am negesten wahnen, de hebben de beste Wetenschap darum.« (Thorsen, Jüt. Lov. II, 7 [109].)

Dän.: Than æræ e kyndæst af thær næst sitæ. (Thorsen, Jüt. Lov., I, 64 [108].)


11. Es ist eins, wo man sitzt, wenn man nur was Tüchtiges kann.

Holl.: Tis al eens waer hi sit diet wael kan. (Tunn., 23, 22.)

Lat.: Quo sedet aut ubi sit nil refert omnia qui scit. (Fallersleben, 678.)


12. Es sitzen nicht alle weich, die hoch sitzen.


13. Es sitzet keiner so gut, es drückt ihn ein Schuh oder kneipt ihn der Hut.

Mhd.: Nie kein man sô ebene gesaz, im gebraste etes waz. (Ottokar.) (Zingerle, 84.)


14. Gât gesiessen äs half giessen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 252.


15. Guet g'sässa isch halb g'gässa. (Bern.) – Sutermeister, 128; Zyro, 15.


[579] 16. Gut (wohl) gesessen ist halb gegessen.Hollenberg, II, 66; Eiselein, 231; Körte, 2450; Simrock, 3514; Braun, I, 997.

Bei Tische bequem sitzen ist so viel werth als ein paar Gerichte. »Die Regierung sorgt für die Demokraten genug, sie gibt ihnen halbe Fütterung, denn ein alter Spruch sagt: Gut gesessen ist fast so gut wie halb gegessen.« (Kalisch, Volkskalender des Kladderadatsch, 1850, S. 64.)


17. He sitt, as wenn he an den Stohl picket is. Dähnert, 348b.

Sitzt sehr fest, lässt sich nur in äussersten Fällen zum Aufstehen bewegen.


18. Hei sitt'r nu enmal, segt de Schîbenkîker. (Hildesheim.) – Hoefer, 906.


19. Hie sitz' ich besser, dann zu Speyr im Stock. Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 147.


20. Hier sitt ik gôd, harr de Katt seggt, harr up't Speck säten.Kern, 703.


21. Hier sitz' ich besser als zu Speier im Stock, sagte der Bauer, da sass er beim Schoppen Wein.


22. Ick sitt ganz gôd, seggt de Katt, dann sêt se up't Speck. (Mecklenburg.) – Hoefer, 588; Latendorf II, 18; Schlingmann, 799; Schiller, III, 6a; ostfriesisch bei Frommann, VI, 282, 692; Bueren, 634; Hauskalender, III; Peik, 196.

Dän.: Vi sidde nu alle vel, sagde katten, han sad paa flesker. (Bohn I, 403; Prov. dan., 497.)


23. Ik sitte hî noach gued, har de Katte sagt, doa har se in der Käsehourd (Käsehorde) huaken. (Halver in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 258, 81.


24. Man hat so viel vom Sitzen wie vom Stehen.

Bekannte Erwiderung, wenn jemand zum Sitzen eingeladen wird.


25. Ne, hir te sitten un nicks te verkopen, dâ kann mîn Schuotsten (Schornstein) nitt van roken. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 65; Woeste, 76, 279.

Sagen Frauen, die, nachdem sie lange geschwatzt haben, endlich weggehen wollen.


26. 'S Sitze ist gut, sagte der Schneider, als er über d' Stube gange war. (Oberösterreich.)


27. Sässen wir alle zu Tisch, wer brächt' uns dann Fisch.


28. Si so hiät et siäten, segget de allen Wiwer, wann se 'n Düppen tebriäket. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 62, 15.


29. Sitt 't nich gôd, hangt 't doch beter. (Ostfries.) – Bueren, 4043; Hauskalender, II.


30. Sitz auff dein Arss, so tragen dir die Meus kein stroh hinein.Gruter, III, 82.


31. Sitze meinetwegen krumm, aber sprich gerade. (Göttingen.)


32. Sitzen bleiben ist besser als aufstehen und fallen.

Von einem gefährlichen oder unsere Kräfte übersteigenden Unternehmen abstehen ist besser als sich darauf einlassen und einen Fehlschlag thun.

Engl.: As good sit still, as rise up and fall. (Bohn II, 132.)


33. Sitzen ist besser als stehen, liegen besser als sitzen, Schlafen (auch Todtsein) aber besser als beides.

Es ist dies aber kein Grund, den Zeitpunkt dafür zu beeilen, weil er sicher und allgemein ist. Die Lebenden wandeln auf einer Bahn, wo am Ende der Reise der Ruheplatz nie fehlt.


34. Sitzest gut, so sitzest fest, alter Sitz ist stets der best.Rochholz, 31; Simrock, 9552; Braun, I, 4113.


35. Sitzestu woll, so sitze gewiss, die enderung baldt schedlich ist.

It.: Quand' e' ti dice buone al paleo, non giuoco cure alla trottola.


36. Stöll gesete on langsam gefrete, man glowt nich, wat man herbarge kann.Frischbier2, 3522.


37. 'T is better, klein gesätten un satt gegätten, äs weut gestrîen un Hunger gelîen. (Sauerland.)


38. Vebel gesessen ist halb gefastet.Lehmann, II, 786, 2; Henisch, 1417, 59; Simrock, 9554.


39. Vom sitzen wird einem so viel als vom stehen.Petri, II, 578.


[580] 40. Wade ni soass, dar krîjte woas.Peter, 448.


41. Wat buten, sitt, dat mi nig bitt. (Holst.) – Schütze, IV, 99.

Was aussen sitzt, beisst mich nicht. Ausschlag im Gesicht oder sonst ein ungefälliges Aeussere soll, meint das Sprichwort, dem innerlich gesunden oder guten Menschen nicht schaden.


42. Wecker wol sitt, loat sîn Rücken.Danneil, 276; Schwerin, 23.


43. Weit gesessen, bald vergessen.Petri, II, 619.


44. Wer allzeit hinden offen sitzt, vnd grillen vnd holzlin spitzt, und frembde Land nicht beschaut, der ist ein Aff in seiner Haut.Henisch, 1744, 15.


45. Wer gôd sitt, lat dat Rucken. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 151; Weserzeitung, 4097; hochdeutsch bei Simrock, 8568.

Das Hauptstreben des Besitzers eines (oldenburger) Bauerngutes geht dahin, dasselbe seinen Erben in demselben, womöglich noch besserm Zustande zu überlassen.


46. Wer gut sitzt, erhält bald gute Gesellen.

Port.: Quem tem bom ninho, tem bom amigo. (Bohn I, 293.)


47. Wer hoch sitzt, soll nicht über sich, sondern vnter sich sehen vnd helffen, wo hülff von nöthen ist.Lehmann, 660, 91.


48. Wer nicht sass, der kriegte was.

Wer nicht gehorcht, wird bestraft. Wol aus der Schule entlehnt, wo jeder Schüler auf seinem Platze sein soll.


49. Wer niedrig sitzt, der sitzt gut.

Engl.: Lowly sit richly warm. (Gaal, 147.)


50. Wer warm (wohl) sitzt, lasse das Rücken. Oec. rur., 179; Coler, 294a; Petri, II, 782; Eiselein, 570; Lehmann, 146, 18; Lehmann, II, 853, 366; Hollenberg, I, 78; Körte, 6764; Pistor., VII, 43; Simrock, 9551; Moscherosch, 276; Lohrengel, I, 704; Steiger, 182; Braun, I, 4112; für Waldeck: Curtze, 310, 330; für Iserlohn: Woeste, 76, 270.

»Man dit mark di uk: Dear well set, de mei sin rukkin let.« (Hansen, 4.) »Es ist ein Sprichwort, das ist wahr, wer wol sitzt, sey nit wandelbar.« (Jechenhofer, Mirakelbuch, 4, 1659; Beeren, 331.) Die Armenier sagen: Bleibe da, wo's Brot gibt. (Ausland, 1871, 404b.)

Engl.: As good sit still, an rise up and fall. (Gaal, 1320.)

Frz.: Le trop changer empire. – Quand on est bien, il faut s'y tenir. (Lendroy, 98.) – Qui bien est, s'il se meut, il erre. (Cahier, 1092.) – Qui est bien ne se meuve. – Tel change qui ne gagne pas.

Holl.: Die een goed plaatsje heeft, doet best, stil te blijven zitten. (Harrebomée, II, 186a.)

It.: Chi muta stato, muta fortuna. (Bohn II, 83.) – Chi sta bene, non si muove. (Bohn I, 86; Cahier, 2825.) – Chi vuole star bene, non bisogna spartirsi di casa sua. (Masson, 352.)

Lat.: Qua positus fueris in statione, mane. (Gaal, 1320; Seybold, 476.) – Regula certa datur: bene qui stat, non moveatur. (Binder II, 2944; Gaal, 1320; Lehmann, 175, 2; Sutor, 85.) – Si qua sede sedes, et erit tibi commoda sedes, illa sede sede, nec ab illa sede recede. (Binder I, 1653; II, 3127; Frob., 572; Philippi, II, 190; Seybold, 566; Egeria, 273; Fischer, 215, 94.) – Si sede qua sedes bona, eritque sedes commoda, hac sede tu sede, nec hac recede sede commoda. (Seybold, 566.) – Sorte tua contentus abi. (Fischer, 215, 94.)

Poln.: Kamień vręsto poruszuny mihem nie obrośnie. – Kto ma chléb niech nieszuka kataczów. – Przesadzana plonka niesporo roście. (Masson, 352.)

Schwed.: Den wäl sitter, han sitte, om han kan. (Grubb, 128; Marin, 9; Wensell, 21.)

Span.: Quien bien esta y mal escoge, por mal que venga no se enoje. (Cahier, 3409.)

Ung.: Ülly vesztig, ha jol vagyon dolgod. (Gaal, 1320.)


51. Wer wohl sitzt, der hat böse Gedanken. (S. Erleiden 3.) – Lehmann, 346, 75.


52. Wir sitzen hier und lauern wie der Schnürmacher auf den Reis.


53. Wir sitzen und rathen, es wäre besser, wir wüssten es, sagte der Rathsherr, als man ihn fragte, was sie so lange im Rathe machten.


54. Wo du sitzest, kann auch ein ordentlicher Mann sitzen.

Holl.: Daar hij zit, kan een ordentelijk man ook zitten. (Harrebomée, II, 53a.)

55. Wol gesessen ist halb gegessen.Petri, II, 809; Henisch, 950, 47.


[581] *56. Ar sitzt wi d'r Teif'l in der Dornheck'n. Frommann, VI, 235, 379.

Um eine schlimme, unbehagliche Stellung zu bezeichnen.


*57. Da sässen wir; wenn wir was hätten, so ässen wir.


*58. Da sitt he vör fîf Mark vêr Schilling. (Holst.) – Schütze, I, 96; III, 83; IV, 98.

Da sitzt er wie auf dem Staupbesen, wie ein armer Sünder. Von einem, der sehr niedergeschlagen und betäubt ist. Ein Stubessen (Staupbesen) nennt man in Hamburg den Betrag von 5 Mark 4 Schillinge, welche der Stäuper für eine Auspeitschung erhielt.


*59. Da sitzt der Knoten.


*60. Da sitzt ein Habicht auf der Hecke.

Nehmt euch in Acht, es ist ein Aufpasser u.s.w. da.


*61. Da sitzt's und hat ein Hütle auf. (Meiningen.)

Um zu sagen: Man hat das Geld nicht immer so da, um zu kaufen und zu geben; es fällt nicht aus dem Aermel.

*62. Dai sittet as 'ne Méus im Méäldüppen (Mehltopf). (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 162, 138.


*63. Dai sittet sik im Lechte as en Holskenméäker1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 162, 138.

1) Holzschuhmacher.


*64. Das sitzt wie ein Hopfensack.

Von unpassenden, plumpen u.s.w. Kleidungsstücken.


*65. Dat sittet säu ful as Kaf (Spreu) an der Wand. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 58.


*66. Die wird nicht lange sitzen bleiben.

Das Mädchen wird bald einen Mann finden.

Frz.: C'est une fille de belle défaite. (Kritzinger, 208a.)


*67. Do sitzt si uf em Mist, nimm si, wie sie ist. Sutermeister, 102.


*68. Du sitzest wie ein Bussard.

»Der Bushard ist so faul, traag vnnd gemach, dass er noch nit abstatt weycht, ob man schon zwey oder drey mal nach jm geschossen hat. Dannach här das sprüchwort van den faulen leuten gesagt werden, da man spricht: Du sitzest wie ein Bushard.« (Gessner, Vogelbuch, 143a.)


*69. Er bleibt sitzen wie eine Häslaus (Kleiderlaus). (Rottenburg.)


*70. Er hat ihn sitzen lassen.Mayer, II, 143.

Hat ihm in der Verlegenheit keinen Beistand gewährt.


*71. Er hat sie sitzen lassen.Braun, I, 4111.

Hat sie nach gegebenem Eheversprechen nicht geheirathet. In Pommern: He hett se sitten laten. (Dähnert, 424b.)


*72. Er sitzt.

D.h. er duldet eine Gefängnissstrafe ab.


*73. Er sitzt, als ob er Stränge scheissen wollte. Frischbier2, 3507.


*74. Er sitzt, als wenn er auf Eiern sässe.

Von denen, die ungern aufstehen.


*75. Er sitzt am Schmandkasten. (Tolkemit.) – Frischbier2, 3508.

Nämlich an der Quelle, sodass es ihm nicht fehlen kann.


*76. Er sitzt auf dem Hause Talkenstein bei Welkersdorf. (Schles.) – Berndt, 59.


*77. Er sitzt auf dem Kynast.Berndt, 59.


*78. Er sitzt auf dem Pferde, wie die Kneifzange auf der Sau.Frischbier2, 3515.


*79. Er sitzt auf dem Pferde, wie ein Frosch auf dem Kuhschiss. (Westf.)


*80. Er sitzt auf den Götzen mit dem Arsch wie Rachel.Eiselein, 255.


*81. Er sitzt auf der Schlagbank.

Ohrfeigenplatze.

Poln.: Siedzą jak źaby na roźnie. (Lompa, 29.)


*82. Er sitzt auf'm Esse-Bett. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

D.i. er macht es sich sehr bequem. Am Pessachabend wird die Mahlzeit, zum Zeichen der Freiheit, sehr bequem auf einem Sofa (Essebett) eingenommen.


*83. Er sitzt beim Bret.


*84. Er sitzt da oben, wie eine Kuh auf dem Kirschbaum.

Holl.: Daar zit zoo hoog als eene koe in een' kersenboom. (Harrebomée, I, 422b.)

*85. Er sitzt darauf wie der Hund auf dem Heu.Eiselein, 327.


*86. Er sitzt drauff, wie die henn auffn eiern. Waldis, III, 26, 30.

Vom Geizigen, der auf seinem Gelde sitzt.


[582] *87. Er sitzt hinterm Ofen und brät Aepfel.

Er faulenzt.


*88. Er sitzt im Kleister.Masson, 342.


*89. Er sitzt in Gedanken, als wär' ihm der Herbst erfroren.


*90. Er sitzt länger (Abtritt) als ein Bauer auf seinem Erbe.Frischbier2, 3509.


*91. Er sitzt mit dem Leibe darauf, wo die Bergleute das Schurzfell tragen.


*92. Er sitzt warm.

Lebt im Wohlstande.


*93. Er sitzt wie angepicht.Klix, 80.


*94. Er sitzt wie auf Kohlen (oder auch: Nadeln).Frischbier, 517; Frischbier2, 3510.


*95. Er sitzt wie besessen.

Poln.: Siedzi jak opętany. (Lompa, 29.)


*96. Er sitzt wie der Bürgermeister von Zinten. Frischbier2, 3511.

Sehr bequem, breit und behaglich.


*97. Er sitzt wie der Dachs im Loche.Frischbier2, 3512.


*98. Er sitzt wie der Fuchs unter der Egge. Frischbier2, 3513.


*99. Er sitzt wie der Ochs im Heu.

Lebt im grössten Ueberflusse, ohne Genuss, weil den Ochsen in der Heuernte das Maul verbunden wurde.


*100. Er sitzt wie der Teufel im Weihwasser.

Holl.: Hij zit gelijk de duivel in een wijwatervat. (Harrebomée, II, 467a.)


*101. Er sitzt wie die Butter in der Sonne. Körte, 3514.


*102. Er sitzt wie die Laus im Schorf.

Also sehr gut.


*103. Er sitzt wie ein Ast.


*104. Er sitzt wie ein Wachtelkönig im Hirse. Gotthelf, Erzählungen, V, 133.


*105. Er sitzt wie eine Laus zwischen zwei Daumen (Nägeln).Henisch, 664, 29; Eiselein, 411; Simrock, 6239.

Wer sich in der augenscheinlichsten Gefahr befindet.

Holl.: Hij zit gelijk eene luis tusschen twee nagelen. (Harrebomée, II, 41.)

Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. (Seybold, 15.)


*106. Er sitzt wie eine Perle im Golde.

Holl.: Hij zit als een pareltje in het goud. (Harrebomée, II, 172b.)


*107. Er sitzt wie eine Töpferschürze.Holtei, Eselsfresser, I, 146.


*108. Er sitzt wie Eva hinterm Feigenblatt. Frischbier2, 3516.

Engl.: To sit like a wire drawer under his work. (Bohn II, 61.)


*109. Er sitzt wie in Abraham's Schos.

Man verbindet damit die Vorstellung eines glücklichen Zustandes.


*110. Er sitzt zu lange vber den Eyern.Lehmann, 802, 5.


*111. Er wird das nicht auf sich sitzen lassen.

Er wird sich rechtfertigen, reinigen, die Sache durchführen.

Frz.: Je n'en aurai pas le dementi. (Kritzinger, 215a.)


*112. Es sitzt ihm noch zwischen Fell und Fleisch.

Er kann noch zu keinem festen Entschlusse kommen.


*113. Es sitzt sich gut, er hat ein Stück Brot und einen Thaler Geld.

Erfordernisse eines münsterländischen Bauern beim Heirathen, wenn das Mädchen u.s.w. blos auf das Materielle sieht. Anderwärts sagt man von jemand, dem es nicht gebricht: Er steht sich gut.


*114. Es sitzt wie angepasst (angemessen, angegossen).

Besonders von gut schliessenden Kleidungsstücken.


*115. Hat sat ham, üüs a Sögg a Sâdel. (Amrum.) – Haupt, VIII, 355, 69.

Es sitzt ihm, wie einer Sau ein Sattel.


*116. He sett as e verlâwte Brût. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 3517.


*117. He sett as en Vögelschen en et Käuken. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 165.

Er sitzt wie ein Vögelchen im Käfiglein.


*118. He sett daher als en Appelhäker. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 3518.

Sehr breit und gemächlich.


[583] *119. He sett on kickt wie ennen Âp en de posteleine Kâs. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 93.

Er sitzt und guckt wie ein Affe im Porzellankasten.


*120. He sittet up de Eier. (Holst.) – Schütze, III, 65.

Er sitzt gut, wohlbehalten, seine Eier sind geborgen, er sitzt darüber.


*121. He sitt as de Kûn1 upp'n Mess.Dähnert, 304b.

1) Welscher Hahn. – Er sitzt so, wie er wünscht.


*122. He sitt as de Lûs in Schorf. (Holst.) – Schütze, III, 65.


*123. He sitt as de Parl in 't Gold.Kern, 1166.


*124. He sitt as en Tappzêrer, de nig rügg nog vorwärts kann. (Holst.)


*125. He sitt as Jan van fêrn.Stürenburg, 97b.

Von jemand, der sich nicht heranwagt, von fern hält.


*126. He sitt as wenn he Eier utbröden will. Eichwald, 421; Schlingmann, 754; Kern, 949.


*127. He sitt as wenn he up Eier sitt. (S. 74.) Schütze, I, 296.


*128. He sitt bit över de Ôren (bis an den Hals) in Dreck. (Holst.)


*129. He sitt mit'n Êrs na't Lucht1 as de Holskenmakers2. (Ostfries.) – Bueren, 620; Frommann, V, 524, 603.

1) Licht.

2) Holske, Holsche = Holzschuh. (Brem. Wb., II, 652; Schambach, Wb., 84; Stürenburg, 90.)


*130. Hê sitt so stûr1 as 'n Eddelmann. (Altmark.) – Danneil, 279.

1) Gerade, aufrecht, hier wol steif.


*131. He sitt up't Perd as de Esel up'n Plûmbôm. (Ostfries.) – Frommann, V, 524, 606.


*132. He sitt up't Perd un söcht (sucht) derna. (Ostfries.) – Frommann, V, 524, 607.


*133. He sitt unner sîner Froën Röck. (Rastede.)

Sodass er von Gläubigern nicht erreicht werden kann.


*134. Hei sätt da, wie dat Nijahrke.Frischbier2, 3519.


*135. Hei sittet as de Mius oppet Kommissbräud. (Sauerland.)


*136. Hei sittet op'm Peare (auch: Pearde) as de Foesk (Foerst) op'm Kaudreck.


*137. Hei sittet sik bäterte Diske äs de Pere. (Sauerland.)


*138. Hei sött twöschen Bôm on Bork. (Stallupönen.) – Frischbier2, 3520.

In dem Sinne wie: er steht zwischen Thür und Angel.


*139. Hier sitzt sich's wie im Rathskeller zu Bremen.

»Glücklich der Mann, der den Hafen erreicht hat und hinter sich liess das Meer und die Stürme, und jetzt warm und ruhig sitzt im guten Rathskeller zu Bremen.« (Vgl. J.G. Kohl, Der Rathskeller zu Bremen, Bremen 1866.)


*140. Ich sitze wie auf einer Pulvertonne.Klix, 80.


*141. Ich sitze, wo mein Grossvater sass, da er Bräutigam war.


*142. Ick sitt, as wenn mi de Naors brennt. (Altmark.) – Danneil, 265.


*143. Ick sitt hier rein vör Past lantant (passe le temps).


*144. Ik sal u derbi setten. (Deutz.)


*145. Ik sêt da twê lang un twê brêt.Schütze, I, 151.

D.h. ich sass sehr lange da.


*146. Ik sitt hier as de Lûs in Schorf. (Holst.) – Schütze, IV, 61.

Ich sitze hier sehr gut, ganz behaglich.


*147. Ik sitte as wenn ik up Natels sêt.Eichwald, 1399.

Ich sitze wie auf Nadeln. (Klix, 80.)


*148. Ja, da sitzt es und hat Mützchen auf.

Nämlich der Zwerglein unsichtbar machendes Nebelkäppchen. Dies Sprichwort wird gebraucht, wenn jemand etwas sucht, das er an einem Orte gesehen zu haben glaubt und es doch nicht finden kann. (Vgl. Bechstein, Deutsches Sagenbuch, S. 515; Grässe, Sagenschatz, S. 377.)


*149. Ja, dort sötzt a.

Nämlich der Vogel, Hase u.s.w. So sagt man in Lusdorf, Gegend von Böhmisch-Friedland, wenn der Schütze gefehlt hat.


*150. Jü sat üsch Parl uun 't Gul. (Nordfries.) – Johansen, 73.

Sie sitzt wie die Perle im Golde.


[584] *151. Lât man sitten, ik wêt, wat darünner stikt. (Hamburg.) – Schütze, IV, 98.

Scherzhaft zu jemand, der den Hut abziehen will; auch wol mit dem Nebengedanken: Ich weiss doch, dass es mit deiner Höflichkeit nicht weit her ist.


*152. Man sitt hier as inn Nothstall.Eichwald, 1611.


*153. Oben an sittest diu, dat beste frittest diu, nicks gist diu, dat grösste Miul häst diu. (Sauerland.)


*154. Se sitt as en Brud, de nüms halen will. Schütze, I, 166.

Von einem verlassenen oder vergessenen Mädchen, das auf Hoffnung, ohne Hoffnung sitzt, z.B. nicht zum Tanz aufgefordert wird.


*155. Se sitt as wenn se mit'r Brut kam'n is. Eichwald, 212.


*156. Se will dat nich up sik sitten laten.Dähnert, 424b.

Sie will sich wegen eines Vorwurfs oder einer Beschuldigung rechtfertigen.


*157. Sie sitzen beieinander wie im nassen Jahrgange. (Schweiz.) – Kirchhofer, 83.

Rathpflegend, was in dieser Lage zu machen sei. Aus dem Jahre 1759, in welchem es während der Ernte vier Wochen ununterbrochen regnete und die Landleute traurig beisammensassen und auf bessere Witterung harrten.


*158. Sie sitzen dabei wie zwei Hunde, von denen jeder den Wolf an einem Ohr gepackt hat.

Holl.: Ze zitten ermêe als twee honden, die den wolf elk bij een oor hebben gepakt. (Harrebomée, II, 478a.)


*159. Sie sitzet auf enand, wie d' Häsläus. (Ulm.)


*160. Sie sitzt wie ein Scheit Holz.

Frz.: Elle grouille aussi peu qu'une pièce de bois. (Kritzinger, 362a.)

*161. Sitt up em, he is vun Ulm.Eichwald, 1971.


*162. Sitzen bleiben, bis die Hühner Zähne kriegen.Riehl, Novellen, 393.


*163. Sitzen wie der Hase im Kraut.

Von denen, die gute Tage und vollauf haben.


*164. Sitzen wir doch im Trockenen und jagt uns niemand.


*165. So lang sött de Bûr nich op sinen Arw (Erbe), denn öss hei all lang pankrut. Frischbier2, 3509 u. 3521.

Wenn jemand lange an einem Orte, auch bei Befriedigung eines Bedürfnisses verweilt.


*166. So sitzen die Spatzen unters Dach. (Nürtingen.)

Bei dieser Redensart bohrt man der angeredeten Person mit den Fingernägeln unter die seinigen.


*167. So sitzen einem d' Rabben (Raben) auf dem Kopf. (Nürtingen.)

Bei dieser Redensart fährt man dem Spielgenossen u.s.w. ins Haar. In Rottenburg sagt man Krabben.


*168. Vom Sitzen herkommen, wie die Schneider sprechen.


*169. Was da ok nich hinger wäm a sösse, a werd's wul bleiben lussen.Frommann, III, 249, 290.


*170. Wenn du sittst, denn wöllst.Frischbier2, 3474.

Meist zu Kindern, die ihre Esslust nicht beherrschen können.


*171. Wir sitzen im Trockenen.


*172. Wir sitzen wie Narren hier.

Muss sich auf eine unbekannte Anekdote eines Schnürmachers beziehen, der so sass und den Reisbrei verfehlte.


[Zusätze und Ergänzungen]

173. Ferne gesessen, wirt baldt vergessen; nah bei der handt, wirt fast bekandt.Weinsberg, 61.


*174. Er sitzt wie die Kneifzange auf der Sau. Jähns, I.


*175. Sitzen, dass man schwarz wird.

»Wie viel Mädchen sitzen mit vier-, sechstausend Thalern, dass sie schwarz werden möchten.« (Hermes, IV, 148.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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