Wirth

1. Beim besten Wirth zehret man am besten. Lehmann, 922, 10.


2. Beim Wirth muss man dass lachen sowol bezahlen, als die Kost.Lehmann, 923, 24; Eiselein, 646; Simrock, 11683.


3. Da der Wirth ein Hanrey ist, ziehen die Gäste gerne ein.Facet., 502.


4. Darnach der Wirth ist, darnach befinden sich (beschert ihm Gott) die Gäste.Lehmann, II, 57, 2.

Lat.: Si bonus est hospes, malus, aut similis venit hospes. (Sutor, 560.)


5. Darnach Wirt, darnach Gast.Petri, II, 56.


6. Das ist ein guter Wirth, der die Löcher zu und die Böden voll macht.

Aus dem Munde eines Bauern. Zur Erklärung bemerkte er, dass er seine Wirthschaft jetzt in Stand habe; bei Uebernahme derselben habe er in Wänden, Zäunen, Wiesen und Feldern Löcher gehabt; diese seien jetzt zu und – die leeren Böden voll.


7. Das ist ein schlechter Wirth, der im eigenen Hause beschneit (beregnet).


8. De Wärt mot vorup.Lohrengel, I, 163.


9. Dem Wirth der Gast ist lieb und werth, bis der Säckel ausgeleert.Chaos, 110.


10. Dem Wirth im Hause steht es frei, auch unter das Bett zu machen seine Streu.


11. Den Wirth bezahlt man auf dem Boden. Graf, 253, 182.

In der Schweiz durfte der Wirth dem Gast nur dann auf Borg einschenken, wenn er trockene und unblutige Pfänder gab, die dann verkauft wurden, sobald das angestochene Fass leer getrunken war, da auf dem Fassboden jeder Ausstand bezahlt werden soll. »Vnd sol man Inn (den Wirth) vff dem Boden bezalen.« (Schauberg, I, 101, 44.)


12. Den Wirth findet man überall daheim, wohin man laufen mag.Binder III, 4084; Körte, 6874.

Lat.: Cauponi inest mens, ut quidem visum est mihi.


13. Den Wirth kennt man mittags, den Gast am Morgen.Altmann VI, 437.

14. Den Wirth muss man nicht fragen, ob er guten Wein hat.

It.: Non domandar mai all' hoste, se hà buon vino. (Pazzaglia, 171, 1.)


15. Der beste Wirth ist ein Schelm.


16. Der geringste Wirth ist offt der beste.Henisch, 1519, 3.


17. Der willigste Wirth kann seinem Gast die Stute nicht schlachten, die er selber nicht besitzt. (Jakutisch.)


18. Der Wirt isset auch zuweilen mit den Gesten.Petri, II, 115.


19. Der wirt ist nicht der beste, der sich volltrinket, ehe seine Gäste.Henisch, 325, 46.


20. Der Wirt mir essen bringt, weil ich hab' was klingt.Petri, II, 115.


21. Der Wirth allwegen der beste, mehr trinken muss als die Gäste.Eiselein, 645.


22. Der Wirth antwortet für den Gast.Graf, 291, 46.

Da der Fremde die Landesgesetze gar nicht oder doch nur unvollkommen kennt, so war oft der Wirth, bei dem er einkehrte und der ihn zu belehren hatte, für seine ungesetzlichen Handlungen verantwortlich. Auf Rügen: »De Wehrt antwordet vor den gast.« (Normann, 120, 101.)


23. Der Wirth, der keine Gäste will han, muss kein Schild aushängen.

Gilt auch von Frauenzimmeraugen, -Blicken und -Kleidung.


[278] 24. Der Wirth geneust offt dess Gasts, vnnd der Gast muss offt dess Wirths mit entgelten. Lehmann, 179, 16.

»Der Wirth ist die Weltliche Regierung, der Gast fromme Christen, vmb deren willen Gott Landt vnd Leuten guts thut.«


25. Der Wirth ist der best, er muss mehr trinken als die Gäst.Lehmann, 231, 26.


26. Der Wirth ist der beste, der voller als die Gäste.Simrock, 11676.

»Sieh da, der Würt, der ist der best, wird viel völler dann die Gäst.« (Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 14.)


27. Der Wirth ist immer Wirth, wenn auch eine Erle; der Knecht ist immer Knecht, wenn auch eine Eiche.Bertram, 57.


28. Der Wirth jhrten seindt warhafftiger als der Obrigkeit definitif vrthel, man kan nirgent hin davon appellieren.Lehmann, 923, 20; Eiselein, 646.


29. Der Wirth lässt die Weine Hochzeit machen.Simrock, 11693; Eiselein, 645.


30. Der Wirth mag dem Gaste wol die Thüre weisen, er muss ihn aber nicht selbst aus dem Hause führen.Petri, II, 115.


31. Der Wirth mag sein, wie er will, wenn er nur auf seine Sache acht gibt.Schles. Provinzialblätter, 1873, S. 239.


32. Der Wirth muss seinen Gast verwarnen. Graf, 294, 46.

Mhd.: Igleich wirt der sol den gast furwarnen. (Gaupp, Stadtrecht, 85, 11.)


33. Der Wirth muss sich nicht eher volltrinken, als die Gäste.


34. Der Wirth muss von Einem Zapfen schenken.Graf, 253, 180.

Bezieht sich auf die Bestimmung, dass kein Wirth gleichzeitig aus mehrern Fässern zapfen solle, weil die Gefahr dann nahe liegt, dass neben gutem Getränk auch schlechtes verschenkt werde.

Mhd.: Der wirt sol von ainem zapfen schenken. (Auer, 134, 336.)


35. Der Wirth schiert den Wirth nicht.Simrock, 11677.


36. Der Wirth soll dem Gast zulegen.Graf, 390, 578.

Er soll dem angegriffenen Gaste Beistand leisten, die Kraft zulegen, die ihm zur Selbstvertheidigung mangelt.

Mhd.: Der wirt sol dem gasst zuelegen. (Ruprecht von Freysing, II, 25.)


37. Der Wirth zum dürren Ast bettelt 's Brot und gibt's dem Gast.


38. Des Wirthes Bewillkommnung muss man beim Weggehen mit bezahlen.


39. Die Wirthe geben eine in die Hand vnd zwo an die Wand.Theatr. Diabol., 218a.


40. Die Wirthe haben alle Christo die List abgelernt, aus Wasser Wein zu machen.Eiselein, 107.

Nur leider nicht ganz, sie machen ihn schlecht.


41. Die Wirthe schreiben mit doppelter Kreide; drum hüte sich der Zecher.


42. Du kommst wohyn du wilt, so wirstu den wirtt daheymen finden.Agricola I, 715; Latendorf I, 134; III, 157, 464.

Holl.: Kom, waar gij wilt, gij zult er altijd den waard t'huis vinden. (Campen, 85.)


43. E gât Wirt kâ ned esi vîl sumeln, wä en licht Wirthän durchbräinjen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 384.


44. Ein armer Wirth spannt aus, eh's Abend wird.Nass. Schulbl., XIV, 5.


45. Ein armer Wirth und ein armer Gast ist eine Vberlast.Henisch, 1368, 52.


46. Ein frölicher Wirth macht fröliche Gäst. Lehmann, 233, 44.

Holl.: Vrolijke waarden maken vrolijke gasten. (Harrebomée, II, 430b.)

Schwed.: Lustig wärd gjör gladan gjäst. (Grubb, 470.)


47. Ein guter wirt, ein böse herberg.Franck, I, 145a.


[279] 48. Ein guter Wirth begehrt gute Gäste.

Bei Tunnicius (787): Ein gût wert begert gute geste. (Si bonus est hospes, iustos ad prandia concit.)


49. Ein guter Wirth darf für die Zukunft nicht zagen.


50. Ein guter Wirth fragt seine Gäste nicht.

Er legt vor ohne zu fragen, denn man sagt: Wer fragt, gibt nicht gern.

Schwed.: God wärd frågar intet om gjästen wil. (Grubb, 262.)


51. Ein guter Wirth geht nicht eher zu Stuhl, bis er eine neue Mahlzeit hat.Frischbier, 4062.


52. Ein guter Wirth ist zuerst auf und geht zuletzt zu Bett.

Holl.: Een goede waard is eerst op, en gaat laatst naar bed. (Harrebomée, II, 430a.)


53. Ein guter Wirth lobt sich nicht selbst.

Er überlässt dies seinen Gästen. Die Russen: Des Wirthes Lob singen die Gäste. (Altmann VI, 416.)


54. Ein guter Wirth sol einen Nehrpfennig, einen Ehrpfennig1 und einen Nothpfennig haben.Coler, 1299a.

1) Zur Bewirthung eines Besuchs, für ein Fest u. dgl. In Lauterbeck's Regentenbuch (1557, S. XVIIa) heisst es: »Es sagen die fürsichtigen Hausmütter, es müsse einer dreyerlei pfennig samlen, einen Zerpfennig, einen Ehrpfennig vnd einen Kranckpfennig.«


55. Ein guter Wirth verdient nicht so viel, als eine schlechte Wirthin verschwendet.


56. Ein lachender Wirth und eine freundliche Wirthin machen den Gästen die Börsen leicht.

Holl.: Een vriendelijke waard en eene vleijende waardin maaken blijde geesten, domme zinnen, kromme leden en slappe beurzen. (Harrebomée, II, 430a.)


57. Ein schlechter Wirth, der nicht eine Zeche borgen kann.Simrock, 11684; Pistor., VIII, 13.


58. Ein schlimmer Wirth ist ein guter Gast.

Holl.: Een kwaad waard is een goed gast. (Harrebomée, II, 430a.)


59. Ein schöner Wirth in schönem Haus.Eiselein, 645.


60. Ein Wirt sol frölich, geduldig vnd fürsichtig seyn.Petri, II, 237.


61. Ein wirt soll allzeit frölich sein, gedultig vnd verstendig fein.

Lat.: Hospitii rector semper sit laetus, ut Hector, vt Job sit patiens, utque Sibylla sciens. (Loci comm., 86.)


62. Ein Wirth den andern schiert.


63. Ein Wirth den Wirth nicht schiert.

Lat.: Clericus clericum non decimat.


64. Ein Wirth, der nicht abends denkt: was ist morgen, dess Wirthschaft geht bald zu Ende.

Ill.: Koi domaćin ne misli u veče: šta u jutru? tu niti je kuće, ni domaćina. (Čelakovsky, 419.)


65. Ein Wirth, der nicht nachsieht im Haus, muss bald heraus.


66. Ein Wirth, der Nothdurft heisst, muss nicht Scham zum Schilde machen.


67. Ein Wirth lässt sich sein freundlich Gesicht theuer bezahlen.

Die Russen: Ein fröhlicher Wirth lässt sich sein Lachen, ein trauriger seine Thränen von den Gästen bezahlen. (Altmann VI, 393.)


68. Ein Wirth muss immer bahr Gelt im Hause haben.Coler, 211.


69. Ein Wirth ohne Dose ist ein Bückling ohne Salz.


70. Ein Wirth ohne Wein, ein Doctor ohne Latein, ein Häfner ohne Geschirr, ein Geistlicher ohne Brevier, ein Soldat ohne Degen, bringen wenig zu wegen.Parömiakon, 2403.

Dän.: Vert som er uden öll og viin, praest uden böger og latin, bonde uden fæe og sviin er kun aberie og grin. (Prov. dan., 177.)


71. Ein Wirth so lange zu essen und trinken bringt als man hat, das im Beutel klingt. Zinkgref, IV, 505.


72. Ein wirth soll allzeit geduldig sein, weis, frölich, so kehrt man gerne bey jhm ein. Zinkgref, 405.


73. Ein Wirth, zu milt mit der kreit und ein Gast, der vor die Zech nit geit, seynd, nach des weisen Mannes Spruch, Hosen gemacht von einem Tuch.Zinkgref, IV, 342.


[280] 74. En Wêt un en Musikant möt manchen Hundsfott in Taske stäken. (Soest.)


75. Es geschieht nicht mehr, dass der Wirth dem Gaste heimlich silber vnd gold in seinen sack stecke.Henisch, 1370, 1.


76. Es ist besser beym Wirth zehren, als beym Wirtlin.Gruter, III, 32; Lehmann, II, 153, 114; Petri, II, 45; Eiselein, 646; Simrock, 11685; Körte, 6882.

»Bey rechte Leuten gehts eim recht; es ist besser beym Schmid, als beym Schmidle beschlagen, vom Herrn, denn vom Knecht kaufen, beym Wirth, als Wirthle zehren.« (Sutor, 239.)


77. Es ist der Wirth wie die gäste.Henisch, 1370, 5.


78. Es ist ein schlechter Wirth, der sagt: so lange ich lebe, wird's gehen.

Böhm.: Špatný hospodář, který mluvi: Po náš vĕk bude, a po nás třebat' ani tráva nerostla. (Čelakovsky, 419.)


79. Es ist kein wirt so arm, er kan einem gaste ein malzeyt brodt borgen.Agricola I, 337; Latendorf I, 136; III, 111, 342; Egenolff, 183b; Henisch, 1370, 3; Petri, II, 291; Körte, 6872.

Holl.: Er is geen waard zoo arm of hij kan een' gast eenen maaltijd broods borgen. (Campen, 47; Harrebomée, II, 461a.)

Lat.: Optima cibus invidiae. (Sutor, 573.) – Quod differtur, non auffertur. (Chaos, 78.)


80. Es ist kein Wirth, er schmitzet mit doppelter kreyden.Lehmann, II, 313, 32.


81. Es ist keyn wirt, er schirt (den Gast). Franck, I, 89a; Petri, II, 291; Gruter, I, 35; Lehmann, 923, 26; II, 313, 32; Latendorf II, 13; Sutermeister, 122; Körte, 6879.

Holl.: Geen weerd, of hij scheert. ( Harrebomée, II, 430a.)

Lat.: Caupones gratis locant hospitibus domos sed eo charius cibant. (Sutor, 153; Seybold, 71.) – Cauponum nullus tondendae nescius artis. (Binder II, 461; Buchler, 151.)


82. Es muss ein schlechter wirt sein, der einer zech1 nit zu borgen hat.Franck, II, 64b.

1) Bei Lang S. 423: Irten.


83. Es müst eyn arm wirdt sein, der nit eym vrthen (Zeche) borgen kündte.Tappius 208b; Eiselein, 645; Eyering, II, 570; Lehmann, II, 138, 91; Facet., 497.

Schwed.: Arm wärd som icke kan borga en aftondryck. (Grubb, 32.)

84. Es steckt kein wirth kein raiff auss von eines gasts wegen.Gruter, I, 38; Lehmann, 399, 7; Henisch, 1370, 10; Petri, II, 299.


85. Esubal as d' Wörth selwer dränkt, hölt d'n Hand hinn d'n Zapen. (Eifel.) – Schweiz, I, 181, 43.

Sobald, als der Wirth selber trinkt, holt der Hund ihm den Zapfen. Wenn ein Schankwirth aus irgendeinem Grunde die Concession verliert, so sagt man in der Eifel: Der Hund hat ihm den Zapfen geholt.


86. Früh Wirth, früh Gast.

Holl.: Vroeg waard, vroeg gast. (Harrebomée, II, 430b.)


87. Geht der Wirth voraus, ist Leben in Feld und Haus; doch so lang er das Bett hütet, das Gesinde auf faulen Eiern brütet.Wunderlich, 8.


88. Gute Wirt begehren gute Geste.Petri, II, 366; Henisch, 245, 51.


89. Guter Wirth, böse Herberg.Lehmann, II, 234, 210.


90. Herr Wirth hol an' Wein, Kellnerin, schenk ein, Hohmann, trink aus, Bauer, du zahl aus.Hausinschr., 37.

Inschrift an einem Gasthause in Oberlängenfeld.


91. Herr Wirth, nun wird der Tisch gedeckt, sagt der Meissner.

Findet seine Erklärung in der Note zu »Meissner«.


92. Herr Wirtt seidt geduldig, ich bin euch geworden schuldig. Lass mich Gott leben, soll euch werden alles gegeben. So Ihr meiner begegnet auff der Heiden, will Ich Euch bezahlen auss der Scheiden.

Aus einem Manuscript der königlichen Bibliothek zu Königsberg aus dem 17. Jahrhundert.


[281] 93. Hüte dich vor lachenden wirtten vnd vor weynenden Pfaffen.Agricola I, 299; Egenolff, 173b; Eyering, III, 49; Eiselein, 646; Simrock, 11682; Körte, 6881.

Lat.: Vultui non credendum. (Dum ridet stabuli dominus, lacrymatque sacerdos, insidîas loculis tendit uterque tuis.) (Glandorp, I, 29, 159.)


94. Ist der Wirt gleich klein wie eine Maus, so ist er doch Herr in seinem Hauss.Petri, II, 408.

95. Ist der Wirth nicht daheim, so kompt er doch bald heim; hat er kein Kreyden, so schmitzt er mit Kolen.Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 59.


96. Jedem Wirth si Wi isch der best. (Hauenstein im Aargau.) – Schweiz, I, 184, 26.


97. Kein Wirth kann übers Jahr schwören. Graf, 266, 254.

Er kann nicht mehr rückständiges Kostgeld eidlich nachweisen, als den Betrag eines Jahres. (S. Kost und Schenklohn.) »Boven en jar ne mach en wert nicht sweren.« (Oelrichs, 129, 106.)


98. Kein Wirth steckt den Reif aus Eines Gastes wegen.Simrock, 11674; Körte, 6877.


99. Lieber dem Wirth, als dem Apotheker.Simrock, 11686; Eiselein, 645; Körte, 6873.


100. Lustiger Wirth macht lustige Gäste.


101. Man find jmmer so einen seltzamen Wirth als einen seltzamen Gast.Petri, III, 445.


102. Man hält den Wirth als den Gast.Graf, 291, 47.

Zur Erklärung s. Gast 100.


103. Man kennt einen Wirth nicht eher, bis man bei ihm gewohnt hat.

Holl.: Men kent geen' waard, voor dat men met hem gaat over den haard. (Harrebomée, II, 430b.)


104. Man komm, wo man hin will, so find man den Wirth daheim.Lehmann, 259, 9; Körte, 6814.

Und ist er's nicht, so kommt er bald, man stösst überall auf Widerstand. »Man komme, wo man hin wil, da ist der Wirt daheim.« (Mathesy, 235a.) »Die Welt ist des Teufels Haus, drum findet man überall den Wirth daheim.«

Lat.: At reditus jam quisque suos amat, et sibi quid sit utile, sollicitis computat articulis. (Philippi, I, 47.) Cauponi inest mens, ut quidem visum est mihi. (Eiselein, 645.)


105. Man sieht den Wirth herausgucken, sagte der Bauer, als der Pfarrer auf der Kanzel die Welt ein Narrenhaus genannt hatte.


106. Man soll einen Wirth nicht eher loben, bis man bei ihm gegessen (oder: seine Rechnung eingesehen) hat.

Schwed.: Rosa intet wärden, för än du hår gjästen. (Grubb, 691.)


107. Mit dem Wirthe endert sich das Hauss, mit Regenten das Regiment.Lehmann, 570, 61; Heuseler, 321; Simrock, 11692; Körte, 6875.


108. Offt ist der Wirth gut gegen den Gast, der Haussknecht ein Bösswicht.Lehmann, 945, 62.


109. Schlachter Wärt, dar käne Kanne Bier borring kann.Lohrengel, I, 587.


110. Sei heut ein Wirth, gleich darnach ein Hirt.Körte, 6876.


111. Sei mein Wirth, ich bin dein Gast.

Bei Tunnicius (1045): Wes myn wert, ik sy dyn gast. (Si me invitaris, subito conviva videbor.)


112. So die Wirth lachen, so gib acht auff dein sachen.Lehmann, 922, 12; Simrock, 11681; Eiselein, 646.


113. Solange es Wirthe gibt, wird es auch Gäste geben.

Holl.: Zoo lang er waarden zijn, moeten er gasten wezen. (Harrebomée, II, 460b.)


114. Steht der Wirth vor der Thür, so sind die Gäste nicht zu Hause.


115. Süsse Wirthe, sauere (bittere) Rechnung. (S. Hüten 24.)

Schwed.: En smickrande wård gjör taskan tom. – Når wården leer, så meenar kan gjästens pung. (Grubb, 594.)


116. Treibt der Wirth seine Nahrung nicht, so treibt die Nahrung den Wirth.Nass. Schulblatt, XIV, 5.


[282] 117. Vor neuen Wirthen und Kaufleuten (Krämern) uns Gott bewahr'.

It.: Dio mi guardi da oste e da mercante nuovo.


118. Wann der Wirth ist selber ein Dieb, so würdt der Gast vbel behüt.

Lat.: Custodes quis custodiat ipsos. (Zinkgref, IV, 15.)


119. Was den Wirth reich macht, das macht den Gast arm.Lehmann, 923, 21.


120. Was der wirt schenckt, henckt er am schilt auss.Franck, II, 60b; Simrock, 11688; Eiselein, 645; Petri, II, 588.


121. Was der Wirth auf dem Speisezettel hat, kann jeder Gast fordern.

It.: Ve n' è per tutti se l' hoste ne cuoce. (Pazzaglia, 171, 3.)


122. Weise mir den würdt, ich weise dir den gast.Tappius, 168a; Lehmann, II, 837, 206; Petri, II, 618.

Holl.: Wijs mij den waard, ik wijs u den gast. (Harrebomée, II, 430b.)

Lat.: Saepius est hospes talis, qualis suus hospes. (Sutor, 129.)


123. Welcher Wirth kein Gäst will haben, der muss kein schilt ausshencken.Lehmann, 401, 59.


124. Wen der wirth schreibt ein X vor ein V, so kombt er seiner rechnung zu.Lehmann, 923, 22.

Lat.: Vivitur ex rapto non hospes ab hospite tutus. (Chaos, 113.)


125. Wenn der Wirth vor der Thür steht, hat er keine Gäste.Frischbier, 4063.


126. Wenn nur der Wirth heut warm heizet, er wird nasse Gäste bekommen, sagte der Spitzbube, da man ihn erseuffte.Mathesy, Postilla, II, CCXVIIa.

127. Wer den Wirt auff das Maul schlegt, der muss zum Haus hinaus.Petri, II, 693.


128. Wer den Wirth fragt nach seinem Wein, er wird nirgends besser sein.

Holl.: Vraagt gij den waard naar zijnen wijn, gewis, hij zal de beste zijn. (Harrebomée, II, 430b.)


129. Wer mit dem Wirth gerechnet hat, der kann wohl schlafen.

Wer seine Sachen in gute Ordnung gebracht hat, kann ruhig leben und sterben.

It.: Chi hà accordato coll' hoste può andarsene a dormire. (Pazzaglia, 171, 2.)


130. Wer ohne den Wirth Rechnet, der muss zweymahl Rechnen.Lehmann, 407, 42.

Engl.: He that reckons without his host, must reckon again. (Bohn II, 127.)

Frz.: Qui compte sans son hôte, compte deux fois. (Cahier, 421.)

Holl.: Die zonder waard rekent, moet tweenmaal rekenen. (Harrebomée, II, 430a.)

It.: Chi fa conto senza l' oste, fa conto due volte. (Bohn II, 127.)


131. Wie der werdt ist, so berett oeck Got die geste.Tappius, 67b u. 168a.

132. Wie der wirt ist, also beschert ihm Got gäst.Franck, II, 60b; Gruter, I, 84; Petri, II, 788; Eisenhart, 602; Blum, 640; Henisch, 1370, 47; Pistor., VII, 86; Siebenkees, 36; Eiselein, 645; Sailer, 253; Körte, 6870; Simrock, 11673; für Schlesien: Frommann, III, 412, 477.

Bei Tunnicius (789): Als de wert is, so bereidt em got de geste. (Potorem dolor est sero post facta dolore.)

Niederd.: As de Wêrth is, so berad Gott de Gäste. (Eichwald, 2037.)

Holl.: Nae dien dat die weert is, verleent hem god gasten. (Tunn., 19, 16.) – Zoo als de waard is, beschikt god hem de gasten. (Harrebomée, II, 430b.) – Zoo de waard is, vertrouwt hij zijne gasten. (Harrebomée, II, 430b.)

It.: Qual è la casa tali sono gl' habitanti. (Pazzaglia, 48, 10.)

Lat.: Semper similem ducit Deus ad similem. (Philippi, II, 175; Tappius, 67a; Seybold, 549.) – Si bonus est hospesve malus, similis venit hospes. (Fallersleben, 539.)

Schwed.: Som wären är så finna sig og gjästerna. (Grubb, 750.)


133. Wie der Wirth ist, so hält (kriegt) er seine Gäste.Gomolcke, 1109.


134. Wie es der Wirth durch den Trichter giesst, so fliesst es ins Fass.Altmann VI, 455.


135. Wie sollen die Wirthe in Himmel kummen, so unserm Herrgott sin Kunst abgelernt? Pauli, Postilla; Simrock, 11694; Eiselein, 645.

Aus Wasser Wein zu machen.


[283] 136. Wie Wirth, so Gast.Simrock, 11671.


137. Wirth und Dieb gehören in Ein Sieb.


138. Wirthe und Huren bezahlt man vor dem Zapfen.Braun, 5201; Graf, 253, 181; Simrock, 11690.

Der Wirth soll nur so lange einschenken, als er baar bezahlt wird.


139. Wirthen und Huren muss man nichts schuldig bleiben, dass man wiederkommen kann.Simrock, 11691; Meisner, 32; Körte, 6868.


140. Würth ohne Wein, Pfaffen ohn' Latein, Hirten ohne Schwein' mögen wol kein nütz sein.Gruter, III, 115; Lehmann, II, 882, 306; Zinkgref, IV, 381.

141. Würth reymen: wilkomm jhr lüben Gest, vor's gelt gibt man euch das best; wolt jhr aber borgen, so komt übermorgen, dann heut ist der Tag, dass ich nicht borgen mag.Gruter, III, 115; Lehmann, II, 882, 308.


142. Wo der Wirth ein Dieb ist, da ist's schwer stehlen.Körte, 6878; Schottel, 1113a.

» ... Da der Wirt ein Dieb ist, nit wird zu stelen sein.« (Fischart, Gesch. in Kloster VIII, 6.) – »Wo ein Dieb ist selb Wirt im hauss, da tragen die Dieb wenig auss.« (Loci comm., 73.)

Frz.: Fin contre fin n'est pas bon pour doublure. – Fripons entre eux ne font pas leurs affaires. (Masson, 56.)

Lat.: Fur male furatur, si per domui dominatur. (Loci comm., 73.) – Hospes ubi fur est, durum est, subducere quidquam. (Binder I, 681; II, 1343; Buchler, 140.)

Poln.: Trudno złodzieja okraśé. (Masson, 56.)


143. Wo der Wirth ein Dieb ist, muss man nicht vom Galgen sprechen.

Holl.: Het is niet geraden, van de galg te spreken, daar de waard een dief is. (Harrebomée, II, 430a.)


144. Wo der Wirth stiehlt, findet ein fremder Dieb nichts.


145. Wo der Wirth vor der Thür steht, da sind nicht viel Gäste.Simrock, 11675.


146. Wo die Wirthe Hahnrei sein, kehren gern die Gäste ein.Simrock, 11678; Körte, 6869.


147. Wo ist der Wirt, so nicht schirt.Eiselein, 645.


148. Zeige mir den Wirth, ich zeige dir den Gast.Simrock, 11672; Körte, 6171.

Holl.: Wijst mi den weert, ic wise u den gast. (Tunn., 25, 22.)

Lat.: Malus cum malo colliquescit voluptate. (Binder I, 945; II, 1785; Tappius, 167b.) – Sepius est hospes talis qualis suus hospes. (Fallersleben, 764b.)


*149. De Wirth hot sin Wii halt vo Wassersdorf.Sutermeister, 34.

Wortspiel mit Bassersdorf bei Zürich.


*150. Den Wirth nach gutem Weine fragen. Simrock, 11695.


*151. Der Wirth hat den Wein mit zu viel Wasser Hochzeit machen lassen.Eiselein, 645.

Lat.: Ranis vinum praeministras? Abi in malam rem ranis pocillare te opportuit. (Eiselein, 645.)


*152. Der Wirth war nicht zu Hause.Schottel, 1118a; Pauli, Postilla, 117a.

Der eignet sich dazu nicht; er versteht davon nichts.


*153. Du wirst den wirt dort (auch) daheym finden.Luther's Ms., 14; Eiselein, 645.

Du kommst an den Rechten.

Lat.: Cauponi inest mens, ut quidem visum est mihi. (Eiselein, 645.) – Cornutam petis bestiam. (Seybold, 91.) – Ne in Melam pygum incidas. (Seybold, 337; Philippi, II, 14.)


*154. Er ist ein besserer Wirth als Hirt.Parömiakon, 1077.

Vom Geistlichen, der mehr für sein Einkommen als für die Seelen derer sorgt, die ihm anvertraut sind.


*155. Er ist ein guter Wirth, er macht aus einem Pumps zwei Schleicher. (Schles.)


*156. Er ist in des Wirthes Kreide.

In Schuldung.


*157. Er ist Wirth im Hause.Luther's Tischr., 487a.


*158. Er soll den Wirth zu Hause finden.

Erklärung, dass man auf irgendeinen Angriff gefasst und gerüstet sei.

Holl.: Kom, waar gij wilt, gij zult er altijd den waard t' huis vinden. (Harrebomée, II, 430b.)


*159. Er will seinem Wirth nichts schenken.

Holl.: Hij wil zijnen waard niet schenken. (Harrebomée, II, 630b.)


[284] *160. Es ist der Wirth wie der Gast.Eyering, II, 561.


*161. Es ist ein Wirth, der den Barbieren ins Handwerk greift.

Sie schiert, prellt.


*162. Es ist ein Wirth – für die Frösche.

Holl.: Hij is de waard, daar de hoenderen staan. – Hij is de waard in het turfhok. (Harrebomée, II, 430b.)


*163. Es ist ein Wirth, obwol nicht eine Pareske werth.

D.h. es ist ein Wirth, wenn auch nur ein schlechter, ärmlicher. Pareske ist eine Fussbekleidung aus Bast von geringem Werthe; der mit einem leinenen Tuche umwundene Fuss der Landleute wird damit umschnürt. Die Fussbekleidung aus Bast ist demnach mehr als ein Schuh (Bastschuh). (Wurzbach, I, 310.)


*164. On den wirt rechnen.Franck, II, 139b.


*165. Ut dei hätt' e gôder Wörth twei gemakt. Frischbier, 4064.

Ein guter Wirth hätte zwei daraus gemacht. Von einem wohlbeleibten Frauenzimmer.


[Zusätze und Ergänzungen]

166. Der Wirth, der meint es, wie ein Feind.

It.: Oste o nemico è tutt' uno. (Giani, 1212.)


167. Ein langsamer Wirth kommt nicht mit leerer Hand.

Span.: Huesped tardio no viene man vazio. (Zeiller, Hundert Epigramme.)


[1814] 168. Ein Wirth ist mir so lieb wie ein Mörder oder Dieb.

It.: Oste di contado, assassino o ladro. (Giani, 1213.)


169. Weder dem Wirth noch dem Barbier zahle mehr als die Gebühr.

It.: Nè all' oste nè a barbiere, non pagar più del dovere. (Giani, 1215.)


170. Wenn der Wirth ein Fresser ist, bleibt den Gästen nicht viel.

Jüd.-deutsch in Warschau: As der Bal-S'imche (wörtlich: der Mann der Freude, d.i. ein Festgeber) is a Fresser, kümmt auf die Gäst nit un.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 278-286,1814-1815.
Lizenz:
Faksimiles:
278 | 279 | 280 | 281 | 282 | 283 | 284 | 285 | 286 | 1814 | 1815
Kategorien:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Nachkommenschaften

Nachkommenschaften

Stifters späte Erzählung ist stark autobiografisch geprägt. Anhand der Geschichte des jungen Malers Roderer, der in seiner fanatischen Arbeitswut sich vom Leben abwendet und erst durch die Liebe zu Susanna zu einem befriedigenden Dasein findet, parodiert Stifter seinen eigenen Umgang mit dem problematischen Verhältnis von Kunst und bürgerlicher Existenz. Ein heiterer, gelassener Text eines altersweisen Erzählers.

52 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon