Machen

1. Als bî d' es ta machst, asou hast es. (Ungar. Bergland.) – Schröer.

Als wie du es dir machst, so hast du es.


2. Bärr niss aus sich macht, iss niss. (Henneberg.)

Wer geachtet sein will, muss sich durch seine Haltung Achtung erwerben.


3. Ein jeder macht's nach seinem Kopf.Chaos, 1085.

Lat.: Suus cuique mos est. (Terenz.)


4. Ein jeder macht's, so gut er kann, sagte zur Braut der Bräutigam.


5. Einer macht den andern, wie die Käse des Pfarrers von Quivières.Reinsberg V, 160.

Ein alter Pfarrer dieses Dorfs hatte zwei Kühe, eine weisse und eine schwarze, von denen die eine schlechtere Milch gab als die andere. Als aber die Magd die Milch sortiren wollte, um zweierlei Käse daraus zu machen, sagte der Pfarrer: Nein, mische sie nur zusammen, l'un fera l'autre; und diese Antwort wurde später von den emigrirten Geistlichen überallhin verbreitet.

6. Einer macht's, der andere hochacht's, der dritte veracht's.


7. Es ist gemacht, sagt Schnabel.

Dieser ehemalige Chausseegeldeinnehmer in der Provinz Sachsen pflegte jeder Abfertigung jene drei Worte hinzuzufügen, wodurch die obige Redensart entstand.


8. Es macht mancher, was er nicht machen will.

Frz.: Il ne fait pas ce qu'il veut qui fait des chausses de sa femme un chapperon. (Leroux, I, 234.)


9. Es macht offt einer, das zehen entgelten müssen.Franck, II, 183a; Lehmann, II, 137, 84.


10. Es wird sich machen lassen, kommen Sie nach der Post zu mir, sagt Abel.

Abel war ein Bankier, der bei angebotenen Geldgeschäften so zu sagen pflegte. Die Redensart wird in Stargard und Umgegend allgemein angewandt.


11. Hab' ich gleich nicht viel gemacht, hab' ich doch den Tag vollbracht, mein Lohn, das muss mir werden, sang der Maurer.


12. Hastu's gut gemacht, so wirstu's gut finden. Eyering, III, 7.

13. Ich hätte es so machen sollen, sagte der Bauer, als er das Haus verbaut hatte.


14. Ik will mâken, dat 'k dervan kâm, sä (sagte) Jan, dô gunk he hen un hung sik up. (Jever.) – Frommann, III, 38, 1; Hoefer, 464; Schlingmann, 701.


15. Ist's nicht gut gemacht, so ist's doch gut gedacht.Lehmann, II, 947, 16; Eiselein, 263.


[299] 16. Janjaüst, wu mäkst' et? Stiekste dem Buer den Schimmel dod odder nit? (Westf.)

Um Unschlüssigkeit zu schildern.


17. Jeder mach's, so gut er's kann.

Holl.: Al naardat ik magt heb. (Harrebomée, II, 50b.)


18. Jeder macht's auf seine Weise.Philippi I, 21.

Lat.: Aliud noctua sonat, aliud cornix. (Philippi, I, 21.)


19. Klein gemacht, gross gemacht.


20. Ma mûss hibsch machen, doss se ês (einen) ôch lôben uf ollen Gossen, wu kê Vulk is. (Schles.) – Frommann, III, 416, 631.


21. Mach du, wenn d' kâst, hät de Schêreschlîfer g'seit, wo me'n em si Arbet g'schulte hät. Sutermeister, 40.


22. Mâch et, wä dä andern, se gîd et der, wä dien ândern.Schuster, 1024b.


23. Mach's, dass gutt is. (Schles.)

»Aber fürchtestu dich der Sünde nicht? Habe ich dir nicht gesagt, als du wegzogest: mach's, dass es gutt ist.« (Keller, 146a.)


24. Machs ein jeder selbst recht.Lehmann, II, 407, 1.


25. Machs gut vnd nimbs wol bezahlt.Gruter, III, 64; Lehmann, II, 407, 2.


26. Machs nicht zu gut.Lehmann, II, 401, 3.

Ist nicht zu befürchten, es soll nur in keiner Weise das Mass überschritten werden.


27. Machs, wie du wilt, ich hab einn schilt. Franck, II, 54a; Simrock, 9013; Körte, 5316.

Ich bin gegen jeden Angriff gerüstet.


28. Machst du's gut, so hast du's gut; machst du's schlecht, geschieht dir recht.Körte, 4000; Simrock, 6708; Braun, I, 2453; Reinsberg III, 65.

Engl.: You shall have as good as you bring. (Gaal, 201.)


29. Magt nik in en Schêpel, so magt doch in en Lêpel. (Holst.)

Symbol der Genügsamkeit.


30. Man kann aus niemand machen, was er nicht ist.

Böhm.: Kdo čim není, žadný hotim neudĕlá. (Čelakovsky, 91.)


31. Man kann's auch so machen, sagte der Frosch, und setzte sich auf einen Deichel1.

1) Auch Deuchel, Däuchel, Düchel, Tüchel, Teuchel = Röhre, Rinne, tubus. Deuchel war früher im südlichen Deutschland im Brauch, man verstand darunter hauptsächlich einen im Kern durchbohrten Föhrenstamm, wie sie zu Wasserleitungen verwendet werden. (Vgl. darüber Grimm, II, 1036.)

Lat.: Practica est multiplex. (Faselius, 207; Schulbl., 492; Neander, 342; Binder II, 2629.)


32. Man muss es machen wie der Jude von Bislingen.Eiselein, 80; Reinsberg VI, 123.

Dieser Jude des Dorfes Bislingen in Hegau suchte bei der Regierung die Erlaubniss zu einer Wirthschaft nach, wurde aber mit seinem Gesuch zwanzigmal abgewiesen. Unermüdlich wiederholte er sein Gesuch, sodass es die Regierung endlich gewährte, um seiner los zu werden.


33. Man muss es machen wie die Herren zu Metz1, die lassen's geschehen, wenn es regnet.

1) Auch die »Herren« vieler andern Orte lassen es geschehen.


34. Man muss es machen, wie es die Leute haben wollen.


35. Man muss es nicht machen wie der heilige Crispin, der den Reichen das Leder stahl und den Armen Schuhe davon machte.

Leo X. verdarb durch seinen Ablasshandel in Deutschland die Menschen, um in Rom Kirchen zu bauen. Von dem Pachte der Spielhäuser in Paris wurde der grösste Theil zur Unterstützung der Kirchen und Hospitäler verwandt.


36. Man muss es so machen, dass der Wolf satt wird und das Lamm ganz bleibt.

Ich hörte dies Sprichwort in Hermsdorf, am zu sagen: Man muss nach der einen Seite befriedigen und nach der andern nicht wehe thun.


37. Man muss es so machen, dass die Kirche im Dorfe bleibt.


38. Man muss machen, dass in sack gehet.Lehmann, 508, 6.


39. Man muss machen, dass mans erleiden kan, nicht zu kalt, nicht zu warm.Lehmann, 508, 2.


[300] 40. Man muss machen, dass mans laden vnd tragen kan.Lehmann, 508, 6.


41. Me muess immer mache, dass d' Chile z' mitz im Dorf blîbt1.Sutermeister, 148.

1) Man soll stets so verfahren, dass die Kirche in der Mitte des Dorfs bleibt.


42. 'S macht nichts hat schon viele ins Grab gelegt. (Oberösterreich).


43. Selber g'macht, selber g'ha. (Solothurn.) – Schild, 68, 137.

Eigenes Verschulden.


44. So wird's gemacht, wer nicht stirbt, wird geschlacht't. (Pommern.)


45. Was gemacht werden kann, wird gemacht.

Redensart der Handelsleute und Krämer.


46. Was machen wir, backen wir, oder fressen wir den Teig so. (Schreibershau.)

»Wenn man in einer Angelegenheit unschlüssig ist; z.B. legen wir Berufung ein, oder lassen wir es bei dem vorliegenden Erkenntniss bewenden.«


47. Was man macht, muss man aus ganzem Holze machen.

D.h. gut, gründlich, ordentlich.

Böhm.: Rovnĕ kováno, brzo zbroušeno. (Čelakovsky, 131.)


48. Was man macht, soll man gut (recht) machen.

Lat.: Oportet testudinis carnes aut edere, aut non edere. (Binder I, 1297; II, 2427; Philippi, II, 74; Seybold, 417.)


49. Was man nicht gut machen kann, soll man nicht verschlimmern.


50. Was man selber machen kann, muss man nicht von andern verlangen.

Frz.: Ne charge pas autrui de ce que tu peux faire. (Cahier, 153.)


51. Was will ich machen? Wenn ich bergauf und bergab laufe, ich kann es nicht ändern.


52. Wat man mâk, mutt man gud maken. (Rendsburg.)


53. Wer es macht wie ander Leüth, der narret nicht.Lehmann, 852, 1.


54. Wer etwas besser machen will, als es sein soll, der verschlimmert's nur.


55. Wer kans machen, das es yederman gefalle! Tappius, 209a; Henisch, 1416, 28.

Lat.: Ne Jupiter quidem omnibus placet. – Nemo invenitur, qui satis faciat omnibus. – Nemo placet omnibus unquam. – Nemo unus ex sententia omnium fecerit. (Henisch, 1416, 29.)


56. Wer lang macht, cha's nid wohl. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 42.


57. Wer macht, dass andere machen, macht auch.

Frz.: Assez fait qui fait faire. (Leroux, II, 175.)


58. Wer macht, was er soll, dem geht es immer wohl.

Span.: Manda y hazlo, y quitar te has de cuidado. (Cahier, 3529.)


59. Wer nichts aus sich macht, der ist nichts. Ramann, II, Pred., II, 17; Steiger, 268; Körte, 6739.


60. Wer nix aus sich macht, wird ausgelacht. (Deisslingen.) – Birlinger, 360.


61. Wers gut macht, der hats gut vnd hats auch gut zu verantworten.Henisch, 1796, 46.


62. Wer's machen kann, der kann befehlen. Reinsberg II, 105.


63. Wie es einer macht, so findt ers; macht ers gut, so findt ers gut; macht ers anders, so findt ers auch anders.Henisch, 1099, 61; Petri, II, 789.


64. Wie man's macht, so ist's, hat der Schneider g'sagt, da hat er 's Hosenthürlein hinten hingemacht. (Franken.) – Hoefer, 948.


65. Wie man's macht, so schmeckt's.

Holl.: Maect men wel, so smaect wel. (Tunn., 16, 21.)

Lat.: Gustus laudatur esce, bene quando paratur. (Fallersleben, 468.)


66. Wie me's macht, se hed me's. (Luzern.)


67. Wie's einer macht, so geht's ihm.Sprichwörterschatz, 171.


68. Wir künden nit machen, das es jederman gefall.Nas, 409b.

*69. A macht's, wî ma's (man es) hoan wîl.Robinson, 780.


[301] *70. Da kann man nichts machen, wo nichts verrissen ist. (Nürtingen.)


*71. Da machen wir's noch einmal wie der buchner Pfarr'. (Thüringen.)

Diese Redensart ist mir aus Thüringen mit folgender Erläuterung zugegangen. Der buchner (ob Bucha bei Ziegenrück?) Pfarrer war ein sehr origineller Mann. Ueber die Entstehung des obigen Sprichworts wird erzählt: Ein starker Gewitterguss hatte die über den Bach führenden Stege hinweggeschwemmt, sodass der Pastor zur Verrichtung einer bevorstehenden Taufhandlung nicht hinüber, aber auch die Pathen nirgends herüber konnten. Da liess der Pfarrer eine Handspritze holen und bedeutete die Pathen, so nahe als möglich zu treten und den Kopf des Täuflings zu entblössen. Mit der Spritze in der Hand verrichtete der Geistliche die erforderlichen Formalitäten und sprach dann über den Bach auf den Täufling spritzend: »Ich taufe dich im Namen des Vaters (erster Spritzstrahl) und des heiligen Geistes (zweiter Spritzstrahl), Amen.« Da riefen die Pathen: »Herr Pfarrer, Sie haben den Sohn vergessen.« »Na«, erwiderte dieser, »das schadet nichts; da machen wir's noch einmal.« Und die Ceremonie wurde wiederholt. Seit dieser Zeit ist diese Redensart sprichwörtlich geworden. – Sollte sich nicht aus einer dortigen Ortschronik oder einer andern Localschrift über das Wann, wie über den Vorgang selbst, Näheres mittheilen lassen?


*72. Dâr is nicks bi to mâken.Dähnert, 295a.

Dabei ist nichts zu gewinnen.


*73. Darût is nicks to mâken.Dähnert, 295a.

Es kann daraus nichts Ordentliches werden. Auch: Es ist darauf kein Gewicht zu legen.


*74. Das ist gemacht von zwölf bis Mittag. (Wien.)


*75. Der macht's wie der ulmer Kuhhirt.Birlinger, 499.

Der abdankte, bevor er abgedankt wurde.


*76. Du makst di bi Mandschîn on bi Dag noch beter. (Königsberg.)


*77. Er kans machen wie mans haben wil.Eyering, II, 379.


*78. Er machet lang daran, es wirt gut werden. Agricola I, 658; Lehmann, II, 134, 33.


*79. Er macht eine kleine Sache so gross wie die Nürnberger einen Dukaten.

Von unnöthigen Weitläufigkeiten.


*80. Er macht es lelum polelum. (Poln.)

Wenn jemand etwas nachlässig oder mit Unlust macht; auch von gutmüthigen und anhänglichen Personen, die aber fahrlässig in ihren Verrichtungen sind. Lelum polelum ist wahrscheinlich eine häufig wiederholte Stelle eines alten polnischen Opferliedes, denn Lel und Polel waren in Polen und Russland die Gottheiten der Liebe und Ehre. (Vgl. darüber ausführlich Wurzbach I, 152 fg.)


*81. Er macht es wie der heilige Cyprian, den Reichen stiehlt er das Leder und macht den Armen Schuhe.

Gewöhnlich wird dies Verfahren dem heiligen Crispin zugeschrieben; da diese Methode wohlzuthun aber sehr bequem ist, so erscheint es nicht unmöglich, dass sich die Heiligen derselben allgemein bedienen.


*82. Er macht es wie die Eier, die auslaufen.


*83. Er macht keine todten Leute.

Spott der hamburger Unterklasse bei Zänkereien und Prügeleien.

*84. Er macht nichts und zerbricht nichts.


*85. Er macht si füecht.Sutermeister, 68.

Tritt mit viel Selbstgefühl auf.


*86. Er macht si so breit wie e Wannemacher. Sutermeister, 68.


*87. Er macht si stettig, wie 's Ankemâ's Esel. Sutermeister, 68.


*88. Er macht, was er cha, es thuet ke Hex mehr. (Luzern.)


*89. Er macht's nümme lang.Sutermeister, 106.

Von jemand, dessen Lebens-, oder auch geschäftliches Ende nahe bevorsteht.


*90. Er macht's wie auf dem krakauer Markt. (S. Gebot 25.) – Reinsberg VI, 77.

Er bietet die Sache so hoch, dass er die Hälfte herunterlassen kann oder muss.


*91. Er macht's wie das Wachs in der Sonne.


*92. Er macht's wie de Schwôb sim Chüeli, wo-n er's am Morge ug'fueteret ûsg'lo hät: i gib der nuiz, de host mer au nuiz gie.Sutermeister, 44.


[302] *93. Er macht's wie der Affe, welcher mit der Pfote der Katze die Kastanien aus dem Feuer holte.


*94. Er macht's wie der Kuhhirt von Darliken. Eiselein, 609; Körte, 3612d.

Von denen, welche durch eigene Verzichtleistung ihrer Nichterwählung oder Entsetzung zuvorkommen. Denn, als der Kuhhirt von Darliken sah, dass ihn die Gemeinde absetzen wollte, legte er selbst seine Stelle nieder. Wird auch vom Kuhhirten von Ulm behauptet. (S. 75.)


*95. Er macht's wie der Pfaff von Foissen, der das Opfer und die Eier frass.


*96. Er macht's wie der Schuster von Gimmeldingen.

Der nahm alle seine Gesellen mit; wohin und wozu habe ich nicht ermitteln können. Die Redensart findet sich in P. Mölling's Reiseskizzen, Galveston, Texas 1858, S. 14.


*97. Er macht's wie der tolle Barthelmes.


*98. Er macht's wie der Truthahn in Dresden, spricht er nicht, so denkt er desto mehr. Simrock, 10537; Körte, 6082b; Reinsberg V, 81.

Es wird erzählt, ein Bauer habe in Dresden einst gesehen, wie ein Papagai für fünf Thaler verkauft worden sei. Ja, dachte er, dein Truthahn ist mehr als noch einmal so gross; da kannst du recht gut zehn Thaler dafür erhalten. Als nun eine Köchin bei seiner übertriebenen Forderung die Hände über dem Kopfe zusammenschlug und, als er sich auf den Papagai berief, man ihn fragte: »Kann denn der Truthahn ebenso sprechen wie der Papagai?« erwiderte der Bauer: »Wenn er auch nicht sprechen kann, so denkt er desto mehr.«


*99. Er macht's wie des Kaisers Ross, das im Wasser stallt.

Holl.: Hij slacht des Keizers paard, dat p ... in de groote plassen. (Harrebomée, I, 391b.)


*100. Er macht's wie die Erbsenschmecker (s.d.).Frischbier, 161.

Er lebt von Proben. In Hirschberg lebte in den dreissiger Jahren ein geiziger Rentier, der sich zeitweise von sämmtlichen Kaufleuten Kaffeeproben holen liess und auf diese Weise eine Zeitlang wohlfeilen Kaffee trank.


*101. Er macht's wie die Fliegen in einer kalten Küche.Parömiakon, 1251.

Er hat hinter der Thür Abschied genommen. Von blossen Tischfreunden.


*102. Er macht's wie die Klosterkatzen.Parömiakon, 73.

Isst früh und spät Braten.


*103. Er macht's wie die zu Calis1.

1) Auch von Metz (s. 33) und Paris. (Reinsberg V, 93 u. 159.) – Der Markgraf Christoph von Baden hatte den Spruch: Man muss dem Wetter seinen Willen lassen. Und ein anderer sagte: Wenn es donnert und regnet, mache ich es wie die zu Calis. Gefragt, wie sie es denn machten, sagte er: Sie lassen es in Gottes Namen geschehen. (Zinkgref, III, 74.) Pistorius (I, 45) hat in der Erläuterung des Sprichworts: »Ein jeder vor sich, Gott vor uns alle«, statt des Ortsnamen Calis den Namen Calais. Dass man in Deutschland gerade an die Herren von Calais gedacht haben sollte, ist nicht wahrscheinlich; und ein Ort, der Calis heisst, findet sich in Deutschland nach Huhn's Lexikon nicht.

Frz.: Faire comme l'on fait à Paris, laisser pleuvoir. (Leroux, I, 245; Reinsberg IV, 83.)


*104. Er macht's wie Eisen, wenn's ins Nasse kommt.

Er ochsidirt (oxidirt), macht Ochsenstreiche, wenn er zu viel trinkt.


*105. Er macht's wie Fugger's Hund.Simrock, 12336; Wurzbach II, 199.

Der so lange das Fleisch vom Fleischer treu besorgte, bis er von einem andern Hunde angefallen war, wobei er dann, als dieser über das Fleisch herfiel, auch sein Theil nahm.

Frz.: Il ressemble le chien de Niville, il s'enfuit quand on 1'appelle. (Leroux, II, 41.)


*106. Er macht's wie Gaulard, er kümmert sich nicht um das, was hinter ihm vorgeht.

Als man den durch seine Einfälle bekannten Gaulard, da er einmal Schläge erhalten hatte, fragte, wie er das leiden könne, erwiderte er, er kümmere sich nicht um das, was hinter ihm vorgehe.


*107. Er macht's wie jener Bauer, der, nachdem er blutig geschlagen war, nach Haus lief und ins Heu kroch.

Der Italiener: Er hat's gemacht wie jener Perugianer, welcher gleich, sobald ihm der Kopf entzweigeschlagen worden war, nach Hause lief, um sich zu verstecken. (Reinsberg VI, 26.)


[303] *108. Er macht's wie jener, er hört zu spielen auf, wenn alles hin ist.

Frz.: Faire comme le roy François devant Pavie: tirer jusqu'à la dernière pièce. (Leroux, II, 5.)


*109. Er macht's wie Jochem's Hund, je länger, je böser. (Holl.)

Frz.: C'est le chien de Jean de Nivelle, il s'enfuit quand on 1'appelle. (Bohn I, 11.)


*110. Er macht's wie Schorche Mannhems Hund.Tendlau, 979.

Wenn sich jemand zum sogenannten »Mitmachen« verleiten lässt. Vor etwa sechzig Jahren lebte (Frankfurt a.M.) ein Mann, Namens Schorche aus Manheim, der seinen Hund dahin abgerichtet hatte, dass derselbe jedes Fleisch, das ihm mit »Trophe« (dem Juden zu essen verboten) bezeichnet wurde, unberührt liess. Als Schorche einst dies Kunststück mit seinem Hunde machte, und dieser vor dem mit »trophe« bezeichneten Stück Fleisch sass, kam ein anderer Hund und schnappte danach. Jetzt biss auch Schorche's Hund ein, der also grosse Aehnlichkeit mit Fugger's Hund hatte. (S. 105.)


*111. Er macht's wie selbiger Schlossersjunge. (Baden.)


*112. Er macht's wie unsers Herrgotts Schuhmacher.

Der heilige Crispin.

Frz.: Il a fait comme le valet de Marot.


*113. Er macht's wie weiland Tambour Veit, er trommelt, wenn's nicht mehr nöthig ist. (Deutschpennsylvanisch.)

»So machte es weiland Tambour Veit, er rührte immer die Trommel, wenn's nicht mehr nöthig war.« – »Sein ganzes Poltern ist nur ein windiges Geprassel aus Tambour Veit's Trommel.« (Der Morgenstern, Doylestown, Pennsylvanien vom 18. Oct. 1854.) Näheres über den Tambour Veit habe ich nicht auffinden können.

Frz.: Faire comme les bahutiers, faire beaucoup de bruit et peu de besogne. (Leroux, I, 90.)


*114. Er muss es gad machen wie der Appenzeller.Tobler, 7; Kirchhofer, 53, 12; Reinsberg V, 71.

Und wie machte es dieser? Als er bei dem Pfarrer um die Taufe seines Kindes anhielt, und dieser fragte, wo er das Kind habe, erwiderte der Appenzeller: »Es hanga gad eba (neba) an der Kirchenthür, er und der Pfarrer werden's wol mögen b'haben (gheba).« Das Sprichwort wird gebraucht, wenn jemand nicht weiss, wie er ein Ding anfangen soll. – Ueber die verschiedene Bedeutung des Wortes gad = nur, wol, gerade oder blosses Ausfüllungswort vgl. (Tobler, 209; Stalder, I, 405.)


*115. Es ist nicht gut gemacht, aber gut gedacht.


*116. He makt et as de Katten, de vör lecken un achter kratzen.Schütze, III, 323; hochdeutsch im Chaos, 329.

Vom Falschen, der den verleumdet, dem er ins Gesicht schmeichelt.

Lat.: Altera manu fert lapidem, panem ostentat altera. (Chaos, 329.)


*117. He makt et as de Koh, de en Stappen vull Melk gift un mit de Föte wedder umstött. Eichwald, 1080; Schlingmann, 891.


*118. He mâkt van Eier. (Ostfries.) – Hauskalender, II.


*119. Hei mâk 't as uns Börgemeister, dei lett't ôk in Gnaden gescheihen, wenn 't regent. (Mecklenburg.) – Raabe, 23.


*120. Hei maket et äs de Rüe, dei sliepet dat Fleisk dör de Schiyte (Schmuz, Koth) ehr e't frietet. (Westf.)


*121. Hei makt 't as unse Schaulmeister, dei seggt: Wat Varer, wat Freund, Jung', treck dei Bücksen af. (Mecklenburg.)


*122. I bi scho g'macht, aber gar übel g'rothe. Sutermeister, 19.

Scherzhafte Entgegnung auf die Aufforderung: Mach', mach'!


*123. Ich hab's ihm gemacht wie sauerm Bier.


*124. Ich will machen, dass du's keinem Pfaffen beichten darfst.Eiselein, 506.

Zum Verständniss fügt Eiselein folgende Stelle aus Geiler bei: »Die geistlichen Väter suchen etwa der Beginen, Nunnen und der jungen Witwen Rosenkränze im Busen oder unter dem Fürtuch und geben ihnen dann ihr Paternoster


*125. Ihm macht es nichts, was die Butter gilt. Reinsberg IV, 84.


*126. Ik mak et as de Nürnberger, ik gaa darünner weg. (Holst.)

Ein Witz der Hamburger bei Regenwetter.


[304] *127. Lass dich nicht von ihm machen.

D.h. zum Betrogenen, zum Hänschen.


*128. Lass ihn machen, er hat Haare am Arsch.Fischart, Gesch.


*129. Mach', mach' as 's lauft.Sutermeister, 19.

Aufforderung zu etwas.


*130. Mach's nur so, die Leut' werden dir lange gut sein.Klix, 46.


*131. Macht a doch su anne runzliche Stirne as wie a Woalkebroat.Gomolcke, 776.


*132. Macht a hisch lindes.Gomolcke, 774.


*133. Macht og Ort und Ende.Gomolcke, 775.


*134. Macht oich og nig su brêt.Gomolcke, 778.


*135. Macht's, doss gutt is.Gomolcke, 772.


*136. Macht's doss zu erlêden is.Gomolcke, 773.


*137. Man soll machen, dass er die Schuhe spart.


*138. Wir machen gor nischt bei dar Witterung. (Oberlausitz.)


*139. Nachdem er lang daran gemacht hat, so ist es nichts deste besser.Agricola I, 659; Lehmann, II, 422, 1.


*140. 'S is as wenn a mers gemacht hätte.Gomolcke, 978.

Als wenn ich unter einem zauberhaften Einfluss von ihm stände.


*141. Se makt et as de Scheperwiver.


*142. Was er vorn macht, schmeisst er hinten um.Frischbier2, 2494.


*143. Wenn das machsch, so muess me der d' Hose-n-abzieh. (Solothurn.) – Schild, 88, 350; Sutermeister, 85.

Dann muss man dir den männlichen Charakter absprechen.


*144. Wie mak öck, dat öck tom Schêpel Göld kam? (Elbing.) – Frischbier2, 2495.

Um zu sagen: wie fange ich das Ding, die Sache an.


*145. Wir machen es wie die Mumsdorfer, die lassen's regnen, wenn's regnet. (Altenburg.)

Mumsdorf ist ein altenburgisches Dorf an der preussischen Grenze.


*146. Wir wollen es so machen, dass es in einen Sack geht. (Agnetendorf in Schlesien.)

Um zu sagen, dass man keine unbilligen Ansprüche und Forderungen machen wolle.

Engl.: We'll do as they do at Ouern, what we do not today, we must do in the morn. (Bohn I, 58.)


[Zusätze und Ergänzungen]

147. Das macht nichts, es geht nicht um Frankreich.Gotthelf, Uli der Pächter, 255.


148. Machst du's gut, so hast du's gut, sagte der Bettelmann, und tunkte einen Heringsschwanz in eine Küchenlampe.


149. Schnell gemacht, bald verbracht.

It.: Presto fatto, presto disfatto. (Giani, 633.)


*150. Er hot es gemacht wie a Bass (Bassist). (Jüd.-deutsch.)

Er hat es glücklich vollbracht, es ist ihm gelungen.


*151. Er macht daraus Pissem ün Ramses. (Jüd.-deutsch.)

Das 2. Buch Moses (1, 11) erzählt von zwei grossen Städten Pithom und Raamses, welche die Israeliten auf Befehl des Pharao aufführen mussten. Zur Bezeichnung von Prachtbauten.


*152. Er macht's wie der Schulze von Dummerwitz, [1571] er befiehlt's den Bauern und macht's dann selber.

Holl.: Hij gelijkt den stadhouder van Senegal: die gebiedt het, en hij doet het zelf. (Harrebomée, II, 265a.)

It.: Far come il podestà di Sinigaglia che comanda e fa da sè. (Giani, 1838.)


*153. Er macht's, wie die Franzosen, gute Miene zu bösem Spiel und pfeifen, wenn sie hungrig sind.Horn, Spinnstube, 1856, S. 113.


*154. Er macht's wie die Weisen aus dem Morgenlande.Gotthelf, Leiden, I, 12.

Er kommt nicht wieder, schlägt einen andern Weg ein, hält nicht Wort.


*155. Mach's wie der Pfarrer Rassmann, der machte es gerade, wie er wollte.Horn, Spinnstube, 1856, S. 158.

Diese Redensart ist in der Gegend von Giessen und Wetzlar sehr gebräuchlich. Man pflegt den Unentschlossenen damit einen Rath zu ertheilen. Rassmann war Pfarrer in Crofdorf bei Giessen, erhängte sich aber, nachdem er längere Zeit zu Giessen in Pension gelebt hatte. Die Redensart kann daher in doppeltem Sinne verstanden werden.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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Gedichte und Satiren

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»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.

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Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

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