Eberstein [2]

[451] Eberstein, 1) altes gräfliches Dynastengeschlecht in Baden, das schon zu Zeiten Karls d. Gr. bestanden haben u. von der Burg E. im Braunschweigischen (s. Eberstein 2) entsprossen sein soll; später siedelte es sich in Baden an u. erbaute hier die gleichnamige Burg (s. Eberstein 1) u. wird in fast allen Fehden am Oberrhein des 11.–14. Jahrh. erwähnt. Es starb 1395 aus u. seine Besitzungen fielen großentheils an das ihnen schon seit 1283 durch Heirath des Markgrafen Rudolf von Baden mit einer Gräfin E., wodurch dieser schon damals einen Theil der Grafschaft erhielt, verschwägerte Haus Baden. 2) Von den fränkischen Grafen von E., welche von dem jetzt in Ruinen liegenden Schlosse E. (s.d. 3) in Baiern abzustammen behaupten, wird als ältester Graf 1) Botho erwähnt, der im Anfange des 12. Jahrh. Gaugraf im Grabfelde war; die Nachkommen seines ältesten Sohnes, 2) Adelbert, nannten sich seit dem 14. Jahrh. nicht mehr Grafen, sondern Edle Herren von E. u. starben mit Heinrich in der Mitte des 14. Jahrh. aus. Die noch lebenden E. stammen von Bothos drittem Sohne, Botho, ab; dieser soll in einer Fehde mit dem Abte von Fulda das Schloß E. verloren u. sich nach Franken gewendet haben. Er hatte mehrere Söhne: 3) Folger, wurde 1231 Marschall des Hochstiftes Würzburg, welche Würde auch auf seine Nachkommen forterbte; der letzte Marschall von E., 4) Heinrich, welcher 1313 starb, hinterließ seine Marschallswürde seiner Erbtochter Hedwig, vermählt mit Dietrich, Herrn von Hohenberg, deren Sohn Marschall ward, aber die Stelle 1345 an die Grafen von Henneberg verkaufte. 5) Otto, Herr von Poppenhausen, Sohn von E. 2), wurde der Stammvater der folgenden Geschlechter; nach And. soll erst unter diesem in einer Fehdezwischen ihm u. dem Abt von Fulda u. dem Bischof von Würzburg das Schloß E. zerstört worden sein, 6) Bernhard, der jüngste Bruder des Vorigen, soll sich des Grafentitels begeben haben, wahrscheinlich weil er sich unter die Würzburger Ministerialen aufnehmen ließ. Von Bernhards Enkeln, Söhnen Bothos, wurden mehrere Linien gestiftet: 7) Eberhard, gründete die noch blühende (s. unten) u. die Linie zu Ginolfs, im Canton Rhön-Werra, welche 1600 mit Georg Sittig erlosch. 8) Mangold, Bruder des Vorigen, wurde Stifter der Linie zu Schackau u. Eckweißbach, welche zu demselben Canton gehörte u. 1546 mit Konrad erlosch. 9) Gerlach, Bruder des Vorigen, gründete die Linie Marksteinach im Würzburgischen, welche schon 1480 ausstarb. 10) Hinz, Enkel von E. 7), war in Kriegsdiensten des Herzogs Wilhelm von Sachsen während des Bruderkrieges in der Mitte des 15. Jahrh. u. erwarb mehrere Güter in Thüringen (Dornburg, Flurstädt etc.), welche von seinen Nachkommen wieder veräußert wurden. Der nächste Stammvater der beiden noch blühenden Linien ist: 11) Ernst Albrecht, geb. 1605 zu Gehofen, wohnte 1618 der Belagerung von Prag bei, wurde 1623 Dragonerlieutenant bei Tillys Armee, ging 1625 in schwedische Dienste u. focht unter dem Herzog Franz von Sachsen-Lauenburg in Preußen u. Polen, dann als Rittmeister unter Herzog Bernhard gegen Fugger u. Altringer, machte 1632 als Obristlieutenant in hessischen Diensten die Schlacht bei Lützen mit, focht 1634 in Brabant gegen die Spanier u. nahm nach dem Prager Frieden als Obrist seinen Abschied; 1638 trat er wieder in schwedische Dienste, befehligte ein Reiterregiment in Polen, ging 1641 in hessische Dienste, wo er als Generallieutenant unter Guebriant in Franken focht; 1644 trat er wieder zu den Kaiserlichen, commandirte als Feldmarschalllieutenant 1648 bei Zusmarshausen unter Melander die kaiserliche Armee u. nahm nach dem Westfälischen Frieden seinen Abschied; von Neuem trat er 1657 als Generalfeldmarschall in dänische Dienste, besiegte 1659 die Schweden bei Nyborg, wodurch er Dänemark rettete, u. wurde Drost von Pinneberg; 1662 wurde er kurfürstlich sächsischer Generalissimus der Truppen u. Geheimerath u. starb 1676 auf Neuhaus am Harz. Von seinen 14 Söhnen stifteten zwei die noch blühenden Linien, denen 1854 der Freiherrenstand von Preußen bestätigt wurde: A) die Anton-Albrechtsche Linie; ihr Gründer war: 12) Anton Albrecht, 4. Sohn von E. 11) u. Domherr zu Halberstadt; der jetzige Chef derselben ist: 13) Freih. Karl Friedrich August, geb. 1797, ist preußischer Oberst à la suite des 28. Infanterieregiments u. Commandant der Festung Jülich; seit 1822 vermählt mit Emilie v. Budritzka. B) die Christian-Ludwigsche Linie; Gründer: 14) Christian Ludwig, 5. Sohn von E. 11), war kursächsischer Major der Rittergarde u. Bernburgischer Oberberghauptmann; von seinen 7 Söhnen stifteten vier Speciallinien: a) die Neuhäuser Linie, von dem zweiten von dessen Söhnen gestiftet; aus dieser war entsprossen: 15) Graf Ernst Friedrich, geb. 1679, erhielt in der Theilung 1717 die Herrschaft Leinungen, wurde vom Kaiser Karl VI. in den Reichsgrafenstand, unter dem Titel Graf von Eberstein-Leinungen, erhoben u. st. 1752 als kursächsischer Geheimerath u. Gesandter[451] in Mainz, Trier u. Köln. 16) Graf Friedrich, Sohn des Vorigen, kurmainzischer General, st. 1772; mit diesem erlosch diese Linie wieder u. seine Enkelin Ernestine Johanne Helene, Freiin v. Hausen, verkaufte die Herrschaft Leinungen. b) Büringische Linie; Stifter: 17) Karl, 3. Sohn von E. 14), war Nassau-Dillenburgischer Oberjägermeister u. vermählt mit Eva geb. v. Büring, Schwester des letzten Freiherrn v. Bühring. 18) Karl, ältester Sohn des Vorigen, preußischer Oberst u. Commandeur des Dragonerregiments v. Appenburg, wurde 1719 von seinem Oheim, dem Freih. v. Büring, adoptirt, mit der Bestimmung, daß allemal der älteste seiner männlichen Nachkommen den Namen Freih. Eberstein v. Büren führen sollte; Chef dieser Speciallinie ist jetzt: 19) Freih. Karl, geb. 1779, in 2. Ehe vermählt mit Henriette v. Seedach aus dem Hause Kleinfahnern. c) Mohrungensche od. v. Eller-Ebersteinsche Linie; Gründer: 20) August Christian Wilhelm, 6. Sohn von E. 14); 21) Freih. Karl Christian Heinrich Wilhelm v. Cberstein-Eller, geb. 1780, war preußischer Oberstlieutenant u. vermählt in 1. Ehe mit Therese v. Closter; er wurde von dem Oheim seiner Gemahlin, dem letzten Herrn v. Eller, zum Erben eingesetzt u. führte dessen Namen fort; er st. 1834. 22) Freih. Emil, Sohn des Vorigen, geb. 1804, ist preußischer Lieutenant a. D. u. seit 1831 vermählt mit Mathilde v. Toll.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 451-452.
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