Artikel in der Wikipedia: Pyramide (Bauwerk)
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[301⇒] Pyramide, 1. im Hochbau ein Körper bezw. Bauteil, der sich von breiter Balis mehrseitig zuspitzt und als oberste Endigung dient, z.B. als Turmhelm, als Fiale (s.d.) bei gotischen Strebepfeilern oder als bekrönender Abschluß an Giebeln; 2. älteste, auf uns gekommene Baudenkmale (ca. 3000 v. Chr.) von außerordentlicher Größe, von den ägyptischen Königen als Grabdenkmale errichtet.

Der Kern bestand aus an der Sonne getrockneten Ziegeln oder Bruchsteinen, war in Stufen aufgeführt und wurde außen verkleidet mit den härtesten Steinarten, wie Granit, Syenit oder Basalt, die glatt gemeißelt und poliert wurden. Im Innern führt, von der Nordseite ausgehend, ein schmaler [⇐301] [302⇒] Gang zu den Grabkammern, die sich teils in der Mitte des Baues, teils unter demselben in Felsen eingehauen befinden. Die Pyramide des Chufu (Cheops, s. die Figur S. 301) ist eines der gewaltigsten Bauwerke. Seine Scheitelhöhe beträgt 156 m (etwa Cölner Dom oder Münster zu Ulm), die Grundfläche = 248 m im Geviert. Literatur s. unter Baustile (Bd. 1, S. 631).

Weinbrenner. [⇐302]

Durchschnitt der Cheopspyramide.
Durchschnitt der Cheopspyramide.
Quelle: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 301-302.
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1455. Durchschnitt der Cheopspyramide.
1455. Durchschnitt der Cheopspyramide.

[474⇒] Pyramīden, die auf einer quadratischen Grundfläche vierseitig aufgebauten, spitz zulaufenden Grabgebäude der altägypt. Könige; ebenso alle danach geformten Denkmalsbauten und Bauglieder. Die meisten P. finden sich in Unterägypten von Kairo bis zum Fajum; die zwei größten die des Cheops [Abb. 1455], an der Basis 233 m breit und 146 m hoch (jetzt 227 und 137 m) und die des Chephren, an der Basis 215 m breit, 138 m hoch (jetzt 210 und 136 m). – Vgl. Petrie (engl., 1885). [⇐474]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 474.
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[476⇒] Pyramiden, Bezeichnung für Bauwerke nach ihrer Grundform (meist vier seitige Pyramide). Am bekanntesten sind die P. der alten Ägypter, die als Gräber von den Pharaonen, später auch von Privatleuten erbaut worden sind. Die Mehrzahl, ungefähr 80, liegt am Abhang der Libyschen Wüste auf der Westseite des Nils gegenüber Kairo und ist über eine etwa [⇐476][477⇒] 30 km weite Strecke in mehreren Gruppen verteilt. Die nördlichsten davon standen bei Abu Roasch; dann folgt die berühmteste Gruppe bei Gizeh, ferner jene bei Sawiet el Arjân, Abusir, Sakkara, Dahschur, Lischt; weiter südwärts die Pyramide von Meidum. Ferner liegen im Fayum bei Illahûn und Hawâra mehrere P. Die Königspyramiden von Theben sind zerstört. Die südlichsten P. liegen in Nubien auf den Gräberfeldern von Napata und Meroë. S. die Karte »Umgebung von Kairo«. Die P. waren nur dazu bestimmt, die Leiche des Herrschers aufzunehmen; der Kultus für den Verstorbenen wurde in einem Heiligtum außerhalb der Pyramide vollzogen. Demgemäß ist die Form und Einrichtung der P. sehr einfach und im allgemeinen übereinstimmend. Sie enthalten nur die verhältnismäßig kleine Grabkammer, die entweder unterirdisch oder im Bauwerk selbst angelegt war, und den Gang, der zu dieser führte und auf dem der Sarg hineingeschafft wurde. Wo sich, wie z. B. bei den großen P. von Gizeh, im Innern mehrere Gänge und Kammern finden, verdanken diese entweder einer Änderung des ursprünglichen Bauplans oder spätern Umbauten ihre Entstehung. Die Form der P. als des charakteristischen Königsgrabes hat sich übrigens erst allmählich herausgebildet. Ursprünglich ist dieses eine Mastaba (s. d.) gewesen, ein aus Ziegeln errichtetes Gebäude mit rechteckiger Grundfläche und schrägen Wänden, in dessen (übrigens unzugänglichen) Innerem Räume für die Aufnahme der Königsleiche und der verschiedenen Beigaben angelegt waren. In der 3. Dynastie tritt an die Stelle der Mastaba die Stufenpyramide als Königsgrab, die aus mehreren übereinander gesetzten Stockwerken besteht. Wir kennen zwei davon: die Stufenpyramide von Sakkara, das Grabmal des Königs Zoser, und die Pyramide von Meidum, das Grab des Königs Snofru. Der letztere hat sich aber noch ein zweites Grab errichtet, die große Pyramide von Dahschur, und dieses ist das erste Grab in der eigentlichen Pyramidenform, der Typus für sämtliche P. der Folgezeit. Der 4. Dynastie gehören die P. von Gizeh an, die schon im Altertum zu den Wunderwerken der Welt gerechnet wurden (s. Tafel »Architektur I«, Fig. 1 u. 2). Von den drei großen P., die sich dort auf einem ausgedehnten Totenfelde neben kleinern P. und andern Gräbern erheben, ist die älteste und zugleich größte die des Cheops (Chufu), deren Basis 233 m im Geviert und deren senkrechte Höhe 146,5 m (jetzt noch über 137 m) mißt. Die zweitgrößte gehört dem Nachfolger des Cheops, dem König Chefren (Chefre), die dritte dem Mykerinos (Menkewre) an. Von den Herrschern der 5. Dynastie haben sich die meisten ihre P. bei Abusir errichtet; nur Tetf-Re erbaute sich die seine bei Abu Roasch; Onnos, der letzte König dieses Geschlechts, bei Sakkara. Bei diesem Dorfe liegen auch die Gräber der 6. Dynastie. Die Herrscher der 12. Dynastie haben ihre P. teils bei Dahschur und Lischt, teils im Fayum (die P. Senwosrets II. bei Illahun, die Amenemhets III. bei Hawara) erbaut. Die in Theben residierenden Herrscher der 13.–17. Dynastie haben sich dort ihre P. auf dem westlichen Nilufer erbaut. Thutmosis I. ist der erste Herrscher, der sich statt einer Pyramide ein Felsengrab anlegen ließ, und seinem Beispiele sind dann alle weitern Könige gefolgt. Erst die äthiopischen Könige der Spätzeit haben dann die alte Sitte wieder aufgenommen und Gräber in Pyramidenform, die freilich sich von der ältern durch einen steilern Winkel unterscheiden, ausgeführt. Eine besondere Form zeigt noch die sogen. Knickpyramide bei Dahschur, deren Erbauungszeit ungewiß ist; sie besteht aus Teilen mit verschiedenen Neigungswinkeln, so daß die Kanten geknickte Linien bilden. Seit dem Ende des alten Reiches haben auch die Vornehmen des Reiches die Sitte der Könige angenommen und sich kleine P. aus Ziegeln erbaut, die sich auf einem rechteckigen oder quadratischen Unterbau erhoben; die Sargkammer wurde im Mauerwerk ausgespart und an der Außenseite anstatt des bei den Königspyramiden üblichen Kulttempels meist nur ein einfacher Grabstein aufgestellt, an dem die Hinterbliebenen ihre Gebete verrichteten oder ihre Opfer darbrachten. – Die ältesten P. sind im Innern unbeschrieben; erst mit dem Ende der 5. Dynastie (Onnos-Pyramide von Sakkara) wurde es Sitte, die Innenräume mit religiösen Texten zu beschreiben. Das Mauerwerk der P. besteht in älterer Zeit aus behauenen Kalksteinblöcken, während sie außen mit bessern Quadern, teilweise auch mit Blöcken von sein poliertem Granit verkleidet waren; seit dem mittlern Reiche wurde ihr Bau aus ungebrannten Nilschlammziegeln ausgeführt und Steinblöcke nur zur Verkleidung der Außenflächen und der Innenräume verwendet. Die P. sind meist nicht von vornherein in den großen Dimensionen entworfen worden, wie sie jetzt noch vor uns stehen; vielmehr wurde der Bau erst in kleinerm Maßstabe begonnen, der dann von Königen, denen eine längere Regierungszeit beschert war oder reichere Mittel zur Verfügung standen, erweitert wurde; man vergrößerte dann entweder (z. B. bei der Stufenpyramide von Sakkara) das Gemäuer durch Anbauten ohne Änderung der Gänge und Kammern, oder wandelte das erste Projekt einschließlich der Kammern in ein größeres um (bei der Mykerinos-Pyramide); bisweilen (z. B. bei der Cheopspyramide) wurde sogar eine nochmalige zweite Vergrößerung des Entwurfs vorgenommen. – Nach dem Vorbilde der ägyptischen P. wurden später auch von den Römern und andern Völkern Grabmäler in Pyramidenform erbaut. So ist in Rom ein solches Grabmal des Gajus Cestius noch erhalten. Vgl. »Description de l'Egypte. Antiquités«, Bd. 5; Byse, The pyramids of Gizeh (Lond. 1839–42, 3 Bde.); Lepsius, Über den Bau der P. (in den »Monatsberichten der Berliner Akademie der Wissenschaften«, 1843); Petrie, The pyramids and temples of Gizeh (2. Aufl., Lond. 1885); Maspero, Ägyptische Kunstgeschichte (deutsch von Steindorff, Leipz. 1889); Baedekers »Ägypten« (6. Aufl., das. 1906).

Unter Schlacht bei den P. versteht man den Sieg Napoleon Bonapartes über den Mameluken-Bey Murad 21. Juli 1798; s. Ägyptische Expedition der Franzosen. [⇐477]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 476-477.
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Verweise:

Pyramidenschlacht (21. Juli 1798), s. Ägyptische Expedition der Franzosen.

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[715⇒] Pyramide, 1) (ein ägyptisches Wort von unbekannter Form u. Bedeutung), viereckiges Gebäude, dessen je 2 u. 2 gleiche Seiten von der Basis, von gleicher Länge in schiefer Richtung sich erhebend in einer Spitze endigen. Sie kommen zunächst in Ägypten vor, wo sie als Grabmäler der Könige dienten, u. zwar wurden P-n nur bis um 2000 v. Chr. erbaut u. jeder König hatte seine eigene. Sie sind meist aus Stein, seltner aus ungebrannten Ziegeln erbaut u. dann mit einem steinernen Überzug bekleidet od. mit Steinplatten belegt (welcher Beleg jetzt jedoch meist fehlt). Große P-n sind in Absätzen von 30 bis 40 Fuß gebaut. Anfangs klein angelegt, wurden sie bei längerer Regierungszeit ihrer Erbauer mit mehr Steinmänlein umgeben u. erhielten so größere Dimensionen. Sie stehen mit ihren Seiten genau nach den Himmelsgegenden orientirt u. haben blos einen Eingang. Die Grabkammern sind meist in den Fels gehauen u. die P. darüber erbaut; zuweilen finden sich auch Kammern in dem Mauerwerk selbst. Kleinere P-n waren für Glieder der königlichen Familie bestimmt. Die meisten P-n finden sich in Niederägypten in der Wüste am linken Nilufer von Kairo bis zum Fayum; man zählt dort jetzt noch die Reste von 67 u. theilt sie in fünf Gruppen, wovon die erste, Pyramidengruppe von Gizeh, die drei größten enthält. Sie steht am Ufer des Nils, in der Nähe des jetzigen Gizeh. Die größte u. nördlichste dieser P-n ist die P. des Cheops (Chufu); sie ist aus Stein, die Länge jeder Seite war ursprünglich 764 engl. Fuß breit u. in 208 Lagen 480 Fuß hoch, jetzt ist sie noch 746 Fuß an der Basis u. 450 Fuß hoch. Auf der 15. Lage ist auf der Nordseite der Eingang, verschlossen durch einen Stein u. den Alten erst seit Strabo bekannt, er steht seit der Khalifenzeit offen, führt durch einen schiefgeneigten, 100 Fuß langen, 3 Fuß breiten Gang in den sogenannten Königssaal, in welchem der Sarkophag aus Granit steht. Ein anderer Gang führt von dem Haupteingange nach dem sogenannten Saale der Königin. Mehre Gänge, zum Theil schief od. senkrecht absteigend, führen von diesen Gemächern im Innern der P. herum u. verlieren sich theils im Rohen der P, theils führen sie bis zum Hauptgange zurück. Die P. des Kephrenes (Chephren) ist noch 690 Fuß breit u. 447 Fuß hoch; sie liegt etwas höher als die vorige, u. der Eingang soll in der östlich liegenden großen Sphinx sein. Die P. des Mencherinus (Menkera) ist nur 354 Fuß an der Basis, 203 Fuß hoch, von Steinen gebaut u. steht auf einer Anhöhe. Bei diesen P-n siegten 21. Juli 1798 die Franzosen unter Bonaparte über die Mamlukken unter Murad Bei (s. u. Französischer Revolutionskrieg IV.). Die 4 anderen Gruppen sind die nördlichste bei Abu Roash u. die südlich an die bei Gizeh angrenzende von Abusir, Sakara u. Dahschur; die letztere enthält noch 2 Steinpyramiden fast von der Größe der großen von Gizeh. Alle diese P-n sind aus der Zeit der Memphitischen Kriegsdynastie (s. Ägypten, Gesch. II). In der späteren Zeit wurden nur noch kleinere Ziegelpyramiden in Theben gebaut. Außer Ägypten kommen noch P. in Äthiopien vor, u. deren finden sich noch auf dem See Meroe u. auf dem Todtenfelde am Berge Berkal; sie stammen wahrscheinlich aus dem 7. Jahrh. v. Chr. u. sind nicht blos Königsgräber, sondern auch für andere Personen. Vgl. unter den alten Schriftstellern über die P. Herodot 2,124 ff., Diodoros Sik. 1, 63 f.; unter den neueren Schriftstellern Sylvestre de Sacy Observ. sur l'origine du nom donné par les Grecs et les Arabes aux Pyramides d'Egypte, Par. 1801; Greaves, Pyramidographia, Lond. 1737; Über die Bestimmung der ägyptischen P-n, Berl. 1818; Nouvelles recherches sur l'origine et la destination des Pyramides, Par. 1812; Alois Hirt, Von den ägyptischen P-n etc., Berl. 1815; I. Groberts, Beschreibung der P-n zu Gizeh etc., aus dem Französischen übersetzt, Gera u. Lpz. 1801; Vyse, The Pyramids of Gizeh, Lond. 1839 ff., 3 Bde. Text u. 3 Bde. Atlas; Lepsius, Über den Bau der P-n (im Monatsbericht der Berliner Akademie der Wissenschaften für 1843) u. Beschreibung [⇐715][716⇒] der P. der 5 Gruppen in den Denkmälern aus Ägypten u. Äthiopien, Berl. 1849. In Rom war die P. des C. Cestius, Grabmal des C. Cestius, s. u. Rom (a. Geogr.). Auch in Babylon, bei den Sakern, in Indien u. Mexico finden sich pyramidenähnliche Gebäude, letztere meist von Luftziegeln, mit Erdpech verbunden, innen hohl; sie sind terrassenförmig gebaut u. haben oben eine Kapelle für die Gottheit, welcher sie geweiht waren, u. im Innern die Gräber der Könige, s. u. Mexicanische Religion S. 206; die berühmtesten sind zu Cholula, Papantla, Mitla, Teotihuacan, Xochicalco. 2) Ein Körper, welcher über einem beliebigen, ebenen Vielecke als Grundfläche (Basis) von so viel ebenen, von den Seiten jenes Vieleckes ausgehenden u. in einer gemeinschaftlichen Spitze sich vereinigenden Dreiecken eingeschlossen wird, als das Vieleck Seiten hat; der Vereinigungspunkt aller Dreiecke heißt die Spitze (Scheitel), die Dreiecke selbst die Seitenflächen, ihre Durchschnittslinien die Seitenkanten (Kanten) der P. Unter der Höhe der P. versteht man das aus der Spitze auf die Basis gefüllte Perpendikel. Nach der Zahl der Seiten wird die P. eine 3-, 4-, 5-, ... n seitige genannt. Gleichförmig od. regulär heißt eine P., wenn ihre Grundfläche ein reguläres Vieleck ist u. alle Seitenkanten einander gleich sind, also die Spitze senkrecht über dem Mittelpunkt der Basis liegt. Wird durch einen beliebigen Punkt einer Seite irgend einer P. eine Ebene parallel mit ihrer Grundfläche gelegt, so nennt man das zwischen den beiden Parallelebenen enthaltene Stück der P. eine abgekürzte od. abgestumpfte P. So wie viele Lehrsätze für das Prisma sich unmittelbar auf den Cylinder anwenden lassen, so finden alle hier folgenden, für die P. aufgestellten Lehrsätze auch beim Kegel Statt. a) Jede durch eine P. parallel mit ihrer Grundfläche gelegte Ebene gibt zum Durchschnitt ein der Grundfläche ähnliches Vieleck. b) Die Umfänge beider verhalten sich wie die den beiden P-n zugehörigen gleichliegenden Seitenkanten od. Höhen; es verhalten sich demnach ihre Flächen wie die Quadrate dieser Stücke. c) Der Inhalt einer P. ist gleich dem dritten Theile des Products aus ihrer Höhe in ihre Grundfläche. d) Daher verhalten sich P-n von gleichen Höhen od. Grundflächen bezüglich wie ihre Grundflächen od. Höhen, u. das Verhältniß zweier beliebigen P-n ist aus den Verhältnissen ihrer Höhen u. Grundflächen zusammengesetzt. e) Auch verhalten sich ähnliche P-n, wie die Kuben ihrer gleichliegenden Kanten od. ihrer Höhen. f) Deshalb ist auch jede P. dem dritten Theile eines Prismas gleich, welches mit ihr gleiche Höhe u. Grundfläche hat. g) Der Inhalt einer abgestumpften P. ist der Summe 3 P-n gleich, welche mit jener einerlei Höhe u. zu Grundflächen die obere, die untere Grundfläche u. die mittlere Proportionale zwischen beiden haben. Also, wenn g, G die beiden Grundflächen u. h die Höhe, P aber den Inhalt der abgestumpften P, bezeichnet, so ist P = 1/3 h (g + G + √ g G). Über die besonderen Eigenschaften der dreiseitigen P. s. Tetraeder. 3) In der Krystallographie unterscheidet man die P-n nach dem Krystallsystem, welchem sie angehören, die verschiedenen Arten s. u. Krystallsysteme. Die P-n der Krystallographie sind eigentlich Doppelpyramiden, bestehend aus zwei. mit ihren Grundflächen an einander stoßenden einfachen P-n. Einfache P-n kommen nur in Folge von Hemimorphismus vor; 4) (Her.), als gemeine Figur Nachbildung der ägyptischen; als Heroldsfigur so v.w. Spitze, s. Ehrenstücke A) h); 5) a la P. (a la Figaro), eine Spielart auf dem Billard, s.d. IV. L); 6) eine Art Getreidemandeln, s. u. Ernte 2) B) e); 7) das Felsenbein des Schläfebeins; 8) eine durch Kunst hervorgebrachte Baumform, vorzüglich bei Zwergobstbäumen angewendet; gelingt durch besondere Art zu schneiden, gewährt viel u. schmackhaftes Obst; 9) Orgelpfeife, deren Körper die Gestalt einer umgekehrten vierseitigen P. hat. [⇐716]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 715-716.
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[639⇒] Pyramiden, griech.-dtsch., die Grabmäler der altägypt. Könige, auf quadratischen Grundflächen aufgeführt; auch in Nubien wurden solche Bauwerke, jedoch in späterer Zeit (die altägypt. vor 2000, die nubischen nach 700 v. Chr.) errichtet. Von den größern haben die neuesten Forschungen nachgewiesen, daß zuerst der Kern gebaut und um denselben während der Regierung des Königs, der sie baute, neue Steinmassen umgelegt wurden, so daß das Gebäude im Verhältniß der Regierungsdauer zunahm; die P. sind wie der Belusthurm zu Babylon in Absätzen von 30–40' [⇐639][640⇒] aufgeführt. Im eigentlichen Aegypten finden sich die meisten auf der Westseite des Nil von Kairo bis Fayum, in 5 größeren Gruppen; die 3 größten sind bei Gizeh. Die größte, die des Cheops (Chufu), ist noch 450' hoch (ursprünglich 480'), mißt an jeder Seite der Grundfläche 716' und enthält 90000000 Kubikfuß Mauerwerk. [⇐640]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 639-640.
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[599⇒] Pyramīde. Man versteht unter diesem Namen einen geometrischen Körper, welcher von einer ebenen und vieleckigen Grundfläche und so vielen mit ihren Scheitelpunkten sich vereinigenden Dreiecken als Seitenflächen begrenzt wird, wie die Grundfläche Seiten besitzt. Ist diese ein regelmäßiges Vieleck und sind alle Seitendreiecke einander gleich, so heißt die Pyramide eine regulaire oder gleichförmige; die dreiseitigen Pyramiden, welche also ein Dreieck zur Grundfläche haben, werden gewöhnlich Tetraeder genannt. Endigt eine Pyramide nicht mit einer Spitze, sondern mit einer [⇐599][600⇒] ebenen Fläche, so heißt sie eine abgestumpfte, auch verkürzte. Was mit der Form einer Pyramide Ähnlichkeit hat, wird pyramidenförmig genannt. Als ungeheure Bauwerke des Alterthums berühmt sind die ägyptischen Pyramiden, deren in verschiedenen Gegenden von Mittelägypten sich etwa 40 erhalten haben. Sie sind vierseitig, zum Theil aus gewaltigen Quadern von Kalkstein, seltener von Backsteinen aufgeführt und stehen mit den Seiten genau nach den vier Himmelsgegenden. Unter den mancherlei Meinungen über die Bedeutung dieser merkwürdigen Denkmale scheint die am wahrscheinlichsten, welche sie für Grabmäler ägypt. Könige erklärt, womit nicht nur die erhaltenen Nachrichten alter Schriftsteller, sondern auch die Untersuchung des Innern übereinstimmt, indem man dabei gewöhnlich nur zwei bis drei Kammern und in der geräumigsten derselben einen großen steinernen Sarg mit Gebeinen von Menschen oder heiligen Thieren vorfand. Alle in Ägypten vorhandene Pyramiden werden in fünf Gruppen abgetheilt, von denen die berühmteste Kairo gegenüber am linken Ufer des Nils bei dem von vielen Töpfern bewohnten Städtchen Dschiseh oder Gize sich befindet und die drei größten und ältesten enthält, von denen umstehend eine Ansicht gegeben ist. Die höchste davon ist jetzt ohne Spitze noch 456 F. hoch und nach dem griech. Geschichtschreiber Herodot vom König Cheops aus Steinen aufgeführt, welche vom Gestade des rothen Meeres an den Nil und auf diesem und den zur Zeit der Nilüberschwemmung schiffbaren Kanälen hergeführt wurden, womit 100,000 Menschen innerhalb zehn Jahren 30 Monate lang beschäftigt waren. Mehr als dreimal so viele vollendeten dann in 20 Jahren den Bau selbst und Cheops soll sich durch den dabei geübten Zwang den Haß der Ägypter zugezogen haben. Die zweite soll von des Cheops Bruder Chephren erbaut worden und mit weißem Marmor bekleidet gewesen sein; als Erbauer der viel kleinern dritten wird Mykerinos, der Sohn von Chephren, genannt. Südl. von diesen Pyramiden ragt die große Sphinx (s.d.) aus dem rundum angehäuften Sande hervor. Andere Gruppen von Pyramiden sind die von Mandschelmusa, Sakkarah oder Akanthos, Dagschur und Fejum; außerhalb Ägypten gibt es ähnliche Gebäude in Indien und in Mexico (s.d.). In Rom befindet sich eine 160 F. hohe Pyramide, welche das Grabmal des Cn. Cestius ist und davon die des Cestius heißt und neben welcher der Begräbnißplatz für Protestanten liegt. – Von den Pyramiden von Dschiseh hat auch die Schlacht bei den Pyramiden ihren Namen, welche im Angesicht derselben die Franzosen unter Bonaparte am 21. Jul. 1798 gegen Murad Bei mit 6000 Mamluken und eine noch größere Anzahl von Arabern und Fellahs gewannen. Die nächste Folge dieses Sieges war der Übergang über den Nil und die Besitznahme von Kairo. [⇐600]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 599-600.
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[313⇒] Pyramiden. Das Land dieser merkwürdigen Ueberreste alter Baukunst ist Aegypten, doch finden sich auch Pyramiden in Mexiko und Indien. Jedenfalls verdienen aber die kolossalen P. Aegyptens und namentlich die Mittelägyptens, vorzugsweise unsere Aufmerksamkeit. Sie sind aus verschiedenem Material erbaut, viereckig und meist inwendig hohl. Ihr Zweck mag verschieden gewesen [⇐313][314⇒] sein, doch dienten sie meist zu Begräbnißstätten. Die berühmteste Pyramidengruppe befindet sich bei Gizé in der Nähe von Memphis, wovon die größte nach Herodot in 20 Jahren von 100,000 Menschen erbaut worden sein soll. Die Zahl der noch in Aegypten vorhandenen P. beläuft sich auf 40. [⇐314]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 313-314.
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[502⇒] Die Pyramiden (a. dem Coptischen, wörtlich Sonnenstrahlen) sind große, viereckige, inwendig aus verschiednen Gängen und Gemächern bestehende Gebäude, die von einer sehr breiten Grundfläche allmählig spitziger zu laufen und sich in einer platten Decke endigen. Die Seiten derselben richten sich genau nach den vier Hauptgegenden des Himmels. Man findet diese bewundernswürdigen Gebäude nur in Egypten, wo es noch fünf verschiedne Gruppen giebt, die alle auf Anhöhen stehen. Die Materialien derselben sind verschieden, Kalksteine, Basalt, Granit u. s. w. Die einzelnen Steinblöcke sind aber mit solcher Kunst zusammengesetzt, daß Jahrtausende sie noch nicht zerstört haben. Auch die Bauart und Größe ist verschieden. Der bekannte Reisende Niebuhr, der sie genau untersucht hat, sagt: »Wer sich einen Begriff von der Größe einer der beiden großen Pyramiden, die man in der Nähe von Kahiro antrifft, machen will, der stecke auf freiem [⇐502][503⇒] Felde ein Viereck ab, dessen jede Seite 700–710 Fuß lang ist, und denke sich auf dieser viereckigen Fläche einen soliden, in einer senkrechten Höhe von 440 Fuß aufsteigenden und in einer Spitze sich verlierenden kolossalischen Körper; dann wird er ungefähr eine Vorstellung haben, welchen Eindruck eine der wirklichen Pyramiden bei ihrem Anblick in der Nähe machen muß.« Ueber die Bestimmung dieser merkwürdigen Denkmähler des Alterthums sind die Geschichtsforscher nicht einig. Sehr wahrscheinlich ist es, daß sie zu Grabmählern dienten, indem man noch viele Grabgewölbe in ihrer Nähe findet. Andre halten sie für Kammern, die zur Feier der Mysterien bestimmt waren, oder für symbolische Darstellungen der Unsterblichkeit, oder gar für bloße Prachtzeichen der Egyptischen Könige. Das Besuchen der Pyramiden ist mit mancherlei Beschwerden verknüpft. Die meisten sind gar nicht mehr zugänglich, da sie unter dem Flugsande gleichsam begraben liegen. [⇐503]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 502-503.
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[301⇒] * Pyramiden: über diese hat in neuerer Zeit ein franz. Officier, Grobert, welcher zu Ghizé ein Commando hatte, nähere Beobachtungen gemacht, welche auch zu Paris (i. J. 9.), und in einer Uebersetzung, Gera u. Leipz. 1801 erschienen sind. [⇐301]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 301.
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[872⇒] Die Pyramīde, plur. die -n, aus dem Griech. und Latein. Pyramis, eigentlich ein großes steinernes viereckiges Gebäude, welches oben ganz spitz zuläuft, von welcher Art besonders die berühmten Pyramiden Ägyptens sind. In weiterer Bedeutung, ein jeder Körper, dessen Grundfläche eine geradlinige Figur, die Seitenflächen aber geradlinige Triangel sind; die Spitzsäule. Man hat dieses Wort lange, aber freylich seltsam genug, von dem Griech. πυρ, Feuer, abgeleitet, weil eine Pyramide einige Ähnlichkeit mit einer Feuerflamme haben sollte. Allein Pyr, Pir, ist ein altes allgemeines Wort, welches etwas hohes und spitziges bedeutet, wovon πυρ, Feuer, nur eine Figur ist, welches zu unserm hären, heben, empor u.s.f. gehöret, und wovon auch die Pyrenäen ihren Nahmen haben; so daß man der Ableitung des Jablonski von dem alten Ägyptischen Piromis, ein Mensch, gar wohl entbehren kann. [⇐872]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 872.
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